Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0006
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-• 8879

Archäologisches aus dem lüeltUrieg.

Eine türkische Keilschrift auf einer englischen Löwenhaut.

m Noveispäne. e©

Stil»»» steht ei» ciufamev Posten
J»> ferne» 9{»ife»(n»b,

Das Auge ist »ach Oste»,

Das Herz »ach Westen gewandt.

Er sieht das alte Städtchen
Vom Wintersturm »»»rauscht,

Er sieht ein blasses Mädchen,

Das a» der Türe lauscht.

Die Wintper hängt ihr voll Tränen,

Sie lauscht auf seinen Gang —

Es tönt von wehem Sehnen
In» Nenjahrs-Glockenklang.

Er lauscht in» Wirbel» der Flocken Es tönen die Heimatglocken
Auf einsaniein Postenstand — Herüber ins Russenland. . . .

Die Strafe», die mancher Nahrungsmittelwucherer jetzt ausgebrannt
erhält, sind das Einzige, »vas er in seinem Leben — ehrlich verdient hat.

Kitchener wurde nach Athen, nach Saloniki, nach Italien und nach
Frankreich geschickt; er ist jetzt ziveifellos der „geschickteste" Mann der
Entente.

Der Pariser Damenschneider Poiret hatte sich erboten, der Braut
des Präsidenten Wilson umsonst Kostüme zu machen. Poiret ivird da-
bei schon seinen „Schnitt" gemacht haben; denn sonst hätte er die
Sache nicht erst „eingefädelt".

Ein persischer Teppich ist verloren gegangen. Der Wiederbringer er-
hält Belohnung — versprochen von Iwan und John, Orient-Geschäft.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

Das vergangene Jahr

in geflügelten Worten

Der deutsche Krieger: Jeder Tag ein
Sieg! Manchmal auch mehrere.

Der Franzose: Was sind Hoffnungen —

Der Engländer: — was Entwürfe?

Der Russe: Reden »vir nicht darüber!

Der Italiener: Der Wahn »var kurz, die
Oien ist lang.

Der Serbe: Streicht es aus dem Kalender!

Der Türke: Die Dardanellen sind nur ein
Traum — der anderen.

Der Bulgare: Den rechten Augenblick hat
Mein Entschluß beherzt beim Schopf gefaßt!

Der Grieche: Gott beschütze mich vor
'»einen Freunden!

Der Diumane: Vorsicht ist die Mutter der
Porzellankammer.

Der Ainerikaner: Wenn zivei sich streite»»,
freut sich der dritte. Wenn sich mehrere streiten,
freut er sich noch mehr.

Die Neutralen: O reiche Liebe, die mich
"un umfängt! Doch zittern muß ich vor der
Eifersucht. ,

Der Finanzminister: Tu Geld aus
deinen» Beutel!

Der Aktionär: Nach Golde drängt, au»
Eolde hängt doch alles. Ach — wir Armen!

Der Agrarier: Ich habe kein Schivein!

Der Kaufmann: In» Handeln schränkt die
Welt genug uns ein!

Der Proletarier: Der Menschheit ganzer
Jammer faßt mich an!

Der Zensor: Das Jahr schalt mich eine»
Krebs, aber es fand meine Scheren nicht
schmackhaft.

Der sozialdemokratische Redakteur:
Ich denke mir mein Teil.

Der Lieferant: > , , .■ ... ,

Der Tod: j ^ b»n zufrnede»!

Pan.

Mazedonisches Marterl.

Wanderer, blicke dich um: hier stritt General

Larrail

Und hatte „Niederlagen" engros und en detail.

Lieber Jacob!

Prost Neijahr un alles sonstije Inte! Mir
is et seit Weihnachten ejal klaterig jejangen.
Ick habe mir zu ville ärjern jemußt. Nämlich
ieber Theo'»» un Edeivard'n — »vat meine
beeden Jingste» sind, verstehste. Ick muß ja
sagen, et sind insoiveit janz nette Jungens,
un se haben sich sonst ooch so ziemlich ver-
tragen; seit lange Zeit is »lischt mang sie vor-
jekonunen un ick freite »nir herzlich ieber ihre
friedliche Jesinnung. Aber nu mußte mir der
Deibel plagen, bet ick dein eenen 'ne scheene
Burg mit ville Soldaten un den» andern 'ne
Eisenbahn schenkte. Un schon jleich an heilijen
Abend jing det Zanken los. Wo Edeward seine
Schienen leje» »vollte, kam ihm Theo mit seine
Soldaten in die Quere un umgekehrt.. Schließ-
lich fuhr de Lokomotive mit volle Kraft in de
Burg rin, det de janze Bescherung in Klump
sackte. Nu jing de Keilerei unter'»» Christboom
los. Theo »var ja der Stärkere, det konnte
een Blinder mit ’»» Hiehnerooge stehlen, aber
Edeivard'n sein dickes Fell hielt durch un
schließlich bestanden die beeden Lümmels man

bloß noch aus lauter blntije Neesen un aus-
jerissene Haare. Det konnte keen verständijer
Mensch länger mitansehen, »in darum koofte
ick mir die feindlichen Brieder un sagte, se
sollten sich »nieder vertragen u» »vat der Klie-
jere wäre, der solle dem anderen mit jntes
Beispiel voranjehe» un nachjeben. Aber da
war ick an de Unrechten jekommen! Theo er-
klärte, Edeivard hätte anjefangen un mißte
ihm daher zuerst abbitten, un Edeivard sagte,
Theo hätte ihm zu klobig verkachelt, un bevor
det Aas nich ooch sein Jaclenfett besehen hätte,
könne von Nachjeben keene Rede nich sind.
Wat sagste zu diese zwee Bengels? Anstatt det
eener den andern sein Verjniejen jönnen tut
»in se beede ihr Leben in Frieden jenießen
un sich in de Stube ■ inrichten, denn da is
wirklich Platz jenug, det se sich nich ejal in de
Quere zu kommen brauchen anstatt dessen
kenne» se keen anderes Verlangen nich, als
sich jejenseitig det Fell zu verkloppe»! Un
während die beeden sich blaue Oogen schlagen
un sich uff »»eine Kosten ihre janze Kleedasche
verünjenieren, haben sich schon de anderen
liebenden Jeschwister mit Wollust in ihre
Spielsachen jeteilt un jeniesten stillverjniegt
dem glaub! Nu frage ick Dir, Mensch enskind:
is Dir schon jemals so 'ne Dickköppigkeit 'uff*
jestosten? Un det muß ausjerechnet ick als
friedliebender Vater mit meinen Rangen er-
leben! Da wirst Du »voll bejreifen könnet»,
det det neie Jahr keene juten Hoffnungen nich
i» mir jeweckt hat, sondern »lischt wie Ekel
un Ärjer!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Iotthilf Rauke,

an '»» Jörlitzer Bahnhof jleich links.
 
Annotationen