Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 32.1915

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8259#0079
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8635


wonach sich su richten.

HmeriUanifiijc lopiH.

Präsident Wilson: Die Waffen- und Munitionsausfuhr ist ge-
stattet. Wenn für Deutschland geliefert wird, so ist das Konterbande
und wird von den Engländern konfisziert.

DoveilpLne: eT

Einst hat der edle Dreiverband
Den Japs als Partner anerkannt
Bei diesem Kriegestanze.

Er klatschte Beifall bei Tsingtau —

Nun aber ward die Sache mau:

Der Gelbe geht aufs Ganze!

Das ganze China ist bedroht.

Rußland und England sind in Not:

Der Gelbe war halt klüger.

Sassonow flucht und Grey faucht wild —
Nichts Lust'gers gibt es als das Bild
Betrogener Betrüger!

Das Völkerrecht wurde von der englischen Regierung als „made
in Gerrnany“ bezeichnet und demgemäß als schutzlos erklärt.

Es gibt deutsche Männer, die können das Anschneiden von An-
nexionsfragen so wenig entbehren, wie manche deutsche Frauen das
Anschneiden von Topfkuchen und Sandtorten.

Die neueste englische Repressalie: aus dem ABC der Vereinigten
Königreiche soll das U gestrichen werden.

Für die deutsche Ostarmee werden Spezialärzte für Zungenverren-
tungen gesucht; die polnischen Namen erweisen sich als eine nicht zu
unterschätzende sanitäre Gefahr.

Der Titel der alten Brigantenoper „Fra Diavolo" ist nunmehr in
„Gesandter Findlay" umgeändert worden.

Je größer der Krieg, desto kleiner der Gewinn — für die Völker.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

gegen uns war! Wenn ich einen von die Brü-
der noch mal begegnen sollte — ei wei!

Es blieb uns in unserm Schmerze nichts
weiter übrig, als uns durstig, wie wir waren,
lang zu legen und zu dachsen. Da der Unter-
stand zu enge für unsere Truppenmacht ge-
raten war, so liegen wir in dem Kohlenstaub
dicht gedrängt wie die eingesalzenen Heringe,
die bekanntlich den Durst noch zu verstärken
pflegen. Ich bitte also, lieber Maxe, Dir diesen
quälenden Zustand mal recht lebhaft vorzu-
stellen und ihn in Deine nächste Feldpostsen-
dung auf das weitestgehende zu berücksichtigen!

Bis dahin verbleibe ich Dein einstweiliger
Freund

August Säge jun., Garde-Grenadier.

John Bulls Trauersang.

Der deutsche Dampfer „Jeanette Wörmann", der in
Westafrika von den Engländern gekapert worden war,
stieß auf dem Mersevfluß mit einem englischen Dampfer
so heftig zusammen, daß dieser versank.

Gar manche Ucbcrraschung schon
Mir dieser Feldzug brachte.

And leider, leider kai» cs oft
Ganz anders als ich dachte —

Den allergrößten Acrgcr doch
Vernehme jetzt und hör'man:

De» grausen Fall, der jüngst passiert
Mit der „Jeanette Wörmann"!

Ich freute mich des guten Fangs
And dankte meinem Gotte,

And habe arglos einrangicrt
Das Schiff in Englands Flotte.

Doch furchtbar hat sich dies gerächt.

Denn in des Schiffes Tiefe
Verbarg sich unversöhnt der Geist
Echt deutscher Offensive!

Behaglich auf dem Mcrsehflutz
Schwamm, mit Zement beladen.

Der brave Dampfer „Cornish Coast"

Nach heimischen Gestaden;

Kaum hat Jeanette den erblickt.

So drehte sic den Schnabel

And stieß, von Rachgier übermannt.

Ihn mitten in den Nabel!

LantloS versank das edle Schiff,

Ich sah's mit feuchtem Blicke,

And über britische Einfalt siegt.

Wie immer, deutsche Tücke! —

And die Moral? Trink »nr den Trank,

Den selber du gebraut hast.

And traue keinem fremden Schiff,

Auch wenn du cs geklaut hast! Arminins.

Lieber Jacob!

Nu dauert der Krieg schon jute acht Monate,
nu trotzdem jibt et immer noch Leite, die keeue
blasse Ahnung davon haben, ivat diese jroße
Zeit eejentlich uff sich hat! Namentlich von
wesen den sojenannten Burgfrieden tappen
die meisten mit ihr Bejriffsvermeejen in tiefste
Düsternis. Zum Beispiel ist das der Fall bei
meinen Freind Edeward. Der hatte vor Jahr
un Dag eenen entfernten Bekannten, der sich
in'n vorieberjehendes finanzielles Dilemma
befand, aus juten Herzen hundert Meter je-
pumpt un der Mann hatte ihn fest versprochen,
det Moos in spätestens vier Wochen zurick-
zuzahlen. Aber de vier Wochen verfingen un
wieder vier Wochen und nochmal vier Wochen,
un dann war der Krieg da un Edeward
mußte als Landstirmer nach Döberitz. Bevor
er ausrickte, besuchte er dem Bekannte» un
interpellierte ihm von wesen den blauen Lappen.
Aber der Bekannte meinte mit treiherzlichen
Oogenaufschlag, Edeward mechte man ruhig
seine vaterläudesche Flichteu erfillen un sich
feste druff verlassen, det er zu seinem Rechte
kommen werde. Mit dieses frehliche Bewußt-
sein erjriff Edeward seinen Kuhfuß un machte
nach Döberitz. Aber wat »ich kam, war det

Jeld, un so oft voch Edeward an dem Be-
kannten schrieb, er kriegte keene Antwort
nich, vbjleich bekannt jeworden ivar, det er
oogenblicklich mit jewisse Armeelieferungen
klotzijen Kies verdiente.

Jetz vor Ostern kam nu Edeivard uff Ur-
laub nach Berlin. Et war kurz nach die Land-
tagstagung, ivo so ville Uffklärendes ieber de
heilijen Flichten des preißeschen Volkes un
ooch einijes ieber seine irrtiemlichen Rechte
jeredet worden war. Edeward bejab sich also
zu den bewußten Bekannten un kloppte mit
mahnende Redensarten an dem Busch, in-
dem er uff seine eijene bedrängte Lage hin-
wies, ivo er doch jetz als Landstirmer mit
seine siebenköpfije Familje sich drin befand, wo-
jejen der andere sich wie de Laus im Kosaken-
pelz mästete un sein festes Versprechen nich
jehalten hätte. Aber der Freind hatte dem
Jcist der Zeit besser bejriffen wie Edeward
un haute ihm feste eins ufs'n Kopp. „Wat?"
schrie er ihm an, „Sie wollen sich unterstehen,
hier 'ne Lippe zu riskieren? Sie haben Ihre
Flicht als preißescher Untertan zu erfillen, aber
nich von Ihre Rechte zu quasseln! Indem man
eenen Menschen an seine Versprechungen er-
innern tut, steert man nur dem Burgfrieden!
Verstehen Se mir?" Un er schmiß ihm 'ne
Nummer vom „Lokalanzeijer" an'n Kopp, wo
det allens klipp un klar auseinanderjepolkt
war. Da hat denn mein Edeward endlich seine
Dämlichkeit einjesehen un is beschämr nach
Döberitz retour jejondelt un hat det Jelöbnis
abjelegt, det er nie mehr in seinem Leben seine
Rechte jeltend machen un in taktlose Weise
dem scheenen Burgfrieden steeren wolle.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
 
Annotationen