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9437

Ein Antistreikmittel.

Wenn Tirpitz nicht mehr reden kann,
Kommt auch der Frieden bald heran.

ftobelfpäne. ra

Von Selbstbestimmung reden heut'

Die Völker aller Länder,

Das hat der Krieg zuiveg gebracht
Sogar beim Engelländer.

Doch fragst du ihn, wie er sich's denkt,
Wenn Irland ko »Mit in Frage?

„Grün Erin war", so tönl's zurück,
„Von jeher Englands Plage:

„Das Selbstbestiminungsrecht hat nur
Bedeutung für die Hunnen,

Sobald die Brut zerschmettert ist,

Dann deckt man zu den Brunnen."

Wir haben Zeit, sagen die Bolschewiki. Wenn die Deutschen erst
die Westmächte zusammengehauen haben, wird uns die Liquidation
mit England und Frankreich, bei denen wir mächtig in der Kreide
stehen, Um so leichter fallen. .

Staatssozialismus ist ein Wort, Der andre glaubt, cs nahet schon
Bei dem sich mancherlei laßt denken, Der Zukunft goldenes Jahrhundert,
Dem einen ist's des Teufels Sport, Der Zeitgeist meint, das kommt davon,
Um die Profite einzuschränken. Wenn Unverstand das Wort bewundert.

Staatssozialismus führt dahin
Die Steuern schnell und gut zu fassen,

Das ist des Pudels Kern und Sinn,

Denn leer sind, Staats- und städt'sche Kassen.

Mit de Selbstbestimmung is doch nich viel los. Jestern wollte ick
zum Spanferkelessen bei meinen Freund Meyer jehn, da schnauzte mir
meine Olle an un sagte: ick will dir bespanferkeln, du Schlemmer, —
hier bleibste un ißt in de Familie „Feldjraue mit Zwiebelsttppe".

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Bauhen-Kamenz.

Anno Neunzehnhundertunddrei
Ging eine Welle gar hoch, juchhei!
Braust' über Sachsen die rote Flut,

Das war für Volk und Freiheit gut.

Nur im Osten der Bautzener Kreis
Lielt noch sein Banner grün und weiß.
Allen andern hat's purpurrot
Wie der Freiheit Morgen geloht.

Ragender Fels im brandenden Meer,
Nun auch schwoll es über dich her.
Brachst zusammen in Spott und Kohn,
Treue Stütze der Reaktion.

Freventlich ward das Schicksal befragt.
And das Volk hat Antwort gesagt:
„Friede und Freiheit unser Panier!"
Darum gewannen und siegten wir! Kl.

Alldeutsche Hymne.

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Kurland? Ist's der Letten Land?
Ist's Estland? Liegt's am Peipussce?
Ist es der Polen Land? Ach nee!

Wir schrctn:

Das Vaterland mutz größer sein!

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Flandern, oder ist's Brabant?
Liegt es auf Longwhs grüner Flur,

In Brheys Bergwerk? Keine Spur!
Wir slbrein:

Das Vaterland mutz größer sein!

Was Ist alsdann der deutsche Gau?
Das wissen wir nicht so genau.

Er dehne sich nach Süd und Nord
Rach West und Ost stets weiter fort.
Wir schrein:

Das Vaterland muß größer sei»!

Und ist es groß, — sei's größer noch!

And alles andre mutz ins Joch.

Es fließ' das Blut von Hinz und Kunz
Für diese» Zweck — doch nicht von uns!
Nein, nein.

Wir müssen schrein... Wir müssen schrei»!

Lieber Jacob!

„Wenn jute Reden ihr bejleiten, dann fließt
die Arbeet munter fort", hat een weltberühm-
ter Dichter jeäußert. Un bet mag ooch in ville
Fälle sehr zutreffend sind, aber manchmal er-
weist et sich als irrtiemlich. So jloobe ick zum
Beispiel nich, det der besagte Dichter, wie er
seinen obijen Ausspruch zu Papier brachte,
General Hoffmann'n seine Rede in Brest-
Litowsk bereits jekannt hatte. Denn durch
diese Rede sind de dortijen Arbeeten in eene
so merkwirdije Weise fortjeflossen, det se bei-
nahe in de Binsen jejangen wären. Un de
eenzije Munterkeet, die dadurch hervorjekitzelt
wurde, zeigte sich bei de Helden von de Vater-
landspartei, die ihre Friedensängste wieder
mal for 'ne Weile beschwichtigen konnten un
ihren Blutdurst in eene Serie von kriejerische
Veitstänze entluden. Det ooch de olle Tante
Voß dabei mitmachte und ihre steifen Hinter-
beene impulsiv zu schwingen versuchte, wun-
dert weiter keenen. Denn det Biest is jetz in't
jefährliche Alter rinjetreten un niuß seine per-
versen Jeliste austoben, un wenn janz Deitsch-
land dabei vor de Hunde jetzt.

Frieher war „Deitschland ieber allens" det
Kampflied von unsere Heimkriejer. Jetz aber
heeßt et „Allens muß verungenieret sind!"
Un da sich unter de Neitralen keener mehr
findet, den man mit Erfolg »ff de Hiehner-
oogen trampeln kann, so sieht man sich unter

de befremdeten Bundesbrieder um, un sucht
Österreich vor dem Bauch zu stoßen. Aber det
imponiert mir jar nich. Det richtije alldeitsche
Kulturnivoh wird erst erreicht sind, wenn et
de „Deitsche Zeitung" jelungen is, sämtliche
deitsche Provinzen un Landesteile jejen ein-
ander mobil zu machen! Hinterpommern er-
klärt de Schwaben den Krieg, un da West-
falen jejen dem Durchmarsch der feindlichen
Truppen protestiert, jreist Posen mit bewaff-
nete Hand ein, un det mit diesem verbindet«
Bayern bricht de diplomateschen Beziehungen
zu Schlesien ab, weil dieses sich mit Hinter-
pommern for solidarisch erklärt hat! So muß
et kommen, wenn de Zukunftstreime un Völker-
bejlickungsideale der „Kreuzzeitung" in Er-
fillung jejangen sind!

Inzwischen, bis et soweit is, bejniegt sich
dieses anjenehme Orjan damit, nach eenen
Sandhaufen zu schreien, wo Scheidemann un
Ebert druff kriegsjerichtlich erschossen werden
sollen. Un dabei is der Sandhaufen schon
lange da, un de „Kreuzzeitung" erkennt ihm
man bloß nich, weil se ihren Kopp ville zu
tief rinjestochen hat — eene bei ihr beliebte
Zimmerjimnnstik, die ihr ooch sonst noch an
mannigfaltije andere Erkenntnisse schmerzlichst
behindert.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke.

an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

(^eldpostbestellungen + +
\J aus den Wahren Jacob

werden Pünktlich ausgesührt durch die

Expedition des Wahren Jacob, Stuttgart.

Redalttonsschlutz 4. Fevruar l'Jls,
 
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