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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 21.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.6365#0082
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• • 4305

Und das; denkst, daß leicht er sei Sei noch so stark — er zwingt dich nieder dock

Doch nack e'nev gar nicht zu sprechen. Und du verwünschst's, daß du gefolgt dein Rufer.
So furrf tF»Uni> er so schwer ivie Blei, Zusammen brichst du unterm Pfaffenjoch

) schwer, daß dir die Kniee brechen. Und du ersäufst, er aber schwimmt ans Ufer

dovelMne. rZ>

Drei Mark sind gar nichts in Berlin,
Herr Trimborn sprach's mit Lachen,
Damit läßt in der großen Stadt
Sich auch rein gar nichts machen. —

Ja, ein Gemütsmensch ist der Mann,
Dem solches Wort entquollen,

Er denkt an seinen Geldsack nur,

Der tüchtig angeschlvollen.

Manch armer Mann mit Weib und Kind
War' glücklich ganz unsäglich.

Bekam' für seine Arbeit er
Drei Märklein nur alltäglich.

Der wirkliche russische Anarchist ist äußerlich sehr leicht erkennbar. Er
trägt eine Uniform mit gesticktem Kragen und viele Orden.

Daß Arbeiter Terroristen sind, Es ist die alte Geschichte vonr Wolf,
Behauptet jetzt jeder Junker, Der that das Lännnlein zerreißen,

Und doch lacht ein jedes kluge Kind Weil es ihm hatte das Wasser getrübt,
Ob solchem einfält'gen Geflunker. Und das ivill nicht wenig heißen.

Ein Dienstniann zu Königsberg hat gesagt: „Sämtliche Kosaken können
mich-!" Gegen den Mann soll ein Verfahren wegen Beleidi-

gung einer befreundeten Nation eingeleitet worden sein.

Die Zukunft gehört der Großproduktion,

Das läßt sich heut' schon erblicken.

Es produzieren in krieg'rischer Zeit
Unermeßlich die Lügenfabrikcn.

„Noch ist Polen nicht verloren" — die preußische Ostmarkenpolitik
macht es immer wieder lebendig. Jh, ßetveuer Säge, Schreiner.

Die Prophezeiung Napoleons des Ersten, daß
Europa in hundert Jahren entweder republikamich
oder kosakisck sein würde, hat sich bereits nach der
rurangcnehinen Seite hin verwirklicht. J>r dieser
Beziehung ist Deutschland in Europa unb tu
Deutschland — Preußen voran!

Lieber Jacob!

Jejen de Milletärjerichte kann man sagen, wat
man will — eens mutz man se lassen: se sorjen
sor Abwechslung. Wenn unsereener wesen Mord
vor de Jeschworenen kommt, denn heeßt et: Kapp
ab oder riss Lebenslänglichkeit in't Zrichthaus.
Det Kriegsbericht macht sonne Sachen ville deli-
kater. Da wird sosir durchlauchtiger Prinz, der
det bedauerliche Pech jehabt hat , bei'n kleenen
Ateichelmord abjesaßt zu werden, zuerst in alle
Ehrfurcht ;u zehn Monate Jesängnis verknaxt.
Denn bittet inan ihnr untertänigst «m die Er-
laubnis , ihm uss Jrnnd von een Dodesurteik
erjebenst 'n Kopp kirzer machen zu derfen. Denn

Die russischen Transport

spnnnt man ihm in't Zuchthaus. Denn läßt
man ihm in'» fideles Jesängnis iebersiedeln un
schließlich wird er jänzlichst freijesprochen. lln
det allens von Rechts mejen! Mir scheint, de
heiligsten Jrnndsätze von de inilletärische Jcrcchtig-
keit verändern sich ebent so schnell, tvie de Strippen,
Litzen und Bammelaschen an de inilletärische»
Bekleidungsstücke. Aber da verstehen wir jemeenes
Volk nischt von. Wir kennen de Schnauze halten
un zufriedeli sind, wenn wir weder 'n Kriegs-
bericht noch 'ne prinzliche Dnrchlauchtigkeit in de
Finger jeraten. Ick ivießte »ich, wat mir lieber
wäre.

Wat de Reichsrejiernng is, die hat also nu det
deilsche Publikum uffjcfordert, in den russisch-
japanischen Krieg sich jede Parteinahme zu ent-
halten, damit Büloiv keene Unannehmlichkeiten
nich hat. Det finde ick sehr verständig un ick
hoffe, det nu ooch de Rejicrung beide kriegerische
Staaten mit det jleichen Wohlwollen unter de
Oogen jehcn wird. Wejen de russischen Zaren
haben se bei uns schon 'ne schwere Menge inje-
spnnnt, un ick erwarte nu mit Bestimmtheit, det
de konservativen un antisemitischen Redakteere,
die sich jetz sor Rußland bejeister» müssen un uff
de Japanesen schimpfen, ivejen Hochverrat jejen
den Kaiser von Japan in't Kittchen kommen
werden. Wat die Wnttkibrieder recht is, is die
Theconkcls billig.

Ick war in de hehere Stratejie bis jqtzt noch
nich so recht beschlagen, aber nach de letzten Reichs-
tagsverhandlnngen weeß ick nu doch wenijstens,
wie det mit die Kriegslorbeeren eejentlich znjeht.
Der Minister von Einem hat et die staunende
Mitwelt endlich verraten. Also ivenn wir siejcn,
denn is et det jlorreiche Heer jewesen, un wenn
wir Dresche kriejen, denn war et det kosmo-
politische Birjertnm, wat de Staatsinteresscn
allemal zu fern steht. Nu weeß ick bloß det eene
noch nich: wenn sich 'n Kriegsminister blamiert —
wer trägt denn eejentlich de Schuld?

Ooch sonst hat der Mann nianchet Belehrende
zu Dage jefördert. So zum Beispiel hat er jesagt,
det et bei't Milletär mehr uff de Keenigstreie wie
uff't jnte Schießen ankommt. Det mag hcitzudage
schon stimmen — aber zu was braucben se denn
bloß sonne lange Dienstzeit? Läßt sich denn de
Keenigstreie erst durch zweijährijen Drill un wieder-
holte achtivechentliche Jbungen inwammsen, un
sin de Kavalleristen in diesen Punkt dickköppiger,
weil se doch länger dienen missen? Det sin Fragen,
die mein patriotisches Jemiet peinlichst beunruhigen.
Ooch det der Kriegsminister de Offeziere als de
Erzieher von de Nazjon bezeichnete, hat mir zu
denken jejebe». Wat werden nu de armen For-
bacher anfangen, die ihr janzes Erziehungsinstitnt
uffjeflogcn is un die sich nu erst wieder an de
»eien Lehrmeister un Vorbilder jewehnen missen!
Wird in die Zwischenzeit ihre Erziehung nich
villeicht doch Schaden leiden?

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an'» Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

über den Baikal-See.

lvir ersuchen die Parteigenossen, eine recht kräftige Agitation ftir den Mahren Zacod zu entfalten. rj\VJ3\

* * * Frobenummern werden auf vorhergehende vefteiinng gratis und franko geliefert- » « «
 
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