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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0278
—. 9151
Die Berliner einöeitsuiurft.
Heut' gibt's Blut- und Leberwurst, Zubcil, Kämpf und Havensteiu
Und 'ne Weiße für den Durst, Leide» nie mehr Hungerspein.
Schusterjunge und Geheiinrat, Wermuth hat es schlau erdacht,
Droschkenkutscher und Finanzrat, Als er diese Wurst gemacht.
NoveilpSne. LT
Ja ja, der Hindenburg ist kühn,
Das ist gar wohl zu spüren,
Denn er will den Agrariern nicht.
Wie sie gewünscht, parieren.
Sie waren des Gehorsams wohl
Von alter Zeit gewärtig;
Jedoch, gebt acht, der Hindenburg,
Der wird mit ihnen fertig.
„Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt",
hieß ein altes deutsches Sprichwort. Leider
stimmt das heute nicht mehr; es muß viel-
mehr jetzt heißen: „Der Bauer kriegt das Geld von der ganzen Welt!"
Der Reichstag hat beschlossen, daß eine Aufsichts- und Beschwerde-
stelle für militärische Anordnungen und Zensurverfügungen errichtet
iverden soll. Im Anschluß an Ballins Kriegsparole „Aushalten, Durch-
halten, Maulhalten" würde man dieses Amt am zweckmäßigsten
„Reichsmaulhaltausschuß" nennen.
Staatsmänner, sagt man, gibt's in dieser Zeit
Nur wenig, die von rechter Brauchbarkeit —
Greif nur hinein ins volle Menschenleben,
An jedem Stammtisch wird es einen geben!
Demonstrationen gegen die Durchführung des Arbeitszwanges sollen
demnächst in Berlin XV auf dem Tauentzien-Bummel stattfinden. An-
zug: Cutaway, Lackivildlederschuhe, Zylinder.
Die schlimmsten Störer des Burgfriedens sind die Fleisch- und
Kartosselpreise. Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer,
Der Feldzug in Rumänien.
„Nante" auf der Adlcrjagd.
t3? (fr
Geschäftsanzeige.
Infolge des Dresdener Backverbots kann ich
meine allbekannten
Kriegszielkuchen
nur noch im Saal 12 des preußischen Abge-
ordnetenhauses (Budgetkommission) abgeben.
B a c m e i st e r
Mitglied des Abgeordnetenhauses.
Der Dissident,
der nicht Offizier werden kann.
Den Degen nlöcht' ich wohl.
Allein mir fehlt der Glaube.
Kinderkriegsküche.
Mama: Aber um Gottes tvillen, Kinder,
wozu gießt ihr denn den Essig in den Kohlen-
knsten?
Der kleine Fritz: Laß doch, Mama, wir
machen Sauerkohl!
Lieber Jacob!
Also nu mit Volldampf rin in'n sozialistischen
Zukumftsstaat! Erst kam de alljenteene Rejelung
der Ernährung mit Butter-, Brot-, Fleesch- un
de andereti karlojrafischen Jnrichtungeu, uu
jetz kommt als Kreenung des Jebeides de Reje-
lung der Produxion, wo sojar de einjefleisch-
testen Reutiöhs zum Arbeeten jezwuugen wer-
den sollen. Det is '» bisken ville uff eenmal,
un et ivird manchen anfangs nich jut bekom-
me». Aber schließlich: außer an 't Uffhängen
jeweehnt de menschliche Natur sich an allens
— also warum nich ooch sojar an de ArbeetL
Manche Kenner meenen allerdings, det de Ver-
teilung der verschiedenen Beschäftijnngsarten
ivird schwierig sind, sintemalen sich nich jeder
zu jede Brangsche eijnen tut. Aber ick jloobe,
det is nich halb so schlimm, als wie et aus-
sieht. Icke zum Beispiel habe in meine Jugend
ooch nich jeahnt, det in mir Talente zu de
Autojenschweißerei schlummern — un mit ceu-
mal war ick drinne un habe mir jahrzehnte-
lang uff dieses Jebiet mit de scheensten Er-
folje bewegt, un jetz seit Kriegsbejinn drehe
ick Hülsen, det den unbeteiligten Zuschauer det
Wasser im Munde zusammeulooft! Außerdem
hat doch jeder ausjewachsene Mensch irjend
'» Talent zu irjend wat oder wenigstens 'ne
aitjelernle Befähijung. In unser Q-uerjebeide
vorne wohnen zum Beispiel zwee ältere Herren,
von denen der eene 'n Sechserrentiöh un der
andere 'n pensionierter Pollezeisekretär is. Die
beeden waren in Sorje, zu wat se ivoll bei
de neieZivildienstpflicht ivirden verwendet iver-
den. Alber ick konnte ihnen nach besten Wissen
un Jewisse» beruhijen. Zum Rentiöh sagte ick:
„Herr Pliemicke," sagte ick, „Se schneiden seit
zehn Jahre ejal Kupongs ab, Se verstehen
daher jeivandt mit de Schere umzujehen, Se
werden also in 't Bekleidungsamt jestochen.
Det is klar wie Kloßbriehe!" Un dein jeive-
senen Pollezeisekretär belehrte ick foljender-
maßen: „Herr Abendrot," sagte ick, „Se haben
sich in de pollitesche Abteilung ausjezeichnet,
iiidein det Se Ihr Leben lang de Strafman-
date jejen de sozjaldemokrateschen Ajitatoren
kopieren mußte». Die dadlirch erworbenen
Kenutuisse und Fähigkeiten kennen Se jetz in
jede Munizjonsfabrik als Blechschmied aus-
nutzen!" Det leuchtete beede in, un se ver-
ließen mir jetreestet unter tiefjefiehlte Dank-
sagungen. De Schivierigkeiten mit den neien
Zivildienst sind also janich so groß, wenn man
die Sache bei det richtije Ende anpackt, un ick
bin ieberzogen, det man de weitere Entwick-
lung der Anjelegenheit mit jute Hoffnung ent-
jejensehen darf.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Naitke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Nkdatttousschtufi 27. Ncvcuiber ISIS.
Die Berliner einöeitsuiurft.
Heut' gibt's Blut- und Leberwurst, Zubcil, Kämpf und Havensteiu
Und 'ne Weiße für den Durst, Leide» nie mehr Hungerspein.
Schusterjunge und Geheiinrat, Wermuth hat es schlau erdacht,
Droschkenkutscher und Finanzrat, Als er diese Wurst gemacht.
NoveilpSne. LT
Ja ja, der Hindenburg ist kühn,
Das ist gar wohl zu spüren,
Denn er will den Agrariern nicht.
Wie sie gewünscht, parieren.
Sie waren des Gehorsams wohl
Von alter Zeit gewärtig;
Jedoch, gebt acht, der Hindenburg,
Der wird mit ihnen fertig.
„Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt",
hieß ein altes deutsches Sprichwort. Leider
stimmt das heute nicht mehr; es muß viel-
mehr jetzt heißen: „Der Bauer kriegt das Geld von der ganzen Welt!"
Der Reichstag hat beschlossen, daß eine Aufsichts- und Beschwerde-
stelle für militärische Anordnungen und Zensurverfügungen errichtet
iverden soll. Im Anschluß an Ballins Kriegsparole „Aushalten, Durch-
halten, Maulhalten" würde man dieses Amt am zweckmäßigsten
„Reichsmaulhaltausschuß" nennen.
Staatsmänner, sagt man, gibt's in dieser Zeit
Nur wenig, die von rechter Brauchbarkeit —
Greif nur hinein ins volle Menschenleben,
An jedem Stammtisch wird es einen geben!
Demonstrationen gegen die Durchführung des Arbeitszwanges sollen
demnächst in Berlin XV auf dem Tauentzien-Bummel stattfinden. An-
zug: Cutaway, Lackivildlederschuhe, Zylinder.
Die schlimmsten Störer des Burgfriedens sind die Fleisch- und
Kartosselpreise. Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer,
Der Feldzug in Rumänien.
„Nante" auf der Adlcrjagd.
t3? (fr
Geschäftsanzeige.
Infolge des Dresdener Backverbots kann ich
meine allbekannten
Kriegszielkuchen
nur noch im Saal 12 des preußischen Abge-
ordnetenhauses (Budgetkommission) abgeben.
B a c m e i st e r
Mitglied des Abgeordnetenhauses.
Der Dissident,
der nicht Offizier werden kann.
Den Degen nlöcht' ich wohl.
Allein mir fehlt der Glaube.
Kinderkriegsküche.
Mama: Aber um Gottes tvillen, Kinder,
wozu gießt ihr denn den Essig in den Kohlen-
knsten?
Der kleine Fritz: Laß doch, Mama, wir
machen Sauerkohl!
Lieber Jacob!
Also nu mit Volldampf rin in'n sozialistischen
Zukumftsstaat! Erst kam de alljenteene Rejelung
der Ernährung mit Butter-, Brot-, Fleesch- un
de andereti karlojrafischen Jnrichtungeu, uu
jetz kommt als Kreenung des Jebeides de Reje-
lung der Produxion, wo sojar de einjefleisch-
testen Reutiöhs zum Arbeeten jezwuugen wer-
den sollen. Det is '» bisken ville uff eenmal,
un et ivird manchen anfangs nich jut bekom-
me». Aber schließlich: außer an 't Uffhängen
jeweehnt de menschliche Natur sich an allens
— also warum nich ooch sojar an de ArbeetL
Manche Kenner meenen allerdings, det de Ver-
teilung der verschiedenen Beschäftijnngsarten
ivird schwierig sind, sintemalen sich nich jeder
zu jede Brangsche eijnen tut. Aber ick jloobe,
det is nich halb so schlimm, als wie et aus-
sieht. Icke zum Beispiel habe in meine Jugend
ooch nich jeahnt, det in mir Talente zu de
Autojenschweißerei schlummern — un mit ceu-
mal war ick drinne un habe mir jahrzehnte-
lang uff dieses Jebiet mit de scheensten Er-
folje bewegt, un jetz seit Kriegsbejinn drehe
ick Hülsen, det den unbeteiligten Zuschauer det
Wasser im Munde zusammeulooft! Außerdem
hat doch jeder ausjewachsene Mensch irjend
'» Talent zu irjend wat oder wenigstens 'ne
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vorne wohnen zum Beispiel zwee ältere Herren,
von denen der eene 'n Sechserrentiöh un der
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beeden waren in Sorje, zu wat se ivoll bei
de neieZivildienstpflicht ivirden verwendet iver-
den. Alber ick konnte ihnen nach besten Wissen
un Jewisse» beruhijen. Zum Rentiöh sagte ick:
„Herr Pliemicke," sagte ick, „Se schneiden seit
zehn Jahre ejal Kupongs ab, Se verstehen
daher jeivandt mit de Schere umzujehen, Se
werden also in 't Bekleidungsamt jestochen.
Det is klar wie Kloßbriehe!" Un dein jeive-
senen Pollezeisekretär belehrte ick foljender-
maßen: „Herr Abendrot," sagte ick, „Se haben
sich in de pollitesche Abteilung ausjezeichnet,
iiidein det Se Ihr Leben lang de Strafman-
date jejen de sozjaldemokrateschen Ajitatoren
kopieren mußte». Die dadlirch erworbenen
Kenutuisse und Fähigkeiten kennen Se jetz in
jede Munizjonsfabrik als Blechschmied aus-
nutzen!" Det leuchtete beede in, un se ver-
ließen mir jetreestet unter tiefjefiehlte Dank-
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Zivildienst sind also janich so groß, wenn man
die Sache bei det richtije Ende anpackt, un ick
bin ieberzogen, det man de weitere Entwick-
lung der Anjelegenheit mit jute Hoffnung ent-
jejensehen darf.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Naitke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Nkdatttousschtufi 27. Ncvcuiber ISIS.