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Der Bischof von London.
Der Bischof von London agitiert in Merbeversammlungen.
Der Bischof von London ist ein Mann,
An dem man Freude haben kann.
Er sagt: »Ich bin ein Musterchrist
And dennoch ein strammer Militarist.
Halleluja!
»Ich lege als streitbarer Gottesmann
Frühmorgens schon den Harnisch an
Und schlage schon beim Frühstücksbrok
Gleich ein paar Dutzend Germans tot.
Halleluja!
»Gentlemen! Flieht von Klub und Herd,
Taucht in die Feindesbrust das Schwert!
Londoner! Auf! Geht über die See
Für Mister Grey und Delcasse!
Halleluja!
»Eure hehrsten Güter sind in Gefahr,
Euer Bischof spricht^, und der spricht wahr:
Auf, schützt vor der Bernichtung Fluch
Alt-Englands heiliges — Kontobuch!
Halleluja!«
... Biel Tausend fallen in Nacht und Graus.
Der Bischof selber, der bleibt zu Haus.
Doch ist er nicht müßig: es betet dann
Am Bölkervernichtung der Gottesmann.
Halleluja!
Die verzweifelte Offensive.
In einem Bericht der russischen obersten
Heeresleitung über die Niederlage in den Kar-
pathen heißt es: „Die deutsch-österreichischen
Armeen wurden von unseren Truppen derart
hart bedrängt, daß ihnen i» ihrer verzwei-
felten Lage schließlich nichts anderes übrig
blieb, als die Offensive zu ergreifen."
Wir wollen der russischen obersten Heeres-
leitung in nachstehendeni auseinandersehen,
welche weitere» unheilvollen Folgen diese „ver-
ziveifelte Offensive" für
die deutsch - österreichi-
schen Armeen gehabt hat.
Durch ihre zielbewuß-
te, unaufhaltsame Flucht
zwangen die russischen
Heereskörper den Feind,
sich bei der Verfolgung
viel weiter von seiner
ursprünglichen Opera-
tionsbasis zu entfernen,
als die kühnsten Plane
des deutsch-österreichi-
schen Generalstabs vor-
ausgesehen hatten.
Dabei sahen sich die
Feinde gezwungen, die
Schützengräben zu ero-
bern und zu besetzen, die
den tapferen russischen
Truppen zu mouatelan-
gcm Aufenthalt gedient
hatten. Die notdürftig
entlausten deutsch-öster-
reichischen Regimenter
wurden dadurch wieder
in eine» wahrhaft be-
k.agenswerten Zustand
versetzt.
Die unübersehbaren, täglich wachsenden
Mengen der russischen Gefangenen nötigten
mehrere starke deutsch-österreichische Truppen-
abteilungen, sich zum Zweck des Abtransports
der Gefangenen ins Innere Deutschlands zu-
rückzubegeben und dadurch ivichlige deutsche
und österreichische Eisenbahnlinien tagelang
für jeden anderen Verkehr zu sperren.
Durch die Gefangennahme zahlreicher hoch-
gestellter russischer Heerführer hat außerdem
die Armee des Großfürsten Nikolajewitsch eine
nicht unbeträchtliche taktische und moralische
Wertsteigerung erfahren.
Eine kolossale Masse russischer Munition ist
schließlich den deutsch-österreichischen Truppen
im Verlauf ihrer verzweifelten Offensive in
die Hände gefallen. Sollte» sie sich aber jemals
verleiten lassen, die erbeutete Munition selber
zu gebrauchen, so werden sie eine niederschmet-
ternde Enttäuschung erleben, iveil von den rus-
sischen Granaten und Schrapnells bekanntlich
nur zwei Prozent krepieren! Sulla.
Hamborg bei St.Pauli,
im Mai.
Werte Redakscho»!
Mit die Feldpost-
briefe von dem jungen
Gardegrenadier kann
ich nicht konkurrieren
hinsichtlich die Wahr-
heitsgemüßigkeit von
die Wünsche nach eß-
baren Liebesgaben,in-
deni ich über die hung-
rige» Jahre hinaus bin und mehr Durst habe.
Aber bei dieses Thema fallen mir jüinmers
die Russen ein, wo das Alkoholverbot haben
und sich jetzt an Politurlack erquicken müssen.
Igitt, igitt! Nicht, daß ich die Russen beson-
ders liebe, aber aus allgemeiner Menschlich-
keit schüttle ich mich bei dem Gedanken an
den Politurlack, wo sie genießen, und es sind
gewiß auch solche dabei, wo in Friedenszeiten
einmal in mein internatschonales Restorangk
etwas Warmes genossen, und diese müssen
ja verzweifeln bei die Zustände.
Doch dieses nebenbei. Aber um wieder auf
die bewußten Feldpostbriefe zu kommen, ich
kann damit auch sonst nicht konkurrieren, in-
dem mir die Anschaulichkeit fehlt, wo man
nur durch Aktivität geivinnt. Doch ist es nicht
meine Schuld, denn sie haben mich ja nicht
haben wollen wegen meiner Völligkeit, und
mit dem Kaperschiff ist es auch nichts gewor-
den durch die Ungunst der llmstände. So habe
ich ein letztes Mittel versucht, nämlich als
Liebesgabentransport. Und da habe ich erst
recht Unglück gehabt.
Wir hatten uns zusammengetan, meine
Stammgäste und ich, und hatten Speck und
Mettwürste und sonstige Fressabilienzusammen-
gebracht und richtiges Pökelfleisch und saure
Gurken und Butler zu dem seemännisch be-
liebten Labskaus, und das sollte alles nach
Kuxhaven kommen für die blauen Jungs, denn
diese sind die nächsten dazu. Ilnd indem wir
Berichte gelesen hatten von andere Liebes-
gabentransporteure, wie sie es machen, so
wollten wir auch ein Auto chartern und damit
stolz nach Kuxhaven gondeln. Jedoch dieses
bekamen ivir nicht wegen der Benzinverhält-
nisse und weil wir keine „offizielle Mission"
hätten, wie uns gesagt wurde. Also charterten
ivir uns den Wohnwagen von einer Riesen-
dame und zwei Gäule dazu, wo über daS
landsturmpflichtige Pferdealter hinaus sind,
und in de» Wagen verstauten wir sachgemäß
die Liebesgaben und zottelten loS, Tedje
Greunkohl und ich als alte Fahrersleute aus
dem Bock und Fiedje Dwarskopp, wo in seinen
ehemaligen nautischen Zeiten Proviantmeister
gewesen ist, unter Deck. Aber die Elbbrücken
ging das ganz gut, denn bis Harburg kannten
die Gäule den Weg. Aber dann wurde es
schlimm, indem nun
unter ihnen Meinungs-
verschiedenheiten aus-
brachen und eine linke
und eine rechte Tendenz
zum Vorschein kam, aber
ohne Lösung durch Ma-
joritäts-Beschluß, weil
beide klapprig waren —
aber auch obstinatsch.
In diese unsichere Lage
sagte Tedje Greunkohl
zu mir: „Wenn dieses so
weitergeht, so kriegen wir
Schlagseite und stranden
im Straßengraben. Du
mußt den Backbordgaul
zur Vernunft bringen,
denn dieserjenigte ist der
Streitmacher." Worauf
ich entgegnete, daß nach
meineAnsichtdieSteuer-
bordkarnalje schuld habe,
aber aus Verträglichkeit
langte ich mit die Peitsche
nach dem Backbordgnu!.
Dieses hätte ich jedoch
nicht tun, sondern meine
bessere Aberzeugung fol-
o Idylle o
Nach der großen Schweineschlachtung.
Der Bischof von London.
Der Bischof von London agitiert in Merbeversammlungen.
Der Bischof von London ist ein Mann,
An dem man Freude haben kann.
Er sagt: »Ich bin ein Musterchrist
And dennoch ein strammer Militarist.
Halleluja!
»Ich lege als streitbarer Gottesmann
Frühmorgens schon den Harnisch an
Und schlage schon beim Frühstücksbrok
Gleich ein paar Dutzend Germans tot.
Halleluja!
»Gentlemen! Flieht von Klub und Herd,
Taucht in die Feindesbrust das Schwert!
Londoner! Auf! Geht über die See
Für Mister Grey und Delcasse!
Halleluja!
»Eure hehrsten Güter sind in Gefahr,
Euer Bischof spricht^, und der spricht wahr:
Auf, schützt vor der Bernichtung Fluch
Alt-Englands heiliges — Kontobuch!
Halleluja!«
... Biel Tausend fallen in Nacht und Graus.
Der Bischof selber, der bleibt zu Haus.
Doch ist er nicht müßig: es betet dann
Am Bölkervernichtung der Gottesmann.
Halleluja!
Die verzweifelte Offensive.
In einem Bericht der russischen obersten
Heeresleitung über die Niederlage in den Kar-
pathen heißt es: „Die deutsch-österreichischen
Armeen wurden von unseren Truppen derart
hart bedrängt, daß ihnen i» ihrer verzwei-
felten Lage schließlich nichts anderes übrig
blieb, als die Offensive zu ergreifen."
Wir wollen der russischen obersten Heeres-
leitung in nachstehendeni auseinandersehen,
welche weitere» unheilvollen Folgen diese „ver-
ziveifelte Offensive" für
die deutsch - österreichi-
schen Armeen gehabt hat.
Durch ihre zielbewuß-
te, unaufhaltsame Flucht
zwangen die russischen
Heereskörper den Feind,
sich bei der Verfolgung
viel weiter von seiner
ursprünglichen Opera-
tionsbasis zu entfernen,
als die kühnsten Plane
des deutsch-österreichi-
schen Generalstabs vor-
ausgesehen hatten.
Dabei sahen sich die
Feinde gezwungen, die
Schützengräben zu ero-
bern und zu besetzen, die
den tapferen russischen
Truppen zu mouatelan-
gcm Aufenthalt gedient
hatten. Die notdürftig
entlausten deutsch-öster-
reichischen Regimenter
wurden dadurch wieder
in eine» wahrhaft be-
k.agenswerten Zustand
versetzt.
Die unübersehbaren, täglich wachsenden
Mengen der russischen Gefangenen nötigten
mehrere starke deutsch-österreichische Truppen-
abteilungen, sich zum Zweck des Abtransports
der Gefangenen ins Innere Deutschlands zu-
rückzubegeben und dadurch ivichlige deutsche
und österreichische Eisenbahnlinien tagelang
für jeden anderen Verkehr zu sperren.
Durch die Gefangennahme zahlreicher hoch-
gestellter russischer Heerführer hat außerdem
die Armee des Großfürsten Nikolajewitsch eine
nicht unbeträchtliche taktische und moralische
Wertsteigerung erfahren.
Eine kolossale Masse russischer Munition ist
schließlich den deutsch-österreichischen Truppen
im Verlauf ihrer verzweifelten Offensive in
die Hände gefallen. Sollte» sie sich aber jemals
verleiten lassen, die erbeutete Munition selber
zu gebrauchen, so werden sie eine niederschmet-
ternde Enttäuschung erleben, iveil von den rus-
sischen Granaten und Schrapnells bekanntlich
nur zwei Prozent krepieren! Sulla.
Hamborg bei St.Pauli,
im Mai.
Werte Redakscho»!
Mit die Feldpost-
briefe von dem jungen
Gardegrenadier kann
ich nicht konkurrieren
hinsichtlich die Wahr-
heitsgemüßigkeit von
die Wünsche nach eß-
baren Liebesgaben,in-
deni ich über die hung-
rige» Jahre hinaus bin und mehr Durst habe.
Aber bei dieses Thema fallen mir jüinmers
die Russen ein, wo das Alkoholverbot haben
und sich jetzt an Politurlack erquicken müssen.
Igitt, igitt! Nicht, daß ich die Russen beson-
ders liebe, aber aus allgemeiner Menschlich-
keit schüttle ich mich bei dem Gedanken an
den Politurlack, wo sie genießen, und es sind
gewiß auch solche dabei, wo in Friedenszeiten
einmal in mein internatschonales Restorangk
etwas Warmes genossen, und diese müssen
ja verzweifeln bei die Zustände.
Doch dieses nebenbei. Aber um wieder auf
die bewußten Feldpostbriefe zu kommen, ich
kann damit auch sonst nicht konkurrieren, in-
dem mir die Anschaulichkeit fehlt, wo man
nur durch Aktivität geivinnt. Doch ist es nicht
meine Schuld, denn sie haben mich ja nicht
haben wollen wegen meiner Völligkeit, und
mit dem Kaperschiff ist es auch nichts gewor-
den durch die Ungunst der llmstände. So habe
ich ein letztes Mittel versucht, nämlich als
Liebesgabentransport. Und da habe ich erst
recht Unglück gehabt.
Wir hatten uns zusammengetan, meine
Stammgäste und ich, und hatten Speck und
Mettwürste und sonstige Fressabilienzusammen-
gebracht und richtiges Pökelfleisch und saure
Gurken und Butler zu dem seemännisch be-
liebten Labskaus, und das sollte alles nach
Kuxhaven kommen für die blauen Jungs, denn
diese sind die nächsten dazu. Ilnd indem wir
Berichte gelesen hatten von andere Liebes-
gabentransporteure, wie sie es machen, so
wollten wir auch ein Auto chartern und damit
stolz nach Kuxhaven gondeln. Jedoch dieses
bekamen ivir nicht wegen der Benzinverhält-
nisse und weil wir keine „offizielle Mission"
hätten, wie uns gesagt wurde. Also charterten
ivir uns den Wohnwagen von einer Riesen-
dame und zwei Gäule dazu, wo über daS
landsturmpflichtige Pferdealter hinaus sind,
und in de» Wagen verstauten wir sachgemäß
die Liebesgaben und zottelten loS, Tedje
Greunkohl und ich als alte Fahrersleute aus
dem Bock und Fiedje Dwarskopp, wo in seinen
ehemaligen nautischen Zeiten Proviantmeister
gewesen ist, unter Deck. Aber die Elbbrücken
ging das ganz gut, denn bis Harburg kannten
die Gäule den Weg. Aber dann wurde es
schlimm, indem nun
unter ihnen Meinungs-
verschiedenheiten aus-
brachen und eine linke
und eine rechte Tendenz
zum Vorschein kam, aber
ohne Lösung durch Ma-
joritäts-Beschluß, weil
beide klapprig waren —
aber auch obstinatsch.
In diese unsichere Lage
sagte Tedje Greunkohl
zu mir: „Wenn dieses so
weitergeht, so kriegen wir
Schlagseite und stranden
im Straßengraben. Du
mußt den Backbordgaul
zur Vernunft bringen,
denn dieserjenigte ist der
Streitmacher." Worauf
ich entgegnete, daß nach
meineAnsichtdieSteuer-
bordkarnalje schuld habe,
aber aus Verträglichkeit
langte ich mit die Peitsche
nach dem Backbordgnu!.
Dieses hätte ich jedoch
nicht tun, sondern meine
bessere Aberzeugung fol-
o Idylle o
Nach der großen Schweineschlachtung.