8767
Stoßfeufzcr.
Präsident Wilson: Schon Mitternacht — und vierundzwanzig
Stunden lang keine Note! Ein verlorener Tag! Lansing, wir wollen
heute wenigstens eine Note nach Haiti schicken!
es ftobclfpänc. r©
Viel Helden haben in blutiger Schlacht
Ihr blühendes Leben zum Opfer gebracht —
Ein dankbar Gedächtnis weiht jeglichem Mann
Das Volk, so lange es denken kann.
So wird es auch danken, wie sich geziemt,
Den Heldinnen, die kein Name rühmt.
Die gaben ihr Liebstes auf der Welt,
Mann, Sohn und Bruder und Vater ins Feld.
Es zogen von dannen, die sie ernährt.
Die sich treusorgend daheim bewährt.
Der Krieg hat zerstört ihr häusliches Glück,
Sie trugen standhaft ihr Mißgeschick.
Manch großer Name glänzt durch die Zeit
Das Volk ihm seine Verehrung weiht.
Doch sei die Verehrung doppelt groß
Für Helden und Heldinnen namenlos!
Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" protestiert gegen die geplante
staatliche Aufsicht der Syndikate, da es dann mit dem freien Kohlen-
bergbau vorbei sein. — Wenn die Kohlenbarone das Volk so „verkohlen",
sollte man ihnen bald gründlich „einheizen".
Der „Mattino" berichtet, in Neapel habe ein Ei beim Kochen die
italienischen Landessarben — grün-weiß-rot — angenommen; man be-
wahre es nunmehr im Museum auf. Als Cadorna das las, sagte er:
Da habe ich ja auch noch Aussicht, ins Museum zu kommen; mir wird
jedesmal, wenn ich die Tagesberichte lese, grün und gelb vor den Augen!
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
„Die lieben Juden".
Eine Proklamation erließ der Zar
An die „lieben Juden". Die Rede war
Von Duldung und Freiheit und Schutz aller
Schwachen,
Von Achtung des Glaubens und sonst schönen
Sachen.
And voll des Vertrauens ans Kaisers Wort:
Drei Juden zogen des Weges fort.
Eine Deputation! Von den Ihre» geschickt.
Am dem.Herrscher zu danken, der so sie beglückt.
Nach vielem Bemühen und mancher Gefahr,
Inmitten der Großen empfing sie der Zar.
Der erste sprach also: „O Herr, sei bemüht,
Daß auch in der Zukunft die Freiheit uns
blüht."
Der zweite: „Wir haben viel Arg's gelitten.
Obwohl unsre Söhne im Feld für euch stritten."
Der dritte: „Habt Dank, daß Gott euch geführt
And das Herz euch in Mitleid und Einsicht
gerührt."
Da lächelt der Herrscher gar huldvoll und mild
And verehrte den Sprechern ein Heiligenbild.
Von dannen zogen sie, reich beschenkt — —
Am andern Tag waren die drei gehenkt. P.R.
G5 (33
Glosse.
Zahlreiche Gutsverwaltungen haben im In-
teresse der ungestörten Ruhe des Wildes das
Beeren- und Pilzsammeln in ihren Wäldern
verboten. Darauf haben einige alte Hasen die
Übergabe einer Dankadresse an diese Verwal-
tungen angeregt. Die Unterzeichnung geschieht
auf dem weidgerechten Wege der Losung.
Lieber Jacob!
Et hat mein Her; mit innije Freide anje-
fillt, det der Vormarsch unserer Armeen in
Rußland bei de janze Welt un besonders bei
unsere Feinde sonne jroße Jenugtuung her-
vorjerufen hat. Wie ick in de Zeitung las,
haben de Franzosen klipp u» klar festjestellt,
det sich Deitschland noch nie in eene so ver-
zweifelte Lage befunden hat wie jetz, wo et
Nikolajeivitschen jelungen is, Hindenburg in
sämtliche russesche Jrenzfestungen rinznlocke»,
während det triumpfierende Russenheer sich in
Eilmärsche nach det Innere des Landes bejibt,
wo et unermeßliche Schätze an Menschen un
sonstigen Kriegsbedarf vorfinden wird un sich
zu neie Sieje risten kann. Un wat de Engel-
lünder sind, die haben in ihren Jeojrafie-Atlas
nachjemessen, det det Stick Rußland, wat de
Deitschen erobert haben, eejentlich doch man
bloß 'n Nasenpopel is im Verjleich zu det
jroße Jebiet, wat se noch »ich erobert haben,
un se treesten sich mit det stolze Beivußtsein,
det for den Zaren noch so ville Land iebrig
bleibt, det er dem kleenen Verlust wird leicht
verschmerzen kennen. Un überhaupt, sagen se,
haben in diese westlichen Russenstädte schon
immer so ville Deitsche jewohnt, det Nikolas
froh is, det Jesindel nu endlich los zu werden.
Am allerjreeßten aber scheint de Vefriedijung
ieber de deitschen Sieje in Rußland selbst zu
sind. Wenigstens stand in de Zeitung, det de
Duina de Nachricht, det Warschau jeräumt
wurde, »nt starken Beifall uffjenommen un de
Hoffnung ausjesprochen hat, det det russesche
Oberkommando in ähnliche Weise weiter fort-
fahren wird. Ick mußte, als ick det las, an
een Vorkommnis mit meinen Fremd Edeward
denke». Der hatte an eenen Sonnabend in de
Destille Krach jemacht un w nrde rausjeschmissen.
Un wie ick ihn nu draußen Vorwirfe machte
un ihm fragte: „Edeward, schämste Dir denn
jarnich?" Da jab er mir zur Antwort: „Woso
eejentlich? Et jefiel mir in den dreckijen Bums
schon lange »ich, un ick wollte so wie so jleich
jehen!" Im iebrijen haben de Russen ja schon
vor längere Zeit die Entdeckung jemacht, det
de Deitschen man bloß durch ihren Hunger
jezwungen werden, so weit in det Land vor-
zudringen. Se suchen da nämlich, ineenen de
Russen, nach Kartoffeln. U» wenn im Herbst
de Kartoffelernte beendigt iS un de Deitschen
salt jeworden sind, denn werden se wahrschein-
lich wieder de Rickreise antreten. Mir scheint
aber, det die Schose doch eenen kleenen Haken
hat. De Deitschen wissen nämlich, det derusse-
sche Rejierungsweisheit in Petersburg ihren
Sitz hat, un nach det bekannte volkstiemliche
Sprichivort vermuten se deshalb, det dort ooch
de dicksten Kartoffeln jebaut werden. Aus diesen
Jrunde steht zu befirchten, det unsere Armeen
mit ihre Kartoffelsnche »ich eher Halt machen,
als bis se in Petersburg anjekommen sind!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an '» Jörliher Bahnhof jleich links.
^Leldpostbestellungen
O auf den Wahren Zacob
werden gegen Einsendung von 10 Pfennig pro
Nummer, oder 65 Pfennig pro Vierteljahr,
jederzeit angenommen und pünktlich ausge-
führt durch die
Expedition des Wahren Zacob, Stuttgart.
Um genaue und deutliche Angabe der Feldpoftadresfen
wird gebeten.
Redaktionsschluß 23. August 1915.
Stoßfeufzcr.
Präsident Wilson: Schon Mitternacht — und vierundzwanzig
Stunden lang keine Note! Ein verlorener Tag! Lansing, wir wollen
heute wenigstens eine Note nach Haiti schicken!
es ftobclfpänc. r©
Viel Helden haben in blutiger Schlacht
Ihr blühendes Leben zum Opfer gebracht —
Ein dankbar Gedächtnis weiht jeglichem Mann
Das Volk, so lange es denken kann.
So wird es auch danken, wie sich geziemt,
Den Heldinnen, die kein Name rühmt.
Die gaben ihr Liebstes auf der Welt,
Mann, Sohn und Bruder und Vater ins Feld.
Es zogen von dannen, die sie ernährt.
Die sich treusorgend daheim bewährt.
Der Krieg hat zerstört ihr häusliches Glück,
Sie trugen standhaft ihr Mißgeschick.
Manch großer Name glänzt durch die Zeit
Das Volk ihm seine Verehrung weiht.
Doch sei die Verehrung doppelt groß
Für Helden und Heldinnen namenlos!
Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" protestiert gegen die geplante
staatliche Aufsicht der Syndikate, da es dann mit dem freien Kohlen-
bergbau vorbei sein. — Wenn die Kohlenbarone das Volk so „verkohlen",
sollte man ihnen bald gründlich „einheizen".
Der „Mattino" berichtet, in Neapel habe ein Ei beim Kochen die
italienischen Landessarben — grün-weiß-rot — angenommen; man be-
wahre es nunmehr im Museum auf. Als Cadorna das las, sagte er:
Da habe ich ja auch noch Aussicht, ins Museum zu kommen; mir wird
jedesmal, wenn ich die Tagesberichte lese, grün und gelb vor den Augen!
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
„Die lieben Juden".
Eine Proklamation erließ der Zar
An die „lieben Juden". Die Rede war
Von Duldung und Freiheit und Schutz aller
Schwachen,
Von Achtung des Glaubens und sonst schönen
Sachen.
And voll des Vertrauens ans Kaisers Wort:
Drei Juden zogen des Weges fort.
Eine Deputation! Von den Ihre» geschickt.
Am dem.Herrscher zu danken, der so sie beglückt.
Nach vielem Bemühen und mancher Gefahr,
Inmitten der Großen empfing sie der Zar.
Der erste sprach also: „O Herr, sei bemüht,
Daß auch in der Zukunft die Freiheit uns
blüht."
Der zweite: „Wir haben viel Arg's gelitten.
Obwohl unsre Söhne im Feld für euch stritten."
Der dritte: „Habt Dank, daß Gott euch geführt
And das Herz euch in Mitleid und Einsicht
gerührt."
Da lächelt der Herrscher gar huldvoll und mild
And verehrte den Sprechern ein Heiligenbild.
Von dannen zogen sie, reich beschenkt — —
Am andern Tag waren die drei gehenkt. P.R.
G5 (33
Glosse.
Zahlreiche Gutsverwaltungen haben im In-
teresse der ungestörten Ruhe des Wildes das
Beeren- und Pilzsammeln in ihren Wäldern
verboten. Darauf haben einige alte Hasen die
Übergabe einer Dankadresse an diese Verwal-
tungen angeregt. Die Unterzeichnung geschieht
auf dem weidgerechten Wege der Losung.
Lieber Jacob!
Et hat mein Her; mit innije Freide anje-
fillt, det der Vormarsch unserer Armeen in
Rußland bei de janze Welt un besonders bei
unsere Feinde sonne jroße Jenugtuung her-
vorjerufen hat. Wie ick in de Zeitung las,
haben de Franzosen klipp u» klar festjestellt,
det sich Deitschland noch nie in eene so ver-
zweifelte Lage befunden hat wie jetz, wo et
Nikolajeivitschen jelungen is, Hindenburg in
sämtliche russesche Jrenzfestungen rinznlocke»,
während det triumpfierende Russenheer sich in
Eilmärsche nach det Innere des Landes bejibt,
wo et unermeßliche Schätze an Menschen un
sonstigen Kriegsbedarf vorfinden wird un sich
zu neie Sieje risten kann. Un wat de Engel-
lünder sind, die haben in ihren Jeojrafie-Atlas
nachjemessen, det det Stick Rußland, wat de
Deitschen erobert haben, eejentlich doch man
bloß 'n Nasenpopel is im Verjleich zu det
jroße Jebiet, wat se noch »ich erobert haben,
un se treesten sich mit det stolze Beivußtsein,
det for den Zaren noch so ville Land iebrig
bleibt, det er dem kleenen Verlust wird leicht
verschmerzen kennen. Un überhaupt, sagen se,
haben in diese westlichen Russenstädte schon
immer so ville Deitsche jewohnt, det Nikolas
froh is, det Jesindel nu endlich los zu werden.
Am allerjreeßten aber scheint de Vefriedijung
ieber de deitschen Sieje in Rußland selbst zu
sind. Wenigstens stand in de Zeitung, det de
Duina de Nachricht, det Warschau jeräumt
wurde, »nt starken Beifall uffjenommen un de
Hoffnung ausjesprochen hat, det det russesche
Oberkommando in ähnliche Weise weiter fort-
fahren wird. Ick mußte, als ick det las, an
een Vorkommnis mit meinen Fremd Edeward
denke». Der hatte an eenen Sonnabend in de
Destille Krach jemacht un w nrde rausjeschmissen.
Un wie ick ihn nu draußen Vorwirfe machte
un ihm fragte: „Edeward, schämste Dir denn
jarnich?" Da jab er mir zur Antwort: „Woso
eejentlich? Et jefiel mir in den dreckijen Bums
schon lange »ich, un ick wollte so wie so jleich
jehen!" Im iebrijen haben de Russen ja schon
vor längere Zeit die Entdeckung jemacht, det
de Deitschen man bloß durch ihren Hunger
jezwungen werden, so weit in det Land vor-
zudringen. Se suchen da nämlich, ineenen de
Russen, nach Kartoffeln. U» wenn im Herbst
de Kartoffelernte beendigt iS un de Deitschen
salt jeworden sind, denn werden se wahrschein-
lich wieder de Rickreise antreten. Mir scheint
aber, det die Schose doch eenen kleenen Haken
hat. De Deitschen wissen nämlich, det derusse-
sche Rejierungsweisheit in Petersburg ihren
Sitz hat, un nach det bekannte volkstiemliche
Sprichivort vermuten se deshalb, det dort ooch
de dicksten Kartoffeln jebaut werden. Aus diesen
Jrunde steht zu befirchten, det unsere Armeen
mit ihre Kartoffelsnche »ich eher Halt machen,
als bis se in Petersburg anjekommen sind!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an '» Jörliher Bahnhof jleich links.
^Leldpostbestellungen
O auf den Wahren Zacob
werden gegen Einsendung von 10 Pfennig pro
Nummer, oder 65 Pfennig pro Vierteljahr,
jederzeit angenommen und pünktlich ausge-
führt durch die
Expedition des Wahren Zacob, Stuttgart.
Um genaue und deutliche Angabe der Feldpoftadresfen
wird gebeten.
Redaktionsschluß 23. August 1915.