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9513

Das Ei.

„Auf Lebensmittelkarte
drei — erhält die Bür-
gerschaft ein Ei." — Ei
weih, ei weih, ein ganzes
Ei, — das gibt 'ne tolle
Schlemmerei! — Kein
Pulver etwa, kein Er-
satz,—ein echtes Hühner-
ei, mein Schatz! — O
laufe, hole es herbei, —
doch wirf's nicht unter-
wegs entzwei.

Nein. Unzerbrocheu

kam's nach Haus .

und lockt zu delikatem
Schmaus. — Gelobt seist
du, o Magistrat! — Du
zierst und kräftigst den
Spinat — und läßt auf
seinem dunklen Grün —
das Ei als gelbe Blume
blühn.

Wie meinst du? Besser
wirkt das Ei — in einem
Grieß- und Nudelbrei?

— Beraten wir es, liebe
Frau, — nur ja sehr
sorgsam und genau: —
Wie wird mit Logik und
Verstand — daS Ei am
praktischsten verwandt?

Woll'n wir es konzen-
triertgenießen,—so wirst
du es wohl kochen müs-
sen.— Recht weich? Das
wäre deine Art, — ich
aber liebe es recht hart.

— Bereite es halb so,
halb so, — dann macht's
uns beide satt und froh.

Der Krieg.

Der Frieden.

Nichtniöglich?.. Nun,
solch Hühnerei, — das
eignet sich für vielerlei.

— Du kannst es rühren,
liebe Anne, — und tust
mitSpeckesindiePfanne.

— Wie? Leider fehlt da-
zu der Speck? — Gut,
also lassen wir dies weg.

Doch könnte man es
nicht versuchen — mit ei-
nem schönen Eierkuchen?

— Was maulstdu? Eine
Leckerei? — Schön. Also
dann ein Spiegelei? —
Vortrefflich auch pflegt
es zu munden, — wenn
man's, mit Mehl und
Fett verbunden, — auf
einem Bleche lang ge-
streckt, — in einem heißen
Ofen bäckt.

Der Vorschlag auch
reizt dich zum Lachen?

— Nun, und was denkst
denn du zu machen?

»Ich schlüg's am lieb-
sten in die Suppe." —
Na gut, so schlag. Mir
ist es schnuppe.

Sie schlug. Es roch.
Das Ei war faul. — Und
wir, wir wischten uns
. . . den Mund. Sec.

Glosse.

Es kann wohl Augen-
blicke geben, wo uns
nur noch Schulden an
das Leben ketten. Und
die Schuld. E. P.

Mein lieber, kleiner Freund!

Gestern hat man zum Wasserholen
uns in die schlammige Mulde befohlen.

Drei Mann hoch sind wir losgezogen,
den Kopf in den Schullern, die Knie gebogen.
Drunten im Grund, am verschlammten Quell
liegen Tote beim letzten Appell.

Von eisernen Besen zusammengefegt,
einer über den andern gelegt.

Den verkrusteten Kopf in die Arme geschmiegt
einer, der neben draußen liegt.

Um ihn verstreut sein kleiner Tand:
Postkarten, Bleistift, ein samtnes Band.
Aus den verkrampften Fingern stiert
ein Briefblatt, erdig und blutbeschmiert.

3ch lasse mich nieder auf das Knie,
lese: Non eher pet.it ami!

Unsere Kessel sind längst schon voll.

Wir sind's bis oben von Wut und Groll,
vom Gefühl, das in Toten und Lebenden loht:
»Den Krieg schießt tot! Den Krieg schießt tot!«
W!r kehren uns kurz nach den Toten um
und trotten in Stellung, bockig und stumm.
Stimmen geben uns das Geleit,

Stimmen inbrünstiger Zärtlichkeit.

War keine dabei, die gellend schrie:

Mon eher petit ami? Karl Bröger.

Laienpredigt.

Ich hoffe auf eine reiche Ernte — sagte der
Landmann und stampfte mit schweren Schritten
hinter dem Pfluge her.

Ich hoffe auf eine gute Ernte — sagte der
Landmann und streute mit schwingendem Arm
die Saaten über die Schollen des Ackers. —

Wirchoffen auf einen baldigen Frieden —
sagen die Menschen und schauen träumend in
den blauenden Limmel.

. Wir hoffen auf einen baldigen Frieden —
sagen die Menschen und sitzen still und legen
die Lände in den Schoß.

Toren ihr, die ihr ernten wollt, wo ihr nicht
gesät habt! Gehet hin und schauet den Land-
mann, der da schafft im Schweiße seines Ange-
sichts. Gehet hin und lernet, daß man nichts er-
reicht auf dieser Welt durch Lossen und Sehnen,
sondern nur durch tapfere, ehrliche Arbeit.

And auch für euch gilt der Spruch, die ihr
glaubt, den Frieden durch euer Beten herbei
zu zwingen. Denn wie euer Gebet uns nicht
vor dem Kriege bewahren konnte, so wird
es uns auch den Frieden nicht bringen.

Ihr jammert und harmt, weil noch kein
Friede kommt. Ich aber frage euch: Was habt

ihr dazu getan, daß es Frieden wird? Nichts!
Und was tut ihr heute dazu? Wieder nichts!
Wahrlich, ich sage euch: Wenn alle die Lände
in den Schoß legen und geduldig warten woll-
ten, daß der Krieg zu Ende geht, dann sind
unsere Männer und Jünglinge noch drei mal
drei Jahre im Feld!

Wahrlich, ich sage euch, die ihr ernten wollt,
ohne gesät zu haben: Gehet hin und lernet
von dem Landmann, der den Boden pflügt
und die Saaten streut! Säet! Säet! Auf daß
ihr ernten könnt! Kurt Leilbut, im Felde.

Äbertroffen.

Die neuen deutschen Geschütze schießen hun-
dertzwanzig Kilometer weit. Das ist noch gar
nichts. Lloyd George und Clömenceau haben
längst — über das Ziel hinausgeschossen.

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