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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0012
°M'ustrirte
UirtrrhaLlAKZs-BerLaar
-es wahren Jacob
in Neujabrsgruß.
von Klara Müller.
Die Zeit ist reif, und wie Silvestertand
Zerstiebt, was war. Gin Sturmhauch geht durchs Land.
Die Glocke dröhnt; das junge Jahr betritt
Die Bühne. Seine Wolkenhüllen fallen.
Hart auf gefror'ner Erde hallt fein Schritt,
Ach, keine Rosen aus dem Märchenland —
Die Sichel bringt es euren Saaten mit
Und einen heißen roten Trank euch allen:
„Das ist der Trank der Freiheit, den ihr trinkt.
Ihr geht durch Rampf. Auch diese wende bringt
Den Frieden nicht. Der weg ist rauh und weit —
Doch euer Auge weiß das Ziel zu finden,
Und siegessicher stürmt ihr in den Streit.
Habt acht, habt acht, daß keine Hailb euch sinkt,
Rein Rampe müde werde vor der Zeit,
Rnd unbenutzt laßt keine Stunde schwinden!
„In allen Tiefen sollt ihr suchen gehn,
Aus allen Höb'n soll euer Banner Wehn;
Rnd wo ein Herz nach Recht und Freiheit schreit,
Da seid zur Stelle, ihm das Recht zu künden!
Das große Werk fei eures Wirkens Ruhm:
was kleinlich ist und neidvoll, schleudert weit
wie Schlangenbrut aus eurem Heiligtum --
Der reinen Wahrheit Fackel sollt ihr zünden!"
Das fei für euch des Reuen Jahres Gruß:
Zu Häupten Licht, und Licht vor eurem Fuß,
Daß keiner strauchle, der zum Rampfe zieht!
Die Glocke dröhnt. Run laßt die Becher klingen:
Trinkt aus! wie Feuer geht der Trank ins Blut.
Auf aller Lippen sitzt ein Siegeslied....
Rnd wahrt ihr brüderlich das höchste Gut,
So wächst die Rraft und muß das Werk gelingen!
'(? \1/ G)
Die Affe» fängt man in der Kalle,
Alldeutsche werden niemals alle.
Der Bovist wächst am faulen Holz,
Den Bürgersinn ziert Mannesstolz.
Das Lentrum kämpft für Gottes Lhre,
Der Lorpsstudent macht schnell Larriere.
Drehkreisel ist ein Kinderspiel,
Dummköpfe reden oft zu viel.
In Posen man den Lndell ehrt.
Weil Ehrlichkeit am längsten währt.
Die Flöte gibt 'nen sanften Ton,
Der Freisinn macht Opposition.
Manch Gimpel protzt mit seiner Lhre,
Ach Gott, wenn ich doch Leutnant wäre!
Die Hunnen waren wüste Kerle, ’
Das deutsche Heer ist eine Perle.
Intelligenz herrscht an der Spree,
Die Insel liegt im Havelsee.
Juwelen sind für Geld zu haben.
Der Junker schätzt die Liebesgaben.
Kommerzienräte sammeln Schätze,
Schmutzfinken kriegen leicht die Krätze.
Der Leib des Mastschweins glänzt von Schmeer,
Der §>rtel ist ein Lyriker.
Der Herr Minister ist behende.
Das Mittelalter nimmt kein Ende.
Der Nörgler sitzt im Kerker tief,
Naturen sind oft impulsiv.
Aus Osten kam der Weisheit Licht,
Doch aus Gstelbien kam es nicht.
Dem Proletarier geht's beschwerlich.
Die Polizei ist unentbehrlich.
Die Oualle schwimmt ins Meer hinein.
Der Ouatschkopf macht uns Ohrenpein.
Rumfutsch ist eine kräft'ge Speise,
Die Reichsregierung handelt weise.
Der Stinkdachs stinkt ganz zweifelsohne.
Der Staatsanwalt beschützt die Krone.
Der Teil war ein berühmter Schweizer,
Der Tirpitz fordert neue Kreuzer.
Ultramontan ist bei uns Trumpf,
Die Unke fühlt sich wohl im Sumpf.
Das Vaterland ehrt den Propheten,
Der Volksvertreter wünscht Diäten.
Der Löwe ist ei» Wüstenkönig,
Weltpolitik kost't gar nicht wenig.
Kranz Lauer war ein heil'ger Mann,
Aie sieh ein L für '» U du an!
Der Hsop riecht recht aromatisch.
Der Hankee ist uns jetzt sympathisch.
Die Zecke sitzt am Bauch des Hunds,
Im Zickzackkurs regiert man uns. .7. 8.
Voir den heiligsten Gittern.
Ein Kampf der Geister wird gegenwärtig in
der ehrwürdigen Musenstadt Weimar ausgc-
fochten. Man streitet sich um eine Mauer, die
den ehemaligen Garten Goethes umschließt und
die zivecks Erweiterung der Straße abgebrochen
werden soll. Die Vertreter der Intelligenz, unter
Führung der deutschen Dichter Ernst v. Wilden-
brnch und Paul Heyse, haben gegen den Abbruch
einen geharnischten Protest erhoben.
Als vor kurzen, den weimarischen Arbeitern
verboten wurde, einen Vortrag über Goethe und
seine freiheitlichen Ideale zu veranstalten, da hielt
das gebildete Bürgertum einen Protest für über-
flüssig. Die heutigen Geistesrecken der Bourgeoisie
schützen die Vermächtnisse unserer Klassiker eben
nur dann, ivenn diese Vermächtnisse ein Ver-
kehrshindernis bedeuten. j. s.
Ahnungsvoll.
Als die Katze den Gastwirt auf sich zukommen
sah, ergriff sie das — Hasenpanier.
Leilaxe zum „Wahren Iacob" Är. 455 >. >004.
UirtrrhaLlAKZs-BerLaar
-es wahren Jacob
in Neujabrsgruß.
von Klara Müller.
Die Zeit ist reif, und wie Silvestertand
Zerstiebt, was war. Gin Sturmhauch geht durchs Land.
Die Glocke dröhnt; das junge Jahr betritt
Die Bühne. Seine Wolkenhüllen fallen.
Hart auf gefror'ner Erde hallt fein Schritt,
Ach, keine Rosen aus dem Märchenland —
Die Sichel bringt es euren Saaten mit
Und einen heißen roten Trank euch allen:
„Das ist der Trank der Freiheit, den ihr trinkt.
Ihr geht durch Rampf. Auch diese wende bringt
Den Frieden nicht. Der weg ist rauh und weit —
Doch euer Auge weiß das Ziel zu finden,
Und siegessicher stürmt ihr in den Streit.
Habt acht, habt acht, daß keine Hailb euch sinkt,
Rein Rampe müde werde vor der Zeit,
Rnd unbenutzt laßt keine Stunde schwinden!
„In allen Tiefen sollt ihr suchen gehn,
Aus allen Höb'n soll euer Banner Wehn;
Rnd wo ein Herz nach Recht und Freiheit schreit,
Da seid zur Stelle, ihm das Recht zu künden!
Das große Werk fei eures Wirkens Ruhm:
was kleinlich ist und neidvoll, schleudert weit
wie Schlangenbrut aus eurem Heiligtum --
Der reinen Wahrheit Fackel sollt ihr zünden!"
Das fei für euch des Reuen Jahres Gruß:
Zu Häupten Licht, und Licht vor eurem Fuß,
Daß keiner strauchle, der zum Rampfe zieht!
Die Glocke dröhnt. Run laßt die Becher klingen:
Trinkt aus! wie Feuer geht der Trank ins Blut.
Auf aller Lippen sitzt ein Siegeslied....
Rnd wahrt ihr brüderlich das höchste Gut,
So wächst die Rraft und muß das Werk gelingen!
'(? \1/ G)
Die Affe» fängt man in der Kalle,
Alldeutsche werden niemals alle.
Der Bovist wächst am faulen Holz,
Den Bürgersinn ziert Mannesstolz.
Das Lentrum kämpft für Gottes Lhre,
Der Lorpsstudent macht schnell Larriere.
Drehkreisel ist ein Kinderspiel,
Dummköpfe reden oft zu viel.
In Posen man den Lndell ehrt.
Weil Ehrlichkeit am längsten währt.
Die Flöte gibt 'nen sanften Ton,
Der Freisinn macht Opposition.
Manch Gimpel protzt mit seiner Lhre,
Ach Gott, wenn ich doch Leutnant wäre!
Die Hunnen waren wüste Kerle, ’
Das deutsche Heer ist eine Perle.
Intelligenz herrscht an der Spree,
Die Insel liegt im Havelsee.
Juwelen sind für Geld zu haben.
Der Junker schätzt die Liebesgaben.
Kommerzienräte sammeln Schätze,
Schmutzfinken kriegen leicht die Krätze.
Der Leib des Mastschweins glänzt von Schmeer,
Der §>rtel ist ein Lyriker.
Der Herr Minister ist behende.
Das Mittelalter nimmt kein Ende.
Der Nörgler sitzt im Kerker tief,
Naturen sind oft impulsiv.
Aus Osten kam der Weisheit Licht,
Doch aus Gstelbien kam es nicht.
Dem Proletarier geht's beschwerlich.
Die Polizei ist unentbehrlich.
Die Oualle schwimmt ins Meer hinein.
Der Ouatschkopf macht uns Ohrenpein.
Rumfutsch ist eine kräft'ge Speise,
Die Reichsregierung handelt weise.
Der Stinkdachs stinkt ganz zweifelsohne.
Der Staatsanwalt beschützt die Krone.
Der Teil war ein berühmter Schweizer,
Der Tirpitz fordert neue Kreuzer.
Ultramontan ist bei uns Trumpf,
Die Unke fühlt sich wohl im Sumpf.
Das Vaterland ehrt den Propheten,
Der Volksvertreter wünscht Diäten.
Der Löwe ist ei» Wüstenkönig,
Weltpolitik kost't gar nicht wenig.
Kranz Lauer war ein heil'ger Mann,
Aie sieh ein L für '» U du an!
Der Hsop riecht recht aromatisch.
Der Hankee ist uns jetzt sympathisch.
Die Zecke sitzt am Bauch des Hunds,
Im Zickzackkurs regiert man uns. .7. 8.
Voir den heiligsten Gittern.
Ein Kampf der Geister wird gegenwärtig in
der ehrwürdigen Musenstadt Weimar ausgc-
fochten. Man streitet sich um eine Mauer, die
den ehemaligen Garten Goethes umschließt und
die zivecks Erweiterung der Straße abgebrochen
werden soll. Die Vertreter der Intelligenz, unter
Führung der deutschen Dichter Ernst v. Wilden-
brnch und Paul Heyse, haben gegen den Abbruch
einen geharnischten Protest erhoben.
Als vor kurzen, den weimarischen Arbeitern
verboten wurde, einen Vortrag über Goethe und
seine freiheitlichen Ideale zu veranstalten, da hielt
das gebildete Bürgertum einen Protest für über-
flüssig. Die heutigen Geistesrecken der Bourgeoisie
schützen die Vermächtnisse unserer Klassiker eben
nur dann, ivenn diese Vermächtnisse ein Ver-
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Ahnungsvoll.
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