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Jm Bund der Landwirte. R.
»Die etnjtse Möglichkeit, die rote Bande losruwerden, ist,.daß^
teurer wird, namentlich die Butter — dann müssen die Kerls Margar I
und elend verrotten!"
^ hobelfpäne. t®
„Ich glaub', ich werde Späne hau'n!"
Sang Freiligrath einst froh,
Als Achtundvierzig aufgeflammt
Der Volkszorn lichterloh.
Und wenn wir in die Zukunft schall'n
Wir werden auch einmal
Nach Herzenslust jetzt „Späne hau'n",
Kommt erst die Reichstagswahl.
Eine neue Wohlfahrtsstiftung plant Herr
v. Manteuffel, nachdem sein Projekt eines
-2? CTSchutzmannsheims so wenig Anklang gefunden
hat: es ist ein „Asyl für obdachlose Patrioten". Der Aufruf ist von
einer großen Zahl Konservativer und Zentrumsabgeordneten unter-
zeichnet und das Unternehmen soll so gefördert werden, daß es am
Tage nach der Reichstagswahl beziehbar ist.
Ein jeder, der die heurige große Ausstellung des Bundes der Land-
.ivirte zu besichtigen wünscht, sei daraus hingewiesen, daß der Platz, wo
die Ausstellung sich befindet, schon von weitem an dem ungemein kraft-
vollen Gebrüll der berühmten Oldenburger Edelsorte leicht kenntlich ist.
Was ist eine optische Täuschung? Na, wenn zum Beispiel der
preußische Adler Appetit auf die Reichslande hat, während ihn selber
die Reichslande doch längst — im Magen haben!
Die Arbeiter des Zentrums fangen an, zu merken, daß sie nicht
als Wächter, sondern als Gefangene im Zentrumsturm sitzen.
Das geplante neue Verdienstkreuz für prügelnde Schutzleute trägt,
wie wir erfahren, die Inschrift: „Für Tapferkeit hinter dem Feinde!"
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ver Reichzmrbanü ruckt un!
der „steitzwerbanü gegen Nie Sotiaiiiemokralie" bat
feinen feldzugsplan für Nie närtifien wählen
neröffcntliftt.
Heil sei dem deutschen Vaterland
Und Heil dem preuß'schen Staat!
Die Rot ist aus, der Retter kommt:
Die Liebertgarde naht!
Fm edlen Bürgerherzen regt
Sich frischer, froher Mut:
Nun geht es an den Äragen bald
Der roten Höllenbrut!
Nun greift, ihr tapfern Bürgersleut',
Beherzt zu Schild und Speer,
Und vor dem Wahlkampf fürchte sich
Hinfüro niemand mehr!
Kein Sozi, glaubt mir, widersteht
Dem heldenkühnen Troß:
Nkit Lügen schlägt den Zeind er tot,
Und Dreck ist sein Geschoß!
Drum grüßt mit Hellem Fubelruf
Den stolzen Heeresbann-
Doch haltet euch die Rasen zu!
Der Reichsverband rückt an. Cobias.
Japan.
Mach bekannter Melodie.)
Japan, Japan über alles,
Ueber alles in der Welt!
2>ast Europens Musterländern
Als Kam'rad dich zugesellt
Und im Kampf für Thron und Geldsac!
An die Tete dich gestellt!
Japan, Japan über alles.
Ueber alles in der Welt!
Wir, im Kampfe mit dein Umsturz,
Machten mehrfach schon Bankrott,
Ernteten zu unsrer Schande
Immer Prügel nur und Spott,
And die Plage wächst tagtäglich —
Du jedoch, beherzt und flott.
Schleppst die Roten, die dich ärgern.
Kurzerhand auf das Schafott!
Unter den Kulturnationen
Stehst du jetzt in erster Reih',
Doch zum höchsten Ruhmeskranze
Fehlt dir, Freund, noch dreierlei:
Lättest du Ostelbiens Junker,
Die Berliner Polizei
And aus Pommern ein paar Landrät' —
Wärst du Preußen Nr. 21 Balduin.
Lieber Jacob!
Jm Reichstag is 'ne Ausstellung von soje-
nannte Schundliteratur jewesen, die dem juten
Jeschmack verunjeniert un de deitsche Volks-
seele verjiftet. Um mir 'n bisken zu bilden,
habe ick ooch mal 'n Oogenblick rinjekiekt. Aber
wat ick dort vor allem erwartet hatte, det fand
ick nid). Weder de „Post" noch de „Deitsche
Tageszeitung" noch Scherln sein Lokusanzeijer
lagen aus, un von de Traktätchen der from-
men Muckeranstalten un von de jesammelten
Dichtungen des Reichsverbands war keen Blätt-
chen »ich zu sehe». Et tat mir um det Jntritts-
jeld leid un ick fing ebent an. Krack) zu machen,
als mir ’n Herr mit ’n Aalkasten uff'n Kopp,
der wahrscheinlich von det Verjniejungskomitee
war, belehrte, det det Janze man bloß im
Jntresse von de Jugendbildung wäre un keenen
polliteschen Beijeschmack nich haben sollte. Ick
bedankte mir heeflichst dafor un eißerte, det
meine Jungens mit diese birjerliche Poesie nie-
mals keenen intimeren Umjang nich jepflegt
hätten, weil ick in meine Familje bloß die vom
sozjaldemokrateschen Bildungsausschuß emfoh-
lenen Kinderbiecher dulden tue. Wie der Mann
mit'» Aalkasten det Heerte, wurde er puterrot
in de Visasche un drillte: „Eier jotlverfluchter
Bildungsausschuß mitsamt de roten Jugend-
orjanisazjonen un alle die andern sozjaldemo-
krateschen Ruchlosigkeiten jeheeren vor dem
Staatsanwalt — verstehen Se mir? Merken Se
sich det!" Det verletzte mir, un ick drehte dem
Mann mit wirdevolle Bewejung meine Hinter-
fasfade zu, woselbst ick ihm zu eene janz private
Lecktiere inlud, un verließ det Lakal.
Aber nichtsdestowenijer freie ick mir, det
ooch de birjerlichen Kreise sachteken anfangen,
sich mit de hehere Jugendsiersorje zu bemen-
gelieren. Eenen sehr vielversprechenden Schritt
uff dieses Jebiet hat vor kurzem ooch deKreiz-
zeitung unternommen, indem det se dem Vor-
schlag machte, man solle de Kientöppe in denr
Dienst der christlichen Relijon stellen un de
Kinder intressante „Bilder aus det Leben der
kirchlichen Arbeet, Heidenbekehrung un ähn-
liche Jebiete" vorfiehren, um uff diese Weise
dem „Einreißen der Zuchtlosigkeit, Pietätlosig-
keit, Jesetz- un Jottlosigkeit zu wehren". Det
is 'n sehr jesunder Jedanke, wenn er an't richtje
Ende anjepackt wird. Zum Beispiel jloobe ick,
det naturjetreie Films von de christliche Kultur-
tütigkeit des Karl Peters mr des Jesko Putt-
kamer in Afrika un von det kirchliche Liebes-
leben, det jewisse jottesfirchtije Seelenhirten mit
ihre Konfirmandinnen un Köchinnen fiehren,
sehr belehrend un anrejend uff de kindliche
Fantasie wirken mißten, un ick bin feste von
ieberzogen, det de Jungens bei Vorfiehrungen
von de jeistliche Wirksamkeit in Mieltschin det
jreeßte Jntresse bekunden wirden, un det se
durch diesen Anschauungsunterricht nach de
Natur 'n ville klareren Bejriff von det Wesen
„der kirchlichen Arbeet un ähnliche Jebiete"
kriejen ivirden, als wie se de schlimmsten sozjal-
demokrateschen Verhetzungen un Jugendorjani-
sazjonen jeden kennen.
Womil ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'u Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
Jm Bund der Landwirte. R.
»Die etnjtse Möglichkeit, die rote Bande losruwerden, ist,.daß^
teurer wird, namentlich die Butter — dann müssen die Kerls Margar I
und elend verrotten!"
^ hobelfpäne. t®
„Ich glaub', ich werde Späne hau'n!"
Sang Freiligrath einst froh,
Als Achtundvierzig aufgeflammt
Der Volkszorn lichterloh.
Und wenn wir in die Zukunft schall'n
Wir werden auch einmal
Nach Herzenslust jetzt „Späne hau'n",
Kommt erst die Reichstagswahl.
Eine neue Wohlfahrtsstiftung plant Herr
v. Manteuffel, nachdem sein Projekt eines
-2? CTSchutzmannsheims so wenig Anklang gefunden
hat: es ist ein „Asyl für obdachlose Patrioten". Der Aufruf ist von
einer großen Zahl Konservativer und Zentrumsabgeordneten unter-
zeichnet und das Unternehmen soll so gefördert werden, daß es am
Tage nach der Reichstagswahl beziehbar ist.
Ein jeder, der die heurige große Ausstellung des Bundes der Land-
.ivirte zu besichtigen wünscht, sei daraus hingewiesen, daß der Platz, wo
die Ausstellung sich befindet, schon von weitem an dem ungemein kraft-
vollen Gebrüll der berühmten Oldenburger Edelsorte leicht kenntlich ist.
Was ist eine optische Täuschung? Na, wenn zum Beispiel der
preußische Adler Appetit auf die Reichslande hat, während ihn selber
die Reichslande doch längst — im Magen haben!
Die Arbeiter des Zentrums fangen an, zu merken, daß sie nicht
als Wächter, sondern als Gefangene im Zentrumsturm sitzen.
Das geplante neue Verdienstkreuz für prügelnde Schutzleute trägt,
wie wir erfahren, die Inschrift: „Für Tapferkeit hinter dem Feinde!"
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ver Reichzmrbanü ruckt un!
der „steitzwerbanü gegen Nie Sotiaiiiemokralie" bat
feinen feldzugsplan für Nie närtifien wählen
neröffcntliftt.
Heil sei dem deutschen Vaterland
Und Heil dem preuß'schen Staat!
Die Rot ist aus, der Retter kommt:
Die Liebertgarde naht!
Fm edlen Bürgerherzen regt
Sich frischer, froher Mut:
Nun geht es an den Äragen bald
Der roten Höllenbrut!
Nun greift, ihr tapfern Bürgersleut',
Beherzt zu Schild und Speer,
Und vor dem Wahlkampf fürchte sich
Hinfüro niemand mehr!
Kein Sozi, glaubt mir, widersteht
Dem heldenkühnen Troß:
Nkit Lügen schlägt den Zeind er tot,
Und Dreck ist sein Geschoß!
Drum grüßt mit Hellem Fubelruf
Den stolzen Heeresbann-
Doch haltet euch die Rasen zu!
Der Reichsverband rückt an. Cobias.
Japan.
Mach bekannter Melodie.)
Japan, Japan über alles,
Ueber alles in der Welt!
2>ast Europens Musterländern
Als Kam'rad dich zugesellt
Und im Kampf für Thron und Geldsac!
An die Tete dich gestellt!
Japan, Japan über alles.
Ueber alles in der Welt!
Wir, im Kampfe mit dein Umsturz,
Machten mehrfach schon Bankrott,
Ernteten zu unsrer Schande
Immer Prügel nur und Spott,
And die Plage wächst tagtäglich —
Du jedoch, beherzt und flott.
Schleppst die Roten, die dich ärgern.
Kurzerhand auf das Schafott!
Unter den Kulturnationen
Stehst du jetzt in erster Reih',
Doch zum höchsten Ruhmeskranze
Fehlt dir, Freund, noch dreierlei:
Lättest du Ostelbiens Junker,
Die Berliner Polizei
And aus Pommern ein paar Landrät' —
Wärst du Preußen Nr. 21 Balduin.
Lieber Jacob!
Jm Reichstag is 'ne Ausstellung von soje-
nannte Schundliteratur jewesen, die dem juten
Jeschmack verunjeniert un de deitsche Volks-
seele verjiftet. Um mir 'n bisken zu bilden,
habe ick ooch mal 'n Oogenblick rinjekiekt. Aber
wat ick dort vor allem erwartet hatte, det fand
ick nid). Weder de „Post" noch de „Deitsche
Tageszeitung" noch Scherln sein Lokusanzeijer
lagen aus, un von de Traktätchen der from-
men Muckeranstalten un von de jesammelten
Dichtungen des Reichsverbands war keen Blätt-
chen »ich zu sehe». Et tat mir um det Jntritts-
jeld leid un ick fing ebent an. Krack) zu machen,
als mir ’n Herr mit ’n Aalkasten uff'n Kopp,
der wahrscheinlich von det Verjniejungskomitee
war, belehrte, det det Janze man bloß im
Jntresse von de Jugendbildung wäre un keenen
polliteschen Beijeschmack nich haben sollte. Ick
bedankte mir heeflichst dafor un eißerte, det
meine Jungens mit diese birjerliche Poesie nie-
mals keenen intimeren Umjang nich jepflegt
hätten, weil ick in meine Familje bloß die vom
sozjaldemokrateschen Bildungsausschuß emfoh-
lenen Kinderbiecher dulden tue. Wie der Mann
mit'» Aalkasten det Heerte, wurde er puterrot
in de Visasche un drillte: „Eier jotlverfluchter
Bildungsausschuß mitsamt de roten Jugend-
orjanisazjonen un alle die andern sozjaldemo-
krateschen Ruchlosigkeiten jeheeren vor dem
Staatsanwalt — verstehen Se mir? Merken Se
sich det!" Det verletzte mir, un ick drehte dem
Mann mit wirdevolle Bewejung meine Hinter-
fasfade zu, woselbst ick ihm zu eene janz private
Lecktiere inlud, un verließ det Lakal.
Aber nichtsdestowenijer freie ick mir, det
ooch de birjerlichen Kreise sachteken anfangen,
sich mit de hehere Jugendsiersorje zu bemen-
gelieren. Eenen sehr vielversprechenden Schritt
uff dieses Jebiet hat vor kurzem ooch deKreiz-
zeitung unternommen, indem det se dem Vor-
schlag machte, man solle de Kientöppe in denr
Dienst der christlichen Relijon stellen un de
Kinder intressante „Bilder aus det Leben der
kirchlichen Arbeet, Heidenbekehrung un ähn-
liche Jebiete" vorfiehren, um uff diese Weise
dem „Einreißen der Zuchtlosigkeit, Pietätlosig-
keit, Jesetz- un Jottlosigkeit zu wehren". Det
is 'n sehr jesunder Jedanke, wenn er an't richtje
Ende anjepackt wird. Zum Beispiel jloobe ick,
det naturjetreie Films von de christliche Kultur-
tütigkeit des Karl Peters mr des Jesko Putt-
kamer in Afrika un von det kirchliche Liebes-
leben, det jewisse jottesfirchtije Seelenhirten mit
ihre Konfirmandinnen un Köchinnen fiehren,
sehr belehrend un anrejend uff de kindliche
Fantasie wirken mißten, un ick bin feste von
ieberzogen, det de Jungens bei Vorfiehrungen
von de jeistliche Wirksamkeit in Mieltschin det
jreeßte Jntresse bekunden wirden, un det se
durch diesen Anschauungsunterricht nach de
Natur 'n ville klareren Bejriff von det Wesen
„der kirchlichen Arbeet un ähnliche Jebiete"
kriejen ivirden, als wie se de schlimmsten sozjal-
demokrateschen Verhetzungen un Jugendorjani-
sazjonen jeden kennen.
Womil ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an'u Jörlitzer Bahnhof, jleich links.