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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 21.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0058
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4281

Anerkennung.

|*e« dem Streik haben Sie ja famos nbgeschnittcn, Herr Kom-
haben mid) alle wacker für uns geschafft, die Regierung und die
•ofll3ni§ ausstellen."

i°llJci' Geistlichen und die Gendarmen — wir können ihnen ein gutes

Piefke: Uff det Scherl'sche Sparlottcrieprojekt wär'n unsere Minister
""" "iieene jarnich jekommen. .. ,

Lehmann- Nee' jejen Scherl'n sind fe eben de reinen Wa>,enknaben!

Piefke: Vielleicht sind fe später als solche bei de Ziehungen zu verwerten?

Piefke: De Rejierung will jeden neien Ansiedler in Südwestafrika Zehn-
'"usend Mark Zuschuf; jeden. Wenn sich det doch unsere „Notleidenden"
runutzr machten, damit wir se uff 'ne anständige Art los würden!

. Lehmann: Da kcnnstc die Nummer schlecht! Wenn se den Zuschuß
>utnz haben, kriejen se .iäcimweh un wir Ham se ivieder hier.

Piefke: Det is zu schade! Ick jönnte ihnen de ncie Heimat von Herzen.

M noveWäne. rs

Wenn du wie ein Chinese lebst
Von einer Hand voll Reis,

So rühmt man deine Mäßigkeit
Und zollt dir Lob und Preis.

Doch koimut erst einer her des Wegs,

Ter leben kann von Lust,

So seht man ihm ein Monument,

Ein prächtiges, auf die Gruft.

Und darauf schreibt in goldner Schrift
Der Unternehmer Schar,

Daß dieser Mann dem deutschen Volk

DaS schönste Vorbild mar.

.

Die Leute sprechen nie mehr, als wenn sie behaupten, sprachlos zu sein.

Es loben die Herren Richter sich
Im deutschen Reichstag fürchterlich!

Sie sollten lieber damit ruh'n
Und warten, bis es andre tun.

Es ist eine böswillige Verleumdung, zu behaupten, daß jeder katholische
Pfarrer eine Mätresse hat. Denn viele haben auch zwei oder noch mehr.

Erzberger heißt der große Mann,

Der den Sozialismus töten kann;

Auch sein Rezept kann vor ich weisen:

Man muß das Maul recht ireit aufreißen!

Neuestes Sprichwort der Hereros: Handel bringt Händel!

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Väterchens" Gebet vor der Schlacht.
Himmel erhöre Mich!
schütze uns gnädiglich,

Denn mir sind gläubige Lhristen.
Schlage mit Hungersnot,

Elend und Schwarzem Tod
Jene verruchten Buddhisten!

Diese Buddhisten schuf
Sicher des Teufels Ruf
Höhnend mit höllischem Mute,

Da sie die Mandschurei
Trotz Unserer Heuchelei
Neiden der russischen Knute.

Da sie Korea auch

„pachten" nach russischem Brauch,

Dhne vor uns sich zu ducken;

Da sie —. rvie frech! — es tun,

Eh' wir Höchstselbst geruhn.

Puch dieses Land zu verschlucken.

Lenk unser christlich' Blei,

Das es recht tödlich sei
Jenen ungläubigen Hunden,

Die ohne heil'gen Rock,

Wuttky und Knutenstock
Doch nie zum Heile gesunden.

Stürze den Mikado,

Der sich — wie frech und roh! —
König des Himmels gar nennet;

Dem selbst ein Sozialist
Zast noch ein Wesen ist,

Das man nicht einfach verbrennet!

Heilig ist dieser Krieg!

Zühr uns zu schnellem Sieg!
Zeldgeschrei sei uns dein Namen!
Knute und Ländergier
Weiter die Welt regier'

Ad dei gloriam! Amen! s-s

Die „schmerzlosen Ohrfeigen",
welche unter der Rechtsprechung der früheren
bayerischen Militärgerichte zu großer Berühmtheit
gelangt waren, haben in dem „verstärkten mili-
tärischen Wi)ik" — wie kürzlich in dem Urteil
eines Nürnberger Kriegsgerichtes ein Schlag ins
Gesicht definiert wurde — ein würdiges Gegen-
stück gefunden.

Zur weiteren Ausgestaltung des Militärstras-
lexikons empfehlen wir für Fälle, in denen zum
Beispiel ein Fußtritt in den Unterleib verhandelt
wird, hierfür die Bezeichnung „Belehrung, die in
Bauchrede erteilt wurde", zu setzen.

Werden einem Gemeinen die eigenen Exkremente
um den Mund geschmiert, so sollte dies etwa be-
zeichnet werden: der betreffende Vorgesetzte habe
„dem Stoffwechsel des Untergebenen eine irrige
Krcislaufrichtung gegeben".

Das Anspeien eines Untergebenen dürfte höch-
stens als „eigenmächtige Vervollständigung frem-
der Morgenwäsche" geahndet werden usw. Ei.

Lieber Jacob!

Die „Freisinnije" sitzt wieder mal in 'ne aus-
jcdehnte Jeldklcmme. Se braucht janz eilig
OOOOO Märker un hat se »ich. Wat aber de
liberalen Finanzmänner sin, die sin mehr for den
reinen Idealismus un sagen zu Esten: Wir
werden dir wat uff't Hackebrctt lejen! Un dabei
hat Esten noch selber vor 'n paar Dage int Ab-
jeordnetenhaus jeeißert: „Wir in Preißen haben
kolossal ville Jeld!" Ick verstehe nich, wie'n
Mensch in so'n Dalles noch sonne jroßschnäuzije
Reden sichren kann.

De Münchener Metzjer haben ja nu 'raus-
jefunden, dat de norddeitschen Schweine nach
Hering schmecken. Ratierlich sin dadrieber de ost-
elbischen Ajrarier wieder in ihre heiligsten naz-
jonalen Jefiehle jekränkt, un de Diplomaten
firchten schon, det zwischen de nord- un de süd-
deitschen Notleidenden 'n Schiveinebrüdcrkrieg aus-
brcchen wird. Hoffentlich jelingt noch bei Zeiten
de Zichtung von eene alldeitsche Schweinerasse,
die alle vaterländischen Tugenden zusammen in sich

vereinijt un mit ihr nazjonales Bauchstick sämt-
liche Jrenzen det Partikularismus ieberschreitet.

Sehr »ließ is et »eilich meine Olle jejangen,
wie se bei starken Frost mit de Elektrische nach
de Marchthalle fahren wollte. Se hatte nämlich
det Jlick, det se jrade uff de Heizvorrichtung zu
sitzen bekam. Erst merkte se nischt, aber uff
eenmal fiehlte se sich pitschenaß in eene un-
nennbare Flissijkeit sitzen uw dachte schon mit
Erreeten, ihr iväre wat unpassendes passiert.
Aber als se näher hinsah, war de Flüssijkeit
jerouuen un — wat soll ick dir sagen? — sin
doch meine Olle, die 'ne sehr auskömmliche Fijur
hat, von die klobije Hitze zehntchalb Liter scheenes
Schlnalz ausjebraten! Ratierlich.habe ick de
Straßenbahndirexion uff Schadenersatz verklagt,
denn wat kostet det, bis ick ihr wieder soweit usf-
jefuttert habe? Schließlich kann ick aber noch
froh sind, det et meine Olle dabei nich so schauderös
jejangen is, wie de Kusine von meinen Freind
Edeward. Die is nich so jlicklich fundiert, un
wie se neilich ooch uff de ueic Heizvorrichtung zu
sitzen kam, wurde sie hinten janz knusprig je-
braten, so det se sich nu in keene feinere Jesell-
schaft nich mehr zeijen kann. Wie ick Heere, hat
de Straßenbahnverwaltung sich inzwischen ent-
schlossen, ihre Heizapparate nich mehr als Sitz-
jelejenhcit zu benutzen, sondern se will se mit
'ne Zweilochplatte versehen un an die fliejendcn
Knobländerverkäufer vermieten.

Der jroße Keeuig Eleopold von Beljien hat
uns neilich uff 'n paar Dage mit seinen jeschätzten
Besuch beehrt. Et soll ihn in Berlin janz jut
jefallen haben. Bloß die amerikanische Miß, die
jetzt mit nackte Beene in't Thaliatheatcr tanzt,
bat ihn nich imponiert. Er sagt, er sei bei seine
Tänzerinnen an jreßere Sehenswürdijkeiten jc-
wechnt. Jbrijens wissen de Pollitikcr noch nich
recht, ob er als Geschäftsmann wejen den Kongo-
staat hier jewesen is, oder mau bloß so von
Jottes Jnade» ivegen dem Freilcin Cleo, wat sich
oogenblicklich jrade im Winterjarten produziert.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße deinjetreier
Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

^ wir ersuchen die Parteigenossen, eine recht kräftige Agitation für den wahren Jacob zu
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