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https://doi.org/10.11588/diglit.6549#0364
•. 5650
fl fl fl Glocken a fl fl
Weihnachtsglocken, Weihnachtsglocken
Durch die kalten Welten Hallen,
Singen von der Welt Frohlocken
Llnd der Menschen Wohlgefallen.
Schweigen heute alle Schmerzen?
Horch! Mit gläubiger Gebärde
Singen sie beim Schein der Kerzen
Von dem Frieden auf der Erde...
Llnd ich wandre auf den Wegen,
Wo das letzte Häuschen kauert.
Kinder stehn in Schnee und Regen,
Von dem Wintersturm umschauert.
Llnd ich seh' erloschne Augen,
Augen, o, so trostlos bang —
Wenig willst du mir heut taugen,
Heller Weihnachtsglockenklang!
Überall, wo ich geschritten:
Matte Augen, tropfennaffe,
Llnd der Hunger in den Hütten
Llnd die Schande auf der Gaffe
Llnd dieselben müden Herzen
Llnd dasselbe bange Wimmern —
Weihnachtskerzen, Weihnachtskerzen
Mögt ihr denn noch weiter schimmern??
Menschen hungern. Menschen sinken
Nieder unter ihren Lasten.
Llnd kein Stern will ihnen winken;
Weiter geht das wilde Hasten,
Weiter, bis die Pulse stocken
Llnter Jammern, unter Stöhnen —
Weihnachtsglocken, Weihnachtsglocken,
Mögt ihr denn noch weiter tönen??
Einmal werden Glocken singen.
Daß das letzte Leid genese!
Llnd es wird wie Lenzwind klingen.
Wie der Sturm der Marseillaise!
Wenn das Seufzen wird Frohlocken
Llnd Gott Mammons Tempel fallen.
Dann erst klingt ihr, Weihnachtsglocken,
Zu der Menschen Wohlgefallen! P-ui Ender-mg
Die Krlfis.
Der Block, der nationale Block
Lebt kaum ein knappes Jahr,
Und, ach, schon liegt die Brüderschaft
Sich wutentbrannt im Haan
Den liberalen Lsel wurmt's,
Daß der feudale Dchs
Ihn täglich mehr und mehr verdrängt
vom Rand des Zuttertrogs.
Dagegen peinigt fürchterlich
Bei freundschaftlichem Rah'n
Der liberale pöbelduft
Des Junkers Riechorgan.
Kur;: ehe man fich's recht versieht,
Lntspinnt sich, eins, zwei, drei,
Fm nationalen Freundeskreis
Die schönste Keilerei.
Da aber fährt der Bülow drein
Und greift nach seinem Stock
Und packt mit zielbewußtem Griff
Den ungerat'nen Block!
Fm heimlichen Privatkonvent
Zieht er ihn über's Knie
Und — alles ist im Augenblick
Zn schönster Harmonie.
Man schwört dem Kanzler ew'ge Treu
Und reibt sich den Popo,
Und sinkt sich an die Bruderbrust
Zn dulci jubilo.
Der Scherben ist gekittet, doch
Wer weiß, wie lang' er hält:
Block schlägt sich, Block verträgt sich - das
3ft so der Lauf der Welt! g.s.
Glossen.
Wie man munkelt, ist das Portefeuille des
Reichsschatzsekretärs bald anderweitig zu ver-
geben. Doch wird weiter gemunkelt, daß es
gar kein Portefeuille sei, sondern nur ein Porte-
monnaie und zwar — ein leeres!
Die Reichsregierung bewies wieder einmal
ihr hervorragendes Wohlwollen für ihre lieben
Freisinnigen. Sie legte ihnen einen handfesten
Nußknacker auf den Weihnachtstisch, um ihnen
die weitere Blockpolitik möglichst zu erleichtern.
Der 5. Dezember.
Es stand der Liberalismus
Vor dem kaudinischen Joch,
Er warf sich irr Heldenpose
Llnd schlüpfte hindurch dann doch!
Michels weihnachtsfee. (Modell 190/.)
kaafche.
Wenn die Berliner Bäcker zu dem Semmelteig extra
zehn Prozent weniger Mehl nehmen würden, so würden
die Semmeln etwas kleiner werden, es würde aber nie-
mand deshalb mehrere Stück davon essen.
Abg.Paasche (nat.lib.) im Reichstag am 25.No»ember.
Das ist der Doktor paasche,
Lin liberaler Mann,
Dem keiner an Courage
Ls jemals gleichtun kann.
Der paasche kam zur Würde
Fm deutschen Parlament
Und trägt dort Amtesbürde
Als Vizepräsident.
Lr ist an rechter Stelle
Der rechte Mann fürwahr —
Lin Mann mit dickem Zelle
Und jeder Schwäche bar.
Die brennend heiße Röte
Der Scham kennt paasche nicht;
Ihm macht sie keine Röte,
Weil er von Herzen spricht.
So sprach er auch vermessen
Jüngsthin sein frechstes Wort,
Das soll man nie vergessen,
Das klinge immer fort.
„Was schert uns euer Klagen,
Was schert uns euer Schrei'n!
Könnt ihr den Preis nicht tragen,
So schränkt das Lssen ein!
„Macht kleiner eure Bissen,
Den Riemen enger schlingt!
Wir wollen nichts vermissen,
Was uns der Wucher bringt".
So sprach der Doktor paasche,
Lin „liberaler" Mann,
Dem es an der Courage
Kein Funker gleichtun kann.
LecunduS.
fl fl fl Glocken a fl fl
Weihnachtsglocken, Weihnachtsglocken
Durch die kalten Welten Hallen,
Singen von der Welt Frohlocken
Llnd der Menschen Wohlgefallen.
Schweigen heute alle Schmerzen?
Horch! Mit gläubiger Gebärde
Singen sie beim Schein der Kerzen
Von dem Frieden auf der Erde...
Llnd ich wandre auf den Wegen,
Wo das letzte Häuschen kauert.
Kinder stehn in Schnee und Regen,
Von dem Wintersturm umschauert.
Llnd ich seh' erloschne Augen,
Augen, o, so trostlos bang —
Wenig willst du mir heut taugen,
Heller Weihnachtsglockenklang!
Überall, wo ich geschritten:
Matte Augen, tropfennaffe,
Llnd der Hunger in den Hütten
Llnd die Schande auf der Gaffe
Llnd dieselben müden Herzen
Llnd dasselbe bange Wimmern —
Weihnachtskerzen, Weihnachtskerzen
Mögt ihr denn noch weiter schimmern??
Menschen hungern. Menschen sinken
Nieder unter ihren Lasten.
Llnd kein Stern will ihnen winken;
Weiter geht das wilde Hasten,
Weiter, bis die Pulse stocken
Llnter Jammern, unter Stöhnen —
Weihnachtsglocken, Weihnachtsglocken,
Mögt ihr denn noch weiter tönen??
Einmal werden Glocken singen.
Daß das letzte Leid genese!
Llnd es wird wie Lenzwind klingen.
Wie der Sturm der Marseillaise!
Wenn das Seufzen wird Frohlocken
Llnd Gott Mammons Tempel fallen.
Dann erst klingt ihr, Weihnachtsglocken,
Zu der Menschen Wohlgefallen! P-ui Ender-mg
Die Krlfis.
Der Block, der nationale Block
Lebt kaum ein knappes Jahr,
Und, ach, schon liegt die Brüderschaft
Sich wutentbrannt im Haan
Den liberalen Lsel wurmt's,
Daß der feudale Dchs
Ihn täglich mehr und mehr verdrängt
vom Rand des Zuttertrogs.
Dagegen peinigt fürchterlich
Bei freundschaftlichem Rah'n
Der liberale pöbelduft
Des Junkers Riechorgan.
Kur;: ehe man fich's recht versieht,
Lntspinnt sich, eins, zwei, drei,
Fm nationalen Freundeskreis
Die schönste Keilerei.
Da aber fährt der Bülow drein
Und greift nach seinem Stock
Und packt mit zielbewußtem Griff
Den ungerat'nen Block!
Fm heimlichen Privatkonvent
Zieht er ihn über's Knie
Und — alles ist im Augenblick
Zn schönster Harmonie.
Man schwört dem Kanzler ew'ge Treu
Und reibt sich den Popo,
Und sinkt sich an die Bruderbrust
Zn dulci jubilo.
Der Scherben ist gekittet, doch
Wer weiß, wie lang' er hält:
Block schlägt sich, Block verträgt sich - das
3ft so der Lauf der Welt! g.s.
Glossen.
Wie man munkelt, ist das Portefeuille des
Reichsschatzsekretärs bald anderweitig zu ver-
geben. Doch wird weiter gemunkelt, daß es
gar kein Portefeuille sei, sondern nur ein Porte-
monnaie und zwar — ein leeres!
Die Reichsregierung bewies wieder einmal
ihr hervorragendes Wohlwollen für ihre lieben
Freisinnigen. Sie legte ihnen einen handfesten
Nußknacker auf den Weihnachtstisch, um ihnen
die weitere Blockpolitik möglichst zu erleichtern.
Der 5. Dezember.
Es stand der Liberalismus
Vor dem kaudinischen Joch,
Er warf sich irr Heldenpose
Llnd schlüpfte hindurch dann doch!
Michels weihnachtsfee. (Modell 190/.)
kaafche.
Wenn die Berliner Bäcker zu dem Semmelteig extra
zehn Prozent weniger Mehl nehmen würden, so würden
die Semmeln etwas kleiner werden, es würde aber nie-
mand deshalb mehrere Stück davon essen.
Abg.Paasche (nat.lib.) im Reichstag am 25.No»ember.
Das ist der Doktor paasche,
Lin liberaler Mann,
Dem keiner an Courage
Ls jemals gleichtun kann.
Der paasche kam zur Würde
Fm deutschen Parlament
Und trägt dort Amtesbürde
Als Vizepräsident.
Lr ist an rechter Stelle
Der rechte Mann fürwahr —
Lin Mann mit dickem Zelle
Und jeder Schwäche bar.
Die brennend heiße Röte
Der Scham kennt paasche nicht;
Ihm macht sie keine Röte,
Weil er von Herzen spricht.
So sprach er auch vermessen
Jüngsthin sein frechstes Wort,
Das soll man nie vergessen,
Das klinge immer fort.
„Was schert uns euer Klagen,
Was schert uns euer Schrei'n!
Könnt ihr den Preis nicht tragen,
So schränkt das Lssen ein!
„Macht kleiner eure Bissen,
Den Riemen enger schlingt!
Wir wollen nichts vermissen,
Was uns der Wucher bringt".
So sprach der Doktor paasche,
Lin „liberaler" Mann,
Dem es an der Courage
Kein Funker gleichtun kann.
LecunduS.