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9497

pagnie bekamen Speck
und Weißbrot, Butter
und Eier, so daß wir dem
jungen Volk, das so viel
Blut verschütten mußte,
gern von unserem Über-
fluß abgaben.

Auch auf den Wald-
wegen, wenn wir Minen
schleppten, wurden wir
aufgehalten; und es war
ein feiner Spott in den
jungen Gesichtern, als sie
sagten: „Du, Kamerad,
gib mir ein Stück Brot,
ich gebe dir einen Rah-
men Patronen dafür,
da kannst du dein Leben
retten."

Wir lächelten bitter,
d^in jede Hülle fiel von
uns und ihnen ab und
wir sahen den Menschen
nackt und bloß. Und ein
großes Mitleid, eine ge-
waltige Liebe befeuerte
uns mitten im Schlacht-
feld. Der Herzschlag ge-
meinsamen Leides pulste
in unserem Blut und aus
unseren Brüsten quoll
der stumme Schrei: O
Friede, komm!

Immer berufskreu.

Nachdenklichkeiten.

Es dauert lange, bis
wir den Mut finden, der
Wirklichkeit gerade ins
Gesicht zu sehen. Man-
cher stirbt an dem ersten
Augenblick.

Die positive Stärke
niancher Kritiker besteht
lediglich in ihrer abso-
luten Negation.


Dem Elsaß!

Zum abschiedsgruß nach sechswöchiger Ruhestellung,
von R.5., H)eftfront.

wir grüßen euch, ihr hellen, lichten Höhn,

2hr wogendgrünen wipfelmeere,
wo fturmumbrauft von scharfen Föhn
Nickend winkt die stolze Föhre!
wir grüßen euch, ihr grünen Rebenhänge,
wo uns des Trunkes bester Saft erblüht,
wenn aus der Reben farb'gem Blattgedränge
Die Traube voll und saftig glüht.

wir grüßen euch, ihr lieblichen Gefilde,

Ihr Schluchten voll munterm vogelsang,
wo Mutter Sonne heiter milde
Oie Schatten wirft dem Tal entlang.

So süß hat sie uns nie geschienen,

So leicht und froh war nie das Herz,

Frei war die Brust und alles Sinnen,

Und leicht und los von Sorg und Schmerz.

wir grüßen euch, ihr heimisch trauten Städtchen,
von Wald und Reben licht umkränzt,
wo gastfrei noch das schönste Städtchen
Dem Wandersmann den Labetrunk kredenzt.

»Na, wohin denn die Reife?«

»Wir haben uns freiwillig jcmeldet zur Fermanisierung des Baltikums.

Wir haben unter diesen Giebeldächern
So manchen frohen Tag verlebt,

In diesen freundlichen Gemächern
wie rasch ist uns di« Zeit entschwebt!

Sind wir nun fern, so woll'n wir euer denken
Uuf unsrer schweren, rauhen Bahn,

Ihr konntet uns vergessen schenken
vess', was der Rrieg uns angetan,
wir grüßen euch! Ihr habt uns Lieb' gegeben,
Ihr habt mit Sonnenschein die Herzen uns erfüllt!
wir danken's euch! Gilt's, mit dem Leben,

Mit einem Danke, der von Herzen heiß uns quillt.

Der Sechser.

Max fand einen Sechser auf der Straße.

„Herrjeh," sagte sein Freund Konrad,
„Mensch, was bist du für'n Glückspilz!"

„Das ist wahr," erwiderte Max. „Darin
habe ich kolossales Schwein. Es ist noch keine
zehn Jahr her, da Hab' ich schon mal einen
gefunden. Und wie Hab' ich mir damals den
Kopf zerbrochen: was kaufst du dafür? Eine
Zigarre? Einen Schnaps? Bonbons für die
Kinder? Suppengrünes für die Frau? Einen
Rollmops? Eine saure Gurke? Einen. ■

„Hör auf!" stöhnte
Konrad. „Das klingt ja
wie'n Märchen.... Über-
legen wir lieber, was du
heute dasürkaufen sollst."

„Heute? Hm." Max
überlegte.

Und Konrad über-
legte auch.

Und als sie eine Stunde
überlegt hatten, sagte
Konrad: „Schmeiß ihn
iveg! Ein Sechser ist eine
ganzüberflüssigeMünze.
Du kriegst nichts, abso-
lut nichts dafür!"

„Doch!" Und Maxens
Miene erhellte sich. „Ich
hab'sogar noch die Wahl
— zwischen einem Bouil-
lonwürfel und einer
Briefmarke! Hurra!"

„Eins so nahrhaft
wie 's andre," lachte
Konrad. Pan.

Der Sieger.

Der alte Justizrat
Gummimantel übergab
seine Praxis dem Herrn
Sohn. Und er sagte zu
ihm: „Jakob, du hast
einen feinen Prozeß da-
bei! Den des Huber-
michel gegen Sumsen-
bacher. 'ne langwierige
Sache, also Achtung!"

Der junge Jurist be-
suchte nach ein paar
Monaten den Papa.

„Na?" fragte der alte
Herr. Mit strahlendem
Gesicht jubelte der junge
Mann: „Papa, ich habe
gesiegt! Der Prozeß ist
gewonnen!"

„Waaas?" dehnte der Justizrat und sein Ge-
sicht wurde lang und die listigen Augen groß.
„Sieg!" wiederholte der glückliche Sohn.
„Mensch, was hast du angestellt! Bon denr
Verdienst aus dem Prozeß hast du studiert,
die kleine Villa drüben im Garten stammt
davon, ein Vermögen wäre noch zu verdienen
gewesen — und jetzt? — Jakob?" stöhnte der
alte Jurist.

„Nun?" fragte der junge Jurist.

„Du hättest — Tierarzt werden sollen ..."
sagte ironisch Gummimantel der Alte, und
zündete dann kopfschüttelnd seine langröhrige
Studienpfeife an. L. P.

Nach der Beschlagnahme.

„Mein Fräulein, darf ich mit Ihrem blon-
den Haar spielen?"

„Mein Herr, vergreifen Sie sich nicht an
Staatseigentum!"

Glossiertes Sprichwort.

„Was einer einbrockt, das soll er auch aus-
essen" —, meist geschieht dies mit dem Löffel,
über den man erst balbiert worden ist. K.

Desgleichen: vr. $. B. $imonf Die Gesundheitspflege des weibes.EWU
 
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