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5455 -

m Profit! es

v. Bülow: Entschuldigen Sie, bitte, Herr Graf, daß Sie die Treppe
heruntergefallen sind. . . .

fiovelMne. ?g)

Die Herren Diplomaten
Beraten dort im Haag
Und jeder macht in Frieden
Soviel als er nur mag.

Derweilen in Europa
Das Rüstungsfieber brennt
Und jeder mit dem andern
Wild um die Wette rennt.

Ein einzig kleines Wörtlein
Ins rechte Licht dies stellt:

Wir leben halt noch immer
In der verkehrten Welt!

Von Rußland soll eine Verfassungskommission nach Preußen ge-
schickt werden, um dort konstitutionelle Studien zu machen. Sie soll
dort namentlich Material für ein Wahlrecht sammeln, das keines ist.

Die neuen Steuern kommen, so scheint es!

Die „Norddeutsche Allgemeine" verneint es!

Und weil sie es so entschieden verneint,

Die Sache mir darum ganz sicher scheint.

Unter dem Ministerium Clömenceau ist die Freiheitsmütze der
französischen Republik zur Schlafmütze des Spießbürgers geworden.

Die „nationale" Presse lobt
Den russischen Staatsstreich heute,

Denn sie gehört auch zum Verband
Der „echten russischen Leute".

Früher erzielte ein hübscher Diplomat am Berliner Hofe viel auf
dem Umwege über das schöne Geschlecht. Heutzutage hat er's noch
einfacher ... Ihr getreuer Säge, Schreiner.

ein Craum.

Ermüdet der Zar verlassen hat
Der Höflinge schmeichelnd Gewllhle,

Er ruht jetzt von seinem Staatsstreich aus
Auf schwellendem Daunenpsühle.

Es hat ihm gar bald ein sanfter Schlaf
Die schlaffen Sinne benommen,

Mt einem Mal ein schrecklicher Traum
Ist über ihn gekommen.

Erschienen vor seinem Lager sind
Drei schattenhafte Gestalten,
von denen zwei in ihrer Hand
Die eigenen Schädel halten.

Der dritte, der herangeführt
Die beiden miteinander,
sprach: „Sieh! Dein Ahne steht vor dir,
Der zweite Alexander!

»Dies ist Herr Karl von Engelland,

Der war ein verfassungsstürzer
Gerade wie Öu; drum machte man auch
Um einen Kopf ihn kürzer.

»Und dieses hier ist Herr Ludewig,

Der Sechzehnte einst geheißen,

Vlard von den Franzosen guillotiniert,

A)eil er herbeirief die Preußen.

«isslich selber, mich hat ein Bombenwurf
Getroffen und mich zerrissen,

Dleil ich einst ließ das russische Volk
3u lang die Verfassung vermissen.

»Lern, wenn du noch was lernen magst,

Du merkst wohl meine Meinung"-

®6 lag der Zar in kaltem Schweiß,
Uerschrvunden war die Erscheinung. A.T.

Der richtige Kurs.

Wenn du 'n Jesuiten schaust.
Sag, ich lass'ihn grüßen!

Lieber Jacob!

Mit die allerueiste Errungenschaft uff det Jc-
biet weitblickender Kommunalpolitik is Berlin
mal wieder ieberfliejelt worden. Dem Problem
der städtischen Zentralheizung, wat ick ins
Auge habe, sind unsere Beheerden bis jetz noch
immer nich näherjetreten. Wat man aber in
diese Hinsicht in Deitschland leisten kann, det
kann man in det anjenehme Schusternest Sieben-
lehn erfahren, wo Burjemeester, Stadtverornte
un freiwillije Feierwehr init de „zentrale Jn-
heizung" bereits de umfangreichsten Versuche

anjestellt haben. Det se dabei 'n bisken zu
orijinell verfahren sind, is ja nich zu leijne»,
un det ihnen de Staatsanwaltschaft jleich 'n
Been jestellt hat, wird se hoffentlich nich weiter
verwundern, denn et is ja aus de Weltjeschichte
her bekannt, det alle jroßen un epochemachenden
Neierungen zuerst immer uff 'n traurijes Miß-
verständnis bei de Mitwelt stoßen.

Da is et Podbielski'n, den verflossenen
Schweinepropheten un Kolonjalspekulanten,
schon besser erjangen. Dem hat der Bund der
Landwirte zum Ehrenvorsitzenden ernannt un
weißjekleidete Mächens haben ihn bei die Je-
lejenheit Kornblumenstreiße ieberreicht, wäh-
rend de Dorfschullehrer mit ihre Schulkinder
Spalier bilden mußten. Wat aber der Vor-
sitzende von den Ajrarjerbund is, der hielt
'ne Rede, in die er schwungvoll bemerkte, det
der jefeierte Ehrenjreis allezeit 'n „jroßer Mann
des praktischen Zujreifens" jewesen sei. Als
zweeten un dritten Ehrenvorsitzenden des Bun-
des mechte ick mir daraufhin erlooben, Tippels-
kirch'n un den Major Fischer zu empfehlen.
Die sind Podbielski'n noch bedeitend ieber, in-
dem det se noch ville „praktischer zujejriffen"
haben — un dadruff scheint et bei de Be-
setzung der ajrarischen Ehrenstellen doch woll
in erste Linie anzukommen.

Een sehr peinlichet Maleer hat de keenig-
liche Eisenbahnverwaltung neilich betroffen,
indem nämlich initten in de Stadt, in'n Aus-
stellungspark, 'n Stadtbahnbogen injestirzt is.
Ob det Ereignis ooch zu de neien „Verkehrs-
reformen" jeheeren tut, weeß ick nich. Wundern
muß ick mir bloß, warum se noch keenen
Streckenarbeeter mit zehn Mark Wochenlohn
nich ausfindig jemacht un verhaftet haben,
der de verantwortliche Schuld an det Unjlick
tragen soll.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
 
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