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https://doi.org/10.11588/diglit.6709#0348
• • 7246
Österreichisches Oankgebet.
In der Bredouille saß ich tief
Und wußt' mich nicht zu lassen,
Die Pleite herrschte Hähern Orts,
Der junger in den Massen.
Schon ward der Pöbel unbequem,
Und schwer nur wollt's gelingen,
Mit Säbelhieb und Flintenschuß
Ihn zur Uäson zu bringen.
Aus der Affäre können wir,
wenn wir das Ding verstehen,
Dem gottverdammten Roten jetzt
Diverse Stricke drehen.
Zwar ist der Schwindel nicht mehr neu,
Die Augurn werden lachen -
Doch mit Geschick und Gottvertraun
Läßt sich so manches machen.
Welch frommes Bürgerherze denkt
Jetzt an die finanziellen
Bedrängnisse, die Hungersnot
Und andre Bagatellen?
Wer wagt's, in solchem Augenblick
Zu nörgeln und Krakeelen?
Beduselt sind vom Pulverdampf
Die stärksten Spießerseelen.
Und so empfange, lieber Gott,
von deinem treusten Diener
Inbrünst'gen, heißgefühlten Dank
Für diesen Dalmatiner;
Und wenn das nächste Mal mich hält
Der Rote in den Krallen,
So laß, allgüt'ger Herrgott du,
Ls — wieder einmal knallen! Tobias.
Doch Gott verläßt die Seinen nicht:
Zur rechten Stunde grade
Sandt' er ein herrlich Zeichen uns
von seiner Huld und Gnade.
Es fiel ein Stein vom Herzen mir,
Und meine Seele lachte,
Als von den höhn der Galerie
Ujegus' Revolver krachte.
Der Krieg.
Ein richtiger Abruzzenstreich
Läßt nun Europa erbeben —
Es dröhnte herüber zum Türkenreich:
„Die Börse oder das Leben!"
Nun jauchzt die Kapitalistenbrut
And wälzt sich in Ekstasen;
Es wird vergoffen der Völker Blut
Am ein Paar Wüstenoasen!
Ein Leros wird mit einem Mal
Der letzte Lazzaroni;
Es liegt im Ruhmessonnenstrahl
Das Land der Makkaroni.
Sie haben mehr Kirchen als Schulen dort
And können kaum lesen und schreiben:
Sie lassen sich leicht zum Massenmord
And Massenwahnsinn treiben.
Doch wenn der Tag des Erkennens naht.
Dann wird auch der Dümmste erraten:
Der italienische Stiefel zertrat
Des eigenen Landes Saaten! P. E.
Gegen die Teuerung.
Um die herrschende Teuerung wirksam zu be-
kämpfen, beabsichtigt das preußische Landwirtschafls-
uüuisterium folgenden Erlaß herauszugebcn:
Die Teuerung wird amtlich nicht anerkannt. Wer
noch weiter über sie schreit, wird wegen lärmender
Ruhestörung bestraft. Das Ministerium dient den
Agrariern. Die Gemeinden haben sich um die Teue-
rung nicht zu kümmern. Etwaige landwirtschafts-
feindliche Gemeindebeschlnssc sind von den Aufsichts-.
instanzen zu sistieren. Gegen alle Kritiker, die Uns
Untätigkeit vorwerfen, wird Strafantrag gestellt.
v. Schorlemer-Lieser.
Glosse.
In Charlottenburg Ivird jetzt ein Hnndebad mit
zwei Klassen, für fünfzig und zehn Pfennig pro Bad,
errichtet.
Daraufhin verlangen die Polizeihunde eine be-
sondere Anstalt; denn man könne es ihnen nicht
zumute», mit den gemeinen Publikumshunde» zu-
sammen zu ba^cn.
Neueste Nriegsdepeschen.
— Großmutter Europa hat die Sprache verloren weil der
italienische Flegel sich noch besser aufs Lügen versteht, als
sie selber.
— Dem Herzog der Abruzzen wurde für seinen heimtücki-
schen überfall bei prevesa der Lhrendoktorhut der Piraterie
verliehen.
— Die italienische Armee schwimmt in Siegeszuversicht.
Selbst ihre ältesten Generale erklären, daß ihnen vor fünf-
zehn Jahren bei Beginn des Krieges mit Abessinien der Podex
auch nicht annähernd so stark gejuckt hat wie jetzt.
— Inmitten des allgemeinen Deliriums haben sich soeben
die Räuberhauptleute der Abruzzen mit den Staatsmännern
Italiens verbrüdert und die Genehmigung zur Aufstellung
einer Brigantenbrigade erwirkt, die aus Tripolis die Schätze
Arabiens herausholen soll.
— Die italienische Regierung plant die Einberufung von
drei Millionen Analphabeten, um den Türken die überlegene
Kultur Italiens recht gründlich klarzumachen.
- Der Papst hat den heiligen Krieg des Kreuzes gegen
den Halbmond ausgerufen und gleichzeitig für die Dauer dieses
Krieges die heiligen zehn Gebote außer Funktion gesetzt.
— Den schwitzenden Großmächten läuft jene Butter, die sie
alle zusammen auf dem Kopfe haben, in Gestalt von Tränen
der Sympathie für die Türkei über die Backen herunter.
— Inzwischen ist es der italienischen Flotte bereits ge-
lungen, sämtliche Luftschlösser des heutigen internationalen
Rechtes mit wirklich „durchschlagenden" Argumenten in Trüm-
mer zu bombardieren.
— Die wilhelmstraße verschlief zwar den Kriegsausbruch,
entwickelt aber jetzt eine fieberhafte Tätigkeit, um dievumm-
heiten, die sie zu machen versäumt hat, rasch nachzuholen!
Die beiden Weltanschauungen.
Die Besitzenden sagen: die Welt gehört uns; die
Besitzlosen entgegnen: die Welt gehört ollen.
fuldaer Marterl.
Bier liegt eine fauftdicke Zentrumslüge,
Oie man wiederholet im Übermaß.
Sie tat ihre allerletzten Züge
flis man des Fuldaer Müllers Briefe las.
Dafj stets hochwürden die fff Sozi befehdet,
Davon wird nun alleweil nicht geredet.
Meinst du, Wandrer?? wir werden lehn:
Schloß auch fetzt der Schwinde! die Lider,
Bei den nächsten Wahlen findet er wieder
Cin aiierd)rist!ichttes fluferstehn!
Vas Bekenntnis einer schönen Seele.
Zum sünkigiLhtigen vettehen
der „riorddeuttchen Hllgcmcincn Zeitung“.
„Hilf meine Jugend fällt der keufche Blich,
Id) mutz es heut gestehn, nicht gern zurück:
Ich wandelte auf unerlaubtem Pfad
flis freier Geift und roter Demokrat.
„Doch fchon nach kurzer Zeit begab ich mich
flis öffentliches Mädchen auf den Strich;
Ich wechfeite zwar häufig meinen Herrn,
Doch dient' ich jedem, der bezahlte, gern.
„Für Oeid war ich gewärtig jedes Winks,
Bald schrieb ich schwarz, bald weih, bald rechts,
bald links,
Hab' auf Befehl mit ruhigem Geroiffen
Des Volkes Sache stets mit Not befchmiffen.
„Zwar Chren brachte dies Oewerbe nicht.
Doch legt ich darauf weiter kein Oewicht,
Oefchrieben stand in meines Schicksals Buch:
Ueich fei dein Lohn, doch übel dein Geruch!
„So wurde allgemach ich fett und alt,
war immer gut gedüngt im Blätterwald,
Und wenn die Zeiten unverändert bleiben,
Kann ich's noch manchesfährchen weiter treiben.“
Lehmann.
Baffermanns Kampfansage.
Meine Herren! Wir sind vereinigt,
Um ganze Arbeit zu tun:
Es werde der Reichstag gereinigt
Von allen Pfaffen nun!
Das Zentrum darf nichts betominc»!
Zertrümmert werde es hier
Und anderswo! — Ausgenommen
Natürlich im Nuhrrevier....
Zur heiligen Glut entglommen
Ist unserer Seelen Brand.
Fort mit ihm! — Ausgenommen
Im Rhein- und Schlesierland.. ..
Wir fassen gcwicht'ge Entschlüffc!
Das Zentrum mutz glauben daran —
Auch an die Kompromisse,
Die man noch schlietzen kann....
Es muß verliere» die Wahlen,
Soiveit — wir nicht helfen znm Sieg.
Drum auf zum nationalen
Und liberalen Krieg!! P. E.
Österreichisches Oankgebet.
In der Bredouille saß ich tief
Und wußt' mich nicht zu lassen,
Die Pleite herrschte Hähern Orts,
Der junger in den Massen.
Schon ward der Pöbel unbequem,
Und schwer nur wollt's gelingen,
Mit Säbelhieb und Flintenschuß
Ihn zur Uäson zu bringen.
Aus der Affäre können wir,
wenn wir das Ding verstehen,
Dem gottverdammten Roten jetzt
Diverse Stricke drehen.
Zwar ist der Schwindel nicht mehr neu,
Die Augurn werden lachen -
Doch mit Geschick und Gottvertraun
Läßt sich so manches machen.
Welch frommes Bürgerherze denkt
Jetzt an die finanziellen
Bedrängnisse, die Hungersnot
Und andre Bagatellen?
Wer wagt's, in solchem Augenblick
Zu nörgeln und Krakeelen?
Beduselt sind vom Pulverdampf
Die stärksten Spießerseelen.
Und so empfange, lieber Gott,
von deinem treusten Diener
Inbrünst'gen, heißgefühlten Dank
Für diesen Dalmatiner;
Und wenn das nächste Mal mich hält
Der Rote in den Krallen,
So laß, allgüt'ger Herrgott du,
Ls — wieder einmal knallen! Tobias.
Doch Gott verläßt die Seinen nicht:
Zur rechten Stunde grade
Sandt' er ein herrlich Zeichen uns
von seiner Huld und Gnade.
Es fiel ein Stein vom Herzen mir,
Und meine Seele lachte,
Als von den höhn der Galerie
Ujegus' Revolver krachte.
Der Krieg.
Ein richtiger Abruzzenstreich
Läßt nun Europa erbeben —
Es dröhnte herüber zum Türkenreich:
„Die Börse oder das Leben!"
Nun jauchzt die Kapitalistenbrut
And wälzt sich in Ekstasen;
Es wird vergoffen der Völker Blut
Am ein Paar Wüstenoasen!
Ein Leros wird mit einem Mal
Der letzte Lazzaroni;
Es liegt im Ruhmessonnenstrahl
Das Land der Makkaroni.
Sie haben mehr Kirchen als Schulen dort
And können kaum lesen und schreiben:
Sie lassen sich leicht zum Massenmord
And Massenwahnsinn treiben.
Doch wenn der Tag des Erkennens naht.
Dann wird auch der Dümmste erraten:
Der italienische Stiefel zertrat
Des eigenen Landes Saaten! P. E.
Gegen die Teuerung.
Um die herrschende Teuerung wirksam zu be-
kämpfen, beabsichtigt das preußische Landwirtschafls-
uüuisterium folgenden Erlaß herauszugebcn:
Die Teuerung wird amtlich nicht anerkannt. Wer
noch weiter über sie schreit, wird wegen lärmender
Ruhestörung bestraft. Das Ministerium dient den
Agrariern. Die Gemeinden haben sich um die Teue-
rung nicht zu kümmern. Etwaige landwirtschafts-
feindliche Gemeindebeschlnssc sind von den Aufsichts-.
instanzen zu sistieren. Gegen alle Kritiker, die Uns
Untätigkeit vorwerfen, wird Strafantrag gestellt.
v. Schorlemer-Lieser.
Glosse.
In Charlottenburg Ivird jetzt ein Hnndebad mit
zwei Klassen, für fünfzig und zehn Pfennig pro Bad,
errichtet.
Daraufhin verlangen die Polizeihunde eine be-
sondere Anstalt; denn man könne es ihnen nicht
zumute», mit den gemeinen Publikumshunde» zu-
sammen zu ba^cn.
Neueste Nriegsdepeschen.
— Großmutter Europa hat die Sprache verloren weil der
italienische Flegel sich noch besser aufs Lügen versteht, als
sie selber.
— Dem Herzog der Abruzzen wurde für seinen heimtücki-
schen überfall bei prevesa der Lhrendoktorhut der Piraterie
verliehen.
— Die italienische Armee schwimmt in Siegeszuversicht.
Selbst ihre ältesten Generale erklären, daß ihnen vor fünf-
zehn Jahren bei Beginn des Krieges mit Abessinien der Podex
auch nicht annähernd so stark gejuckt hat wie jetzt.
— Inmitten des allgemeinen Deliriums haben sich soeben
die Räuberhauptleute der Abruzzen mit den Staatsmännern
Italiens verbrüdert und die Genehmigung zur Aufstellung
einer Brigantenbrigade erwirkt, die aus Tripolis die Schätze
Arabiens herausholen soll.
— Die italienische Regierung plant die Einberufung von
drei Millionen Analphabeten, um den Türken die überlegene
Kultur Italiens recht gründlich klarzumachen.
- Der Papst hat den heiligen Krieg des Kreuzes gegen
den Halbmond ausgerufen und gleichzeitig für die Dauer dieses
Krieges die heiligen zehn Gebote außer Funktion gesetzt.
— Den schwitzenden Großmächten läuft jene Butter, die sie
alle zusammen auf dem Kopfe haben, in Gestalt von Tränen
der Sympathie für die Türkei über die Backen herunter.
— Inzwischen ist es der italienischen Flotte bereits ge-
lungen, sämtliche Luftschlösser des heutigen internationalen
Rechtes mit wirklich „durchschlagenden" Argumenten in Trüm-
mer zu bombardieren.
— Die wilhelmstraße verschlief zwar den Kriegsausbruch,
entwickelt aber jetzt eine fieberhafte Tätigkeit, um dievumm-
heiten, die sie zu machen versäumt hat, rasch nachzuholen!
Die beiden Weltanschauungen.
Die Besitzenden sagen: die Welt gehört uns; die
Besitzlosen entgegnen: die Welt gehört ollen.
fuldaer Marterl.
Bier liegt eine fauftdicke Zentrumslüge,
Oie man wiederholet im Übermaß.
Sie tat ihre allerletzten Züge
flis man des Fuldaer Müllers Briefe las.
Dafj stets hochwürden die fff Sozi befehdet,
Davon wird nun alleweil nicht geredet.
Meinst du, Wandrer?? wir werden lehn:
Schloß auch fetzt der Schwinde! die Lider,
Bei den nächsten Wahlen findet er wieder
Cin aiierd)rist!ichttes fluferstehn!
Vas Bekenntnis einer schönen Seele.
Zum sünkigiLhtigen vettehen
der „riorddeuttchen Hllgcmcincn Zeitung“.
„Hilf meine Jugend fällt der keufche Blich,
Id) mutz es heut gestehn, nicht gern zurück:
Ich wandelte auf unerlaubtem Pfad
flis freier Geift und roter Demokrat.
„Doch fchon nach kurzer Zeit begab ich mich
flis öffentliches Mädchen auf den Strich;
Ich wechfeite zwar häufig meinen Herrn,
Doch dient' ich jedem, der bezahlte, gern.
„Für Oeid war ich gewärtig jedes Winks,
Bald schrieb ich schwarz, bald weih, bald rechts,
bald links,
Hab' auf Befehl mit ruhigem Geroiffen
Des Volkes Sache stets mit Not befchmiffen.
„Zwar Chren brachte dies Oewerbe nicht.
Doch legt ich darauf weiter kein Oewicht,
Oefchrieben stand in meines Schicksals Buch:
Ueich fei dein Lohn, doch übel dein Geruch!
„So wurde allgemach ich fett und alt,
war immer gut gedüngt im Blätterwald,
Und wenn die Zeiten unverändert bleiben,
Kann ich's noch manchesfährchen weiter treiben.“
Lehmann.
Baffermanns Kampfansage.
Meine Herren! Wir sind vereinigt,
Um ganze Arbeit zu tun:
Es werde der Reichstag gereinigt
Von allen Pfaffen nun!
Das Zentrum darf nichts betominc»!
Zertrümmert werde es hier
Und anderswo! — Ausgenommen
Natürlich im Nuhrrevier....
Zur heiligen Glut entglommen
Ist unserer Seelen Brand.
Fort mit ihm! — Ausgenommen
Im Rhein- und Schlesierland.. ..
Wir fassen gcwicht'ge Entschlüffc!
Das Zentrum mutz glauben daran —
Auch an die Kompromisse,
Die man noch schlietzen kann....
Es muß verliere» die Wahlen,
Soiveit — wir nicht helfen znm Sieg.
Drum auf zum nationalen
Und liberalen Krieg!! P. E.