9163
ßetrciüceEport aus Rumänien nach DeutRfclanü.
„Mackensen läßt schön grüßen, und cs kommt bald mehr!"
krovelspäne. IT
Also will es das Gesetz:
Umgewertet wird die Kraft.
Der nur gilt noch seines Wertes,
Der im Kriege Werte schafft.
Der Rentier schwingt jetzt den Hammer,
Der Kommis muß Schrauben drehn,
Der Student und der Professor
Müsfen an der Drehbank stehn.
Ach, wann kommt die Zeit, die gute,
Wenn es wieder umgekehrt:
Wenn der Landsturmmann von neuem
Hämmert für den eignen Herd?
Wenn der Zivilist erst wieder Kinder, dann laßt Glocken läuten,
Aus dem Kriegsdienst ausgeschieden, Dann ist Frieden!
Der Kriegslieferant Nimmersatt hat von der Armeeverwaltung den
Bescheid erhalten, daß sie nicht mehr mit ihm in Geschäftsverbindung
treten könne. Daraufhin hat er bei seinem Rechtsanwalt angesragt, ob
er nicht Arbeitslosenunterstützung beanspruchen könne.
O Dschingis-Khan und Tamerlan! Und wäret gegen Brussilow
Als Schlächter wolltet groß chr sein. Nur Waisenknaben klein!
Mir träumte heute nacht, die Zensur falle unter die entbehrlichen
Betriebe, und die Zensurbeamten würden fortan nur noch für not-
wendige Arbeiten verwendet werden. Ja — Kuchen! Träume sind
Schäunie! Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Das Zivildrenstgesetz.
„Das Ztvildienstgesetz tonnen wir nicht annehmen,
daran fehlt ja jeder Tropfen demokratischen Öls!"
„Meine Herren, das nötige Öl muß unter allen Um-
ständen beschafft werden!"
„Wird das Öl jetzt genügen?"
„Na, bei der herrschenden Jettknappheit ist es immer-
hin etwas!"
Die Hauptsache.
Die Könialiche Eisenbahndirektion Danzig rügte, daß
die weiblichen Bediensteten vielfach »nicht mit dem er-
forderlichen Ernst und Pflichlbewußtsein ihre Dienst-
geschäjte wahrnehmen", und ordnete an, »daß die uni-
formierten weiblichen Beamten ihre Vorgesetzten mili-
tärisch durch Anlegen der rechten Hand an die Kopf-
bedeckung zu grüßen" haben.
Du bist jetzt, liebe Wilhelmine,
Nicht bloß ein simpler Untertan,
Du stehst vielmehr in Sold und Diensten,
Der königlichen Eisenbahn;
Du hast dich äußerlich verändert.
Wie ich mit Wohlgefallen sch':
Ein Waffenrvlk ziert deine Taille,
Ein buntes Mützchen dein Toupet.
Auch freut es mich, daß du voll Eifer
Tagtäglich etwas Neues lernst —
Doch fehlt's dir noch am Pflichtbewutztsein
Und dem erforderlichen Ernst!
Um diese beide» zu erwerben.
Ist wohl in Danzig nichts so sehr.
Mein Wilhelminchcn, dir vonnöten.
Als stramme Haltung beim »Honneur.
Drum, naht sich dir ein Vorgesetzter,
So heb' dein Händchen, Kind, und schwing's
Mit kühnem Griff zur rechten Schläfe,
Bauch 'rein, Brust'raus und Augen links!
Nur so wird segensreich dein Wirken,
Nur so gedeihe» Reich und Staat:
Die rechte Flosse an der Mütze,
Die linke an der Hosennaht! Balduin.
CS CS
Lieber Jacob!
Wie ick Dir kenne, mechtest Du for Dein
Leben jerne wissen, wat ick mir eejentlich zu
Weihnachten winschen tue. Aber ick bin nu
mal so: for mir selber habe ick ieberhaupt
keene Winsche nich, sondern immer man bloß
for de anderen. So winsche ick mir dieses
Jahr for meine Jungens, det se alle jesund
aus die verschiedenen Fronte» zurickkehren
mechte». For meine Olle winsche ick mir 'n
paar neie Stiebelsohlen, weil se sich ihre letz-
teren bei de Käsepolonnäsen abjetrampelt hat,
objleich 'ne Stiebelsohle heitzudage een fast
unerschwinglicher Luxusjejenstand is. Un for
meine Tochter winsche ick mir '» Bräntijam,
wenn ooch bei de herrschende heiratsfähije
Männerknappheit een Bräutijain beinahe noch
verjriffener un kostspielijer is als wie 'ne
Stiebelsohle.
Aber außer diese materjellen Winsche habe
ick ooch noch sozusagen ideelle. Nämlich wat
unser deitscher Reichskanzler is, dem winsche
ick alle die zarte Rücksichtnahme un selbstlose
Menschen- un Friedensliebe, durch die sich de
englischen Staatsmänner oogenblicklich bei alle
Völker der janzen Welt jeachtet und beliebt
machen. Hindenbnrg'n winsche ick, det er de
Russen un Franzosen ooch fernerhin so ville
Jrund zu unbejrindete Siejeshoffnungen jeden
mechte wie bisher. Batocki'n winsche ick von
janzem Herzen, det er bald eenen recht langen
Ferjenurlaub nach seine jeliebte ostpreißesche
Heimat bekommen mechte, wenn meeglich bis
Friedensschluß; un Helfferich'n winsche ick uff
meinen Pfeifenkopp zu sehen — det heeßt
natierlich bildlich! De Amerikaner winsche ick
'n Maulkorb un 'n jroßen Sack, damit det se
noch recht ville Zumutungen der Engländer
schivcijend instechen kennen, un de Jriechen
winsche ick eenen neien Herkules, der ihren
Aujiasstall von allem Entente-Dreck jrindlich
ausmistet. Det deitsche Volk aber winsche ick
ville Butler, un weil ick bei det Fest der Liebe
nich so sein will, mechte ick ooch unsere Feinde
nich verjessen, sondern winsche se, det se ebent-
falls ihr Fett jeheerig abkriejen mechten! Wenn
Du mir alle diese Winsche zu Weihnachten
erfillen kenntest, so wilde ick Dir sehr dank-
bar sind.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Nedallionsichlub 11. Dezember 1918.
ßetrciüceEport aus Rumänien nach DeutRfclanü.
„Mackensen läßt schön grüßen, und cs kommt bald mehr!"
krovelspäne. IT
Also will es das Gesetz:
Umgewertet wird die Kraft.
Der nur gilt noch seines Wertes,
Der im Kriege Werte schafft.
Der Rentier schwingt jetzt den Hammer,
Der Kommis muß Schrauben drehn,
Der Student und der Professor
Müsfen an der Drehbank stehn.
Ach, wann kommt die Zeit, die gute,
Wenn es wieder umgekehrt:
Wenn der Landsturmmann von neuem
Hämmert für den eignen Herd?
Wenn der Zivilist erst wieder Kinder, dann laßt Glocken läuten,
Aus dem Kriegsdienst ausgeschieden, Dann ist Frieden!
Der Kriegslieferant Nimmersatt hat von der Armeeverwaltung den
Bescheid erhalten, daß sie nicht mehr mit ihm in Geschäftsverbindung
treten könne. Daraufhin hat er bei seinem Rechtsanwalt angesragt, ob
er nicht Arbeitslosenunterstützung beanspruchen könne.
O Dschingis-Khan und Tamerlan! Und wäret gegen Brussilow
Als Schlächter wolltet groß chr sein. Nur Waisenknaben klein!
Mir träumte heute nacht, die Zensur falle unter die entbehrlichen
Betriebe, und die Zensurbeamten würden fortan nur noch für not-
wendige Arbeiten verwendet werden. Ja — Kuchen! Träume sind
Schäunie! Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Das Zivildrenstgesetz.
„Das Ztvildienstgesetz tonnen wir nicht annehmen,
daran fehlt ja jeder Tropfen demokratischen Öls!"
„Meine Herren, das nötige Öl muß unter allen Um-
ständen beschafft werden!"
„Wird das Öl jetzt genügen?"
„Na, bei der herrschenden Jettknappheit ist es immer-
hin etwas!"
Die Hauptsache.
Die Könialiche Eisenbahndirektion Danzig rügte, daß
die weiblichen Bediensteten vielfach »nicht mit dem er-
forderlichen Ernst und Pflichlbewußtsein ihre Dienst-
geschäjte wahrnehmen", und ordnete an, »daß die uni-
formierten weiblichen Beamten ihre Vorgesetzten mili-
tärisch durch Anlegen der rechten Hand an die Kopf-
bedeckung zu grüßen" haben.
Du bist jetzt, liebe Wilhelmine,
Nicht bloß ein simpler Untertan,
Du stehst vielmehr in Sold und Diensten,
Der königlichen Eisenbahn;
Du hast dich äußerlich verändert.
Wie ich mit Wohlgefallen sch':
Ein Waffenrvlk ziert deine Taille,
Ein buntes Mützchen dein Toupet.
Auch freut es mich, daß du voll Eifer
Tagtäglich etwas Neues lernst —
Doch fehlt's dir noch am Pflichtbewutztsein
Und dem erforderlichen Ernst!
Um diese beide» zu erwerben.
Ist wohl in Danzig nichts so sehr.
Mein Wilhelminchcn, dir vonnöten.
Als stramme Haltung beim »Honneur.
Drum, naht sich dir ein Vorgesetzter,
So heb' dein Händchen, Kind, und schwing's
Mit kühnem Griff zur rechten Schläfe,
Bauch 'rein, Brust'raus und Augen links!
Nur so wird segensreich dein Wirken,
Nur so gedeihe» Reich und Staat:
Die rechte Flosse an der Mütze,
Die linke an der Hosennaht! Balduin.
CS CS
Lieber Jacob!
Wie ick Dir kenne, mechtest Du for Dein
Leben jerne wissen, wat ick mir eejentlich zu
Weihnachten winschen tue. Aber ick bin nu
mal so: for mir selber habe ick ieberhaupt
keene Winsche nich, sondern immer man bloß
for de anderen. So winsche ick mir dieses
Jahr for meine Jungens, det se alle jesund
aus die verschiedenen Fronte» zurickkehren
mechte». For meine Olle winsche ick mir 'n
paar neie Stiebelsohlen, weil se sich ihre letz-
teren bei de Käsepolonnäsen abjetrampelt hat,
objleich 'ne Stiebelsohle heitzudage een fast
unerschwinglicher Luxusjejenstand is. Un for
meine Tochter winsche ick mir '» Bräntijam,
wenn ooch bei de herrschende heiratsfähije
Männerknappheit een Bräutijain beinahe noch
verjriffener un kostspielijer is als wie 'ne
Stiebelsohle.
Aber außer diese materjellen Winsche habe
ick ooch noch sozusagen ideelle. Nämlich wat
unser deitscher Reichskanzler is, dem winsche
ick alle die zarte Rücksichtnahme un selbstlose
Menschen- un Friedensliebe, durch die sich de
englischen Staatsmänner oogenblicklich bei alle
Völker der janzen Welt jeachtet und beliebt
machen. Hindenbnrg'n winsche ick, det er de
Russen un Franzosen ooch fernerhin so ville
Jrund zu unbejrindete Siejeshoffnungen jeden
mechte wie bisher. Batocki'n winsche ick von
janzem Herzen, det er bald eenen recht langen
Ferjenurlaub nach seine jeliebte ostpreißesche
Heimat bekommen mechte, wenn meeglich bis
Friedensschluß; un Helfferich'n winsche ick uff
meinen Pfeifenkopp zu sehen — det heeßt
natierlich bildlich! De Amerikaner winsche ick
'n Maulkorb un 'n jroßen Sack, damit det se
noch recht ville Zumutungen der Engländer
schivcijend instechen kennen, un de Jriechen
winsche ick eenen neien Herkules, der ihren
Aujiasstall von allem Entente-Dreck jrindlich
ausmistet. Det deitsche Volk aber winsche ick
ville Butler, un weil ick bei det Fest der Liebe
nich so sein will, mechte ick ooch unsere Feinde
nich verjessen, sondern winsche se, det se ebent-
falls ihr Fett jeheerig abkriejen mechten! Wenn
Du mir alle diese Winsche zu Weihnachten
erfillen kenntest, so wilde ick Dir sehr dank-
bar sind.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Nedallionsichlub 11. Dezember 1918.