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9649

i'Iotjb George: Lansdowne appelliert an meine Vernunft und sendet
mir die Friedenstaube. Ich werde sie mir zum Nachtessen braten lassen.

?5S hobelfpärie. r©

Kronen gibt's jetzt zu verteilen
In der Welt an allen Enden,
Kandidaten sind vorhanden
Auch dazu in schweren Mengen.

Hier ein Mbret, dort ein König,

Ein Mindowe noch daneben,

Und wohl manches andre Krönlein
Wird beim Suchen sich ergeben.

Wenn es heute Fastnacht wäre,

Könnte man den Ulk ertragen; ,
Ach, dem Rausche folgt noch immer
Katzenjämmerliches Klagen.

Dem Landpastor Bäuchlein war ein fremdes Schwein in den Stall
gelaufen, das er als eine Gottesgabe pries und schlachtete. Das Land-
gericht war anderer Ansicht, — es verurteilte ihn wegen Schieberei
zu einer empfindlichen Geldstrafe.

Fix sind die Amerikaner, Denn im weiten Ostsibirien

Doch noch fixer die Japaner, Möchten beide annektierien,

Wenn es was zu mausen gibt, Vorzugsweis' das Amurland,

Das man über alles liebt. Möglichst bis Nach Samarkand.

Schielend passen auf die Japsen,

Werden auch die größten Happsen
An sich reißen, spucken dann
Auf den Hut dem Jopathan.

„Auf der deutschen Familie und der deutschen Mutter ruht unsere
Zukunft", sagt Ludendorff, und meine Olle stimmt ihm bei, und des-
halb ruft sie: Her mit dem allgemeinen Wahlrecht auch für die Frau!
Womit ich verbleibe Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Franzmann wirbt plötzlich mit Minen um die
Seele des deutschen Volkes, die geflügelten
Lufttorpedos sausen in die Mittagsstille.

„Verschärfte Propaganda!" lacht der junge
Soldat den Unteroffizier an. Doch der ist still
und bleich geworden und keucht im Sprung
nach Deckung:„Halt's Maul, wenn se schießet!"

Der Franzmann wirft eine Stunde lang
Minen. Auf den Papierregen kommt das
Stahlgewitter. Wenn das nicht aufwühlt und
brüderlich macht!

Endlich beruhigt er sich. Die Sonne strahlt
auf die Soldaten, die stumm nach dem Bal-
lon äugen, der fern, kaum mehr sichtbar, über
den blauen Wäldern tanzt....

Berlin an Bayern.

Warum so gnietschig, Bruder Bayer,
von wegen jener fünfzig Gramm?

Dem Lehmann, Müller, Schulze, Meier
Ist darum doch der Magen klamm.

Das knapp gewogne Zehntelpfund
Macht ja den Balg nicht rund.

Du murrst von Fleisch, - sehr gut gesprochen!
Doch wird uns der Genuß vergällt,

Wenn dieses Fleisch als harter Nnochen
Gewichtig in die Wage fällt.

Buch in Berlin — du siehst es ein —
Genießt man keine Freude rein.

Bch, säßest du in unsrer Mitte
vor dem berühmten Bratentopf
Und vor der dünnen Butterschnitte,

Du kratztest sinnend dir den Uopf
Und sprächest faltigen Gesichts:

Sonst nichts?

Doch wer aus Bayern kehrt zurücke
Zu seinen fünfzig Txtragramm,

Der schwelgt noch im Trinnrungsglücke
Und sagt: Das bayrische Programm
Beziehungsweise das Menü
Hat meine stärkre Sympathie.

Wieso? warum? Ls schweigt der Lsser
Und denkt: Bekömmlicher deucht mir
Lin gutes Beeffteak unterm Messer
Uls ein Stück Bein auf dem Papier.

Drum, Bruder Bayer, sieh nicht schief -
Das Recht ist halt sehr relativ. pan.

Lieber Jacob!

Zu unsere beliebtesten Mitbirjer jeheeren
schon feit de Zeit Albrechts des Bären de
Berliner Hausbesitzer. Jeder Berliner is von
de Nitzlichleit dieser Bevölkerungsklasse uffs
tiefste ieberzogen, un jeden Monats- un Quar-
talsersten sejent er se mit'n stilles Dankjebet,
an jeden Kindijungstermin aber erkennt er
mit Jrausen ihre Macht un Herrlichkeit.

Besonders in de jetzije jroße Zeit haben de
Berliner Hausbesitzer et wieder mal jroßartig
'raus jehabt, sich bei de iebrije Masse der Be-
völkerung beliebt zu machen. Indem det se
nämlich als Volkserzieher ufftreten un de Men-
schen erstensdcnan jeweehne»,'u sittliches Leben
zu fiehren un nich zu ville Kinder zu kriejen,
un zweetens wal uff ihren Stand zu halten
un sich nich wegzuwerfen un keenen unbemit-
telten Kriejer nich zu heiraten un so. Denn
Familjen mit Kindersejen werden von de Ber-
liner Hausbesitzer jetz bloß in eißersten Not-
fall, Kriejerfrauen ohne Vermeejensverhältnisse
aber ieberhaupt »ich als Mieter uffjenommen.

Sonne ehr- un pflichtverjessene Jndevidijums
können eenfach in't Asyl for Obdachlose oder
uff de Straße kampieren!'

Aber ooch de immer mehr ieberhandneh-
mende Böllerei und Jenußsucht wußten de
Berliner Hausbesitzer uff enerjische Weise ent-
jejenzutreten. Se sagten sich eenfach: wer sein
janzes Jeld seinen Hauswirt als Miete blechen
muß, den fehlen de Mittel zum sindhasten
Bummeln, Schwiemeln, Schlemmen un Pras-
sen. Un nach dieses Sittlichkeitsjebot handel-
ten se denn.

Alle juten Taten werden bekanntlich von
Himmel jesejent, un deswejen wird sich ooch
keener nich drieber wundern, det de Berliner
Hausbesitzer for die knollijen Woltateu, die se
de Alljemeenheit erweisen, ihren Lohn bekom-
men. Se fiehren '» Leben wie de Laus in 'n
Schorf un haben man bloß dem eenzigsten
Wunsch, det der sejensreiche Krieg noch ville -
ville Jahre dauern möchte, damit se ihre Gott
wohljefällije un ooch sonst rentable Wirksam-
keit noch recht lange vollfiehren können.

De Berliner aber sind nich mit Unrecht stolz
uff ihre Hausbesitzer, in die se det eenzigste
nazjonale Produkt verehren, for det noch keen
Surrojat nich erfunden is. Denn wenn ooch
unsere Ersatzmittelindustrie in de vier Kriegs-
jahre de jlorreichsteu Fortschritte jemacht hat:
so ville Deibelsdreck un Kohlrieben se ooch
zusammenriehren mag: die Mischung kriegt
se nich 'raus! Denn dieser Ede-ljbwächse je-
deiht bloß in natierlichen Zustand uff den je-
sejenten Boden der deitschen Reichshauptstadt!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an'n Jörlitzer Bahnhof jteich links.

RcdaktwuSIchUw 19. August 191«.
 
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