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Das gleiche Wahlrecht muß es sein!
Wie lang an unsrem guten Recht
ihr wohl noch drückt und zwackt und bohrt,
in euren Dunkelkammern noch
geschäftig hin und her rumort?
Was soll das oft gelungene Spiel?
Wir raten: Seid auf eurer Hut!
Sind wir zum Sterben nicht zu schlecht,
dann sind wir auch zum Wählen gut!
In grauen' Zeiten ging der Spruch:
Man deutle nicht an Königs Wort.
Ihr biegt die klare Botschaft um
und treibt mit dem Versprechen Sport.
Die Herren war't ihr allzulang.
Nun rollt das Rad aus eurer Hand.
Greift länger in die Speichen nicht!
Schon grollt es dumpf im ganzen Land.
Ihr haltet doch den Tag nicht auf,
der uns gewiß verheißen ist,
wo eines Rechts das ganze Volk
die Fahne seines Sieges hißt.
Und ob ihr handelt, feilscht und prellt,
ihr fädelt es doch nicht so fein.
Die alte Knechtszeit ist vorbei.
Das gleiche Wahlrecht muß es sein! K.B.
Nikita und Peter in Paris.
„Wir bitten um eine milde Gabe, — die Entente
hat uns ruiniert."
Kölner Ballade.
Ein Erzbischof und Kardinal
Zog aus der Scheide seinen Stahl;
Er schwang ihn in den Lüste».
Er sprach: „Ich bleib' kein Friedenschrist,
Wo alles rings verpestet ist
Von Gas- und Pulverdüsten.
„Arbeiter, stoß ich vor den Bauch,
Die, schwer berauscht vom Freiheitshauch,
Ein gleiches Wahlrecht wollen.
And wer nicht geht i» meinem Schritt,
Dem widme ich 'nen kräfk'gen Tritt
Mit Zürnen und mit Grollen."
... Zum Kölner Erzbischofspalast
Kam in der Nacht ein fremder Gast
In härenem Gewände.
Der sprach: „Ich bin Lerr Jesu Christ,
Des Diener du vor allem bist.
And bin — aus armem Stande.
„And lebt ich heut im Lande hier.
War ich wie Zöllner, Sünder schier
Vom Rechte-ausgeschlossen.
Ward das der Kirche Ideal?"
Der Erzbischof und Kardinal
Erwachte schweißbegossen. . . . P. E.
„Watt hett hei seggt?"
Von Franz Laufkötkcr.
Jetzt hat er es zum Leiter eines großen
gewerblichen Unternehmens gebracht, damals
war er noch Volksschullehrer in Schleswig-
Hotstein.
Eines Tages befand er sich während der
Ferien mit mehreren Kollegen in seinem Hei-
matsdorfe. Die Gesellschaft saß im Wirtshause
und sang lustige Lieder. Als die Stimmung
.immer höher stieg, kletterte er auf einen Stuhl
und trug den anwesende» Bauern Gedichte
vor. Ziemlich staatsgefährliche Gedichte, von
Heinrich Heine und andern bei der hohen
Regierung unbeliebten Poeten. Besonders ge-
fielen den Bauern Verse aus den Liedern des
Mirza-Schaffy von Bodenstedt, in denen der
Perserschah verulkt wird.
Es wurde recht gemütlich und eine Runde
Grog folgte der andern. Unglücklicherweise
war unter den Zuhörery auch ein ortsfremder
Reiseonkel, dessen patriotisches Empfinden
verletzt ivurde. Sittlich entrüstet verließ er
den Dorfkrug und erstattete Anzeige bei der
Behörde. Die Folge war, daß gegen den Lehrer
eine Untersuchung eingeleitet wurde ivegen
Bekundung einer staatsgefährlichen Gesin-
nung.
Der alte Amtsvogt sollte die Bauern, die
im Kruge anwesend gewesen waren, über das,
was sie gehört hatten, dienstlich vernehmen.
„Watt hett hei seggt?" fragte er den ersten
Bauern. „Ick heww nix heurt," antwortete
der, „un dat, watt ick heurt heww, heww ick
nich verstahn." Der Beamte drang schärfer
auf ihn ein, aber er erhielt nur die Antwort:
„Ick heww nix heurt!" und auch die Folgen-
den beteuerten, sie hätten nichts gehört. Der
eine war gerade draußen gewesen, ein anderer
hatte sich gerade mit seinem Nachbar was er-
zählt, und ein anderer verstand nicht recht
Hochdeutsch.
Als die Bauern so schmählich versagten,
wandte sich der Vogt an den Ortsvorsteher
Henning Petersen,, einen aufgeweckten Bauern.
„Sie sind der Gescheidteste von allen, Henning
Petersen," sagte er, „Sie habe» sicherlich was
gehört und Sie haben es auch verstanden."
Henning Petersen schaute den Fragenden treu-
herzig an und antwortete: „Jo, ick heww
watt heurt." Der Beamte strahlte vor Be-
friedigung: „Sehen Sie, so ist's recht! Das
habe ich gleich gewußt. Nun, was hat er denn
gesagt?" — „Datt segg ick nich!" — „Sie
müssen es sagen!" — „Mutt ick et seggen.?"
„Natürlich müssen Sie es sagen. Heraus
damit. Watt hett hei seggt?" Henning Petersen
sann eine Weile nach und machte ein Gesicht,
als ob er einen inner» Kampf ausfechte.
„Wenn ick et denn seggen soll, hei hett seggt:
„Kräuger, brink uns noch 'ne Runde
Grog!"
Die Bauern brache» in ein lautes Gelächter
aus, auch der Amtsvogt mußte lachen. Er
schüttelte den Kopf und entließ die Zeugen.
Die peinliche Untersuchung wurde niederge-
schlagen.
<3? <3?
300000 Rinder.
Nach Angabe des Ilricgsernährungsamts wurden im letzte»
Vierteljahr 300000 Rinder heimlich geschlachtet.
vrcimalhunderttausend Kinder
Namen einstmals auf die lvelt —
Uber keines dieser fetten Kinder
war für unsereins bestellt.
Ulles war mit Blindheit wohl geschlagen.
Keiner sah sie, weder Weib noch Mann.
Dunkel bleibt es, wo sich so viel Kindvieh
wohl bei uns verstecken kann.
Und es sprach kjerr Waldow, dieser Kluge:
„Liebe Leute, regt euch ab!
Venn bedenkt: ein jedes dieser Kinder
Fand ein deutsches Magen-Grab.
„Selbstmord hat ja keines wohl begangen.
Seid nicht dumm wie Bohnenstroh!
Faktuni ist: man speiste sie behaglich —
Und egal ist schließlich, wo!!!
„vie Behörde ist unschuldig, wenn sie
Fremden zugelaufen sind,
Trotzend unser» schönen Paragraphen,
Venn — ein Kindvieh bleibt ein Kind!" E.
Das gleiche Wahlrecht muß es sein!
Wie lang an unsrem guten Recht
ihr wohl noch drückt und zwackt und bohrt,
in euren Dunkelkammern noch
geschäftig hin und her rumort?
Was soll das oft gelungene Spiel?
Wir raten: Seid auf eurer Hut!
Sind wir zum Sterben nicht zu schlecht,
dann sind wir auch zum Wählen gut!
In grauen' Zeiten ging der Spruch:
Man deutle nicht an Königs Wort.
Ihr biegt die klare Botschaft um
und treibt mit dem Versprechen Sport.
Die Herren war't ihr allzulang.
Nun rollt das Rad aus eurer Hand.
Greift länger in die Speichen nicht!
Schon grollt es dumpf im ganzen Land.
Ihr haltet doch den Tag nicht auf,
der uns gewiß verheißen ist,
wo eines Rechts das ganze Volk
die Fahne seines Sieges hißt.
Und ob ihr handelt, feilscht und prellt,
ihr fädelt es doch nicht so fein.
Die alte Knechtszeit ist vorbei.
Das gleiche Wahlrecht muß es sein! K.B.
Nikita und Peter in Paris.
„Wir bitten um eine milde Gabe, — die Entente
hat uns ruiniert."
Kölner Ballade.
Ein Erzbischof und Kardinal
Zog aus der Scheide seinen Stahl;
Er schwang ihn in den Lüste».
Er sprach: „Ich bleib' kein Friedenschrist,
Wo alles rings verpestet ist
Von Gas- und Pulverdüsten.
„Arbeiter, stoß ich vor den Bauch,
Die, schwer berauscht vom Freiheitshauch,
Ein gleiches Wahlrecht wollen.
And wer nicht geht i» meinem Schritt,
Dem widme ich 'nen kräfk'gen Tritt
Mit Zürnen und mit Grollen."
... Zum Kölner Erzbischofspalast
Kam in der Nacht ein fremder Gast
In härenem Gewände.
Der sprach: „Ich bin Lerr Jesu Christ,
Des Diener du vor allem bist.
And bin — aus armem Stande.
„And lebt ich heut im Lande hier.
War ich wie Zöllner, Sünder schier
Vom Rechte-ausgeschlossen.
Ward das der Kirche Ideal?"
Der Erzbischof und Kardinal
Erwachte schweißbegossen. . . . P. E.
„Watt hett hei seggt?"
Von Franz Laufkötkcr.
Jetzt hat er es zum Leiter eines großen
gewerblichen Unternehmens gebracht, damals
war er noch Volksschullehrer in Schleswig-
Hotstein.
Eines Tages befand er sich während der
Ferien mit mehreren Kollegen in seinem Hei-
matsdorfe. Die Gesellschaft saß im Wirtshause
und sang lustige Lieder. Als die Stimmung
.immer höher stieg, kletterte er auf einen Stuhl
und trug den anwesende» Bauern Gedichte
vor. Ziemlich staatsgefährliche Gedichte, von
Heinrich Heine und andern bei der hohen
Regierung unbeliebten Poeten. Besonders ge-
fielen den Bauern Verse aus den Liedern des
Mirza-Schaffy von Bodenstedt, in denen der
Perserschah verulkt wird.
Es wurde recht gemütlich und eine Runde
Grog folgte der andern. Unglücklicherweise
war unter den Zuhörery auch ein ortsfremder
Reiseonkel, dessen patriotisches Empfinden
verletzt ivurde. Sittlich entrüstet verließ er
den Dorfkrug und erstattete Anzeige bei der
Behörde. Die Folge war, daß gegen den Lehrer
eine Untersuchung eingeleitet wurde ivegen
Bekundung einer staatsgefährlichen Gesin-
nung.
Der alte Amtsvogt sollte die Bauern, die
im Kruge anwesend gewesen waren, über das,
was sie gehört hatten, dienstlich vernehmen.
„Watt hett hei seggt?" fragte er den ersten
Bauern. „Ick heww nix heurt," antwortete
der, „un dat, watt ick heurt heww, heww ick
nich verstahn." Der Beamte drang schärfer
auf ihn ein, aber er erhielt nur die Antwort:
„Ick heww nix heurt!" und auch die Folgen-
den beteuerten, sie hätten nichts gehört. Der
eine war gerade draußen gewesen, ein anderer
hatte sich gerade mit seinem Nachbar was er-
zählt, und ein anderer verstand nicht recht
Hochdeutsch.
Als die Bauern so schmählich versagten,
wandte sich der Vogt an den Ortsvorsteher
Henning Petersen,, einen aufgeweckten Bauern.
„Sie sind der Gescheidteste von allen, Henning
Petersen," sagte er, „Sie habe» sicherlich was
gehört und Sie haben es auch verstanden."
Henning Petersen schaute den Fragenden treu-
herzig an und antwortete: „Jo, ick heww
watt heurt." Der Beamte strahlte vor Be-
friedigung: „Sehen Sie, so ist's recht! Das
habe ich gleich gewußt. Nun, was hat er denn
gesagt?" — „Datt segg ick nich!" — „Sie
müssen es sagen!" — „Mutt ick et seggen.?"
„Natürlich müssen Sie es sagen. Heraus
damit. Watt hett hei seggt?" Henning Petersen
sann eine Weile nach und machte ein Gesicht,
als ob er einen inner» Kampf ausfechte.
„Wenn ick et denn seggen soll, hei hett seggt:
„Kräuger, brink uns noch 'ne Runde
Grog!"
Die Bauern brache» in ein lautes Gelächter
aus, auch der Amtsvogt mußte lachen. Er
schüttelte den Kopf und entließ die Zeugen.
Die peinliche Untersuchung wurde niederge-
schlagen.
<3? <3?
300000 Rinder.
Nach Angabe des Ilricgsernährungsamts wurden im letzte»
Vierteljahr 300000 Rinder heimlich geschlachtet.
vrcimalhunderttausend Kinder
Namen einstmals auf die lvelt —
Uber keines dieser fetten Kinder
war für unsereins bestellt.
Ulles war mit Blindheit wohl geschlagen.
Keiner sah sie, weder Weib noch Mann.
Dunkel bleibt es, wo sich so viel Kindvieh
wohl bei uns verstecken kann.
Und es sprach kjerr Waldow, dieser Kluge:
„Liebe Leute, regt euch ab!
Venn bedenkt: ein jedes dieser Kinder
Fand ein deutsches Magen-Grab.
„Selbstmord hat ja keines wohl begangen.
Seid nicht dumm wie Bohnenstroh!
Faktuni ist: man speiste sie behaglich —
Und egal ist schließlich, wo!!!
„vie Behörde ist unschuldig, wenn sie
Fremden zugelaufen sind,
Trotzend unser» schönen Paragraphen,
Venn — ein Kindvieh bleibt ein Kind!" E.