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I» Ausübung dcr Landwirtschaft wird Pod immer das ihm verliehene Grobkreuz tragen
und so als Schwcincpriester seiner Horde oormizichen.
Die Pferdekur.
Ganz große Garnisonen haben einen Gou-
verneur, der aufpaßt, daß sie keiner stiehlt,
nnd daneben einen Kommandanten für Kirch-
gang, strammes Grüßen und geputzte Knöpfe.
Der Gouverneur sitzt daheim vor der Land-
karte und träumt von den Russen oder Fran-
zosen — der Kommandant geht spazieren, zu
suchen, iven er verschlinge. Kommandierender
General ist der eine — nur daß er kein Korps
inehr kriegt—; für den anderen genügen die
militärischen Kenntnisse eines Generalmajors.
Seelenvergnügt und sporenklirrend zog ge-
rade ein solcher die Hauptstraße lang, stolz
und froh, daß mair ihn fürchtete ivie den
heilige» Gottseibeiuns. Wer ihn sah, vom
Feldwebel abivärts, schlug sich rasch seitlich
in die Büsche, und die Herren Leutnants mit
dent hohen Kragen erst recht. Doch halfs
nicht viel: an den Ecken faßte er sie trotzdem.
Das neueste Opfer ivar einer von der
Sanität — „Karbolstrategen" nennt man sie
scherzhaft —, ein Zwitter von Unteroffizier
mit Offiziersabzeiche», ivie cs sie beim Kommiß
so massenhaft gibt. Da kennt sich kaum jemand
aus. Ter Kommandant hielt ihn für einen
der einjährigen Ärzte und ärgerte sich, daß
er schlapp Front machte. Strich seinen Schnanz-
bart und hatte große Lust, den Verbrecher auf
drei Tage von der Bildfläche verschwinden z>l
lassen, denn er hatte die Macht, und Macht
ist süß. Aber da siel ihm etwas ein. Der
strafende Blitz fuhr nicht nieder.
Generalmajor v. Stackelbei» war äußerst
— sparsam. Mein Gott: wenn man sich
glücklich bis zu einem fetten Gehalt durch-
geschustert hat, dann hat man von den viele:!
Liebesinählern zivei saure Nieren, einen verdor-
benen Magen, die noch dazu viel Geld gekostet
haben. Sie zu pflegen, kostet abermals Geld.
Der Mann da vor ihm ivar Arzt — wahr-
scheinlich frisch von der Akademie, hatte also
Gelehrsamkeit und Disziplin im Leibe und
würde ihm brav die Wahrheit sagen, sogar
umsonst. Dein Oberstabsarzt bei der Kom-
mandantur, der ihn ja auch gratis behandeln
mußte, traute er nicht mehr so recht. Dcr
spielte ihm zu viel Offizier, ging beim Kurieren
immer gleich aufs Ganze und wollte dann
und wann dafür eingeladen sein.
Väterlich klang's aus dem Munde des Ge-
strengen:
„Holpriges Pflaster, mein Sohn? Na, schad't
nichts — Sie lernen ja noch. — Sagen Sie
übrigens mal: Können Sie mir nichts gegen
belegte Zunge und Blähungen empfehlen?"
Der erlöste Missetäter stiirzte sich dankbar,
gehorsamst, begeistert auf den schwierigen Fall.
„Kolik, Herr General!! Wenn er nicht gut
frißt, muß er ivas eiugetrichtert kriegen. Ich
ivill's gleich brauen lassen und herüberschicken."
Frecher Kerl — dachte der erstaunte Vor-
gesetzte. Diese Ausdrücke, und redet mich mit
„er" an! Doch das gehört ivohl zum Hand-
werk.
Kühl dankte er:
„Sie können gehen!"
Nachmittags kam die verheißene Medizin.
Ein ganzer Eimer voll. Es schmeckte ab-
scheulich, aber der Kommandant trank's mit
Todesverachtung, denn es kostete nichts, und
er ivar ein tapferer General.
Doch ivas hilft alle Tapferkeit gegen Natur-
gewalt! Auch der stolzeste Geist beugt sich,
ivenn der Körper rebelliert, llnd der rebellierte.
Eigentlich konnte man's ihm nicht mal übel
nehmen. . . .
Um fünf Uhr wurde der Adjutant los-
gehetzt. Sein Brotherr lag zu Bett, Hatto
eine Wärmflasche auf dem Bauche, ein ziveites
Instrument drunter, wimmerte und fluchte und
beschrieb in lichten Augenblicken den Urheber
seiner Leiden so genau, als sei er steckbrieflich
zu verfolgen.
Der Adjutant hatte eine feine Nase. Schon
nach einer halben Stunde schleppte er den
Schuldigen hinauf in das Allerheiligste dcr
Kommandantur.
Die Luft dort war nicht gut und mit Elek-
trizität geladen.
„Sie infamer Rizinustürke! Was haben Sie
mir für 'n Teufelszeug aufgehängt? Das hält
ja kein Pferd aus!!"
„Doch, Herr General — es bekommt ihm
sogar sehr gut. Haben Sie denn schon ins
Maul geschaut, ob die Zunge noch belegt ist?"
„Ob ich mir . . . Herr, sind Sie verrückt?"
„Nein, Herr General! Ich bin Roßarzt!!"
„Raus!!!" T.
Zoologisches aus Berlin.
Der Zoologe Professor
Matschte in Berlin hat
ein Zebra, das der Her-
zog Adolf Friedrich von
Mecklenburg aus Ost-
afrika mitbrachte, nach
dem Name» des erlauch-
ten Jagdherrn benannt.
Der Herzog Adolf
Friedrich hat aber auch
noch einige andere sehr
interessante Tiere von sei-
ner Reise nach Ost-
afrika mitgebracht.
Unter ihnen befin-
det sich ein Kameel
von auffallend ge-
ringer Gehirnkapazi-
tät. Es ist sehr fromm
und kniet nieder,
ivenn es trinkt. Dieses
wurde von Professor
Matschie nach dem
preußischen Kultus-
minister Herrn von
Studt benannt.
Ferner befindet sich unter ihnen ein Rhino-
zeros, dessen Haut dreimal so dick ist als die
aller bisher bekannten Arten. Der Herr Reichs-
kanzler hat dem Professor Matschie gütigst
gestattet, diese seltene Spezies eines vollkom-
menen Dickhäuters „Deutscher Reichskanzler"
Schließlich ist unter den zoologischen Schätzen
des Herzogs Adolf v. Mecklenburg als beson-
dere Rarität noch ein bisher gänzlich unMann-
ter Papagei vertreten. Dieser redet ebenso bunt
wie er ist, und wenn man ihm Sekt zu trinken
gibt, ruft er „Hurra!
Hurra!" Herr Pro-
fessor Matschie ist in
großer Verlegenheit,
nach wem er den er-
lesenen Wandervogel
benennen soll, und
bittet die Leser des
„Wahren Jacob",
ihm einen passenden
Namen für dieses
höchst wundersame
Tier auf brieflichem
Wege mitzuteilen.
I» Ausübung dcr Landwirtschaft wird Pod immer das ihm verliehene Grobkreuz tragen
und so als Schwcincpriester seiner Horde oormizichen.
Die Pferdekur.
Ganz große Garnisonen haben einen Gou-
verneur, der aufpaßt, daß sie keiner stiehlt,
nnd daneben einen Kommandanten für Kirch-
gang, strammes Grüßen und geputzte Knöpfe.
Der Gouverneur sitzt daheim vor der Land-
karte und träumt von den Russen oder Fran-
zosen — der Kommandant geht spazieren, zu
suchen, iven er verschlinge. Kommandierender
General ist der eine — nur daß er kein Korps
inehr kriegt—; für den anderen genügen die
militärischen Kenntnisse eines Generalmajors.
Seelenvergnügt und sporenklirrend zog ge-
rade ein solcher die Hauptstraße lang, stolz
und froh, daß mair ihn fürchtete ivie den
heilige» Gottseibeiuns. Wer ihn sah, vom
Feldwebel abivärts, schlug sich rasch seitlich
in die Büsche, und die Herren Leutnants mit
dent hohen Kragen erst recht. Doch halfs
nicht viel: an den Ecken faßte er sie trotzdem.
Das neueste Opfer ivar einer von der
Sanität — „Karbolstrategen" nennt man sie
scherzhaft —, ein Zwitter von Unteroffizier
mit Offiziersabzeiche», ivie cs sie beim Kommiß
so massenhaft gibt. Da kennt sich kaum jemand
aus. Ter Kommandant hielt ihn für einen
der einjährigen Ärzte und ärgerte sich, daß
er schlapp Front machte. Strich seinen Schnanz-
bart und hatte große Lust, den Verbrecher auf
drei Tage von der Bildfläche verschwinden z>l
lassen, denn er hatte die Macht, und Macht
ist süß. Aber da siel ihm etwas ein. Der
strafende Blitz fuhr nicht nieder.
Generalmajor v. Stackelbei» war äußerst
— sparsam. Mein Gott: wenn man sich
glücklich bis zu einem fetten Gehalt durch-
geschustert hat, dann hat man von den viele:!
Liebesinählern zivei saure Nieren, einen verdor-
benen Magen, die noch dazu viel Geld gekostet
haben. Sie zu pflegen, kostet abermals Geld.
Der Mann da vor ihm ivar Arzt — wahr-
scheinlich frisch von der Akademie, hatte also
Gelehrsamkeit und Disziplin im Leibe und
würde ihm brav die Wahrheit sagen, sogar
umsonst. Dein Oberstabsarzt bei der Kom-
mandantur, der ihn ja auch gratis behandeln
mußte, traute er nicht mehr so recht. Dcr
spielte ihm zu viel Offizier, ging beim Kurieren
immer gleich aufs Ganze und wollte dann
und wann dafür eingeladen sein.
Väterlich klang's aus dem Munde des Ge-
strengen:
„Holpriges Pflaster, mein Sohn? Na, schad't
nichts — Sie lernen ja noch. — Sagen Sie
übrigens mal: Können Sie mir nichts gegen
belegte Zunge und Blähungen empfehlen?"
Der erlöste Missetäter stiirzte sich dankbar,
gehorsamst, begeistert auf den schwierigen Fall.
„Kolik, Herr General!! Wenn er nicht gut
frißt, muß er ivas eiugetrichtert kriegen. Ich
ivill's gleich brauen lassen und herüberschicken."
Frecher Kerl — dachte der erstaunte Vor-
gesetzte. Diese Ausdrücke, und redet mich mit
„er" an! Doch das gehört ivohl zum Hand-
werk.
Kühl dankte er:
„Sie können gehen!"
Nachmittags kam die verheißene Medizin.
Ein ganzer Eimer voll. Es schmeckte ab-
scheulich, aber der Kommandant trank's mit
Todesverachtung, denn es kostete nichts, und
er ivar ein tapferer General.
Doch ivas hilft alle Tapferkeit gegen Natur-
gewalt! Auch der stolzeste Geist beugt sich,
ivenn der Körper rebelliert, llnd der rebellierte.
Eigentlich konnte man's ihm nicht mal übel
nehmen. . . .
Um fünf Uhr wurde der Adjutant los-
gehetzt. Sein Brotherr lag zu Bett, Hatto
eine Wärmflasche auf dem Bauche, ein ziveites
Instrument drunter, wimmerte und fluchte und
beschrieb in lichten Augenblicken den Urheber
seiner Leiden so genau, als sei er steckbrieflich
zu verfolgen.
Der Adjutant hatte eine feine Nase. Schon
nach einer halben Stunde schleppte er den
Schuldigen hinauf in das Allerheiligste dcr
Kommandantur.
Die Luft dort war nicht gut und mit Elek-
trizität geladen.
„Sie infamer Rizinustürke! Was haben Sie
mir für 'n Teufelszeug aufgehängt? Das hält
ja kein Pferd aus!!"
„Doch, Herr General — es bekommt ihm
sogar sehr gut. Haben Sie denn schon ins
Maul geschaut, ob die Zunge noch belegt ist?"
„Ob ich mir . . . Herr, sind Sie verrückt?"
„Nein, Herr General! Ich bin Roßarzt!!"
„Raus!!!" T.
Zoologisches aus Berlin.
Der Zoologe Professor
Matschte in Berlin hat
ein Zebra, das der Her-
zog Adolf Friedrich von
Mecklenburg aus Ost-
afrika mitbrachte, nach
dem Name» des erlauch-
ten Jagdherrn benannt.
Der Herzog Adolf
Friedrich hat aber auch
noch einige andere sehr
interessante Tiere von sei-
ner Reise nach Ost-
afrika mitgebracht.
Unter ihnen befin-
det sich ein Kameel
von auffallend ge-
ringer Gehirnkapazi-
tät. Es ist sehr fromm
und kniet nieder,
ivenn es trinkt. Dieses
wurde von Professor
Matschie nach dem
preußischen Kultus-
minister Herrn von
Studt benannt.
Ferner befindet sich unter ihnen ein Rhino-
zeros, dessen Haut dreimal so dick ist als die
aller bisher bekannten Arten. Der Herr Reichs-
kanzler hat dem Professor Matschie gütigst
gestattet, diese seltene Spezies eines vollkom-
menen Dickhäuters „Deutscher Reichskanzler"
Schließlich ist unter den zoologischen Schätzen
des Herzogs Adolf v. Mecklenburg als beson-
dere Rarität noch ein bisher gänzlich unMann-
ter Papagei vertreten. Dieser redet ebenso bunt
wie er ist, und wenn man ihm Sekt zu trinken
gibt, ruft er „Hurra!
Hurra!" Herr Pro-
fessor Matschie ist in
großer Verlegenheit,
nach wem er den er-
lesenen Wandervogel
benennen soll, und
bittet die Leser des
„Wahren Jacob",
ihm einen passenden
Namen für dieses
höchst wundersame
Tier auf brieflichem
Wege mitzuteilen.