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https://doi.org/10.11588/diglit.6368#0210
4780
Es zog ein Feldherr übers Meer:
„Will's Gott, so siegt mein treues Heer!"
Er hatte seinen plan!
In Afrika stieg er ans Land
Und fand dort lauter Wüstensand.
Das focht ihn wenig an.
Der erste Sieg.
Das Heer wohl durch die Wüste schritt,
Der General zu Pferde ritt;
Er hatte seinen plan.
„Wir ziehen einen groszen Ureis;
Levor's der Schwarze merkt und weiß,
Ist er schon abgetan."
Aus Reetmanshoop: Seneral Trotha bestimmte,
daß den „rvindhosler Aachrichten" zur Strafe für
ihre abfällige Aritil seiner militärischen Maßnahmen
keine amtlichen Aachrichten mehr zugehen sollen.
Da fluchte arg der General:
„Ureuzdonnerwetter noch einmal,
Ich Hab'doch meinen plan!
Glaubt denn vielleicht das schwarze Tier,
Wir seien zum Vergnügen hier?
Das wäre leerer Wahn!"
Den großen Säbel schwang er froh:
„Nun wehr dich, schwarzer Herero!"
Er hatte seinen Plan.
Der Generalstab stand dabei
Und machte seine Schreiberei,
Denn darauf Kommt es an.
So zog der Feldherr grad und Krumm
Ein Jahr lang in der Wüste 'rum;
Er hatte seinen plan.
Doch es begriff die Strategie
Der dämliche Herero nie
Und blieb halt gar nicht stahn!
Der Generalstab hat genickt,
Der Feldherr stolz um sich geblickt;
Er hatte seinen plan.
„paßt auf, ihr Herrn, jetzt KommtderSieg,
Der erste Sieg in diesem Urieg,
Und Ruhm für unsre Fahn'."
Zu Windhoek saß im Uämmerlein
Ein kleines Zeitungsschreiberlein;
Dem galt der kühne plan.
Das Männlein, welches kritisiert',
Das wurde Plötzlich boykottiert
Und war nun übel dran.
heil, Trotha dir, du edler Held,
Jetzt stehst als Sieger du im Feld —
Du hattest deinen Plan!
Sind auch die Schwarzen unbesiegt —
Der schlimmste Feind am Boden liegt:
Ein Nörgler abgetan! Semnbus.
Ms Lippe.
Herr hoffmann, weltberühmt durch seine „Stärke“
— Nicht zu verwechseln mit dem Morte „Kraft“ —,
Mar lange Zeit voll Pflichtgefühl am Merke,
Dass seinem Land den rechten Herrn er schafft.
Herr K£kul£ — nicht Kuleke, ich bitte! —
Half ihm zu diesem patriot’scben Zweck,
CUofür sein Prätendent, nach Jürstensitte,
Ihn honorierte mit manch gutem Scheck.
Bekanntlich aber gibt’s in jedem Lande
— JTud) Lippe selbst ward nicht davon verschont —
Schreibseelen, Ausgeburten finstrer Schande,
Die kritisieren — säss’ das Pack im Mond!
Dass Kekuld mit Hoffmann konspirierte
Und ihm vertraulich Celegramme sandt’,
Dass „diesseits“ manches ungemein genierte,
Mas ging’s Herr» Neumann an? — Mas Vaterland!
Mas Mahrung wohlberechtigter Interessen!
Ouatsch! Unsinn! Steckt den Sünder in das Loch!
Der Schreiber hat wohl lange nicht gesessen?
Und Hoffmann jubelt fröhlich: Also doch! —
Ob Bückeburger oder Biesterfelder,
Das, deucht mir, ist wohl „diesseits“ einerlei.
Mer seine Meinung sagte, sitzt. Mer Beider
von Bückeburg bezog, na — der ist frei!
0, wär' ich doch ein Richter und sturiste!
Dann wüsst’ ich stets, was recht ist, gut und wahr;
So bin ich nur ein armer stournaliste —
0 Schicksal — unbarmherziger Barbar! gricb niübsam.
Wie es wirklich war.
Von unserem eigenen „Frauenlob"-Offiziosus.
„Plumps!"
Der Fregattenkapitän fuhr in die Höhe-
Schon wieder ein Geschützteil über Bord, am
hellen lichten Tage. . . diese verdammte Ge-
sellschaft!
Oben traf er Jochen Kniepooge, der vom
Eichsfelde stammte, neben einer 15 Zentimeter-
Kanone stand und mit dummem Gesicht aufs
Wasser stierte.
„Wo ist der Verschluß, du Nagel zu meinem
Sarge — he?"
„Da unten, Herr Kapitän! Ich glaube,
es sind bloß 'n paar Faden Tiefe und man
kann ihn wieder raufholen."
„Habe ich dir nicht gesagt . . . Kniepooge,
habe ich gesagt, Sie sind eins der wenigen
guten Elemente hier auf dem Schiffe — passen
Sie also ein bißchen auf, daß mir die Himmel-
hunde nicht an die Geschütze gehen!?"
„Woll, Herr Kapitän! Aber es kam jemand,
und ich dachte, der wollte was, und weil ich
letztes Mal schändliche Dresche dabei gekriegt
habe, und sie haben doch gemacht, was sie
wollten, und weil der Herr Oberleutnant in
der Instruktion gesagt hat, die Kanone sei
das Heiligste, wo man hat, und man darf sie
nie in Feindes Hand fallen lassen... da Hab' ich
den Verschluß selbst über Bord geschmissen."
„O du Großvater aller Kamele ... na,
dein Alter wird schön blechen dafür. — Jetzt
gehst du und scheuerst die höchste Bramstenge,
die im Laden ist!"
Jochen scheuerte und ließ den Scheuer-
lappen oben zum Trocknen hängen. Als dann
vom Flaggschiff ein Signal kam, da fiel das
Ding beim Antworten auf die Signalleine,
wo es schmutzig und würdevoll über all den
bunten Lappen baumelte — deutlichen Sinnes,
wenn auch in keinem Loggbuch zu finden.
Drüben verstand man und meldete die Ge-
schichte höheren Ortes. Zur Strafe wurde
der Kreuzer in eine Bucht verlegt, wo über-
haupt nichts los war.-
Also das sind die ganzen Räubergeschichten:
ein schmutziger Lappen wurde zwar gehißt,
aber rein aus Versehen, und den 15 Zenti-
meter-Verschluß bezahlt der alte Kniepooge,
der es dazu hat. Was sonst noch vorkam,
sind unbedeutende Krawalle, die bloß daher
rühren, daß die Mannschaft vor lauter Freude,
an der Kieler Woche nicht teilnehmen zu
brauchen, sich unterwegs einen ganz kleinen
Schivips antrank.
Die Disziplin unserer Blaujacken ist somit
über jeden Zweifel erhaben.
Varianten.
Müßiggang schändet nicht. Armut ist aller
Laster Anfang. „
Wohltun gedeihet nicht. Unrecht Gut bringt
Zinsen.
XIassenkampf.
Die Paschas, die gibt’s nicht nur in der Linke!,
Bei uns auch gibt’s Paschas mancherlei,
Und mancher Pascha in seiner Sabrik,
Der tut gar protzig und tut gar dick.
6r pustet grimmig und schnaubt es heraus:
„Ich muss der Herr sein in meinem Haus,
Und wer sich meinem Befehl nicht fügt,
Der muss gewärtig sein, dass er fliegt.“ —
Da kommt von ihrem Bewerkscbaftsverband
Im schlichten Proletariergewand
Der Männer und Trauen Deputation:
„Ulir müssen verlangen höheren Cohn!
„Kaum war überstanden des Winters Rot,
So wurden schon teurer Jleisd) und Brot!“ —
Der Pascha spricht: „]a, das kenn’ ich schon,
Das kommt von eurer Organisation.
«ich zahle nicht mehr, und wenn drauf ihr beharrt,
Bebt acht, dann habt ihr selbst euch genarrt!“ —
Die Proletarier ins Antlitz ihm sehn:
„Wir müssen auf unserem verlangen bestehn.“ —
6s tut ihr fester 6ntsd)luss sich kund,
Der Pascha rennt zu dem Paschabund,
Und damit der Arbeiter Bund wird gesprengt,
Wird über Zehntausend Aussperrung verhängt.
Bezwungen rastet die fleissige Hand,
nachdem der grausame Kampf entbrannt,
Die Proletarier mit Weib und Kind
Der Hungerpeitsche ausgesetzt sind.
Und siebe: Das „liberale" Blatt
von dieser Sache zu melden bat:
„Den Arbeitern ist auch gar zu wohl,
Drum streiken sie wieder so frivol!“ ji.c.
Es zog ein Feldherr übers Meer:
„Will's Gott, so siegt mein treues Heer!"
Er hatte seinen plan!
In Afrika stieg er ans Land
Und fand dort lauter Wüstensand.
Das focht ihn wenig an.
Der erste Sieg.
Das Heer wohl durch die Wüste schritt,
Der General zu Pferde ritt;
Er hatte seinen plan.
„Wir ziehen einen groszen Ureis;
Levor's der Schwarze merkt und weiß,
Ist er schon abgetan."
Aus Reetmanshoop: Seneral Trotha bestimmte,
daß den „rvindhosler Aachrichten" zur Strafe für
ihre abfällige Aritil seiner militärischen Maßnahmen
keine amtlichen Aachrichten mehr zugehen sollen.
Da fluchte arg der General:
„Ureuzdonnerwetter noch einmal,
Ich Hab'doch meinen plan!
Glaubt denn vielleicht das schwarze Tier,
Wir seien zum Vergnügen hier?
Das wäre leerer Wahn!"
Den großen Säbel schwang er froh:
„Nun wehr dich, schwarzer Herero!"
Er hatte seinen Plan.
Der Generalstab stand dabei
Und machte seine Schreiberei,
Denn darauf Kommt es an.
So zog der Feldherr grad und Krumm
Ein Jahr lang in der Wüste 'rum;
Er hatte seinen plan.
Doch es begriff die Strategie
Der dämliche Herero nie
Und blieb halt gar nicht stahn!
Der Generalstab hat genickt,
Der Feldherr stolz um sich geblickt;
Er hatte seinen plan.
„paßt auf, ihr Herrn, jetzt KommtderSieg,
Der erste Sieg in diesem Urieg,
Und Ruhm für unsre Fahn'."
Zu Windhoek saß im Uämmerlein
Ein kleines Zeitungsschreiberlein;
Dem galt der kühne plan.
Das Männlein, welches kritisiert',
Das wurde Plötzlich boykottiert
Und war nun übel dran.
heil, Trotha dir, du edler Held,
Jetzt stehst als Sieger du im Feld —
Du hattest deinen Plan!
Sind auch die Schwarzen unbesiegt —
Der schlimmste Feind am Boden liegt:
Ein Nörgler abgetan! Semnbus.
Ms Lippe.
Herr hoffmann, weltberühmt durch seine „Stärke“
— Nicht zu verwechseln mit dem Morte „Kraft“ —,
Mar lange Zeit voll Pflichtgefühl am Merke,
Dass seinem Land den rechten Herrn er schafft.
Herr K£kul£ — nicht Kuleke, ich bitte! —
Half ihm zu diesem patriot’scben Zweck,
CUofür sein Prätendent, nach Jürstensitte,
Ihn honorierte mit manch gutem Scheck.
Bekanntlich aber gibt’s in jedem Lande
— JTud) Lippe selbst ward nicht davon verschont —
Schreibseelen, Ausgeburten finstrer Schande,
Die kritisieren — säss’ das Pack im Mond!
Dass Kekuld mit Hoffmann konspirierte
Und ihm vertraulich Celegramme sandt’,
Dass „diesseits“ manches ungemein genierte,
Mas ging’s Herr» Neumann an? — Mas Vaterland!
Mas Mahrung wohlberechtigter Interessen!
Ouatsch! Unsinn! Steckt den Sünder in das Loch!
Der Schreiber hat wohl lange nicht gesessen?
Und Hoffmann jubelt fröhlich: Also doch! —
Ob Bückeburger oder Biesterfelder,
Das, deucht mir, ist wohl „diesseits“ einerlei.
Mer seine Meinung sagte, sitzt. Mer Beider
von Bückeburg bezog, na — der ist frei!
0, wär' ich doch ein Richter und sturiste!
Dann wüsst’ ich stets, was recht ist, gut und wahr;
So bin ich nur ein armer stournaliste —
0 Schicksal — unbarmherziger Barbar! gricb niübsam.
Wie es wirklich war.
Von unserem eigenen „Frauenlob"-Offiziosus.
„Plumps!"
Der Fregattenkapitän fuhr in die Höhe-
Schon wieder ein Geschützteil über Bord, am
hellen lichten Tage. . . diese verdammte Ge-
sellschaft!
Oben traf er Jochen Kniepooge, der vom
Eichsfelde stammte, neben einer 15 Zentimeter-
Kanone stand und mit dummem Gesicht aufs
Wasser stierte.
„Wo ist der Verschluß, du Nagel zu meinem
Sarge — he?"
„Da unten, Herr Kapitän! Ich glaube,
es sind bloß 'n paar Faden Tiefe und man
kann ihn wieder raufholen."
„Habe ich dir nicht gesagt . . . Kniepooge,
habe ich gesagt, Sie sind eins der wenigen
guten Elemente hier auf dem Schiffe — passen
Sie also ein bißchen auf, daß mir die Himmel-
hunde nicht an die Geschütze gehen!?"
„Woll, Herr Kapitän! Aber es kam jemand,
und ich dachte, der wollte was, und weil ich
letztes Mal schändliche Dresche dabei gekriegt
habe, und sie haben doch gemacht, was sie
wollten, und weil der Herr Oberleutnant in
der Instruktion gesagt hat, die Kanone sei
das Heiligste, wo man hat, und man darf sie
nie in Feindes Hand fallen lassen... da Hab' ich
den Verschluß selbst über Bord geschmissen."
„O du Großvater aller Kamele ... na,
dein Alter wird schön blechen dafür. — Jetzt
gehst du und scheuerst die höchste Bramstenge,
die im Laden ist!"
Jochen scheuerte und ließ den Scheuer-
lappen oben zum Trocknen hängen. Als dann
vom Flaggschiff ein Signal kam, da fiel das
Ding beim Antworten auf die Signalleine,
wo es schmutzig und würdevoll über all den
bunten Lappen baumelte — deutlichen Sinnes,
wenn auch in keinem Loggbuch zu finden.
Drüben verstand man und meldete die Ge-
schichte höheren Ortes. Zur Strafe wurde
der Kreuzer in eine Bucht verlegt, wo über-
haupt nichts los war.-
Also das sind die ganzen Räubergeschichten:
ein schmutziger Lappen wurde zwar gehißt,
aber rein aus Versehen, und den 15 Zenti-
meter-Verschluß bezahlt der alte Kniepooge,
der es dazu hat. Was sonst noch vorkam,
sind unbedeutende Krawalle, die bloß daher
rühren, daß die Mannschaft vor lauter Freude,
an der Kieler Woche nicht teilnehmen zu
brauchen, sich unterwegs einen ganz kleinen
Schivips antrank.
Die Disziplin unserer Blaujacken ist somit
über jeden Zweifel erhaben.
Varianten.
Müßiggang schändet nicht. Armut ist aller
Laster Anfang. „
Wohltun gedeihet nicht. Unrecht Gut bringt
Zinsen.
XIassenkampf.
Die Paschas, die gibt’s nicht nur in der Linke!,
Bei uns auch gibt’s Paschas mancherlei,
Und mancher Pascha in seiner Sabrik,
Der tut gar protzig und tut gar dick.
6r pustet grimmig und schnaubt es heraus:
„Ich muss der Herr sein in meinem Haus,
Und wer sich meinem Befehl nicht fügt,
Der muss gewärtig sein, dass er fliegt.“ —
Da kommt von ihrem Bewerkscbaftsverband
Im schlichten Proletariergewand
Der Männer und Trauen Deputation:
„Ulir müssen verlangen höheren Cohn!
„Kaum war überstanden des Winters Rot,
So wurden schon teurer Jleisd) und Brot!“ —
Der Pascha spricht: „]a, das kenn’ ich schon,
Das kommt von eurer Organisation.
«ich zahle nicht mehr, und wenn drauf ihr beharrt,
Bebt acht, dann habt ihr selbst euch genarrt!“ —
Die Proletarier ins Antlitz ihm sehn:
„Wir müssen auf unserem verlangen bestehn.“ —
6s tut ihr fester 6ntsd)luss sich kund,
Der Pascha rennt zu dem Paschabund,
Und damit der Arbeiter Bund wird gesprengt,
Wird über Zehntausend Aussperrung verhängt.
Bezwungen rastet die fleissige Hand,
nachdem der grausame Kampf entbrannt,
Die Proletarier mit Weib und Kind
Der Hungerpeitsche ausgesetzt sind.
Und siebe: Das „liberale" Blatt
von dieser Sache zu melden bat:
„Den Arbeitern ist auch gar zu wohl,
Drum streiken sie wieder so frivol!“ ji.c.