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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 25.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.6608#0397
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Ties im dunklen Schob der Erden,
Fern vom goldueu Sonnenlicht,
Unter Mühen und Beschwerden
Machst du, Knappe, deine Schicht,
Schon beim ersten Morgengrauen
Fährst du in die Tiefe ein,

Kohlen, Kohlen mutzt du hauen
Um den Lohn crbärmtich klein.

Dir ist leine Frist gegeben
Für die Freuden der Natur,

Arm und öde ist dein Leben
Und ein steter Frondienst nur.

Ob des Winters Stürme wüten.

Ob der holde Frühling lacht,

Dort, wo gist'ge Dünste brüte».
Mutzt du scharren in dem Schacht,

Mutzt die harte Felswand sprengen.
Wo dir stündlich Unheil droht.
Mutzt dich winden durch die engen
Klüfte unter Druck und Not,

Plötzlich, ohne cs zu künden.

Wuchtet nieder das Gestein,

Oder aus verbora'nen Schlünden
Bricht die Wasserflut herein.

Heimlich durch das Reich der Nächte,
Lauschend deinem Atemzug,

Schleicht sich das Gespenst der Schächte,
Das so manchen schon erschlug.

Aus dem Dunkel bricht das Feuer,
Trifft der wilde Wetterstrahl —

Und du bist dem Ungeheuer
Pretsgegeben ohne Wahl,

Aber wenn du den Gefahren
Auch entgangen bist im Schacht,
Hat er doch nach wenig Jahren
Arm und elend dich geinacht.

All dein bestes Herzblut tranl er,
Ein Vampyr in grtmm'ger Wut,
Und ein Siecher und ein Krauler,
Bist du nur zum Sterben gut.
 
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