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nuiitärlfcöcs. «.&<*«
„Een Leitnant un zehn Mann lun's jetzt nich mehr, wo so ville Sozis
im Reichstag sitzen — jetzt braucht man wenigstens 'n Hauptmann und 'ne
Kompanie, um die Bude zu schließen."
nobelfpäne.
Die Welt ist rund bekanntlich
Und inuß sich immer dreh'n.
So ist es stets gewesen
Und ivird's auch stets gescheh'n.
Doch habt ihr auch mit Sinnen
Es überlegt — gesteht! —
Um was in diesen Zeiten
Die alte Welt sich dreht?
Besinnt euch und ihr findet,
Was euch gar wohl gefällt,
Daß um die rote Fahne
Sich dreht die ganze Welt.
Der Angeklagte ist ein Karpfen. Die Polizei fängt ihn und der Staats-
anwalt „kauft" ihn sich. Dann wird er im Untersuchungsverfahren
weichgekocht und in der Hauptverhandlung frißt man ihn auf.
Die Wage der Gerechtigkeit ist im Gleichgewicht, sobald die eine
Wagschale den Kostenbetrag für die Portion Recht in der anderen
Wagschale enthält.
In dein schwärzesten Altbayern Und es tönt das alte Lied,
Sind sie halt noch immer stumpf. Wie es schon so oft geschah:
Wacker stritten dort die Roten, Wenn meraa schon sandieDümmsten,
Aber doch ist Zentrum Trumpf. Doch die mehrsten san mer aa!
Die Justiz vom Berge Sinai kam noch mit zehn Paragraphen aus;
seitdem aber muß sich entweder die menschliche oder die juristische Bos-
heit vertausendfältigt haben. ,
Wenn der Kampfhahn der Klassenjustiz recht eindrucksvoll krähen
soll, muß erst mal ein Misthaufen von Urteilsgrnnden zusammengetrage»
werden, damit er drauf „fußen" kann!
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ansere Fürsten.
Frei nach Iustinus Kerner.
Trauernd mit viel dunklen Rede»
Sie ein tragisch Schauspiel boten:
Denn die Hauptstadt eines jeden
Ward die Hauptstadt eines Roten!
„Bitter," sprach der Herr von Sachse»,
„Ist die Dresdener Affäre.
War es möglich? Ach, mit Maxen
Bet' ich jetzt ein Miserere."
Wilhelm Rex sah trüb auf ihn
Und er sprach mit düstren Mienen:
„Rot ist Potsdam und Berlin —
Ich verzieh' jetzt nach Kabinen."
„Darmstadt fiel!" rief voller Ärger
Auch der Fürst vom Lessenland.
Finster sprach der Württemberger:
„Stuckart wählte Lildenbrand!"
Und die kleinen Potentaten
Sagten mit erzwungnem Lachen:
„'s ist auch mit den braven Staaken
Thüringens kein — Staat zu machen!"
And die schwarzen Kirchenfürsten
Fielen in den Chorus ein:
„Nichts nützt mehr das schönste Dürsten:
Bitter schmeckt der Wein vom Rhein!"
Auch die Herren Senatoren
Saßen sehr belämmert da:
Bremen, Lübeck ist verloren
Und die Frau Hammonia.
And die allerhöchsten Herrn
Sprachen sämtlich voller Zweifel:
„Rur das eine wüßt' man gern:
Was so groß macht diese Teufel??
„Liegt's a» de» polit'schen Ketzern,
Daß das Herrschen kein Vergnügen?
Liegt's alleine an den Hetzern?
Sollt's an uns am Ende liegen??"
Bayerische Wahlblitze.
Vas Zentrum ist diesmal noch mit einem blauen Kugc da-
vongekommen: aber seinem konservativen Bundesgenossen
ist es schwarz vor den Kugen geworden.
In Bamberg erlebte der Löwe Zchädler den Schmerz, daß
man sein Gebrüll ganz einfach „überstimmte".
Das Ministerium podewils warf schon vor der Entschei-
dung dieFlinte ins Koni, weil die Vogelscheuchen der Zentrums-
presse eine so furchtbar bedrohliche Haltung einnahmen.
Die drahtlose Telegraphie Hai im Wahlkampf der Schwär-
zen eine sehr große Nolle gespielt. Die Kanzeln dienten als
„Sender" und die Beichtstühle als „Empfänger".
Vas Zentrum kann nur langsam rückwärts marschieren,
weil seine Macht auf den kurzen Beinen einer verlogenen
Wahlkreiseinteilung steht.
Lieber Jacob!
Also ooch in Bayern habe» de Schwarz-
blauen jrindlich Jackenfett besehen. Det Unheil
freist ebent unaufhaltsam um sich un de Zeichen
inehren sich, det der Weltunterjang nahe be-
vorsteht. In Dessau hat doch sojar Schutz-
mann Wolfjang Heine'u zu seinen Wahlsieg
jratuliert. Der Mann wurde zwar sofort
aus'» Dienst entlassen un seine Uniform nebst
Waffenschmuck is jedenfalls von de vorjesetzte
Beheerde sorgfältig desinfiziert worden, aber
wat hilft det? Er lebt in'n anderen Beruf
quietschfidel weiter, dreht de Obrigkeit 'ne lange
Reese un jibt seine Kollejen 'n sehr nachah-
mungswirdijes schlechtes Beispiel.
De „Post" sieht de eenzigste Rettung in'n
kleenen Weltkrieg, der det unbotmäßije Volk
zur Strecke bringen un dem ieberlebenden Rest
de abhanden jekommene Hochachtung vor de
Junker- un Pfaffenwirtschaft wieder intrichtern
wirde. Der Jedanke is jewiß sehr sympathisch,
aber ick jloobe nich recht an det Heilmittel.
Denn de deitsche Armee is heitzutage nich mehr
so verrickt druff, for andere Leite ihre Dämlich-
keit sich dotschießen zu lassen, un mit de krieje-
rische Bejeisterung, die doch dazu neetig is, wirde
et woll 'n bisken hapern. Ratierlich is de jott-
verfluchte Uffklärung dran schuld, un die wird
von Tage zu Tage schlimmer. Det wissen ooch
de maßjebenden milletärischen Kreise janz jenau
un se bemiehen sich nach Kräften, dem Jeist
des Umsturzes Halt zu jebieten. Aber der liegt
nU mal in de Luft un de Mannschaften atmen
ihm mit alle Poren in. Ja, sojar durch jewisse
Körperteile scheint er sich Jnjang zu verschaffen,
ivo man et nich vermuten sollte. Wenigstens
befirchtet det deJarnisonverwaltung in Keenigs-
berg, die fuffzig Kilojramm Zeituugsmakula-
tur, „frei von sozialdemokratischem Inhalt,"
zu Klosettzwecken zu koofen sucht. Diese Vor-
sicht is sehr berechtigt un man kann deKeenigs-
berjer Jarnison bloß dazu bejlickwinschen, det
ihre Borjesetzten ieber ihr Seelenheil von vorn
und von hinten so sorgsam wachen tun. An
passendes, for Thron un Altar bejeistertes
Klosettpapier wird et ja in det ostpreißesche
Junkerparadies nich mangeln, un ick kann mir
lebhaft vorstellen, wie stolz de dortijen staats-
erhaltenden Zeitungsschreiber uff de Wert-
schätzung un Auszeichnung sind, die ihnen von
so maßjebende Stelle zuteil jeworden is!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelieier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
nuiitärlfcöcs. «.&<*«
„Een Leitnant un zehn Mann lun's jetzt nich mehr, wo so ville Sozis
im Reichstag sitzen — jetzt braucht man wenigstens 'n Hauptmann und 'ne
Kompanie, um die Bude zu schließen."
nobelfpäne.
Die Welt ist rund bekanntlich
Und inuß sich immer dreh'n.
So ist es stets gewesen
Und ivird's auch stets gescheh'n.
Doch habt ihr auch mit Sinnen
Es überlegt — gesteht! —
Um was in diesen Zeiten
Die alte Welt sich dreht?
Besinnt euch und ihr findet,
Was euch gar wohl gefällt,
Daß um die rote Fahne
Sich dreht die ganze Welt.
Der Angeklagte ist ein Karpfen. Die Polizei fängt ihn und der Staats-
anwalt „kauft" ihn sich. Dann wird er im Untersuchungsverfahren
weichgekocht und in der Hauptverhandlung frißt man ihn auf.
Die Wage der Gerechtigkeit ist im Gleichgewicht, sobald die eine
Wagschale den Kostenbetrag für die Portion Recht in der anderen
Wagschale enthält.
In dein schwärzesten Altbayern Und es tönt das alte Lied,
Sind sie halt noch immer stumpf. Wie es schon so oft geschah:
Wacker stritten dort die Roten, Wenn meraa schon sandieDümmsten,
Aber doch ist Zentrum Trumpf. Doch die mehrsten san mer aa!
Die Justiz vom Berge Sinai kam noch mit zehn Paragraphen aus;
seitdem aber muß sich entweder die menschliche oder die juristische Bos-
heit vertausendfältigt haben. ,
Wenn der Kampfhahn der Klassenjustiz recht eindrucksvoll krähen
soll, muß erst mal ein Misthaufen von Urteilsgrnnden zusammengetrage»
werden, damit er drauf „fußen" kann!
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ansere Fürsten.
Frei nach Iustinus Kerner.
Trauernd mit viel dunklen Rede»
Sie ein tragisch Schauspiel boten:
Denn die Hauptstadt eines jeden
Ward die Hauptstadt eines Roten!
„Bitter," sprach der Herr von Sachse»,
„Ist die Dresdener Affäre.
War es möglich? Ach, mit Maxen
Bet' ich jetzt ein Miserere."
Wilhelm Rex sah trüb auf ihn
Und er sprach mit düstren Mienen:
„Rot ist Potsdam und Berlin —
Ich verzieh' jetzt nach Kabinen."
„Darmstadt fiel!" rief voller Ärger
Auch der Fürst vom Lessenland.
Finster sprach der Württemberger:
„Stuckart wählte Lildenbrand!"
Und die kleinen Potentaten
Sagten mit erzwungnem Lachen:
„'s ist auch mit den braven Staaken
Thüringens kein — Staat zu machen!"
And die schwarzen Kirchenfürsten
Fielen in den Chorus ein:
„Nichts nützt mehr das schönste Dürsten:
Bitter schmeckt der Wein vom Rhein!"
Auch die Herren Senatoren
Saßen sehr belämmert da:
Bremen, Lübeck ist verloren
Und die Frau Hammonia.
And die allerhöchsten Herrn
Sprachen sämtlich voller Zweifel:
„Rur das eine wüßt' man gern:
Was so groß macht diese Teufel??
„Liegt's a» de» polit'schen Ketzern,
Daß das Herrschen kein Vergnügen?
Liegt's alleine an den Hetzern?
Sollt's an uns am Ende liegen??"
Bayerische Wahlblitze.
Vas Zentrum ist diesmal noch mit einem blauen Kugc da-
vongekommen: aber seinem konservativen Bundesgenossen
ist es schwarz vor den Kugen geworden.
In Bamberg erlebte der Löwe Zchädler den Schmerz, daß
man sein Gebrüll ganz einfach „überstimmte".
Das Ministerium podewils warf schon vor der Entschei-
dung dieFlinte ins Koni, weil die Vogelscheuchen der Zentrums-
presse eine so furchtbar bedrohliche Haltung einnahmen.
Die drahtlose Telegraphie Hai im Wahlkampf der Schwär-
zen eine sehr große Nolle gespielt. Die Kanzeln dienten als
„Sender" und die Beichtstühle als „Empfänger".
Vas Zentrum kann nur langsam rückwärts marschieren,
weil seine Macht auf den kurzen Beinen einer verlogenen
Wahlkreiseinteilung steht.
Lieber Jacob!
Also ooch in Bayern habe» de Schwarz-
blauen jrindlich Jackenfett besehen. Det Unheil
freist ebent unaufhaltsam um sich un de Zeichen
inehren sich, det der Weltunterjang nahe be-
vorsteht. In Dessau hat doch sojar Schutz-
mann Wolfjang Heine'u zu seinen Wahlsieg
jratuliert. Der Mann wurde zwar sofort
aus'» Dienst entlassen un seine Uniform nebst
Waffenschmuck is jedenfalls von de vorjesetzte
Beheerde sorgfältig desinfiziert worden, aber
wat hilft det? Er lebt in'n anderen Beruf
quietschfidel weiter, dreht de Obrigkeit 'ne lange
Reese un jibt seine Kollejen 'n sehr nachah-
mungswirdijes schlechtes Beispiel.
De „Post" sieht de eenzigste Rettung in'n
kleenen Weltkrieg, der det unbotmäßije Volk
zur Strecke bringen un dem ieberlebenden Rest
de abhanden jekommene Hochachtung vor de
Junker- un Pfaffenwirtschaft wieder intrichtern
wirde. Der Jedanke is jewiß sehr sympathisch,
aber ick jloobe nich recht an det Heilmittel.
Denn de deitsche Armee is heitzutage nich mehr
so verrickt druff, for andere Leite ihre Dämlich-
keit sich dotschießen zu lassen, un mit de krieje-
rische Bejeisterung, die doch dazu neetig is, wirde
et woll 'n bisken hapern. Ratierlich is de jott-
verfluchte Uffklärung dran schuld, un die wird
von Tage zu Tage schlimmer. Det wissen ooch
de maßjebenden milletärischen Kreise janz jenau
un se bemiehen sich nach Kräften, dem Jeist
des Umsturzes Halt zu jebieten. Aber der liegt
nU mal in de Luft un de Mannschaften atmen
ihm mit alle Poren in. Ja, sojar durch jewisse
Körperteile scheint er sich Jnjang zu verschaffen,
ivo man et nich vermuten sollte. Wenigstens
befirchtet det deJarnisonverwaltung in Keenigs-
berg, die fuffzig Kilojramm Zeituugsmakula-
tur, „frei von sozialdemokratischem Inhalt,"
zu Klosettzwecken zu koofen sucht. Diese Vor-
sicht is sehr berechtigt un man kann deKeenigs-
berjer Jarnison bloß dazu bejlickwinschen, det
ihre Borjesetzten ieber ihr Seelenheil von vorn
und von hinten so sorgsam wachen tun. An
passendes, for Thron un Altar bejeistertes
Klosettpapier wird et ja in det ostpreißesche
Junkerparadies nich mangeln, un ick kann mir
lebhaft vorstellen, wie stolz de dortijen staats-
erhaltenden Zeitungsschreiber uff de Wert-
schätzung un Auszeichnung sind, die ihnen von
so maßjebende Stelle zuteil jeworden is!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelieier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.