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Das Glück int Winkel.
Von A. Stahl im Felde.
Einem Feldgrauen wurden kürzlich per Postanweisung
3 Pfennig Brotgeld ins Lazarett nachgesandt.
Mein Kamerad Müller ist nicht oft
Im Strom des Glücks geschwommen.
Doch neulich ist's ihin unverhofft
Von ohngefähr gekommen.
Er war Patient im Lazarett
Und daher arm an Golde,
Da schickt es ihm ganz rund und nett
Fortuna, diese Lolde.
Drei Pfennig brachte ihm die Post,
Und so ward ihm die Ehre
Zuteil, daß die Soldatenkost
Prozentual sich mehre.
„Was sängst du alles damit an?"
Ging ringsherum die Welte.
Und stillvergnügt verbraucht der Mann
Den Fonds zur — Zigarette!
Cs Cs
Jeanne d'Arc, die Rächerin.
In einer nordfranzösischen Stadt, deren
Marktplatz das Standbild der Jungfrau von
Orleans ziert, saßen sie zusammen: der eng-
lische Colonel Mooncalf und der Maire der
Stadt. Der Colone! war nicht im Heeresdienst,
sondern als Vertreter der „Times" an der
französischen Front, und da es von dort nicht
viel zu berichten gab, hatte er diesen kleinen
Abstecher gemacht, um „Stimmutigsbilder" aus
dem verbündeten Lande nach England zu senden.
Der ganze Empfang hatte ihn etwas ent-
täuscht: die taktlose» Fragen nach englischen
Siegen und der englischen Flotte, die ewigen
Hinweise auf Frankreichs schwierige Lage und
Rußlands Niederlagen hatten ihn gründlich
verstimmt. Und wäre nicht der gute Rotwein
gewesen, wäre es vielleicht zu einem ernstlichen
Krach gekommen. So aber hatten die guten
Geister des Weines sie einander genähert, bis
sie sich zum Schluß umarmten und einander
Treue schwuren im Namen ihrer Völker.
Kriegsgreuel.
Der Lyriker: Der Krieg wird mit jedem Tage
schlimmer: gestern hat mir die Redaktion zwei Kriegs-
gedichte mehr zurückgeschickt, als ich eingesandt hatte!
Erst, als der Mond sein Licht über den Platz
ergoß, begaben sie sich nach Hause — aber
nicht, ohne vor dein Denkmal der Jungfrau
von Orleans stehen zu bleiben.
„Bei dem Anblick unserer Nationalheldin
laßt uns unseren Eid wiederholen, Freund
und Bundesgenosse!" Und der Colonel schwor
„bei Jeanne d'Arc, der Rächerin", und freute
sich im stillen, daß der andere noch betrunkener
war als er.
In seinem Gasthaus versuchte er, den Ver-
brüderungsabend zu einem schivungvollen Ar-
tikel zu verarbeite». Er kam aber nur bis zu
dem Sah: „Sie ist noch heute lebendig und
begierig, die Fremdlinge vom Boden Frank-
reichs zu vertreiben, Jeanne d'Arc, die Räche-
rin —", da neigte sich der weinschivere Kopf
Mr. Mooncalfs auf die Tischplatte und er
schnarchte.
Plötzlich klopfte es kräftig auf seine Schulter!
Erfuhr auf und sah etwas Entsetzliches: Jeanne
d'Arc war vom Sockel ihres Denknials herab-
gestiegen und stand nun drohend vor ihm.
„Hilfe," hauchte er verstört.
„Ja, Hilfe," höhnte sie ihm nach. „Das habt
ihr danials vor fünfhundert Jahren auch ge-
schrieen, als ich den Boden Frankreichs von
euch säuberte, als ich euch Orleans und Reims
abnahm! Und was meinst du zu deine!» duin-
inen Satz da: soll ich euch britische Fremdlinge
heute ivieder vom Boden Frankreichs vertrei-
ben, aus Calais, Boulogne und Dünkirchen?
He?"
Und Mr. Mooncalf fühlte eine gediegene
Ohrfeige brennen, so daß er vom Stuhl stürzte
und entsetzt schrie: „Ich blute, ich blute."
Von diesem Sturz und Schrei — erivachte
er. Er lag am Boden und fühlte Blut über
seine Finger rieseln. Aber als er sich erhob
und Licht niachte, sah er, daß es nur die
Tinte war, die er beim Sturz mit sich gerissen
hatte.
Jeanne d'Arc aber stand draußen auf dem
alten Platz und hob drohend ihr Schwert.
Der Colonel schloß das Fenster und ver-
riegelte es. . . .
Allerhöchster Gnadenbeweis.
Zum Protektor der aus Polen und Litauen
ausgeräumten lieben Juden wurde der Groß-
fürst-Thronfolger ernannt, der sowohl durch
seine jugendliche Tatlraft — er ist zehn Jahre
alt —, wie insbesondere durch seine Stellung
als Ataman aller Kosakenheere, den Jude»
volles Vertrauen einflöht.
Die Großrabbiner von London, Paris und
Rom haben eine begeisterte Dankadresse an
den Zaren gerichtet, der sie mit der huldvollen
Erklärung beantwortete, auch in Zukunft stets
zur Entgegennahme jüdischen Anleihegeldcs
bereit sein zu wollen.
Berliner Milchlied.
In einer Gerichtsverhandlung wurde über die Milchpant-
schereien aufden Güterbahnhöfen gesagt: „Im Berliner Milch-
. Handel herrschen geradezu entsetzliche Zustände."
Die gute Milch kommt von der Uuh,
Die bessere vom Bauer,
Oer Händler macht daun (Qualität
von ganz besondrer Dauer.
veredelt von dem Meingeschäft
klommt sie dann auf den lvagen
Und muß bis zu dem Konsument
Noch vielerlei ertragen.
<v nörgle nicht, du Menschenkind,
Oie lluh ist keine Ziege.
Ivir panschten schon in Friedenszeit,
Warum nicht auch im Kriege?
DEUTSCHLAND) FÜHRENDE
CIGARETTEN MARKE
TRUJT-0 FREI
Das Glück int Winkel.
Von A. Stahl im Felde.
Einem Feldgrauen wurden kürzlich per Postanweisung
3 Pfennig Brotgeld ins Lazarett nachgesandt.
Mein Kamerad Müller ist nicht oft
Im Strom des Glücks geschwommen.
Doch neulich ist's ihin unverhofft
Von ohngefähr gekommen.
Er war Patient im Lazarett
Und daher arm an Golde,
Da schickt es ihm ganz rund und nett
Fortuna, diese Lolde.
Drei Pfennig brachte ihm die Post,
Und so ward ihm die Ehre
Zuteil, daß die Soldatenkost
Prozentual sich mehre.
„Was sängst du alles damit an?"
Ging ringsherum die Welte.
Und stillvergnügt verbraucht der Mann
Den Fonds zur — Zigarette!
Cs Cs
Jeanne d'Arc, die Rächerin.
In einer nordfranzösischen Stadt, deren
Marktplatz das Standbild der Jungfrau von
Orleans ziert, saßen sie zusammen: der eng-
lische Colonel Mooncalf und der Maire der
Stadt. Der Colone! war nicht im Heeresdienst,
sondern als Vertreter der „Times" an der
französischen Front, und da es von dort nicht
viel zu berichten gab, hatte er diesen kleinen
Abstecher gemacht, um „Stimmutigsbilder" aus
dem verbündeten Lande nach England zu senden.
Der ganze Empfang hatte ihn etwas ent-
täuscht: die taktlose» Fragen nach englischen
Siegen und der englischen Flotte, die ewigen
Hinweise auf Frankreichs schwierige Lage und
Rußlands Niederlagen hatten ihn gründlich
verstimmt. Und wäre nicht der gute Rotwein
gewesen, wäre es vielleicht zu einem ernstlichen
Krach gekommen. So aber hatten die guten
Geister des Weines sie einander genähert, bis
sie sich zum Schluß umarmten und einander
Treue schwuren im Namen ihrer Völker.
Kriegsgreuel.
Der Lyriker: Der Krieg wird mit jedem Tage
schlimmer: gestern hat mir die Redaktion zwei Kriegs-
gedichte mehr zurückgeschickt, als ich eingesandt hatte!
Erst, als der Mond sein Licht über den Platz
ergoß, begaben sie sich nach Hause — aber
nicht, ohne vor dein Denkmal der Jungfrau
von Orleans stehen zu bleiben.
„Bei dem Anblick unserer Nationalheldin
laßt uns unseren Eid wiederholen, Freund
und Bundesgenosse!" Und der Colonel schwor
„bei Jeanne d'Arc, der Rächerin", und freute
sich im stillen, daß der andere noch betrunkener
war als er.
In seinem Gasthaus versuchte er, den Ver-
brüderungsabend zu einem schivungvollen Ar-
tikel zu verarbeite». Er kam aber nur bis zu
dem Sah: „Sie ist noch heute lebendig und
begierig, die Fremdlinge vom Boden Frank-
reichs zu vertreiben, Jeanne d'Arc, die Räche-
rin —", da neigte sich der weinschivere Kopf
Mr. Mooncalfs auf die Tischplatte und er
schnarchte.
Plötzlich klopfte es kräftig auf seine Schulter!
Erfuhr auf und sah etwas Entsetzliches: Jeanne
d'Arc war vom Sockel ihres Denknials herab-
gestiegen und stand nun drohend vor ihm.
„Hilfe," hauchte er verstört.
„Ja, Hilfe," höhnte sie ihm nach. „Das habt
ihr danials vor fünfhundert Jahren auch ge-
schrieen, als ich den Boden Frankreichs von
euch säuberte, als ich euch Orleans und Reims
abnahm! Und was meinst du zu deine!» duin-
inen Satz da: soll ich euch britische Fremdlinge
heute ivieder vom Boden Frankreichs vertrei-
ben, aus Calais, Boulogne und Dünkirchen?
He?"
Und Mr. Mooncalf fühlte eine gediegene
Ohrfeige brennen, so daß er vom Stuhl stürzte
und entsetzt schrie: „Ich blute, ich blute."
Von diesem Sturz und Schrei — erivachte
er. Er lag am Boden und fühlte Blut über
seine Finger rieseln. Aber als er sich erhob
und Licht niachte, sah er, daß es nur die
Tinte war, die er beim Sturz mit sich gerissen
hatte.
Jeanne d'Arc aber stand draußen auf dem
alten Platz und hob drohend ihr Schwert.
Der Colonel schloß das Fenster und ver-
riegelte es. . . .
Allerhöchster Gnadenbeweis.
Zum Protektor der aus Polen und Litauen
ausgeräumten lieben Juden wurde der Groß-
fürst-Thronfolger ernannt, der sowohl durch
seine jugendliche Tatlraft — er ist zehn Jahre
alt —, wie insbesondere durch seine Stellung
als Ataman aller Kosakenheere, den Jude»
volles Vertrauen einflöht.
Die Großrabbiner von London, Paris und
Rom haben eine begeisterte Dankadresse an
den Zaren gerichtet, der sie mit der huldvollen
Erklärung beantwortete, auch in Zukunft stets
zur Entgegennahme jüdischen Anleihegeldcs
bereit sein zu wollen.
Berliner Milchlied.
In einer Gerichtsverhandlung wurde über die Milchpant-
schereien aufden Güterbahnhöfen gesagt: „Im Berliner Milch-
. Handel herrschen geradezu entsetzliche Zustände."
Die gute Milch kommt von der Uuh,
Die bessere vom Bauer,
Oer Händler macht daun (Qualität
von ganz besondrer Dauer.
veredelt von dem Meingeschäft
klommt sie dann auf den lvagen
Und muß bis zu dem Konsument
Noch vielerlei ertragen.
<v nörgle nicht, du Menschenkind,
Oie lluh ist keine Ziege.
Ivir panschten schon in Friedenszeit,
Warum nicht auch im Kriege?
DEUTSCHLAND) FÜHRENDE
CIGARETTEN MARKE
TRUJT-0 FREI