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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 23.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.6366#0377
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5290

Zentrum und Kolonialpolitik.

BUlow: Zum Donnerwetter, wer bremst den» da?

Erzbcrger: Durchlaucht, wir wollten dlotz »och mehr auf den Wagen laden
— n» aber los!

ruhig die Motten kommen. Kein Geld, kein
ordentliches Essen, kein Schnaps, dafür Trä-
nen, Klagen und Predigten.

„Gib nach, Bruderherz, gegen Pan Propst
hältst du es nicht durch, er hat die Macht.
Und hast du recht — wenn schon, man soll
keinem seine Freude mißgönnen," sprach der
Ortsgendarm, der ein Saufkumpan Wenzel
Jgelins war. Er sträubte sich zwar noch ein
Weilchen, am Ende aber gab er nach. Wer
möchte das Hundeleben auch weiter ertragen!

Erfreut eilte Panna Jgelina zum Herrn
Propst, um ihm Reue und Unterwerfung ihres
Mannes zu verkünden. Pan Jegar Psermicki
hatte beschlossen, an diesem aufwieglerischen
Element ein für allemal eine Exempel zu
statuieren. Er bestellte den Reuigen für den
andern Tag um die elfte Stunde.

Glühend brannte die Sonne auf den schatten-
losen Marktplatz. Der vernachlässigte Brunnen,
den man früher einmal zur Zeit der großen
polnischen Herren als Zierstück errichtet hatte,
war versiegt, so heiß war es.

Als Wenzel Jgelin die Tür zum Pfarrhause
öffnen wollte, fand er sie verschlossen. Er
klopfte wiederholt, aber von innen klang eine
Stimme: „Warte so lange, bis dir aufgetan
wird, und nimm deine Mühe ab."

Stunde um Stunde verging. Die kleinen
Ackerbürger kamen von der Arbeit und sahen
den büßenden Wenzel barhäuptig vor der Tür
der Propstei stehen. Sie stießen sich an und
lachten, denn der Büßer war wegen seiner
scharfen Zunge wenig beliebt. Es kochte in
ihm, gern wäre er davongelaufen, dann aber
fing zu Hause das alte Elend von neuem an.
Als die Turmuhr eins schlug, wurde das
niedere Fenster zum Speisezimmer geöffnet,
und Wenzel konnte hineinschauen. Da saß Pan

Jegar Psermicki an wohlgedecktem Tisch, ihm
gegenüber seine Haushälterin Panna Kundga,
und Antolla, die derbe Pfarrmagd, trug köst-
liche Gerichte auf. Sie brachte ferner eine
Flasche, aus der Pan Jegar herrlichen gelben
Wein schenkte. Wenzel Jgelin vermeinte den
Duft ordentlich zu spüren. Nach der gemäch-
lich eingenommenen Mahlzeit schloß Panna
Kundga das Fenster, und Wenzel hörte des
Propstes Stimme gerade noch sagen: „Nun
will ich der Ruhe pflegen, meine gute
Kundga."

Wieder vergingen ein paar Stunden, dem
Büßer rannen dicke Schweißtropfen über das
wütende Gesicht, endlich gegen fünf Uhr öff-
neten sich die Pforten, und Wenzel erhielt Ge-
legenheit, die Verzeihung des Beleidigten zu
erflehen. Leicht wurde es ihm nicht gemacht,
und der Kecke ging wochenlang wie ein ge-
prügelter Hund einher.

Pan Jegar Psermickis Heiligenschein er-
strahlte wieder fleckenlos in altem Glanze. —

Man kann sich die Trauer Smigilnos vor-
stellen, als der Propst an einem September-
tage gerade nach beendetem Mittagsschmause
hinweggerafft wurde. Panna Kundga erfüllte
mit ihren Wehrufen die Stadt, und allerorten
hallte es von Klagen wieder.

Da er aufgebahrt lag, kamen noch viele ihn
zu sehen, und das älteste von Aberglauben
ganz und gar durchdrungene Weib Smigilnos
fand den unerhörten Mut, mit einem scharfen
Messerchen die Warze von dem kleinen Finger
der rechten Hand zu trennen. Nun glaubte
sie das Glück im Hause zu haben. In einem
Pappkästchen barg sie die kostbare Reliquie.
Dieses Kästchen aber hatte früher Schwefel-
pulver bewahrt.

Als das alte Weib nun bei dunkler nächt-
licher Stunde ihren Schatz betrachtete, leuchtete
er in grünlichem Glanze. Da fuhr die Alte
in frommem Schauder aus ihrem Bette und
kauerte zähneklappernd in der Ecke ihrer Kam-
mer, bis der Morgen graute. Spornstreichs
lief sie sodann zu dem amtierenden Kaplan,
beichtete ihre Sünde und übergab die Reli-
quie. Der Kaplan legte ihr eine gelinde Buße
auf und sprach viel schöne Worte vom gott-
gefälligen Lebenswandel des Seligen.

Das alte Weib aber erfüllte Smigilno mit
dem Geschrei, daß man zu Pan Jegar wie zu
einem lieben Heiligen beten könne.-

Als jedoch der Nachlaß des Heiligen wegen
beträchtlicher Schulden, die er in Posen und
Gnesen gemacht hatte, zur Versteigerung kam,
erstand ein Gutsbesitzer die Einrichtung des
Arbeitszimmers. Unter den Möbelstücken be-
fand sich ein großmächtiger breiter Diwan, der
mit schwarzer Wachsleinwand überzogen war.
Wenzel Jgelin wurde mit dem Aufarbeiten
beauftragt. Und siehe, als er den Überzug
herunterriß, da fand sich in vieler Zeugen
Gegenwart zwischen den Falten und in den
Roßhaaren Haarnadel über Haarnadel. Sie
waren von unterschiedlicher Größe: da gab
es feine kleine Lockennadeln und derbe von
starkem Eisendraht, wie sie die dralle Kuh-
magd bevorzugte. Wenzel Jgelin sammelte
sie mit Sorgfalt, und siehe, es war fast ein
halbes Pfund. Da trug Wenzel Jgelin seine
Nase wieder hoch, und triumphierend ver-
breitete er die Nachricht seines Fundes. Der
Kaplan bedräuete ihn, vor dem aber hatte
niemand besonderen Respekt.

Und die Gläubigen klagten den Teufel Bitru
an, dessen schlimme Umtriebe auch vor dem
Heiligsten nicht zurückschreckten.

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