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Wunder der Technik.
„Die Rohstoffe für meine Nahrungsmittel- und Liebesgabenfabrik sind: Lust — viel Luft,
Stärkemehl und Farbstoffe. Auf dem Umweg durch meinen Geldschrank kannst du den kolossale»
Nährwert meiner Waren an mir selbst feststellen — —"
-o
Der neue Asm.
Frei nach Leine.
0
Täglich ging der wunderschöne
Goldmann schnellen Schritts zur Börse;
Täglich übte er die Kehle
In dem Loch- und Hurrarufen.
Täglich schrieb er ins Notizbuch
Neue Leereslieserungen;
Täglich machte er Kontrakte,
Täglich ward er dick und dicker.
And der Michel sprach: „Wer bist du,
Daß du stets an Fülle zunimmst.
Wo die andern ihren Leibriem
Täglich eng und enger schnallen?"
And er sprach: „Ich bin der Goldmann,
Pa-triot und Lieferante.
And mein Stamm sind jene Asra,
Die profiteln, wenn sie schwärmen."
Liebesgaben-Zndustrie.
Während die deutschen Armeen im Osten
und Westen mit heldenmütiger Tapferkeit allen
Gefahren und Strapazen des Weltkrieges stand-
halte», ist im Lande selbst eine Anzahl menschen-
freundlicherSeelen und erfindungsreicherKöpfe
unermüdlich tätig, den käinpfenden Truppen
das Leben im Felde so angenehm wie möglich
zu machen, indem sie auserlesene Genußmittel
und köstliche Delikatessen, deren natürliche Be-
schaffenheit in tiefstes Dunkel gehüllt ist, in
allerhand zweckmäßigen Aufmachungen oder
glücklichen Umformungen und Konzentrierun-
gen dem Liebesgaben kaufenden Publikum
darbietet.
In allen besseren Lebensmittelhandlungen
werden diese segensreichen Erzeugnisse eines
uneigennützigen Gewerbefleißes gewöhnlich mit
der Aufschrift „Für unsere Braven im Felde!"
feilgeboten, und fast täglich erscheinen neu-
artige Produkte auf dem Markt. Unter den
uns in letzter Zeit zu Gesicht gekommenen
dürften folgende eine besondere Empfehlung
rechtfertigen.
„Kartoffelpuffer in Würfeln." Die
Würfel werden in Wasser geweicht und auf
der flachen Hand breitgestrichen. Innerhalb
weniger Minuten sind sie an der Luft zu einer
knusprigen Masse erstarrt, deren Duft und
Wohlgeschmack die auf natürlichem Wege zu-
bereiteten Kartoffelpuffer weit übertrifft. Die-
jenigen Puffer, welche als Nahrungsmittel
keine Verwendung finden, können übrigens
auch als Stiefeleinlagen benutzt werden. Sie
sind weniger ivasserdurchlässig und erheblich
dauerhafter als die gewöhnlichen Filz- oder
Korksohlen.
„Käsepillen." Eine dieser Pillen wird in
ein Liter Fleischbrühe, Hafergrütze oder Erbsen-
suppe geworfen, worauf die betreffende Flüssig-
keit sich sofort zu einer zähen Masse zusammen-
zieht, ivelche vollkommen den Geruch von altem
Limburger ausströmt. Je nach dem Geschmack
des Käufers erhält man die Käsepillen auch
mit Goldleisten- und echtem Harzer-Aroma.
„Hind enb nrg -Eisbein in Tuben." Der
Inhalt der Tube ivird ausgedrückt, angewärmt
und mit Erbsenbrei und Sauerkohl genossen.
Es empfiehlt sich, demselben noch ein bis zwei
Pfund natürliches Eisbein zuzusetzen, wodurch
die Mahlzeit an Wohlgeschmack und Nährwert
nicht unwesentlich gewinnt.
In „Doktor Schwindlers Schlemmer-
korken" ist den bekannten Kaffee- und Tee-
würfeln jetzt ein sehr beachtenswerter Kon-
kurrent entstanden. Ihrem Äußeren nach
unterscheiden sich diese Korke durch nichts von
gewöhnlichen Wein- oder Bierkorken. Sobald
man sie aber in eine mit Wasser gefüllte Flasche
steckt und die Flasche gut durchschüttelt, ver-
wandelt sich der Inhalt sofort, je nach der
Qualität des Korkes, in Rheinwein, Bordeaux,
echten französischen Champagner, Münchener
Löwenbräu oder ganz alten Nordhäuser. Da
der Alkoholgehalt der auf diese Weise her-
gestellten Getränke nur ein verhältnismäßig
geringer ist, kann man die Korke in großer
Anzahl den Kriegern in die Hand geben, ohne
etwaige unliebsameFolgen befürchten zu müssen.
Die meisten Soldaten ziehen Doktor Schwind-
lers Schlemmerkorke sogar den so beliebten
Grogwürfeln vor, deren Herstellung und Wir-
kung ja auf einem ähnlichen Prinzip beruht.
Wir glauben, daß das deutsche Publikum
an diesen neuen Erzeugnissen der Liebesgaben-
Jndustrie ebensoviel Freude haben wird wie
an den früheren. Unser Vaterland aber beglück-
wünschen wir zu dem regen schöpferischen Erfin-
dungsgeist, der mährend des blutigen Völker-
ringens so köstliche Blüten treibt und der uns
in der heroischen Widerstandsfähigkeit unserer
braven Truppen, die alle diese Produkte
ohne Schaden zu genießen imstande
sind, eine sichere Bürgschaft für den siegreichen
Ausgang des Weltkrieges bietet. Arminius.
Im Zeichen der Teuerung.
Bliemchen: Ich mächt' en Dreierkäse f'rn
Sechser!
Verkäuferin: Die Hamm m'r nich mehr
— die sinn alle! Woll'n Se nich daderfor
liew'r e Fiempfengwärscht'l f'r fuffz'n Pfenge
Hamm?
Wunder der Technik.
„Die Rohstoffe für meine Nahrungsmittel- und Liebesgabenfabrik sind: Lust — viel Luft,
Stärkemehl und Farbstoffe. Auf dem Umweg durch meinen Geldschrank kannst du den kolossale»
Nährwert meiner Waren an mir selbst feststellen — —"
-o
Der neue Asm.
Frei nach Leine.
0
Täglich ging der wunderschöne
Goldmann schnellen Schritts zur Börse;
Täglich übte er die Kehle
In dem Loch- und Hurrarufen.
Täglich schrieb er ins Notizbuch
Neue Leereslieserungen;
Täglich machte er Kontrakte,
Täglich ward er dick und dicker.
And der Michel sprach: „Wer bist du,
Daß du stets an Fülle zunimmst.
Wo die andern ihren Leibriem
Täglich eng und enger schnallen?"
And er sprach: „Ich bin der Goldmann,
Pa-triot und Lieferante.
And mein Stamm sind jene Asra,
Die profiteln, wenn sie schwärmen."
Liebesgaben-Zndustrie.
Während die deutschen Armeen im Osten
und Westen mit heldenmütiger Tapferkeit allen
Gefahren und Strapazen des Weltkrieges stand-
halte», ist im Lande selbst eine Anzahl menschen-
freundlicherSeelen und erfindungsreicherKöpfe
unermüdlich tätig, den käinpfenden Truppen
das Leben im Felde so angenehm wie möglich
zu machen, indem sie auserlesene Genußmittel
und köstliche Delikatessen, deren natürliche Be-
schaffenheit in tiefstes Dunkel gehüllt ist, in
allerhand zweckmäßigen Aufmachungen oder
glücklichen Umformungen und Konzentrierun-
gen dem Liebesgaben kaufenden Publikum
darbietet.
In allen besseren Lebensmittelhandlungen
werden diese segensreichen Erzeugnisse eines
uneigennützigen Gewerbefleißes gewöhnlich mit
der Aufschrift „Für unsere Braven im Felde!"
feilgeboten, und fast täglich erscheinen neu-
artige Produkte auf dem Markt. Unter den
uns in letzter Zeit zu Gesicht gekommenen
dürften folgende eine besondere Empfehlung
rechtfertigen.
„Kartoffelpuffer in Würfeln." Die
Würfel werden in Wasser geweicht und auf
der flachen Hand breitgestrichen. Innerhalb
weniger Minuten sind sie an der Luft zu einer
knusprigen Masse erstarrt, deren Duft und
Wohlgeschmack die auf natürlichem Wege zu-
bereiteten Kartoffelpuffer weit übertrifft. Die-
jenigen Puffer, welche als Nahrungsmittel
keine Verwendung finden, können übrigens
auch als Stiefeleinlagen benutzt werden. Sie
sind weniger ivasserdurchlässig und erheblich
dauerhafter als die gewöhnlichen Filz- oder
Korksohlen.
„Käsepillen." Eine dieser Pillen wird in
ein Liter Fleischbrühe, Hafergrütze oder Erbsen-
suppe geworfen, worauf die betreffende Flüssig-
keit sich sofort zu einer zähen Masse zusammen-
zieht, ivelche vollkommen den Geruch von altem
Limburger ausströmt. Je nach dem Geschmack
des Käufers erhält man die Käsepillen auch
mit Goldleisten- und echtem Harzer-Aroma.
„Hind enb nrg -Eisbein in Tuben." Der
Inhalt der Tube ivird ausgedrückt, angewärmt
und mit Erbsenbrei und Sauerkohl genossen.
Es empfiehlt sich, demselben noch ein bis zwei
Pfund natürliches Eisbein zuzusetzen, wodurch
die Mahlzeit an Wohlgeschmack und Nährwert
nicht unwesentlich gewinnt.
In „Doktor Schwindlers Schlemmer-
korken" ist den bekannten Kaffee- und Tee-
würfeln jetzt ein sehr beachtenswerter Kon-
kurrent entstanden. Ihrem Äußeren nach
unterscheiden sich diese Korke durch nichts von
gewöhnlichen Wein- oder Bierkorken. Sobald
man sie aber in eine mit Wasser gefüllte Flasche
steckt und die Flasche gut durchschüttelt, ver-
wandelt sich der Inhalt sofort, je nach der
Qualität des Korkes, in Rheinwein, Bordeaux,
echten französischen Champagner, Münchener
Löwenbräu oder ganz alten Nordhäuser. Da
der Alkoholgehalt der auf diese Weise her-
gestellten Getränke nur ein verhältnismäßig
geringer ist, kann man die Korke in großer
Anzahl den Kriegern in die Hand geben, ohne
etwaige unliebsameFolgen befürchten zu müssen.
Die meisten Soldaten ziehen Doktor Schwind-
lers Schlemmerkorke sogar den so beliebten
Grogwürfeln vor, deren Herstellung und Wir-
kung ja auf einem ähnlichen Prinzip beruht.
Wir glauben, daß das deutsche Publikum
an diesen neuen Erzeugnissen der Liebesgaben-
Jndustrie ebensoviel Freude haben wird wie
an den früheren. Unser Vaterland aber beglück-
wünschen wir zu dem regen schöpferischen Erfin-
dungsgeist, der mährend des blutigen Völker-
ringens so köstliche Blüten treibt und der uns
in der heroischen Widerstandsfähigkeit unserer
braven Truppen, die alle diese Produkte
ohne Schaden zu genießen imstande
sind, eine sichere Bürgschaft für den siegreichen
Ausgang des Weltkrieges bietet. Arminius.
Im Zeichen der Teuerung.
Bliemchen: Ich mächt' en Dreierkäse f'rn
Sechser!
Verkäuferin: Die Hamm m'r nich mehr
— die sinn alle! Woll'n Se nich daderfor
liew'r e Fiempfengwärscht'l f'r fuffz'n Pfenge
Hamm?