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Nach üem Krieg.
Bankier: Sie gefallen mir, Sie haben etwas Vertrauenerweckendes
in Ihrem Äußern, ich werde Sie für den Kassiererposten engagieren.
m ftobelfpäne. r©
Burgfrieden ist ein schönes Wart,
Man hört es jetzt an manchem Ort,
Und legt es ans, wie's grade trifft,
Bald schmeckt es süß nnd bald wie Gift.
Dem, der de» rechte» Sinn erfaßt,
Ist jedes böse Tun verhaßt,
Er Hilst und rettet, >vo er kann,
So ziemt sich's für den graden Mann.
Wer aber in der Reihe geht
Und dabei Haß nnd Zwietracht sät,
Mit giftgetränkten Waffen ficht,
Der hält auch den Burgfrieden nicht.
Mein Freund Ede fragte mich, warum ich die Engländer hasse?
O konträhr im Gegenteil, erwiderte ich, ich liebe meine englischen nnd
auch französischen Genossen, aber Prügel von ihnen mag ich nicht!
Haust du meinen Inden,
Han ich deinen Inden,
Denn ein Nazarener war ich nie.
Sticht mir Tommy eine,
Stech ich Tommy eine
Oder zwei recht kräftig made in Germany.
In Pompeji haben sie zivei unvergleichlich schöne Villen ausgegraben,
berichten die Zeitungen, und auf der andern Seite steht zu lesen, daß
blühende Städte und Dörfer dem Erdboden gleichgeinacht worden seien.
Das ist doch eine verkehrte Welt!
Ihr getreuer Säge, Schreiner imb Landstürmer.
suchend, langsam auf unsere Linien zu beivegten.
Zehn von unsere Leute, darunter auch ich,
wurden sofort kommandiert, um uns ihrer zu
bemächtigen. Wir sollten uns anschleiche» und
die ganze Herde lebendig einfange». Zn diesen
Zweck wurde jedem von uns eine gelbe Rübe
mitgegeben, wo man sie mit locken kann. Also
warteten mir, bis sie so dichte dran waren,
daß mir sie meckern hören konnten. Dann
zogen ivir sachteken los und es gelang uns
auch wirklich, alle fünfzehn zu umstellen und
dicht zusammenzutreiben. Aber wie wir sie nun
ans einem Hansen hatten und ihnen unsere gel-
ben Rüben vorhielten, da richteten sich die
Ziegen plötzlich ans ihre Hinterbeine i» die
Höhe und streckten die Vorderbeine gen Himmel
und -- es waren auf einmal keine Ziegen nicht
»lehr, sondern englische Infanteristen in ihre
neuen langhaarigen Pclzjacken, die uns hatten
heimlich überlisten ivollen und sich nun ohne
Murren gefangen geben mußte». Es war für
»ns eine sehr angenehme Verwandlung, denn
wenn diese Ziegen auch leider weder Milch
gaben »och sonst irgendwie genießbar waren,
so zogen wir ihnen doch ihre Felle ab, die sie
in den geheizten Gefangenenbaracken nicht mehr
nötig haben unb bekleideten uns selber mit
diese Benteobjekte. Die dienstliche Belobigung
von wegen unsere kühne nächtliche Tat kriegten
wir noch extra und gratis.
Du siehst also, geliebte Mutter, daß für die
äußerliche Erwärmung Deines Sohnes genü-
gend gesorgt ist. Mit Schmerz aber muß ich be-
richten, daß es mit die innerliche leider ziemlich
klatrig aussieht nnd Ihr mir daher mit eine
Flasche Rum sehr wohltuend berühren würdet.
In welche Hoffnung ich mir schmeichle zu
verbleiben Euer dankbarer Sohn
August Säge jun., Garde-Grenadier.
Kriegsglossen.
Wie wunderbar ist doch der Stammbaum
der Kriegstechnik! Unten an der Wurzel hockt
der Urmensch und hält einen Hammer, der
ihm Waffe und Werkzeug zugleich ist ... und
ganz oben in der Krone baumeln Kruppgeschütz
und Banknotenpresse als nicht mehr zu ent-
behrende Waffen und Werkzeuge der Kriegs-
kunst von heute! *
Die Raffiniertheit der Technik würde trium-
phiere», wenn es ihr endlich gelänge, Kriegs-
maschinen ohne jene» ganz veralteten Motor
in Betrieb zu setzen, der so kompliziert und
leicht verwundbar ist nnd „Mensch" heißt!
Wird's da draußen ein Kanipf um den Erd-
ball — hier drinnen ist's ein Kampf um die
Erdäpfel.
cs es
Lieber Jacob!
Allens, ivat recht is:. de Eugelländer jeheu
jetz verflucht scharf jejeu uns vor. Allerdings
mit die janz jroßen kriejerischen Tätlichkeiten
haben se sich bis jetz ja noch ivenig befaßt un
meejlichst immer de andern Völker ins Feuer
jehetzt; aber um so mehr muß man de ver-
zweifelten Bemiehungen bewundern, die de
englische Industrie jetz anstellt, um Deitsch-
land anszuhungern un ihn bet allernotwen-
digste zu entziehen, selbst uff de kostspielije
Jefahr hin, bet der eijene Profit dabei unter-
jraben wird. Sojar Leite, die et janich ueetig
haben, beteiligen sich mit edle Hinjebung au
dieses brenzliche Jewcrbe. Znm Beispiel der
Schweizer Fabrikant Nestle, der von Rechts-
wejen zu de ncitraleu Jemieter jehcert, aber
in London eene Filiale von sein Jeschäft hat,
ließ ueilich in de Zeitungen erklären, det er
mit Hinblick uff diesen Umstand jetz freiwil-
lijer englischer Amatöhrpalriot jeworden sei un
an de feindlichen deitschen Säuglinge nischt
mehr von sein beriehmtes, jesetzlich jeschitzteS
Kindermehl verkoofen motte. Det is een ver-
nichtender Schlag for de znkimftije deutsche
Wehrkraft, die nu »ich weeß, wie se sich ohne
Nestle'» seine patentierte Nährkraft entwickeln
soll, un viele deitsche Jattinnen, die sich schon
in jnte Hoffnung befanden, sollen jetz uff
eemal ja»; hoffnungslos jeworden find.
Aber »ich bloß uff de kerperliche, sondern
ooch uff de jeistije Nahrung der deitschen Ju-
gend haben et de Engelländer abjesehen un se
sind energisch entschlossen, uns uff dieses Je-
biet ebentfalls auszuhungern, kost't et, wat et
kost't. So ivollen de Londoner Verlejer an
de Buchhändler in de neitralen Staaten ihre
Fabrikate bloß noch unter die strenge Bedin-
gung liefern, det fee» Exemplar nich nach
Deitschland exportiert werden darf. Nu werden
also unsere Schnljnngens schmerzlich dadrnff
verzichten missen, ihre Bildung durch die Lek-
türe von die bekannten englischen Räuber-,
Mord-, Schauer- un Detektivjeschichten zu ver-
vollkommnen, die ihren Jeist bis jetz immer
dem scheensten Antrieb zu edles Heldentum
un kriejerische Jemietsstimmnug jejeben haben.
Un unsere Vereine zur Bekämpfung der Schund-
literatur werden am Ende janischt mehr zu
tun haben un wejen Arbeetslosigkeit de Bude
zumachen misse». Et is doch zu schrecklich,
eenen Feind zu haben, der ieber sonne nieder-
schmetternden Waffen versiegt!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jolthilf Rauke,
an 'u Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Nach üem Krieg.
Bankier: Sie gefallen mir, Sie haben etwas Vertrauenerweckendes
in Ihrem Äußern, ich werde Sie für den Kassiererposten engagieren.
m ftobelfpäne. r©
Burgfrieden ist ein schönes Wart,
Man hört es jetzt an manchem Ort,
Und legt es ans, wie's grade trifft,
Bald schmeckt es süß nnd bald wie Gift.
Dem, der de» rechte» Sinn erfaßt,
Ist jedes böse Tun verhaßt,
Er Hilst und rettet, >vo er kann,
So ziemt sich's für den graden Mann.
Wer aber in der Reihe geht
Und dabei Haß nnd Zwietracht sät,
Mit giftgetränkten Waffen ficht,
Der hält auch den Burgfrieden nicht.
Mein Freund Ede fragte mich, warum ich die Engländer hasse?
O konträhr im Gegenteil, erwiderte ich, ich liebe meine englischen nnd
auch französischen Genossen, aber Prügel von ihnen mag ich nicht!
Haust du meinen Inden,
Han ich deinen Inden,
Denn ein Nazarener war ich nie.
Sticht mir Tommy eine,
Stech ich Tommy eine
Oder zwei recht kräftig made in Germany.
In Pompeji haben sie zivei unvergleichlich schöne Villen ausgegraben,
berichten die Zeitungen, und auf der andern Seite steht zu lesen, daß
blühende Städte und Dörfer dem Erdboden gleichgeinacht worden seien.
Das ist doch eine verkehrte Welt!
Ihr getreuer Säge, Schreiner imb Landstürmer.
suchend, langsam auf unsere Linien zu beivegten.
Zehn von unsere Leute, darunter auch ich,
wurden sofort kommandiert, um uns ihrer zu
bemächtigen. Wir sollten uns anschleiche» und
die ganze Herde lebendig einfange». Zn diesen
Zweck wurde jedem von uns eine gelbe Rübe
mitgegeben, wo man sie mit locken kann. Also
warteten mir, bis sie so dichte dran waren,
daß mir sie meckern hören konnten. Dann
zogen ivir sachteken los und es gelang uns
auch wirklich, alle fünfzehn zu umstellen und
dicht zusammenzutreiben. Aber wie wir sie nun
ans einem Hansen hatten und ihnen unsere gel-
ben Rüben vorhielten, da richteten sich die
Ziegen plötzlich ans ihre Hinterbeine i» die
Höhe und streckten die Vorderbeine gen Himmel
und -- es waren auf einmal keine Ziegen nicht
»lehr, sondern englische Infanteristen in ihre
neuen langhaarigen Pclzjacken, die uns hatten
heimlich überlisten ivollen und sich nun ohne
Murren gefangen geben mußte». Es war für
»ns eine sehr angenehme Verwandlung, denn
wenn diese Ziegen auch leider weder Milch
gaben »och sonst irgendwie genießbar waren,
so zogen wir ihnen doch ihre Felle ab, die sie
in den geheizten Gefangenenbaracken nicht mehr
nötig haben unb bekleideten uns selber mit
diese Benteobjekte. Die dienstliche Belobigung
von wegen unsere kühne nächtliche Tat kriegten
wir noch extra und gratis.
Du siehst also, geliebte Mutter, daß für die
äußerliche Erwärmung Deines Sohnes genü-
gend gesorgt ist. Mit Schmerz aber muß ich be-
richten, daß es mit die innerliche leider ziemlich
klatrig aussieht nnd Ihr mir daher mit eine
Flasche Rum sehr wohltuend berühren würdet.
In welche Hoffnung ich mir schmeichle zu
verbleiben Euer dankbarer Sohn
August Säge jun., Garde-Grenadier.
Kriegsglossen.
Wie wunderbar ist doch der Stammbaum
der Kriegstechnik! Unten an der Wurzel hockt
der Urmensch und hält einen Hammer, der
ihm Waffe und Werkzeug zugleich ist ... und
ganz oben in der Krone baumeln Kruppgeschütz
und Banknotenpresse als nicht mehr zu ent-
behrende Waffen und Werkzeuge der Kriegs-
kunst von heute! *
Die Raffiniertheit der Technik würde trium-
phiere», wenn es ihr endlich gelänge, Kriegs-
maschinen ohne jene» ganz veralteten Motor
in Betrieb zu setzen, der so kompliziert und
leicht verwundbar ist nnd „Mensch" heißt!
Wird's da draußen ein Kanipf um den Erd-
ball — hier drinnen ist's ein Kampf um die
Erdäpfel.
cs es
Lieber Jacob!
Allens, ivat recht is:. de Eugelländer jeheu
jetz verflucht scharf jejeu uns vor. Allerdings
mit die janz jroßen kriejerischen Tätlichkeiten
haben se sich bis jetz ja noch ivenig befaßt un
meejlichst immer de andern Völker ins Feuer
jehetzt; aber um so mehr muß man de ver-
zweifelten Bemiehungen bewundern, die de
englische Industrie jetz anstellt, um Deitsch-
land anszuhungern un ihn bet allernotwen-
digste zu entziehen, selbst uff de kostspielije
Jefahr hin, bet der eijene Profit dabei unter-
jraben wird. Sojar Leite, die et janich ueetig
haben, beteiligen sich mit edle Hinjebung au
dieses brenzliche Jewcrbe. Znm Beispiel der
Schweizer Fabrikant Nestle, der von Rechts-
wejen zu de ncitraleu Jemieter jehcert, aber
in London eene Filiale von sein Jeschäft hat,
ließ ueilich in de Zeitungen erklären, det er
mit Hinblick uff diesen Umstand jetz freiwil-
lijer englischer Amatöhrpalriot jeworden sei un
an de feindlichen deitschen Säuglinge nischt
mehr von sein beriehmtes, jesetzlich jeschitzteS
Kindermehl verkoofen motte. Det is een ver-
nichtender Schlag for de znkimftije deutsche
Wehrkraft, die nu »ich weeß, wie se sich ohne
Nestle'» seine patentierte Nährkraft entwickeln
soll, un viele deitsche Jattinnen, die sich schon
in jnte Hoffnung befanden, sollen jetz uff
eemal ja»; hoffnungslos jeworden find.
Aber »ich bloß uff de kerperliche, sondern
ooch uff de jeistije Nahrung der deitschen Ju-
gend haben et de Engelländer abjesehen un se
sind energisch entschlossen, uns uff dieses Je-
biet ebentfalls auszuhungern, kost't et, wat et
kost't. So ivollen de Londoner Verlejer an
de Buchhändler in de neitralen Staaten ihre
Fabrikate bloß noch unter die strenge Bedin-
gung liefern, det fee» Exemplar nich nach
Deitschland exportiert werden darf. Nu werden
also unsere Schnljnngens schmerzlich dadrnff
verzichten missen, ihre Bildung durch die Lek-
türe von die bekannten englischen Räuber-,
Mord-, Schauer- un Detektivjeschichten zu ver-
vollkommnen, die ihren Jeist bis jetz immer
dem scheensten Antrieb zu edles Heldentum
un kriejerische Jemietsstimmnug jejeben haben.
Un unsere Vereine zur Bekämpfung der Schund-
literatur werden am Ende janischt mehr zu
tun haben un wejen Arbeetslosigkeit de Bude
zumachen misse». Et is doch zu schrecklich,
eenen Feind zu haben, der ieber sonne nieder-
schmetternden Waffen versiegt!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jolthilf Rauke,
an 'u Jörlitzer Bahnhof jleich links.