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9591

Die Ratten verlassen das Sdiiss.

jS'i'cuubc in bei' 'Jfot
Gehen tausend auf ein Lot.

<ss ftobelfpäne.

Der Schlot- und Schwerteradel kommt
Als Vaterlandes Hort,

Abzug! ertönt es allerseits,

Das Volk hat jetzt das Wort!

Ihr habt es lang genug genarrt,

Drum packt euch schleunigst fort,

Es schwillt der Grimm von unten auf,
Das Volk hat jetzt das Wort!

Nur Lug und Trug war euer Werk,
Ihr triebt es ja als Sport,

Nun ist der Hafen übervoll.

Das Volk hat jetzt das Wort!

Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen, so denken auch die
Dänen und fordern nach dem Prager Friedensvertrag die Abtretung
von Nordschleswig an Dänemark. Da sich in einer Gebirgsgegend
Spaniens noch einige ©neuen ans der Völkerwanderung erhalten haben,
besonders kenntlich,an dem von ihnen erzeugten sauren Wein, so steht
zu erwarten, daß auch sie den Anschluß an Württemberg fordern werden.

O du mein Österreich, Und nun fällt Blatt um Blatt

Du sahst dem Krautkopf gleich: Ab von dem Kraulkopf glatt,

Äußerlich kugelrund. Bleibt nur der Butzen noch,

Innerlich ungesund. Eh ihn wer niag.

Meine Olle hat immer jefagt, det mit die Terke» »ich viel Staat
zn machen is. Un se hat recht. Ob dieser Staat noch die 60 Mil-
lionen Mark Jold wert is, die wir in die letzten Tage berappt haben,
bleibt det Jeheimnis der Joldankaufsstelle.

Dein getreuer Säge, Schreiner.

Konservatives Klagelied.

o

Das mag ein andrer fassen —

Mein Äirn begreifl's nicht mehr!

Es wäre fast zum Lachen,

Wenn's nicht so furchtbar war':

Der Michel — hat man Worte! —
Frech, ohne Scham und Scheu,

Schuf sich ein Ministerium — —

And ich war nicht dabei!

Ich, der mit festem Griffe,

Die Knute in der Land,

Bis hierher hat getrieben
Das deutsche Vaterland,

Ich, der zum Lerrn geboren
And Lerrscher dieser Welt,

Ich ward, als war' ich gar nicht da.
Lohnlächelnd kalt gestellt.

Die Ehren und die Pfründen
Gehörten mir allein.

Des Staates vollste Krippen
And Tröge waren mein;

And ich erlauchter Fresser
Ward' völlig formlos jetzt
Mit einen: Tritt aufs Liuterkeil —
Schwupp, vor die Tür gesetzt!

Rur ein Gedanke tröstet
Den gramumflorten Sinn:

Zwar stehn noch rings die Tröge,

Doch ist nichts mehr darin!

So grüßt in allem Elend
Mich doch ein Sonnenblick:

Denn wo es nichts zu raffen gibt.
Da steh' ich gern zurück! Sulla.

Links antreten!

Mit einem höheren Militär kam ein Zivilist
ins Gespräch. „Ja ja, mein Bester!" sagte der
letztere. „Jetzt wird links angetreten!"

„Alte Geschichte!" näselte jener zurück. „Zivil
hinkt immer nach."

Lieber Jacob!

Also det war jetz in die musikalesche Zeit,
wo de Noten zwischen Deilschland un Amerika
jeden zweeten Dag hin un her flogen, nn ick
jehe in hohe pollitesche Jedanken bejriffen de
Skalitzer Straße lang. Da steeßt mir pletzlich
mein Freinv Edeward uff, hält mir an Rock-
kragen fest un bricht in de schmerzlichen Worte
aus: „Menschenskind, is det 'ne lausije Zeit!
Un keen Insektenpulver nirgends!" Ick stimme
ihn tiefemfunden bei un sage: „Un man weeß
nie, wat nich noch allens kommen kann!"
„Jawo'll," entjejent er, „eenen Dag sieht der
Zustand so aus un dem andern schon wie-
der anders." „Ne janz unheimliche Schose,"
erjänze ick seine pollitesche Jesamtuffasfung,
„wenn man jloobt, nu is et endlich jnt un in
Ordnung, denn is uff eenmal Zappen ab un
Essig vor immer." „Un dajejen hilft nischt,"siegt
Edeward seifzend hinzu, „man kann machen,
wat man will: ooch det kliegste Verfahren jibt
keene Sicherheit nich. Der Schluß is '» all-
jemeener totaler Zusammenbruch." „In Öster-
reich scheint et tatsächlich so weit zu sind,"
sage ick. „Bei uns ooch," meent er. „Nee,"
entjejne ick, „hier sind de Ernährnngsverhält-
nisse doch noch nich so bedrohlich wie in de
vereinigt jewesene Donaumonarchie, un det
hält de Menschen noch '» bisken uffrechter."
„Stimmt," sagt Edeward, „der Magen spielt

bei die janze Sache 'ne maßjebende Rolle."
„Wat mir besonders bedrückt," fahre ick fort,
„is de unleigbare Tatsache, det det Schicksal
von Milljonen in de Hand von een eenzijes
Wesen liegt." „Jolthilf, erbarme dir! Du bist
woll zu de Heilsarmee abjeschwenkt?" ruft
Edeward erstaunt. „Billeicht werden wir am
Ende ooch noch diese Vermitllungsinstanz neetig
haben," murmele ick duster. „Man kann sich
wirklich nich wundern," eißert Edeward, „wenn
in't unjebildete Volk allerhand aberjleibische
Jerichle verbreitet iverden un wenn se sich
heimlich zuflistern, et steche eejenllich janz wat
anderes hinter." „Quatsch mit Soße," suche
ick ihm zu belehren, „wir haben jetz '»e effent-
liche Diplomatie, da kann nischt heimlich un
verborje» bleiben!" „Diplomatie?" fragt Ede-
ward, „ick verlasse mir mehr uff de Millei-
lungen der Alljemeenen Ortskrankenkasse!"
„Ortskrankenkasse!" drille ick, „ja, von wat
redste denn eejentlich?" „Von wat ick rede?"
entjejent er, „na, von det, ivovon jetz de janze
Welt red't: von de Jrippe!" „Schafskopp,"
sage ick, „un ick rede von de pollitesche
Lage!" „Ochse," entjejent er, „det hättste mir
doch jleich sagen kennen!"

Damit schieden wir in Unfrieden. Aber wie
ick mir drei Dage später eijenhändig an de
Jrippe langlegte, habe ick Edeward'n im stillen
abjebeten. Menschenskind, ick sage Dir/det is
'ne Sache, von die sich wahrhaftig zu reden
lohnt! Der Husten un der Brummschädel un
die Schwitze kennen sojar mit de jetzije polli-
tesche Lage dem kiehnsten Verjleich aushalten!

Womit ick verbteibe mit ville Jrieße Dem
jetreier Jolthilf Rauke,

an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Redakttonsschlub 28. Oktober 1918.
 
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