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9582

Mpreußischer Schwanengesang.

Krei nach öer „Kreuz-Zeitung".

Schwarzweiße Brüder ihr, mit Peitsche und Stulpenstiebel,
Weint! Denn die Zeit brennt uns als wie eine Zwiebel.
Lasset rinnen öie Gräne vom Backen so kugelrund
Nieder auf eurer Klitsche goldgesegneten Grund.

Beuget das Haupt mit der Kappe, der hoffnungsgrünen,
Senkt sie zu Boden, die Kugen, die ehmals so kühnen,

Daß ihr vor Schrecken nicht stürzt und wie Efel ergraut,
Wenn ihr die Wahrheit, die krasse, unglaubliche, schaut:

Unsre Domäne, die Zührung des Reichs und der Staaten,
Kiel in die Hand öer Krapüle, der Demokraten.

Schaudernd erblickt ihr dort oben im neuen Gespann
Philipp den Roten als Exzellenz Scheidemann!

Weint! Schlagt vors Kntlitz öie aristokratischen Hände?

Denn mit Preußen, mit Preußen geht's nun zu Ende.

Rinnet, ihr Gränen! Zeigt, wie das Herz uns zerreißt!

Grauert ihr Harfen um den altpreußifchen Geist.

Schwarzweiße Brüder ihr! Muß es denn also geschehen,

Lasset die Hoffnung doch, lasset sie heimlich bestehen:

Daß, wenn man Preußen dort oben gleichmütig begräbt,

Doch hier sein Zunker, sein herrlicher Zunler noch lebt.

Er, der Erzeuger vom Schinken, vom Speck und vom Schmalze,
Niedergequetscht von der demokratischen Walze,

Richtet sich wieder einst auf gewaltig und prompt...

Notabene: wenn es nicht anders kommt. ' pan.

Neue Aufgabe.

Graf Rödern sucht mit der Wünschelrute nach
neuen Steuern.

Der neue Schmied.

Am deutschen Amboß steht ein Schmied,
Ein Schmied mit starken Lände».

Es zittert jeder Störenfried:

Sein Laubwerk muß nun enden.

Schmied Volk schlägt gut —

Seid guter Lut!

Er wird das Werk vollenden.

Gar jung und wacker ist der Schmied,

Er ist gewöhnt ans Schaffen.

Es merken bald den Unterschied
Die Lassen und Schlaraffen.

Der Lämmer hallt —

Er schmiedet bald

Der Freiheit heil'ge Waffen.

Wie hoffnungsfroh sein Lied erklingt
And wie die Funken sprühen!

Wir wissen es: sein Werk gelingt —

Die Eisen röter glühen.

Schmied Volk, schlag' zu.

Bis Friedens Ruh'

Dir lohne alle Mühen! P, s.

Völkerbündnisse.

Bündnisse zwischen Völkern werden gewöhn-
lich „für ewige Zeiten" geschlossen darum
halten sie unter Umständen auch von '12 bis
Mittag. «

Je heißer die Versicherungen innigster
Freundschaft und völliger Übereinstimmung
eines Vertragschließenden sind, desto vorsich-
tiger sollte die Gegenpartei sein. Bei zuviel
Wärme verdunsten sie meistens.

Bei Bündnissen sind immer zwei Personen
maßgebend und Millionen stehen Pate. Ach'
wen» die Millionen Bündnisse schließen wür-
den, hätten die beiden nichts zu sagen!

Am liebsten würden die Unterschriften der
Völkerverträge mit Bleistift vollzogen. Dann
könnte man sie leichter wegradieren. Ein Spaß-
vogel meinte: da die Verträge immer int Zei-
chen aufrichtiger Sympathie stehen, wäre die
sogenannte Sympalhietinte angebracht.

Einen Fetzen Papier hat man die Verträge
genannt. Wie wär's also mit einem guten
ehrlichen Handschlag? Aber soweit kommen die
maßgebenden Persönlichkeiten einander leider
nicht nahe. .

Wenn erst Weltfiieden ist, gibt es nur einen
einzigen Vertrag: den Weltfriedensvertrag.
Das gibt ein Festessen für die Ausleger! Wenn
sie sich darüber nur nicht wieder in die Haare
kriegen. ... P R.

Die bulgarische Komödie.

Lin veitrag zur Naturgeschichte unserer „Bssiziäsen".

Gar lustig waren die Gsfiziösen - bei dem
bulgarischen kibfall zu lesen; - sie waren so
schlau, wie sie je gewesen.

Sic drückten dem voll, die Uugen zu - und
murmelten: „Schlaf in guter k!uh', — du ah-
nungsloser Engel, du!"

Sie deckten ängstlich den Schimmer des Lichts
— und stammelten dabei dummen Gesichts:
„Mein Name ist stase, ich weiß von nichts."

Und als es nichts mehr zu vertuschen gab, -
da schnitten sie mit der Schere, schwapp, - den
Schwanz dem stunde - stückweise ab.

Und Michel, das gute, geduldige Ivesen, —
bekam im Sonntagsblatt zu lesen, — was drun-
ten am Donnerstag los gewesen. . . .

Uns diesem Blatt hat von den Gefahren, —
die unser harren im Land der Bulgaren, — es
dann auch . . . unser Gesandter erfahren!

Der schickte schnell nach Sofia ein Schreiben, —
vergnüglich sah die Entente dies Treiben: - „Ihr
Leutchen gefallt uns! Ihr könnt so bleiben!!"

3m Zoo.

Mutter: Sieh, mein Junge, das ist der
Tiger, ein recht böses Raubtier.

Söhnchen: Aber noch lange nicht das
schlimmste!

Mutter: Wiefo?

Söhnchen: Der Herr Lehrer meinte neu-
lich, die schlimmsten Raubtiere seien heute
die zweibeinigen.___

Haß dem Haß!

Volk bleib' wach!

Tag für Tag,

Bluten die Brüder hüben und drüben,
Brüder sind es, sie sollten sich lieben.

Brüder erschlagen den Bruder, o Not!
Brüder! Nun schlagt nicht die Liebe noch tot!
Kann die Gewalt unsre Hände zwingen,

Soll sie doch niemals zum Herzen dringen.
Brüder bleibt wach!

Bolk, wer lehrt.

Wer begehrt.

Blutigen Haß der Nationen?

Müßt ihr nicht alle im Zwange fronen?

Sind wir nicht alle in einem vereint?

Haben wir alle nicht einen Feind?

Wer hier will uns zum Hassen bekehren.
Unserem Herzen das Lieben verwehren?

Wir sind wach!

Wasfenklang,

Haßgesang

Kann wohl die werbende Liebe verhöhnen.
Niemals die Herzen der Liebe entwöhnen,
Kamerad, mir deine Hand!

Immer schon haben wir eins nur gekannt:
Nie soll der Hatz unsre Herzen betören.

Wir woll'n der Menschheit, der Liebe gehören.
Herz bleibe wach! Paul Franz Zairenttn.
 
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