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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 31.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.8258#0019
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Vä8 keMe-denkmal in ktaMuri ri. M.


„Daß man einem Zivilisten ein Dmtmal setzt, ist eins Frechheit, nun gar noch
einem jüdischen Journalisten — das ist eins Gemeinheit!!"

M üobelMne. eT

Nun rückt mal eure Steuern raus,
Nun zeigt mal das Vermögen,
Nun zeigt das schöne, blanke Gold
In Truhen und in Trögen!
Der Staat gibt Generalpardon,
Wie sehr ihr ihn beschummelt,
Wenn ihr die richt'ge Einschätzung
Nur diesmal nicht verbummelt!
Wenn jetzt ihr öffnet euren Sack,
Ob auch mit Widerstreben,
Ist alle eure früh're Schuld
Vergessen und vergeben.


So ein Schlachtschiff erster Klasse hat dasselbe Schicksal ivie ein
Staatsmann erster Klasse: beim „Stapellauf" schmiert man ihm furcht-
bar viel Honig ums Maul. . . und schon fünf Jahre später können
beide heilfroh sein, wenn sie als „ganz alte Kasten" überhaupt noch
auf der aktiven Liste geführt werden.
Wenn Proletarier streiken, Doch wenn die Arzte streiken,
Da schreit der Spießer wild: Geht's — zweifelt irgend wer? -
Dahinter steckt der Umsturz, Um Standesinteressen
Wenn er sich auch verhüllt! Und um die Standesehr!

Eine amtliche Verständigung des Deutschen Reichs mit England über
den verbrecherischen Wahnwitz der beiderseitigen Rüstungen zur See
ist schon im Gange; sie beschränkt sich aber vorläufig noch auf den Aus-
tausch von „Beileidsdepeschen" nach jedem größeren Marineunglück.
Daß die Arzte so rasch und leicht bei der Hand sind, ihr „Kriegs-
beil" zu schwingen, ist weiter kein Wunder; schon in friedlichen Zeiten
wird von ihnen rasch und leicht in den Operationswerkzeugkasten ge-
gr'ffem Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Bayerischer Bürgertrutz.
Der katholische Männerverein in Fichtelberg, dem bei
seiner Huldigungsfeier zur Thronbesteigung LudwigsHI.
das Recht auf Bierausschank verweigert wurde, hat dem
Ministerium Hertling den Krieg erklärt.
wir litten und ertrugen
Geduldigen Gemüts
Die Hertlingsche Verwaltung,
Die Hertlingfche Zuftiz,
flm Königsthrone hingen
wir bayrisch ganz lopal
Und jeden Unsinn glaubten wir,
wenn es der Pfaff' befahl.
Doch jetzt dreht uns im Leibe
Sich Herz und Magen um!
Erzittre und erbleiche,
Du Ministerium!
Fahr' hin, vasallentreue
Zum wittelsbacherhaus!
Cs schlug, was man uns jetzo bot.
Dem Faß den voden aus!
Mit heiliger Empörung
Und mit gerechtem Schmerz
habt ihr erfüllt das schlichte
Und fromme vapernherz:
Für alle unsre Creue
Nahmt ihr als Lohn und Dank
Uns unser höchstes Menschenrecht,
Das Recht auf Vierausschank!
Nun auf, ihr Fichtelberger,
Cs ruft das Vaterland!
Ergreifet wehr und Waffen,
Den Schlegel nehmt zur Hand!
Nun kämpfet, bis die Fessel
Des Durstes reißt entzwei
Und aus dem Spundloch springt der Keil,
Der Keil der Cprannei! Arminius.


Kurze nationalliberale Anfrage
nach den Reichstags-Ferien:
Wie hat der Herr Reichskanzler Weihnachten und
Neujahr verlebt? Kann er über das Befinden der
allerhöchsten Teckel Auskunft geben?
gez. Or. Becker-Hessen.

Lieber Jacob!
Mit meinen Freind Edeward bin ick beese.
Wir haben uns nämlich ieber Kindererziehung
jestritten, aber det Aas is wirklich zu dämlich.
Also stelle Dir vor, wat sein Jingster is, so'n
langer dickneesijerLulaatsch, verstehste, der lernt
uff de Schule nischt, verkehrt bloß mit den rup-
pigsten Lümmels un hat dabei noch 'ne jroße
Schnauze. Wie er sich neilich wieder mal 'ne
besonders klobije Eselei hat zuschulden kommen
lassen, da langt ihm sich mein Edeward nach
Feierabend, hält ihm 'ne lange Pauke un red't
det Blaue vom Himmel runner. Un wie er
mit fertig is, da sagt ihm der Bengel — Theo-
bald heeßt er — janz frech in't Jesichte: „Wenn
De jloobst, Vater, det De mir mit sowat im-
ponieren tust, dann bewegste Dir uss'n Holz-
weje, aus^sojenannte Strafpredigten mache ick
mir nich det jeringste!" Sojenannte Straf-
predigten hat det Luder jesagt — stelle Dir
det mal vor! „Na, un Du?" frage ick Ede-
ward'n, der mir mit tiefe Entrislung dieses
Familjenereignis erzählt. „Du kennst meine
Uffassung, Jotthilf," entjejent er mit diestere
Miene, „ick haue niemals, ick strafe bloß mit
Worten!" „Sehr richtig," sage ick, „aber wat
weiter?" „Na, wat sollte ick denn noch weiter
machen?"eißerte Edeward, „ick habeTheobald'n
erklärt, det ick von jetz an keen Vertrauen nich
mehr zu ihn Härte, un dann bin ick schlafen
jejangen." Det jing mir denn doch ieber de
Hutkrempe. „Edeward!" sage ick, „Du bist nu
bald an de dreiunvierzig Jahre Familjenvater,
anno Eenunsiebzig haste jeheiratet, un traust
Dir immer noch keene Lippe nich zu riskieren?
Alle Deine Jungens sind Dir uff de Neese
rumjetanzt un nu läßt De Dir ooch von diesen
Rotzlöffel sonne Knotigkeiten bieten? Schämen
sollste Dir!" „Ick haue niemals!" versicherte
er nochmals mit schauerliche Jrabesstimme.
„Hauen sollste ihm ooch nich!" drillte ick so

laut wie ick konnte, denn ieber sonne Fille von
Dämlichkeit war ick mietend jeworden, „aber
zwiebeln kannste ihm, bis er Blut schwitzt, nischt
zu Weihnachten kannste ihn schenken, jeden
Jroschen kannste ihn verweijern, wenn er Dir
zum Kientopp anbetteln tut! Wenn det mein
Junge wäre — ei wei, denn wirde ick ihm
mit steifen Arm tanzen lassen, bis ihn de Puste
verjeht, un ick Ivette zehn Weiße jejen eene
Pellkartoffel, dat det Aas in seinen janzen Leben
mir nich mehr mit flejelhafte Ausverschämt-
heiten vor de Oogen treten wirde! Aber weeßte
wat?" schreie ick un schittele in meine jerechte
Entristung Edeward'n beim Rockkragen, „det
janze Unjlick is, det Du 'n Waschlappen un
'n Schlappschwanz bist! Un deswejen spielen
Deine Jungens ooch mit Recht Schindluder
mit Dir, un deswejen lacht Dir mit Recht de
janze Jejend aus un zeigt mit Fingern uff Dir!
So, un nu kannste mir meinswejen ebentfalls
Dein tiefstes Mißtrauen aussprechen, ick mache
mir da jrade so ville draus wie Dein Theo-
bald !" Det war ihn nu zu stark. Er wandte sich
jrollend von mir un will seitdem keenen Um-
jang nich mit mir flejen. Mir is det schnuppe,
aber um de Familje tut et mir leid, die Jott
in seinen Zorn sonn Rindvieh zum Haus-
haltungsvorstand jejeben hat!
Womit ick verbleibe mit ville Jricße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

cr/iucK/, öLnTVaArcnFrrcoö üöer-
Äöo-MeMLNk FU LM/l/vf---
/on. /iensten Mr
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Der "Der/a^ Ses "Wu/hre/k FucuF
 
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