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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0215
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4143 *-•

„Vota, de Knochen Inn ma weh!"

„Ra, wart' noch 55 Jahre, dann kannste se ausruhn, dann kricgste
'n Tag 35 Fennige Altersrente!

Vorbeugung.

Unteroffizier: Der Rekrut Meier scheint desertieren zu wolle» —
ick wer' ihn mal jleich jeheerig vor'n Bauch treten, det er die nächste
Zeit »ich loofen kann.

Im (Sifev.

Gcschichtsprofessor: Kaiser Nero war eitel und genußsüchtig, grau-
sam und ungerecht, feige und wankelmütig-mit einem Worte:

Er ivar ein geborener Herrscher! 8°.

M HobeWäne. LT

Tapfer haben sie befehdet
Jeden Feind in Köln am Rhein,

Mächtig haben sie-geredet —

Und getrunken guten Wein.

Morgens wurde nicht gefackelt:

„Fest steh'n wir in Kampf und Sturm!"
Doch beim Heimgeh'n hat gewackelt
Abends mancher Zentrumsturin.

Nachdem Nationalsoziale und Freisinnige Ver-
einigung sich zusainmengetau haben, werden
beide Parteien vereint marschieren und — ver-
eint geschlagen werden.

Paraden überall im Deutschen Reiche!

Man kann's den hohen Herren nicht verdenken,
Wenn sie im Herbst sich das Vergnügen schenken,
Auf hohein Roß dem Schauspiel beizuwohnen.

Im Juni taten wir genau das Gleiche:

Wir hielten Heerschau — über drei Millionen!

Man kann nicht zween Herren dienen — wer den Mammon anbetet,
muß das Volk betrügen.

Vielliebster Vetter Eduard,

Kannst du uns nimmer leiden?

In Frankreich tvarst du, in Rom, in Wien —

Willst du uns ewig schneiden?

Konnte man nicht einen Schneider zum Reichsschatzsekretär machen?
Seine Aufgabe ist ja doch nur, Löcher zuzuflickcn!

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Danklied.

Endlich ist dir Tal gelan!

Beifall klatschen alle Hände,

Dass dem Zuckerprämionwust
Ward bereitet nun ein Ende.

Zwar der Zuckermillionär
Knurrt und murrt in seinem Grimme,
Dock, sein Grvllen übertvnt
Laut der Menge Iubelstimme.

Seht! Die Hausfrau fleht beglückt,

Weil der Kaffer nun schmeckt besser,

Und der Abstinenxlrr schlürft
Dvpprlt soviel Zuckrrwässer.

Doppelt grosse Stücke tut
In den Grog der biedre Kutscher,

Selbst der Säugling ist vergnügt,

Denn gewachsen ist der Lutscher.

Doch der brave Deutsche wriss:

Dies verdankt er der Negierung!

Ins loyale Auge steigt

Ihm dir Träne frommer Rührung.

Dank vor allem, Bernhard, dir!

Grosser Kanzler, sei gepriesen!

Der du stets darauf bedacht

Uns das Dasein zu versüßen! Ignows.

Lehmann: An die Donau jeht et jetzt leb-
haft zu. In Pest schrei'n se: Los von Österreich!
Uit in Wien schrei'n se: Los von llujarn!

Piefke: Ja un dann sagen die Leite immer
noch, daß mit det Habsburgerreich nischt los is!

Piefke: Jeht mechten se den armen Prinzen
Arenberg wegen det bisken Dotschlag womöglich
köppen. In die jute alte Zeit hat man von sonne
Lappalie nich soviel Uffhebens jemacht.

Lehmann: Üle, sonst hätten mir heitc iebcr-
haupt kcene Prinzen nich mehr!

Piefke: lln det wäre doch een jroßct llnjlick!

Äbgeordnelcneruehnng in Ungarn.

Präsident bei der Beeidigung: Opposition
können Sie treiben, so viel Sie wollen. Aber es
darf nicht soweit gehen, daß Sie gleich 12 000 Kronen
von der Regierung ausschlagen. Sc.

Lieber Jacob!

Wat de Freiherren von Schirp sin, die haben
in de Tempelhofer Jejend llnjlick. Der eene, der
„jeistije Arbeetcr", setzte sich bei de letzten Reichs-
tagswahlen uff'n Tempelhofer Bock beese in'n
Wurschtkessel, un der andre, der jroße, der „allens
macht", hat jetz mit de Herbstparade uff't Tempel-
hofer Feld Maleer jehabt. Zwee Dage mußte
der llnjlicksmensch det Maulaffen-Jeriste for det
seine Publikuiu offen halten, un for eenen kriegte
er bloß berappt. Da war der Verdienst natier-
lich futsch, lln det kam allens bloß von det
schlechte Wetter. Weil et doch so nach Rejen
aussah, mußte det jlorreiche Kriegsherr, det kceuc
Rejcnschirmc nich bei sich hatte, wieder Kehrt
machen un aus det erhabenste Schauspiel, det
unser jejenwärtijet Heldcuzcitalter uff Lager hat,
konnte nischt werden. Erst am Dage druff hat
man det Verseimte nachjeholt — zur jroßen Be-
friedijung von meinen Jiugsten, der uff die Art
zwee Dage nich in de Schule zu jehn brauchte.
Zum llnjlick folgte denn noch jleich det heilste
Sedanfest, wo et wieder frei jab. So kam der
Bengel aus den Militarismus jarnich 'raus un
is in die drei Tage so verwahrlost, det ick am
vierten bereits friehinorgens meiner Vaterpflicht
jeniejen un ihn in jreeßerem Umfange det Leder
aushauen mußte.

Der italienische Oberleitnant un Chinahcld
Modugno, der oogenblicklich det Pech hat, seit
een Jahr in't Jefängnis zu sitzen, is mit den
preißischen roten Adlerorden nebst Schwertern
ausjezeichnct worden. De Schwerter sin in diesen
Fall von Bedeitung, weil der edle Ritter unter
de Anklage steht, seine eejne Jattin abjemurkst
zu haben. Villeicht wäre et passend jewesen, den

Orden aitßer de Schwerter noch'n paar Dietriche
beizufiejen, denn der Herr Oberleitnant hat ooch
jestohlcn wie'n Rabe.

Det „Klcene Journal" is un an den berihmten
Kouuuerzienrat Leichner verkooft worden. Ick
sirchte bloß, det die Zeitung den Mann rujenieren
ivird. Denn wenn er all den Dreck un Jestank
von dieset Käseblatt mit seine Fettschminke iber-
kleistern un mit seinen Parfüm beteibeu will,
denn jeht — det jarantiere ick — sein janzet
Warenlager zunt Deiwel, un am Ende reicht et
nich mal.

Seit einije Dage haben wir hier in de llm-
jcjend hohen Besuch. Seine Durchlaucht der Prinz
von Areuberj is in Tejel injetroffen tm hat in
det dortije Jefängnis abzusteijen jeruht. Der hohe
Herr kommt aus Hannover, wo et ihn soweit
janz jut jefallen haben soll. Aber, da er seinen
Wärtern bereits allen Schnaps ausjesoffen hatte,
war seine Anwesenheit dort entbehrlich jeworden
un se haben ihm nu seine Residenz nach Tejel
verlejt. Jbrigens is et jarnich wahr, wat in de
Zeitungen stand, det se Arcnberjen mit 'ne Ekle-
paschc von 'n Bahnof abjeholt haben. Der Je-
fängnisdirektor hat klipp un klar erklärt, det er
den erlauchten Jast bloß in eene janz ordinäre,
lausije Kutsche, in die er selber sonst zu fahren
pflejt, hat beserden lassen. Ooch sonst is von
irgendwelche Feierlichkeiten, wie se jewecnlich bei
Ankinfte von hochjestellte Perseenlichkeeten statt-
flnden, nich de Rede jewesen. Weder 'ne Ehren-
pforte noch de iblichcn weißjeklecdetcn Jungfrauen
waren beim Empfange zujejen. Uff de Ehrenpforte
soll der Prinz ja ooch jerne verzichtet haben, da-
jejen wäre et ihn — wie ick aus sichere Quelle
erfahre — sehr lieb, wenn man ihn de aus-
jefallenen Jungfrauen nachliefcrn mechtc. Ilff de
weißen Kleeder lejt er keen Jewicht , nich, da ihn
bei solche Formalitäten de Beklecdung iberhaupt
völlij schnuppe is.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

^suchen die Partcigenoflen, eine rechk kräftige Agitation für den Mahren Jacob zu entfalten.
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