8690 —
Die Vegetarierin vor dem Schlachthaus.
„Abscheulicher, wo eilst du hin.
Was hast du vor in deinem wilden Grimme?" (Fidelw.)
Die Sensation.
Erst leis, dann immer lauter
Tönt es von Laus zu Laus:
Frischauf, ihr wacker» Bürger,
Die Fahnen steckt heraus!
Frohlocket, hüpft und kränzet
Mit Lorbeer euern Skalp!-
Und hocherfreut fragt jedermann:
Wieso? warum? weshalb?
Lell jauchzt cs auf de» Straßen,
Wo sich die Menge drängt.
Mit Fahnen und Girlanden
Ist jedes Laus behängt,
Und alle Glocken läuten
Mit festlichem Gebrumm-
Und dringender fragt jedermann:
Wieso? weshalb? warum?
Es tummelt sich die Jugend
Mit Jubel und Juchhei,
Aus tausend Kehlen schallt es:
Die Schulen haben frei!
Des großen Tages Feier
Begeht man frisch und froh-
lind jeder fragt und keiner weiß
Weshalb? warum? wieso?
Der Abend sinkt hernieder.
Der Bürger geht zum Bier,
Er sitzt und harrt auf Nachricht
Vom Großen Lauptquartier;
Da dröhnt es durch die Gassen:
Das Telegramm ist da!-
Der Bürger greift zum Extrablatt:
„Lm hm, so so, na ja!" Lehmann.
Siegesphanlasien.
Szene vor einem Zeitungsgebäude in Erwartung des
Extrablatts.
A: Haben Sie schon gehört, Herr Nachbar?
Einen Sieg hat's gegeben.
B: Freilich Hab' ich's gehört. Der Hinden-
burg —
C: Was Sie sagen? Der Hindenburg? Ja,
wieviel Gefangene gibt's alsdann?
B: Hunderttausend —
D: Hundertfünfzigtausend Hab' ich gehört.
E: Ein Herr, der vorhin im Friseurladen
war und Verbindungen mit dem Kriegsmini-
sterium hat — die Frau seines Vetters kauft
ihr Brot im gleichen Bäckerladen ivie die Frau
des Portiers —, der hat gesagt: Dreihnndert-
tansend!
F: Freilich! Und zehntausend Geschütze! Und
den Nikolajewitsch auch!
Alle: Bravo! Bravo!
Ein Herr im Hintergründe: Als aber
der Nikolajewitsch gefangen war, schickte ihn
Hindenburg wieder zurück, weil er einen besse-
ren Gegner gar nicht haben konnte.
Alle: Was Sie sagen!
Der Herr im Hintergründe: Ja, und
der Hindenburg hat auch gesagt: Um die Russen
mit Übermacht erdrücken zu können, wolle er
jetzt alle noch in der Heimat befindlichen Kriegs-
schwätzer mobilisieren-
(Nur die Verteilung des soeben erscheinenden Extra-
blatts schützte denSprecherdavor, verprügelt zu werden)
Der Getreue.
Die Steuer-Ginschätzungsformulare wurden den im Felde
Stehenden nachgesandt.
Steh' ich in finstrer Mitternacht
So einsam auf der fernen Macht,
kjab' ich im Uu Gesellschaft schon
kln meiner Steuerllommissio».
Lieg' ich im Schützengraben tief
lsält mir der Steuerklasse Brief
vergnüglich vor das Ungesicht
Oer Steuermann und wanket nicht.
Oer Steuermann kennt seine Pflicht,
Cr läßt mich aus dem Uuge nicht.
Geht es zum Sturm im schnellen Schritt,
Oer Steuerbote, der läuft mit.
Cr keucht und schnauft: „palt, nicht so schnell!
Crst deine Steuerpflicht, Gesell!"
Cs weht noch über meiner Lahr'
Oer Steuerkasse Formular.
Und einst wohl auf mein kühles Grab
Beugt sich der Steuermann hinab
Und forscht: „lsast du zu guter Letzt
Dich nicht zu niedrig eingeschätzt??"
Die Vegetarierin vor dem Schlachthaus.
„Abscheulicher, wo eilst du hin.
Was hast du vor in deinem wilden Grimme?" (Fidelw.)
Die Sensation.
Erst leis, dann immer lauter
Tönt es von Laus zu Laus:
Frischauf, ihr wacker» Bürger,
Die Fahnen steckt heraus!
Frohlocket, hüpft und kränzet
Mit Lorbeer euern Skalp!-
Und hocherfreut fragt jedermann:
Wieso? warum? weshalb?
Lell jauchzt cs auf de» Straßen,
Wo sich die Menge drängt.
Mit Fahnen und Girlanden
Ist jedes Laus behängt,
Und alle Glocken läuten
Mit festlichem Gebrumm-
Und dringender fragt jedermann:
Wieso? weshalb? warum?
Es tummelt sich die Jugend
Mit Jubel und Juchhei,
Aus tausend Kehlen schallt es:
Die Schulen haben frei!
Des großen Tages Feier
Begeht man frisch und froh-
lind jeder fragt und keiner weiß
Weshalb? warum? wieso?
Der Abend sinkt hernieder.
Der Bürger geht zum Bier,
Er sitzt und harrt auf Nachricht
Vom Großen Lauptquartier;
Da dröhnt es durch die Gassen:
Das Telegramm ist da!-
Der Bürger greift zum Extrablatt:
„Lm hm, so so, na ja!" Lehmann.
Siegesphanlasien.
Szene vor einem Zeitungsgebäude in Erwartung des
Extrablatts.
A: Haben Sie schon gehört, Herr Nachbar?
Einen Sieg hat's gegeben.
B: Freilich Hab' ich's gehört. Der Hinden-
burg —
C: Was Sie sagen? Der Hindenburg? Ja,
wieviel Gefangene gibt's alsdann?
B: Hunderttausend —
D: Hundertfünfzigtausend Hab' ich gehört.
E: Ein Herr, der vorhin im Friseurladen
war und Verbindungen mit dem Kriegsmini-
sterium hat — die Frau seines Vetters kauft
ihr Brot im gleichen Bäckerladen ivie die Frau
des Portiers —, der hat gesagt: Dreihnndert-
tansend!
F: Freilich! Und zehntausend Geschütze! Und
den Nikolajewitsch auch!
Alle: Bravo! Bravo!
Ein Herr im Hintergründe: Als aber
der Nikolajewitsch gefangen war, schickte ihn
Hindenburg wieder zurück, weil er einen besse-
ren Gegner gar nicht haben konnte.
Alle: Was Sie sagen!
Der Herr im Hintergründe: Ja, und
der Hindenburg hat auch gesagt: Um die Russen
mit Übermacht erdrücken zu können, wolle er
jetzt alle noch in der Heimat befindlichen Kriegs-
schwätzer mobilisieren-
(Nur die Verteilung des soeben erscheinenden Extra-
blatts schützte denSprecherdavor, verprügelt zu werden)
Der Getreue.
Die Steuer-Ginschätzungsformulare wurden den im Felde
Stehenden nachgesandt.
Steh' ich in finstrer Mitternacht
So einsam auf der fernen Macht,
kjab' ich im Uu Gesellschaft schon
kln meiner Steuerllommissio».
Lieg' ich im Schützengraben tief
lsält mir der Steuerklasse Brief
vergnüglich vor das Ungesicht
Oer Steuermann und wanket nicht.
Oer Steuermann kennt seine Pflicht,
Cr läßt mich aus dem Uuge nicht.
Geht es zum Sturm im schnellen Schritt,
Oer Steuerbote, der läuft mit.
Cr keucht und schnauft: „palt, nicht so schnell!
Crst deine Steuerpflicht, Gesell!"
Cs weht noch über meiner Lahr'
Oer Steuerkasse Formular.
Und einst wohl auf mein kühles Grab
Beugt sich der Steuermann hinab
Und forscht: „lsast du zu guter Letzt
Dich nicht zu niedrig eingeschätzt??"