Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 24.1907

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6549#0281
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5567

Das Knegsluftftfnff.

UW

10' m

WNMWWNMW

;A’jl'- •' *_

„Kamerad, sehen Sie mal, sind das jetzt Schneegänse, oder ist es ein fran-
zösisches Armeekorps?"

6^

liobelfpäne. eT

Herrn Roosevelt, den tut gar sehr
Die Liebe zum Volk beseelen;

Es soll das Volk den edlen Herrn
Demnächstens wieder wählen.

Die reichen Leute mästen sich,

Das Volk hat magre Leiber,

Drum schimpft der brave Roosevelt auch
Fest auf die „reichen Räuber".

Kapitalisten leben flott
Täglich beim Wein und Braten,

Drum schimpft der brave Roosevelt
Auf „Kapitals-Piraten".

Es läßt der brave Roosevelt, Die Kosten dann von „Räubern" sich
Wenn erst vorbei die Wahlen, Und von „Piraten" bezahlen.

Die Elberfelder Polizei ivies 22 polnische Dienstmädchen als
lästige Ausländer aus. Da diese Dienstmädchen gerade im Begriff
standen, ein Amazonenkorps zur Losreißung deutscher Landesteile
zu bilden, ist man der Elberfelder Polizei für ihr rechtzeitiges und
mutiges Eingreifen zu großen: Dank verpflichtet.

Schon stellt sich die neue Erfindung
Der Menschheit recht Stolz zur Schau,

Bald wird es von Luftschiffern wimmeln
Dort oben im Ätherblau.

Der Polizei, der ivird traurig
Zu Mute jetzt allsogleich,

Bald muß sie die Sozialisten
Verfolgen im himmlischen Reich.

Die Kappolizei soll der Deubel holen: schießen die Kerls uns
mir nichts dir nichts den Morenga weg!! Als ob unsere schivarzen
Erbfeinde so dick gesät ivüren! — Nu bleibt uns bloß noch der
Simon Köpper übrig! Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Dus neue Vereinsgeseh.

Wiewirdes wohkcnisfeh»? Genau weiß man's nicht,
Dieweil noch so wenig gekommen ans Licht.
Doch geht man gewißlich damit nicht fehl:
öis wird wohl so aussehn wie Sachsens „Juwel'.

Auch Vreußen hat solch ein Juwel, wie bekannt,
So schön wie das aus dem Sachsenland,

Sie werden beide zusammengeklaukt.

Dann stülpt man dein Michel sie über das Haupt.

Denn so gehört stch's in dieser Zeit -
Gestört soll nicht werden die Sicherheit
And auch noch die Drönung nicht dazu,

Der gute Würger, der braucht seine Ruh.

Auch gibt es heute der Redner zu viel,

Die treiben ein gar zu freventlich Spiel,

Sie reden ganz ohne Ehrfurcht drauf los
Von allem Heil'gen — der Anfug ist groß.

Mo solch ein Subjekt über „Thema" spricht,

Da soll der Gendarm es leiden nicht,

Der Vorstand bringe den Redner zur Ruh,

Sonst macht der Gendarnl die Aläppe zu.

Auch könnt' ei» Hörer zu jugendlich sein,

Der darf nicht in die Versammlung hinein,

And wenn es der Herr Gendarm begehrt,

Lin Geburtsschein für jeden hergehört.

Die Sache ist noch etivas dunkel zwar,

And dennoch erscheint sie recht wunderbar:

Aus Sachsens und aus Vreußens Juwel
Macht man einen Maulkorb — bei meiner Seel'!

Wenn ich's überlege kurz oder lang:

Die Sache geht den gewiesenen Gang!

Als rechtes Juwel im deutschen Land

War längstens der Maulkorb schon bekannt, y. gl.

Der selbstbewußte Serenissimus.

„Kindermann... äh. . . wie iveit reicht
mein Stammbaum zurück?"

„Bis auf den Gaugrafen Dodo. Derselbe
hat den zweiten Kreuzzug mitgemacht und soll
ein origineller alter Herr geivesen sein. Mehr
weiß man nicht von ihm."

„Naja, Kindermann, Sie müssen bedenken:
damals gab's noch keine... äh . . . Witz-
blätter!!" ——

Lieber Jacob!

Et jeniegt nich bloß, Heldentaten zu besehen,
sondern man muß ooch dafor sorjen, bet se
de Nachwelt erhalten bleiben. Unsere jejen-
ivärtije Zeit is leider sehr verjeßlich un da-
druin is et notwendig, bet se an bet, wat
unsere frohen Männer verrichten, immer wieder
erinnert ivird. Det iveeß ooch der stille un
ernste Pastorssohn Peters, un aus diesen Jrund
sind die ville Prozesse zu erklären, in die er
seine christliche Wirksamkeit ain Kilimandscharo
immer wieder vor de Effentlichkeit uffrollen
un breittrampeln läßt. Denn 'n anderes Ver-
jniejen kann er von diese Jerichtsverhand-
lungen doch woll nich haben, die wie 'ne
moralesche Nilferdpeitsche uff seinen Buckel
klatschen un ihn de Pelle jedesmal uff's neie
jrindlichst ausjerben. Allerdings is er ja in
diese Beziehung ziemlich widerstandsfähig, aber
schließlich dirfte er doch de Jberzeijnng jewin-
nen, det die durch deni Kadi vermittelte Unsterb-
lichkeit oft ihre sehr schmerzhaften Seiten hat.

Ooch die afrikaneschen Tänze, die Roeren
un Jeo Schmidt in diese Dage vor det Kölner
Schöffenjericht ufffiehrten, haben mir nich
minder peinlich beriehrt. Ick sehe daraus mit
patriotische Schmerzjefiehle, det in unsere Kolo-
nien zwischen de Jeistlichkeit un de Beamlen-

schaft nich de rechte Freindschaft bestehen tut,
die for det Jcdeihen eines jeden Jemeimvesens,
>vie de Tante Voß sagt, winschenswert un
notivendig is. Denn ivenn sich de Jouverne-
mentsonkels un de Pfaffen besser vertragen
hätten, denn könnte det verjniegte Leben in
Tojo noch heite seinen unjesteerten Fortjang
nehmen, während jetz durch die jottverfluchten
Zänkereien de janze Schweinewirtschaft an't
Licht jekommen is. Nu sitzen de Jeos un de
Jeskos ivieder mal uff 'n Proppen, Schmidt'n
sein scheener Harem mußte uffjeleest un unter'n
Selbstkostenpreis ausverkooft iverden, un de
frömmsten Missionare haben keene Jelejenheil
nich mehr, sich mang Sektpullen un Nigger-
mächens fotojrafieren zu lassen. Nach einije
Zeit wird ja woll wieder allens mit Jottes
jnädijen Beistand in't olle Jeleise kommen,
aber for de nächsten Monate scheint det Ver
jniegen versalzen zu sind un verschiedene
fromme un strengjläubije christliche Brieder
sin in 'ne sehr peinliche Lage jekoininen.

Am meisten tut et mir um dem Pater Venan-
tius leid, der de Lampen aus det Tojoer Schul-
jebeide verkooft hat, um mit det Jeld seine
schwarzen Seelenbräute zu bezahlen. Man hat
diese Handlungsweise den Mann sehr iebel
jenommen un de Presse spuckt Jift un Jalle
uff sein jesalbtes Haupt, aber ick bejreife nich,
woso eejentlich? Er hat sich, scheint mir, doch
man bloß jenau un jewissenhaft nach die je-
heiligten Jrundsätze der Kirche jerichtet, die
de Liebe immer als de vornehmste Beschäfti-
jung einpfiehlt, un dajeje» uff de Verbreitung
von Licht niemals keen jroßes Jewicht nich
lesen tut!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
 
Annotationen