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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0289
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4217

„Mein Zimmer Hab' ick jetzt an een Leitnant vermietet."
„Na, denn jieb man uff deine Olle acht!"

IiolieWane. es

Mich freut und labt in: innersten Gemüt
Das Wahlgesetz von Preußen und von Sachsen,
Denr neuer Ruhm in letzter Zeit erblüht,

Dem hohe Ehre kürzlich zugemachsen.

Die beiden haben wirklich viel gemein,
Betrachtet man sie gründlich in der Nähe.
Das eine scheint ein Rabe mir 31t sein,

Das andre aber ist gewiß 'ne Krähe.

Die „oberen Zehntausend" werden von ihren
Blättern wegen der jüngst verhandelten Skandal-'
7^57-3 Prozesse zur „Selbstzucht" ermahnt. Da erleben
wir vielleicht noch den Entschluß eines Geheimen
Kommerzienrats, aus Selbstzucht jährlich eine Flasche Sekt ivcniger zu trinken.

Den neusten sächsischen Skandal
Kann ich nicht überraschend finden;

Es ist doch nicht das erstemal,

Daß spurlos die Bourbons verschiviuden.

Zu allem Überfluß war diese
Roch die Cousine der Louise,

Und ist so leicht davon gekommen,

Weil sie — den Kutscher mitgenommen.

Der „vereinigte Liberalismus"
viele Köche verdorben haben.

Sprachlehrer und auch Kutscher,
Die steigen jetzt im Preis,

Sie werden von erlauchten
Damen geliebt gar heiß.

kommt mir vor wie ein Brei, den zu

Wer weiß, was da noch alles
Zu unsrer Zeit passiert!

Ich glaube bald, die Welt wird
Jetzt demokratisiert.

Es kommt häufig vor, daß der Herrscher eines großen Reiches sich allen
Ernstes für einen großen Fürsten hält. Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Richters Rettung.

Drr große Lugen Lichter,

Der edle Jubelgreis,
Verschlang viel Sozialisten
AI« lieblings-Frühstücksspeis.

Er hak von dieser Nahrung
Limas zu viel verbraucht
Und hat dabei recht gründlich
Den Magen sich verstaucht.

Da kam zu der Erkenntnis
Alsbald drr brave Mann,

Daß man dir Sozialisten
So nicht vrrlilgrn kann.

Der Held begann zu fürchten
In seinem Freisinns-Wut,

Ls möchte ihn verschlingen
Dir Sozialistenstut.

Er sucht in seinen Ängsten,
Was ihn noch retten kann,

Da dacht' er an die Junker
Und ihren starken Mann.

Die locken ihn so freundlich:
Komm her, du armer Wurm,
Wir wollen dich entreißen
Dem Sozialistensturm.

Der Cugrn kommt geflohen,
Weil seine Furcht nicht klein,
Und schlüpfet einem Junker
Hinten alsbald hinein.

Wir glauben, daß geborgen
Und sicher er dort sitzt
Und vor den Sozialisten
Nun sein Asyl ihn schützt.

Die käelslen.

flla* Uhland.)

Sittenstrenge Dresdener Prinzessinnen,
Kwiltscb--U)roblcwo, Oldenburg, Gumbinnen,
Jorbachs liebedurst’ges Bataillon!

UJenn ich solche CUorte singe,

Braucht es dann noch grosser Dinge,

Glich zu preisen, Gdelste der Ration? g. s.

U

Lieber Jacob!

De Scharlottenburjer haben wieder mal 'n
kleenen Krach mit ihren beriehmten Stadtver-
orntenvorsteher Strähler. Det is nämlich 'n sehr
talentvoller Mann. Wie er vor einije Jahre zu-
sammen mit eenen Jesinnungsjenossen zu'n Land-
tag kandidiert hat, da jab er die Jegenpartei fimf-
hundert Meter zur Ajitazjon jegen seinen Kollejen.
tln wie se ihm die Schose unter de Reese rieben,
ließ er sich von seine Jetreien 'u Vertrauens-
votum verabfoljen un mit 'ne Festpräpelei be-
feiern. Jetz soll er 'n bliehenden Handel mit un-
besoldete Stadtratsstellen betrieben haben. Mit'n
Vertrauensvotum is et diesmal Essich, un wenn
er sich wieder ufs'n Festessen reinwaschen will,
denn wird er woll mit seine Brieder so ville
runterschlucken missen, det se sich alle den Magen
dran verderben. Vielleicht hat er denn nachher
’n Jrund, aus „Jesundheitsrücksichten" 'n ehren-
vollen Abtritt zu nehmen.

Mit de Landtagswahlen sin de Freisinnjen
jarnich recht zufrieden. Eujen meent zwar, det
Resultat wäre „keen unjinstijet" nich — aber der
Mann is 'n Jemiet un von eene Bescheidenheit,
die mir immer Tränen in't Ooge treibt. Un
dabei haben de Sozialdemokraten de Freisinnijen,
wie Eujen sagt, bei de Wahlen ieberall an de
n. fi. Wand jedrickt un vor de Türe jesetzt. Wenn ick

'n Freisinnijer wäre, wirde ick mir det bestimmt
nich jefallen lassen. Warum dricken eejentlich
bloß nich de Freisinnijen de Sozialdemokraten
an de Wände un setzen se vor de Türe? Vielleicht
kannste mir det sagen?

Der scheene Moabiter Prozeß jejen de polnische
Jräfin hat nu ooch sein selijet Ende jefunden.
Der eenzije Jelackmeierte is der Staatsanwalt,
den se jleich bis nach Elberfeld spediert haben.
Dajejen haben de polnischen Jrafen jlänzend ab-
jeschnitten. Dem eenen is seine Zeijungskraft
von't Jericht in 'n Namen des Keenigs feierlichst
bestätigt, un der andre, wat der Jraf Hektar is,
kann sojar den Staat 'ne umfangreiche Zeijen-
rechnung zur Berappijung präsentieren. Det
Jeld wird nu wol aus die Viertelmilljarden-
pinke jeblecht werden, die sich de Rejierung for
ihre Posensche Triumphzieje hat beivillijen lassen.
Jnowratzlaw plantscht in Wonne!

Reilich haben se 'n Arbeeter zu vier Wochen
verdonnert, weil er in 'ne Versammlung jeeißert
hatte: „De Konservativen sin Schweine." Der
Beweis der Wahrheit is ihn in einije Punkte
nich jejlickt, und da haben se ihm »u injespunnr.
Ick sage, det kommt bloß von de mangelhafte
Schulbildung, die de ältere Jenerazjon jenossen
hat. In die Fibel, aus die jetz mein Jingster
lernt, steht janz deitlich drin: „Det Schwein is
'n nitzlichet Haustier; et hat 'n dicket Leder un
Borsten." Da kann man nu jleich sehen: mit
det dicke Leder un de Borsten stimmt et ooch bei
de Konservativen — aber bet se nitzliche Haus-
tiere sin, det wird keen Mensch nich 'n studierten
Richter inreden wollen. Wenn der Arbeeter jrind-
lichere zolojische Kenntnisse jehabt hätte, denn
wäre ihn eben det Maleer mit die vier Wochen
nich passiert.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

IUir brsultzen die rarteigknoffen, eine rechl kräftige Agitation für den Mahren laeov m entfallen.
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