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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 32.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.8259#0258
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Der dälMn ♦

Und wieder brach auf seinem CUege Die Scbutzwebr barst, die bis zurStunde Und bangend fiiblt der Seind, die schwere,
Der Moloch eine neue Babn, Die dräuenden Mögen eingedämmt, Die Scbicksalsstunde kommt herbei,

Und böber steigt und weiter debnt sieb Und neuer Acker ward vom ÜJirbel Und reisst vom Antlitz sich die Maske
Des Jammers Riesenozean. Der blutigen Sturmflut überschwemmt. Der Lüge und der Heuchelei.

Und was er einst, als wir es taten, Doch unser Herz erfüllt die Hoffnung,

Ruchlos und unverzeihlich fand, Dass auf dem neu erschlossenen Pfad

Uollfübrt jetzt, ohne Scham und Zögern, Der Herold eines baldigen Friedens

€r selbst an Salonikis Strand. Und des gerechten Sieges naht! mmmuis.

Nikolajewitsch und Deleassee.

Ein Großfürst lehnet einsam
Am schneeigen Kaukasus.

Ihn friert. Es brachte der Bote
Aus Frankreich schlimmen Gruß.

Er träumt von seinem Freunde,

Der auch den Lalt verlor.

Gestoßen von bösen Geistern,

Die selbst er heraufbeschwor....

Feldpostbriefe.

XXXI.

Geliebte Rieke! Die große französische Offen-
sive war in die vorige Woche erheblich ein-
geschrumpft und unsere Soldatengemüter er-
griff daher nach die soeben ausgestandenen
Strapazen eine übermütige Stimmung. Diese
äußerte sich besonders dadurch, daß wir uns
mit das felddienstmäßige Kommißbrot nicht
begnügen wollten, sonder» auch noch Butter
dazu verlangten! Dieses Verlangen wurde
besonders dadurch erweckt, daß links von un-
serer Stellung, die wir hinter einem als Deckung
dienenden Bahndamm eingenommen hatten,
eine Meierei zu sehen war, die von weitem
einen sehr nahrhaften und wohlschmeckenden
Eindruck machte, und von die letzten Stürme
merkwürdigerweise nicht berührt worden war.
Ich und sieben Kameraden kriegten die Er-
laubnis, dort zu fouragieren. Wir kamen auch
gut bis in die Meierei, wo wir zwar einen
Meier von mindestens drei Zentner, aber lei-
der nicht ein Gramm Butter antrafen. Also
mußten mir unser Kommißbrot, das wir in
freudige Erwartung auf alle Fülle als Weg-
kost mitgenommen hatte», tränenden Auges
trocken hinter die Binde würgen. Als wir
gerade mit die Meldung, nichts gefunden zu
haben, retour machen wollten, fiel unser Blick
auf eine versteckte Kellertür, wo wir noch nicht
drin gewesen waren. Und siehe da: eine ganze
Tonne voll feinste Teebutter, von die der Meier
bei seine himmlische Seligkeit beschwor, nichts
gewußt zu haben! Wir rollten ihr hinter un-
ser» Bahndamm, wo sie von die ganze Kom-
pagnie mit hochachtungsvolle Ehrfurcht be-
grüßt wurde. Denn Butter hatten wir seit
viele Wochen nicht mehr zu sehen bekommen.
Alle schmierten sich ihre Stullen, bloß wir
Achte nicht, weil wir leider unser Brot vor-
eilig verputzt hatten. Aber wir trösteten uns

mit die fröhliche Aussicht, daß noch mehr wie
die Hälfte von die Butter übrig geblieben
war und am Abend neues Brot gefaßt wer-
den sollte.

Zum Ärgern hatten wir außerdem keine
Zeit nicht, denn inzwischen ging von drüben
wieder ein überzeugungsvollcs Funken los,
und diesmal wurde es ernst. Eine Kompagnie
Afrikaner war bald an eine Stelle durchge-
brochen und hatte den Bahndamm, hinter dem
wir lagen, etwa einen Kilometer rechts von
unsere Stellung überklettert. Es schien fast,
als wenn sie uns von hinten genießen ivollten,
und die Gefahr, eingeschlossen und abgefangen
zu werden, rückte für uns in lockende Nähe.
Wir mußten daher unser» Bahndamm auf-
geben und unter eilige Zurücklassung unseres
Gepäcks eine weiter zurückliegende Situation
einnehmen. Da wir aber schon als Rekruten
in die Hasenheide gelernt hatten, gut ins
Schwarze zu treffen, so wurden wir auch mit
diese Schwarzen bald fertig und nach eine
gute Stunde zogen sich die Herrschaften wieder
zurück. Nun bekamen wir vollständig freie Luft
und saßen bald wieder geniütlich in unsere
Behausung hinter dem Bahndamm. Unser Ge-
päck fanden wir vollzählig wieder und auch
ein paar Dutzend Schwarze, die nicht so schnell
hatten laufen können, wie es in ihre berech-
tigten Wünsche lag, und die nun gefangen ge-
nommen wurden. Sie machten einen sehr kläg-
lichen Eindruck, knieten vor uns nieder und
baten um Gnade. Aber unsere Butter hatten
sie aufgefreffen bis auf das letzte Fettauge,
und wie spät abends die Brotverteilung war,
da mußten wir wieder unsere trockenen Stullen
verzehren!

Geliebte Rieke, so geht es im Kriege zu!
Einmal hat der Soldat keine Butter nicht zum
Brot und dann ivieder kein Brot nicht zur
Butter, manchmal aber leider auch beides zu
einander nicht. Daher wäre es sehr liebevoll
von Dir, wenn Du mir möglichst umgehend mit
etwas Genießbares von diese Art erfreuen
möchtest. Da ich gehört habe, daß die Butter
jetzt auch bei Euch in Berlin so selten gewor-
den sein soll, daß man ihn bloß noch fürs
Geld ins Panoptikum zu sehen kriegt, so will
ich nach diese Richtung hin nicht ausverschämt
sind. Aber sehr edel würdest Du vermittelst
eine Büchse Schweineschmalz an mir handeln.

In welche Erwartung ich Dir innigst küsse
als Dein Bräutigam

August Säge jun., Garde-Grenadier.

Der entschlossene Klpino.

Ein italienischer Armeelieferant hat fünfzehnhundert paar
Zoldatenstiefel mit Pappsohlen geliefert.

Schon seit dem Frühjahr steh ich hier
Im höchsten kllpenfirne
Und biete voll coraggio
Dem Feinde meine Stirne.

Das Land das ich erlösen soll.

Liegt, ach, noch weit dahinter,

5lls ich hinauszog, war es warm,

Doch jetzo kommt der Winter.

Fast täglich hagelt es und schneit's,

Okirns! Cs ist zum Weinen!

Ich friere, daß die Schwarte knackt,
Besonders an den Beinen.

Doch unser Re ist stets bereit
Zu lindern jedes tlbel,

Und durch Ladorna sendet er
Ulir ein paar warme Stiebel.

„ftarr' aus", so läßt er sagen mir,

„Und kämpfe bis aufs Ulesser!

Und geht es dir auch mau und mies -
Wein Sohn, mir geht's nicht besser!"

Ich zieh die Stiebeln an, jedoch —

Der Teufel soll mich holen!

Sie gehn entzwei beim ersten Schritt:
von Pappe sind die Sohlen!

Soll ich nun auf den Gletschern stehn
Mit Löschpapier am Beine?

Wein teurer Re, ich denk' nicht dran!

Leb' wohl, ich ziehe Leine!

Den Stiebel, den du mir geschickt,

Nehm ich als gutes Zeichen —

Und reißen seine Sohlen aus,

So tue ich desgleichen! Sulla.

In New IZorr.

„Du siehst seit einiger Zeit so nobel aus,
Sam! Du hast wohl jetzt guten Verdienst?"

„Na und ob! Ich bin von einer englischen
Schiffahrtsgesellschaft als Reklame-Amerikaner
engagiert worden."

Frommer Wunsch.

Wenn die Denker, die so viel neue Kriegs-
maschinen ersinnen, ihre Gedanken doch auch
einmal darauf richten wollten, eine Friedens-
möglichkeit zu finden!
 
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