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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 32.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.8259#0147
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8703

gen sollen. Denn jetzt lief das Fahrzeug aus dem
Steuer, bekam richtig Schlagseite und legte sich
über. Tedje und ich lagen weich auf einem
frisch aufgegrabenen Kartoffelacker, und aus
dem gekenterten Fahrzeug klangen dumpfe
Laute. Richtig war die Ladung iibergcschossen,
und Fiedje lag begraben unter Speck und Mett-
würsten und sauren Gurken, und wir mußten
Ladung werfen, um ihn zu befreien, was
dann niit Hilfe von herbeigeströmten Einge-
borene» auch gelang. Diese halfen uns auch
das Fahrzeug wieder flottmächen, und einen
von ihnen heuerten wir als Steuermann, und
so kamen nur in Fahrt. Ohne einen Nothafen
anzulaufen, kamen wir nach Stade, wo wir
festmachten und für die Nacht an Land gingen.

Am Morgen nahmen wir wieder Kurs »ach
Kuxhaven, und nachmittags kamen richtig die
Baaken in Sicht. Worauf sich der eingeborene
Steuermann verabschiedete mit die Bemerkung,
das Einlaufen müßten wir allein besorgen,
denn er habe keinen Paß; aber für die Rück'
reise erwarte er uns an diese Stelle, >vo na-
türlich ein Wirtshaus war. Lange würde es
ja nicht dauern, meinte er und griente dazu —
was wir kopfschüttelnd erwiderten, indem wir
doch mindestens einen Tag lang die kriegeri-
schen Vorbereitungen von unsere hainburgische
Seefestung sachverständig studieren wollten.

Mit diese Vorsätze kamen wir Kuxhaven
naher und freuten uns auf die Begrüßung
durch die blauen Jungs, wenn wir ihnen mit
unsere Mettwürste i» die Augen springen täten.
Doch es kam anders, indem nämlich plötzlich
drei von diese blauen Jungs auftauchten, aber
verflucht dienstlich, nämlich mit das aufge-
pflanzte Seitengewehr, und unsere Legiti-
matschon verlangten Oha! Zwar hatte ich
meinen Hamborger Bürgerbrief und Tedje
einen Steuerzettel, und Fiedje suchte einen

Brief hervor, wo ihm seine ehemalige Frau
geschrieben hatte mit allerlei Bezeichnungen,
aber dieses genügte der Patrollje keineswegs.
Sondern zwei Mann stellten sich vor uns und
schoben mit ei» paar passende Worte Patronen
in den Schießprügel, und der dritte Man»
ging zurück, um Meldung zu machen von un-
seren, Dasein. Worauf nach einiger Zeit noch
ein paar handfeste Matrosenartilleristen an-
laugteu und uns einen Zettel überreichten mit
die höfliche Mitteilung, Speck, Mettivurst und
saure Gurken seien willkommene Liebesgaben,
dagegen wir nicht; sondern wir sollten nur
außerhalb des Festungsbereichs warten, bis
uns das Fahrzeug wieder zugestellt ivcrde.

Schmerzlich betroffen setzten wir uns in den
Straßengraben, jedoch nicht ohne eine Flasche
Trinkbares, wo wir eigentlich auf dem Altar
des Vaterlandes hatte» als Liebesgabe opfern
ivollen, nun aber selbst nötig hatten. Und die
zwei Man» mit den Schießeisen blieben vor
uns stehen und nahmen nicht einmal ein mil-
derndes Gläschen, was mir in meinem Leben
noch nicht von einem Seemann vorgekomme»
ist und mich zu die Überzeugung bringt, daß
die Welt anders geworden ist.

Na, und so kriegten wir unsere Landschute
wieder zurück mit einem Dankschreiben für die
Liebesgaben und der Weisung, Kurs nach dem
Heimathafen zu nehmen. Bis zum bewußten
Wirtshaus geleiteten uns die Mariner, und
höllisch grienend übernahm der Eingeborene
das Steuer. Alle drei gingen wir unter Deck
und beklagte» unser Unglück.

Dieses ist die wahrheitsgemäße Erzählung
von unserem Liebesgabentransport, wo ich als
zivilen Feldpostbrief zu veröffentlichen bitte.
Dafür dankend, grüßt die werte Redakschon
Claus Swartmuul,
gestrandeter Landfahrensmann.

Ein französischer Zeesieg.

O'Eslrees, ein todcsmnt'ges Schiff
Uns Frankreichs Flotte, fuhr
Stolz qualmend durch das lllittelmscr
Und sucht' des Feindes Spur;

Um Strand Ulein-Ulexandrias
Macht' es sich kampfparat,

Venn dort stand hart am Ilüsteusaiir.i
Lin deutsches Konsulat.

lsell glänzt das Uleer, die lvogs schäumt
lvohl um des Schiffes Kiel,

Und vorwärts späht das ljeldenaug'

Und sucht ein passend Ziel,
va stieg des stolzen Galliers vlul
Flugs auf de» Siedegrad,

Uls er die Fahne flattern sah
Um deutschen Konsulat.

„Volldampf voran! Klar zum Gesecht!"
Schallt das llommaudowort,

Und kföllenschlünde öffnen sich
Und speien Tod und Ulord,

Und schleudern ohne Unterlaß
Granate auf Granat'

Wohl auf die Fahne schwarzweißrot
Um deutschen Konsulat.

Und als er sechzehnmal gebufft,
va war die Tat vollbracht:
vor Frankreichs Größe lag im Staub
Ein Trutzbild deutscher Macht!

Frohlockend bucht der Kommandant
Vas stolze Resullal:

„In Trümmer sank der Fahncnschasl
Um deutschen Konsulat!"

Und im Triumph ward heimwärts nun
Des Schiffes Kiel gewandt,

Und düstere Verzweiflung herrscht
Um kleinasiat'fchen Strand;

Venn dritthalb Stunden mindestens
vergingen in der Tat — — —

Eh' man die neue Fahne hißt
Um deutschen Konsulat! rirmmlus.

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