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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0042
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—. 8915

6oremykm8 Röllenfafirt.

<ss hobelfpäne. eT

Die Frommen in dem Lande,
Die sagen es uns frei.

Daß dieser Krieg die Strafe
Für unsre Sünden sei.

Es ist mit solcher Strafe
Ein wunderbarer Brauch,
Gestraft sind doch die Frommen
Mit diesem Krieg wohl auch?

Petrus soll in Erwägungen darüber einge-
treten sein, ob eS nicht ratsam ist, sein „Haupt-
quartier" einige tausend Meter höher zu ver-
legen, da jüngst ein Zeppelin das Himmelstor für den Eingang zur
Luftschiffhalle gehalten und es bös mitgenommen hat.

Wie verlautet, sollen ein paar neue Auszeichnungen geschaffen wer-
den. Darunter für Heereslieferanten eine „Znvielverdienstmedaille" und
ein „Orden pour Is prallt". Ferner ein „Unabkömmlichkeitskreuz".

In Paris tönt täglich ein Tedeum,

Wiederholung wilden Rachespruchs,

Und man feiert bald das Jubiläum
Unseres hundertsten Zusammenbruchs.

Die französischen Monarchisten beabsichtigten, dem in ihrem Lande
weilenden Nikita die Prokura für den Thron der Orleans anzubieten.
Er hat aber mit der Begründung abgelehnt, daß er höchstens den
Thron Napolens besteigen würde.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

.Herzlich willkommen!

Wie der preußische Finanzminister Dr. Lenhe mitteilte,
kommen bald Viermalhunderttausend Schweine
nach Deutschland.

Viermalhunderttausend Schweine
Kommen über unsre Grenze!

Bald umgaukeln deutsche Lüfte
Ihre ros'ge» Ningelschwänze.

Ehrenpforten wird man bauen:

„Seid gegrüßt!" Für Linz und Kunzen
Wird die lieblichste Musik sein
Ihrer Rüssel tiefes Grunzen.

Wird man doch mal „Eisbein" futtern
Mit begeisterten Geberden?

Und der Traum der „Metzelsuppe",

Wird er wirklich Wahrheit werden?

Wird's für unsereins erschwinglich
And nicht nur für Spekulanten,
Millionäre, Milliardäre
Oder Leereslieferanten?

Alle guten Deutschen singen
Lelle Dankesmelodeien.

Ach, erlebte man doch täglich
Bei uns solche — Schweinereien!

Schwerarbeiter.

Jin preußischen Landtag wlirde mitgeteilt,
daß unter anderem Berliner Gymnasiasten
Zusatzbrotkarten beanspruchten, da sie Schwer-
arbeiter seien.

Seitdem meldeten sich noch: mehrere Nah-
rungsmittel-Fabrikanten, da die ungeheure
Mehrarbeit bei der Füllung des Geldschranks
zweifellos Schwerarbeit sei, — einige Kriegs-
lyriker, die ohne Zukost nicht mehr den ge-

steigerten Ansprüchen genügen können, — ver-
schiedene Sprachreiniger, die schon längst mit
Überstunden arbeiten, und — ein überbürdeter
Zensor. _^_

Im Unterstand.

„Alles wird jetzt .gestreckt! Nur wenn ich
mich in meinem Unterstand ein bißchen strecken
will, stoße ich oben und unten an!"

Lieber Jacob!

Also Nikita hat nu doch nich seinen Säbel
jestreckt, wie et zuerst in de Zeitung stand,
sondern er hat noch im letzten Oogenblick rasch
„umjelernt" un Leine jezogen. Bei 'n Schwiejer-
sohn in Rom waren schon alle Strohsäcke be-
setzt, un deswejen riß er jleich bis nach Frank-
reich aus. Da sitzt er nu un iveeß nich, mit
wat er sich de Zeit vertreiben soll. Allerdings
is er ja schon der Dritte aus seine Brausche,
dem de jejenwärtije jroße Zeit zu zwangs-
weisen Jeschäftsschluß verholfen hat, un da-
mit beriehre ick eene pollitesche Frage, die bet
janze mitfühlende Eiropa schon lange uff de
Näjeln brennt: mit wat beschäftijen wir die
drei stellungslosen Landesväter aus Brüssel,
Beljrad un Cetinje? In ihren frieheren Beruf
kennen wir se nich unterbringen, denn uff 'n
Thron sitzen und rejieren mag zwar 'ne sehr
einträgliche Beschäftijung sind, aber et jeheert
da erstens 'n Thron zu, wo man druff sitze»
kann, un zwcetens een Volk, bet sich rejieren
läßt. Un jerade diese Waren sind die drei
oogenblicklich ausjejangen. Also missen wir
uns nach eenen »eie» Nahrungszweig Um-
sehen un de heilijen drei Exkeenije werden
vielleicht umlerne» missen. Det is ja heitzu-
tage 'n sehr beliebtes un verbreitetes Verfahren-

Mit uffrichtije Bewunderung habe ick dem ollen
ehrwirdijen Konditer betrachtet, der bei uns
ins Vorderhaus seit zwanzig Jahren cjal die-
selben jesundheitsschädlichenKuchen backt. Aber
seit ihn de milletäresche Obrigkeit aus Jrinden
der Landesverteidijung det letzte Weizenmehl
un de letzte Sahne entrungen hat, jetzt der
Mann eenfach in de Fabrik und dreht Schrap-
nellkugeln mit dieselbigte Fingerfertigkeit, mit
die er srieher aus eenen eenzijen Droppcn
Sahne zwee Liter Schaum schlagen konnte!
Det verdankt er ebent den jesegneten Um-
stand, det er sich von Jugend uff mit die
Herstellung mörderischer Jejenstände befaßt
hatte un det et ihn deswejen nich schwer wurde,
in die Brausche nmzulernen.

Aber mit diese drei obdachlosen Majestäten
is det leider janz wat anderes. Die kennen
man bloß uff ’n Thron sitzen, un det haben
se nich mal zu lernen brauchen, sondern et
jeniegte, det se durch Jottes Jnade mit de
richtijen Jesäße uff de Welt jekommen waren.
Wer aber nischt jelernt hat, der kann natierlich
ooch nich umlerne», — un det is det Unjlick
dieser drei Keenije!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

(^eldpostbestellungen
IJ auf den Wahren Jacob

werden gegen Einsendung von 10 Pfennig pro
Nummer, oder 65 Pfennig pro Vierteljahr,
jederzeit angenommen und pünktlich ausge-
führt durch die

Expedition des Wahren Jacob, Stuttgart.

Um genaue und deutliche Angabe
der Feldpostadressen wird gebeten.

Redalttonsschtuß 7. Februar Iglv.
 
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