2eppelins Mmmelkayn.
ö~s nobelfpäne. :^>
„Der kommt auf den ersten Rang, dicht neben Franklin,
Watt und Siemens."
Sie kamen auf leisen Sohlen
Zur Sitzung Unter den Linden;
Sie wollten still und verstohlen
Ein heimliches Feuer entzünden.
Das sollte den Dolch, den spitzen,
Für Theo, den Kanzler, schmieden;
Das sollte den Haß erhitzen
Und die Flügel versengen dem Frieden.
Es sollte ein Süpplein kochen.
So nahrhaft wie Milch von der Stute —
Doch wurde das Essen gerochen.
Und sie verbrannten die Schnute.
Sie gingen auf leisen Sohlen Um, wie sie gekommen, verstohlen
Aus der Sitzung Unter den Linden, Auch wiederum zu verschwinde».
„Man muß seine Verdienste nicht an die große Glocke hängen," sagte
Adam Rosenstern und verschwieg bei der Steuererklärung zwei Drittel
seines Einkommens.
Der Himmel ist hoch und der Zar ist weil,
Und mächtig die Reaktion,
Indessen, macht sie sich zu breit.
Da heißt es: „Hat ihm schon!"
Es fuhr wie ein geölter Blitz
Dem Zaren an den Kragen,
Aus war des Russenkaisers Witz —
Er mußte den Schlag ertragen.
Eine neue Ehescheidungsformel soll zur Einführung kommen. Da-
nach wird man getrennt „von Tisch, Bett und Lebensmittelmarken".
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Zeppelin f.
Lr stieg ins höchste Lustrevier. . . .
Wie schade, daß ihm nicht beschieden,
Zu bringen uns als Passagier
Den Frieden!
Die Ostereier.
Es gibt doch noch uneigennützige Menschen,
was auch die Pessimisten sagen mögen! Mein
Nachbar, der Agent Joseph Pottgießer, ist
gleich so einer. Vor kurzem wurde seine Villa
fertig, die sozusagen aus Suppenwürfeln, Fisch-
wurst und Entensülze erbaut ist von dem
fettfreien Salatöl zu schweigen, das immerhin
auch dazu beitrug, die Sache wie geschmiert
gehen zu lassen. Aber darüber wollen wir
heute nicht reden; Joseph tut's auch nicht
gern. Sondern von seimr Menschenfreundlich-
keit. Denn es ist doch kein alltäglicher Vorfall,
wenn jemand in dieser kriegsschwindligen Zeit
alle seine Bekannten einladet, um Ostereier zu
suchen. Nun, Joseph Pottgießer tat es.
Und sie kamen. Natürlich kamen sie und be-
wunderten ihn und sein neues Haus und seine
neuen Hühner und seine neue Freigebigkeit.
Manche Leute freilich sind mißtrauisch, und
so fragte einer: „Jst's auch kein Osterei-Er-
satz, den du versteckt hast?"
Aber der tat Joseph bitter unrecht. Und
dieser sagte nur: „Keine Bange. Ihr müßt
euch freilich etwas drum plagen. Die Eier
sind im Garten vergraben. Nehmt jeder einen
Spaten und grabt danach. Aber sachgemäß,
damit mir nicht der Garten verdorben ivird."
Und sie gruben, gruben eifrig. Denn was tut
der Mensch nicht um ein Ei?
Es war übrigens nicht etwa nur ein Ei,
sondern drei, die allmählich gefnnden wurden,
und die Finder zogen glückstrahlend damit
heim, während die anderen sich freilich etwas
verstimmt entfernten.
Da sagte Frau Pottgießer zu ihrem Mann:
„Wie schön ist es doch, anderen eine Festfreude
zu bereiten. Wen» auch einige nichts ab-
bekommen haben, so hatten sie doch die Vor-
freude."
„Gewiß," erwiderte Joseph, „aber wird's
denn anerkannt? Na, das soll mir gleich sein.
Unser Garten ist jetzt umgegraben!"
„. . . . Du bist ein Genie, Joseph!"
Aber das wußte er schon lange. Pec.
Lieber Jacob!
Allens in de Welt muß schließlich mal alle
werden! Bon de Wahrheit dieses Sprichworts
habe ick mir jerade jetz mal ivieder oogen-
scheinlich ieberführen kennen, indem bet sojar
der Schiffmann-Prozeß alle jeworden is, von
den det kerne Meuschenseele »ich erwartet hatte,
weil der de Verhandlungen leitende Präsedent,
der woll im Hauptberuf Philosoph is, detJanze
vom Ewigkeilsstandpunkt aus befingerte. Aber
et half nischt: selbst dieser Prozeß mußte dem
Weg alles Irdischen jehen, ob er wollte oder
»ich. Un daher ereffnet sich villeicht ooch de
Hoffnung in bezug uff dem jejenwärtijen Welt-
krieg. det der am Ende mal alle werden kennte
— obwohl de Verhältnisse hier etwas dauer-
hafter erscheinen, weil de Lenker der eiropäi-
schen Jeschicke dem Lenker des Schiffmann-
Prozesses an Jeschicklichkeit doch noch 'n janzes
Ende ieber sind.
Un so niissen wir uns vorleifig mit die be-
klagenswerte Tatsache treesten, det wenigstens
eene Hauptsäule der jroßen Zeit beinahe alle
jeworden wäre. Ick meene Lloyd Georgen,
dem einije von seine dankbare Milbirjer aus
de lebendije Jejenwart zu beseitijen sich be-
strebt haben. Dieser Anschlag is durch mehrere
Jahre Zuchthaus verhindert worden, wobei
det janze Unternehmen eenen häßlichen krimi-
nalistischen Anstrich bekommen hat. Bei uns
kommt ja so wat ooch manchmal vor, aber da
wissen de Leite, die dem leitenden Staatsmann
beseitijen wollen, sich ville manierlicher zu be-
nehmen. Se brauchen weder Jiftmischungen
»och Bomben noch Dolche noch Brunnings,
sondern se friehsticken eenfach bei Adlon, oder
se halten zwee Reden in't Abjeorntenhaus un
warten denn ruhig de Weißblutung ab. Det
Faule an diese zivilisierte Methode is man
bloß, det det betreffende Opfer manchmal nich
alle wird, sonder» sich knollig zur Wehre un
de Attentäter uff'n Sand setzt. Ob det ooch
in diesen Falle zutreffen wird, kann man vor-
leifig noch nich mit kantejorische Absolutheit
mutmaßen, aber ick befinde mir dieserhalb in
jute Hoffnung, indem heitzutage allens uff'n
Kopp jestellt wird un daher ooch leicht die-
jenijen alle werden kennen, die der Volksmund
sonst nachriehmt, det se nich alle werden.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jolthils Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Äicdaltionsschluß 19. Mürz 1917.
ö~s nobelfpäne. :^>
„Der kommt auf den ersten Rang, dicht neben Franklin,
Watt und Siemens."
Sie kamen auf leisen Sohlen
Zur Sitzung Unter den Linden;
Sie wollten still und verstohlen
Ein heimliches Feuer entzünden.
Das sollte den Dolch, den spitzen,
Für Theo, den Kanzler, schmieden;
Das sollte den Haß erhitzen
Und die Flügel versengen dem Frieden.
Es sollte ein Süpplein kochen.
So nahrhaft wie Milch von der Stute —
Doch wurde das Essen gerochen.
Und sie verbrannten die Schnute.
Sie gingen auf leisen Sohlen Um, wie sie gekommen, verstohlen
Aus der Sitzung Unter den Linden, Auch wiederum zu verschwinde».
„Man muß seine Verdienste nicht an die große Glocke hängen," sagte
Adam Rosenstern und verschwieg bei der Steuererklärung zwei Drittel
seines Einkommens.
Der Himmel ist hoch und der Zar ist weil,
Und mächtig die Reaktion,
Indessen, macht sie sich zu breit.
Da heißt es: „Hat ihm schon!"
Es fuhr wie ein geölter Blitz
Dem Zaren an den Kragen,
Aus war des Russenkaisers Witz —
Er mußte den Schlag ertragen.
Eine neue Ehescheidungsformel soll zur Einführung kommen. Da-
nach wird man getrennt „von Tisch, Bett und Lebensmittelmarken".
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Zeppelin f.
Lr stieg ins höchste Lustrevier. . . .
Wie schade, daß ihm nicht beschieden,
Zu bringen uns als Passagier
Den Frieden!
Die Ostereier.
Es gibt doch noch uneigennützige Menschen,
was auch die Pessimisten sagen mögen! Mein
Nachbar, der Agent Joseph Pottgießer, ist
gleich so einer. Vor kurzem wurde seine Villa
fertig, die sozusagen aus Suppenwürfeln, Fisch-
wurst und Entensülze erbaut ist von dem
fettfreien Salatöl zu schweigen, das immerhin
auch dazu beitrug, die Sache wie geschmiert
gehen zu lassen. Aber darüber wollen wir
heute nicht reden; Joseph tut's auch nicht
gern. Sondern von seimr Menschenfreundlich-
keit. Denn es ist doch kein alltäglicher Vorfall,
wenn jemand in dieser kriegsschwindligen Zeit
alle seine Bekannten einladet, um Ostereier zu
suchen. Nun, Joseph Pottgießer tat es.
Und sie kamen. Natürlich kamen sie und be-
wunderten ihn und sein neues Haus und seine
neuen Hühner und seine neue Freigebigkeit.
Manche Leute freilich sind mißtrauisch, und
so fragte einer: „Jst's auch kein Osterei-Er-
satz, den du versteckt hast?"
Aber der tat Joseph bitter unrecht. Und
dieser sagte nur: „Keine Bange. Ihr müßt
euch freilich etwas drum plagen. Die Eier
sind im Garten vergraben. Nehmt jeder einen
Spaten und grabt danach. Aber sachgemäß,
damit mir nicht der Garten verdorben ivird."
Und sie gruben, gruben eifrig. Denn was tut
der Mensch nicht um ein Ei?
Es war übrigens nicht etwa nur ein Ei,
sondern drei, die allmählich gefnnden wurden,
und die Finder zogen glückstrahlend damit
heim, während die anderen sich freilich etwas
verstimmt entfernten.
Da sagte Frau Pottgießer zu ihrem Mann:
„Wie schön ist es doch, anderen eine Festfreude
zu bereiten. Wen» auch einige nichts ab-
bekommen haben, so hatten sie doch die Vor-
freude."
„Gewiß," erwiderte Joseph, „aber wird's
denn anerkannt? Na, das soll mir gleich sein.
Unser Garten ist jetzt umgegraben!"
„. . . . Du bist ein Genie, Joseph!"
Aber das wußte er schon lange. Pec.
Lieber Jacob!
Allens in de Welt muß schließlich mal alle
werden! Bon de Wahrheit dieses Sprichworts
habe ick mir jerade jetz mal ivieder oogen-
scheinlich ieberführen kennen, indem bet sojar
der Schiffmann-Prozeß alle jeworden is, von
den det kerne Meuschenseele »ich erwartet hatte,
weil der de Verhandlungen leitende Präsedent,
der woll im Hauptberuf Philosoph is, detJanze
vom Ewigkeilsstandpunkt aus befingerte. Aber
et half nischt: selbst dieser Prozeß mußte dem
Weg alles Irdischen jehen, ob er wollte oder
»ich. Un daher ereffnet sich villeicht ooch de
Hoffnung in bezug uff dem jejenwärtijen Welt-
krieg. det der am Ende mal alle werden kennte
— obwohl de Verhältnisse hier etwas dauer-
hafter erscheinen, weil de Lenker der eiropäi-
schen Jeschicke dem Lenker des Schiffmann-
Prozesses an Jeschicklichkeit doch noch 'n janzes
Ende ieber sind.
Un so niissen wir uns vorleifig mit die be-
klagenswerte Tatsache treesten, det wenigstens
eene Hauptsäule der jroßen Zeit beinahe alle
jeworden wäre. Ick meene Lloyd Georgen,
dem einije von seine dankbare Milbirjer aus
de lebendije Jejenwart zu beseitijen sich be-
strebt haben. Dieser Anschlag is durch mehrere
Jahre Zuchthaus verhindert worden, wobei
det janze Unternehmen eenen häßlichen krimi-
nalistischen Anstrich bekommen hat. Bei uns
kommt ja so wat ooch manchmal vor, aber da
wissen de Leite, die dem leitenden Staatsmann
beseitijen wollen, sich ville manierlicher zu be-
nehmen. Se brauchen weder Jiftmischungen
»och Bomben noch Dolche noch Brunnings,
sondern se friehsticken eenfach bei Adlon, oder
se halten zwee Reden in't Abjeorntenhaus un
warten denn ruhig de Weißblutung ab. Det
Faule an diese zivilisierte Methode is man
bloß, det det betreffende Opfer manchmal nich
alle wird, sonder» sich knollig zur Wehre un
de Attentäter uff'n Sand setzt. Ob det ooch
in diesen Falle zutreffen wird, kann man vor-
leifig noch nich mit kantejorische Absolutheit
mutmaßen, aber ick befinde mir dieserhalb in
jute Hoffnung, indem heitzutage allens uff'n
Kopp jestellt wird un daher ooch leicht die-
jenijen alle werden kennen, die der Volksmund
sonst nachriehmt, det se nich alle werden.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jolthils Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Äicdaltionsschluß 19. Mürz 1917.