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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 32.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.8259#0175
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8731


Die DamfterDö{)lc.

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Der größte aller Helden,
Die man noch jemals sah,
Das ist in diesein Kriege
Der König Nikita.

Der nur so ein Zaunkönig
Und dennoch es erzielt,
Daß in der Weltgeschichte
Er jetzt 'ne Rolle spielt.

Italien verlangt dringend eine Kriegserklä-
rung von seiten Deutschlands. „Diese kleine
Gefälligkeit", soll Viktor Emanuel gesagt haben,
„können wir von unfern deutschen Dreibunds-
brüdern doch wohl erwarten, nachdem wir de» österreichischen Freunden
dieselbe, und noch dazu unaufgefordert, erwiesen haben!" Aber den un-
kultivierten Germanen fehlt eben leider jeder Sinn für internationale
Höflichkeit! „

Der „kranke Mann", der Türke, Gesund geworden macht er
Verdient sich unser» Dank; Den Vierverband jetzt krank.

Auf vielen Bahnhöfen prangt ein militärisches Plakat: „Der deutsche
Soldat muß fürs Vaterland nicht nur kämpfen, sondern auch schweigen
können." Vom erhabene» Durchhalten bis zum witzigen Mundhalten
ist offenbar nur ein Komma!

Französische Blatter fordern auf, das K ans dem Alphabet auszu-
merzen, da es ein deutscher Buchstabe sei. Viel wichtiger wäre es, wenn
sie das W abschafften, von dem ihr Land heimgesucht wird.

Ihr getreuer Sage, Schreiner und Landstürmer.

„Warum weinst du, Frau Nachbarin?"

„Ach Gott, man hat meinen Mann wegen Wuchers aufgehängt
und uns alle Vorräte weggenominen!"

mir mit beide Hände in die Mähnenhaare von
mein Schlachtroß fest und ließ ihm laufen, wie
er lustig war. Aus diese bejammernswerte Lage
erlöste mir endlich eine vorbeimarschierende
Proviantkolonne, an die ich abgegeben wurde.
So mußte ich denn auchnoch Trainsoldat spielen,
und ich kann sagen, daß ich mir in diese Rolle
am allerwohlsten gefühlt habe. Ich brauchte
weder auf dem Bauch rutsche», noch brauchte
ich mir zu Klopsfleisch zerreiten lassen, sondern
ich konnte fahren und kriegte zu präpeln, so
ville, wie in mir ringing!

Am Abend desselbigen Tages kam ich bei
meine Kompagnie retour, wo sie mir bereits
als tot ausgeschrieben hatten und gerade eine
dienstliche Meldung an meine trauernden Hin-
terbliebenen abschicken wollten. Ich mußte gleich
ins Revier, um mir meine beschädigte Hinter-
fassade auskurieren zu lassen, mit die auch noch
heute, obgleich schon vier Tage vergangen sind,
kein Staat zu mache» ist. Vielleicht hast Du
die Güte, in Dein baldiges Liebespaket etwas
Lanolin beizustechen, damit ich mir salbe» kann.

Inzwischen grüßt Dir aufs herzlichste Dein
Bräutigam

August Säge jun., Garde-Grenadier.

Glosse.

DerilalienischeKriegsberichterstatterBarzini
schreibt: „Der italienische Soldat sucht keine
Deckung vor der platzenden Granate, sondern
läuft jauchzend auf sie zu."

Demnach muß also wohl die österreichische
Artillerie in der Regel viel zu weit schießen, so
daß die Granaten erst h inter der italienischen
Front einschlagen. Denn die Erfahrung zeigt,
daß der italienische Soldat, sobald das Feuer
beginnt, immer jauchzend nach rückwärts läuft.

Lieber Jacob!

Mit die effentliche Meinung is bet in Welt-
kriegszeiten ’» janz fauler Zauber. Wat de Zei-
tungen ooch anfangen meejen, se kennen et kee-
nen nich zu Dank machen. Wenn eene schreibt,
wir wollen bald Frieden haben, denn ärjern
sich de Arjrarjer un de Kriegsliefcranten, un
wenn eene andere schreibt, et soll noch zwanzig
Jahre jroße Zeit sind, denn is bet och wieder
nich recht! Unsere Zensur aber kennt keene Par-
teien nich, sondern schwebt wohltätig ieber bet
Janze un verbietet heite dem „Vorwärts" un
morjen de „Deitsche Tageszeitung", wie et sich
jerade trefft. Aber Du mußt nich etwa jlooben,
det bloß bei uns so'n Kuddelmuddel herrsche»
tut ach nee, in't feindliche Ausland hat de
Obrigkeit noch ville mehr Sorjeu mit ihre Preß-
orjane, die ihr jar nich parieren wollen.

In Rußland zum Beispiel bittet der Herr
Heechstkonnnandierende, det man doch ja nich
jlooben mechte, wat ieber de Kriegsereignisse
irjendivo ins Ausland verlautbart wird. Denn
et is allens jestunken un jelogen, un bloß die
Berichte, die de russesche Heeresverwaltung
selber täglich vereffcntlicht, sind absolut ver-
trauenswirdig. Un seit det Publikum diesen
klugen Rat folgt, befindet et sich ville wohler
als wie vorher un is ieberzeigt, det de russesche
Armee in Jalizieu nischt wie Sieje davonträgt
un Nikqlajewitsch'n seine Awangjarde bereits
i» de Jejend von Strausberg anjekommen is.

Janz schlimm dran is de engelsche Rejie-
rung, die bei ihre inländeschen Zeitungen nischt
ausrichten kann, weil die sich nich det jeringste
jefallen lassen, sondern schreiben, wat sc wollen,
Deswejen hat sich Asquith uu zu de Schweden
jeflichtet un verschickt an de Stockholmer Zei-
tungen selbstjemachte schivedische Leitartikel,
un zwar nich bloß jratis un franko, sondern

er berappt ooch noch jedes jeforderto Honorar
for dem Abdruck. Un allens bloß deswejen,
damit det de jarantierte engelsche Wahrheit
ieber de Jreiel der deitsche» Kriegsfiehrung
endlich in de ueitralen Länder bekannt wird!
Aber de Schweden, statt det se de jarantierte
Wahrhaftigkeit der engelsche» Rejierung jejen
anjemessene Entschädijung abdrucken, haben
Asquith'n wat uff't Hackbrett jemacht.

Wat de italiensche Rejierung is, die läßt
durch ihre Heeresleitung in de Hauptsache Wit-
terungsberichte vereffentlichen, indem det se
rausjefunden hat, det weiterjehende Kriejs-
nachrichten immer eenen „unjinstijen Eindruck"
Hervorrufen. Un von de ueitrale Presse will
se ieberhaupt jarnischt wissen, sondern se hat
alle derartijcn Berichterstatter aus ihr Kriegs-
jelände rausspediert, — wahrscheinlich, weil
se mecnt, det die Leite 'n schlechten Einfluß
uff det Wetter ausieben tun.

Am feinsten sind schließlich de Franzosen
raus. Die brauchen sich ieber ihre Presse nie-
mals nich in't jeringste zu beklagen. Denn der
„Matin" un der „Fijaro" un ivie die Blätter
alle Heeßen, die haben vom Tage der Mobil-
machung an jleich so 'ne starke Wahrheitsliebe
entwickelt, det ihnen keene Obrigkeit nich mehr
iebertrumpfen kann. An diese wirklich pikfeinen
Orjane sollte» wir Barbaren uns 'n lcichten-
des Beispiel nehmen; aber leider sind ivir vor-
leifig in de Kultur noch nich so weit vorje-
schritten un missen schon warten, bis de Fran-
zosen Dcitschland erobert haben un uns ihren
heheren Schliff beibringen. Nach de »eisten
Meldungen des „Matin" und des „Fijaro"
kann det ja heechstens noch zwee Dage dauern!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an 'n Jörliher Bahnhof jleich links.

NcdaktlonSfchlul! 12. Juli ISIS.
 
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