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Frühling 1915.
wieder steigst du von den Höhen
3u den dunklen Tälern nieder,
Wieder hell in Sonnendüften
Glänzt und schimmert dein Gefieder,
Deine wilden Stürme brausen,
Deine klaren Bäche springen,
Und die Blumen blühn und duften,
Und die kleinen Vögel singen.
Schwer in diese reinen Freuden
Fallen diesmal Werinutstropfen,
Ulillionen kjerzen zittern,
Ulillionen pulse Klopfen,
In den düstern, bangen Seelen
ftnllt dein kfochgesang nicht wieder,
Und umsonst sind deine Blüten,
Und umsonst sind deine Lieder.
Blut, es rinnt von allen Zweigen,
Blumen sprossen, purpurrote;
Was da ruht im Grün der Palme,
Wunde sind es oder Tote;
von der Dörfer stillen Hütten
Ziehet schweelend Brandgedüfte
Und Uanonendonner schmettert
Statt der Lerchen durch die Lüfte.
Wann wird uns ein Frühling werden,
Der uns Frieden bringt und Freude?
Wo ringsum von allen Türmen -
hallt der Glocken Festgeläute?
Wo die vonnerjchlünde schweigen
Und in Scheiden ruhn die Ulingen?
Wo der lUenschen Bruderhände
Wieder einend sich verschlingen? Ernst Maar.
Landsturmmann Äildebrand.
Landsturnnnnnn Hildebrand gehört zu einem
der vielen Landstnrinbataillone, die zurzeit in
Russisch-Polen innherzotteln und wacker gegen
Hunger, Kälte, Kosacke» und allerlei Lause-
vieh kämpfen. Er ist leicht kenntlich an seinem
zündroten Bart, an seiner Tag und Nacht
glimmenden Tabakspfeife und an einem ge-
wissen trockenen Humor, der ihn auch in den
schwierigsten Lagen nicht verläßt.
Kürzlich war Hildebrand mit sieben anderen
seines Zuges in einem Bauernhaus einquartiert.
Na, wie ein Bauernhaus aussieht, kan» man
sich denken: vier Lehmwände, Strohdach, Stall,
zivei niedere Stuben. In einer der Stuben
lag bereits ein Trupp Sanitäter.
Die wackeren Landstürmer verlegten sich als-
bald aufs Requirieren. Nur Hildebrand blieb
„llonn)' soll, qui mal y pense!“
zu Hause und schnüffelte alle Ecken aus. Er
konnte aber weiter nichts finden als einen
Stapel Brennholz, das vor lauter Schnee und
Regen patschnaß geworden war und zum
Anfeuern nicht mehr gebraucht werden konnte.
Schnatternd und frierend kehrte Hildebrand
in die Stube zurück und hockte sich trübselig
auf seinen Tornister. So ein Feldzug ist doch zu
erbärmlich. Das ständige Frieren schlägt auf
die Knochen.
Da ivurde'ziemlich heftig die Tür aufgerissen.
Landsturmman» Hildebrand schaute auf. Bor
ihm stand ein eisgraues, verbuckeltes Männ-
chen im Offiziersmantel.
Landsturmmann Hildebrand erfaßte all-
mählich die Situation und stand auf.
Der Eisgraue mit dem Offiziersmantel
schnarrte: „Sie da, verschaffen Sie uns schleu-
nigst Brennholz und heizen Sie de» Kachel-
ofen nebenan, aber dalli!"
Landsturmmann Hildebrand nahm die Pfeife
aus dem Mund, blies den Rauch weg und
sagte: „Das geht nicht. Erstens ist kein Brenn-
holz da und zweitens, das was da ist, brennt
nicht, 's ist durch und durch naß und qualmt
nur!"
Der im Offiziersmantel: „Wenn ich
Ihnen sage: suchenSieBrennholz,so suchen
Sie eben, und wenn hundertmal keines da
ist! Verstanden? Wissen Sie überhaupt,
iver ich bin?"
„Nein," sagte Landsturmmann Hilde-
brand und nahm ein zweites Mal die Pfeife
aus den Zähnen, „ich denke mir halt, Sie
sind einer von den Ärzten!"
„Ich bin Generalarzt Hadubrand!"
„So," sagte der Landsturmmann und
riß mit einem hörbaren Ruck die alten
Knochen zusammen, „Herr Generalarzt, und
ich bin der Landsturmmann Hildebrand!"
Der im Offiziersmantel verschwand. Eine
Tür fiel krachend ins Schloß. Kein General-
arzt ward mehr gesehen.
Kanonier Kräutle.
Englische Sprache.
„Wie wird ll im Englischen geschrieben?"
„cw."
„Und wie wird es ausgesprochen?"
„Ei wei." . .
Eine Ablehnung.
Der Deutsche Sprachverein hat bekanntlich
angeregt, den Abschiedsgruß „Adieu" durch
das gut deutsche „Auf Wiedersehen" zu ersetzen.
Der Verein zur Unterstützung der Arme» und
Bedürftige» hat jedoch für seine Abfertigungs-
stellen aus begreiflichen Gründen diese Art des
Abschiednehmens abgelehnt.
Liebesgaben-Ebbe.
Uoch inimer fließt in Strömen deutscher Blut,
Jedoch der Liebesgabeustrom wird spärlich.
Und wenn man sich's recht überlegen tut,
So ist die Sache auch durchaus erklärlich.
Philister liegt auf seinem llanapee
lind liest behaglich von den letzten Siegen.
„Unzweifelhaft: Der klar steigt in die ksöh' —
Das muß an reichlicher Verpflegung liegen!
„Erft kürzlich gab ich einen Taler aus,
Welch große Freude wird das draußen machen!"
Und durch das reiche, wohldurchwärmte ftaus
Geht leise hin sein stillvergnügtes Lachen.
Und wir im Schützengraben - wir sind still.
Wir denken nur: Gab' einer all sein Gut,
Daß er dem vaterlande helfen will —
Wir geben mehr, wir geben unser Blut!
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Frühling 1915.
wieder steigst du von den Höhen
3u den dunklen Tälern nieder,
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Und die Blumen blühn und duften,
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Russisch-Polen innherzotteln und wacker gegen
Hunger, Kälte, Kosacke» und allerlei Lause-
vieh kämpfen. Er ist leicht kenntlich an seinem
zündroten Bart, an seiner Tag und Nacht
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wissen trockenen Humor, der ihn auch in den
schwierigsten Lagen nicht verläßt.
Kürzlich war Hildebrand mit sieben anderen
seines Zuges in einem Bauernhaus einquartiert.
Na, wie ein Bauernhaus aussieht, kan» man
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