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9595

Eisen, Erde,Menschenleiber
— alles wirbelte in fürchter-
lichem Durcheinander in die
Luft. „Gasmasken vor!"
schrie eine ferne Stimme.

Der Teufel hatte den Ge-
heimratschon auf den Rücken
genommen und trug ihn
wieder über das freie Land,
das im friedlichen Schein
der Sterne dalag. „Wo willst
du noch hin?" fragte er.

„Das warja fürchterlich,"
stöhnte der alte Herr. „Ob
sie wohl alle tot sind?"

„So sterben täglich viele
Tausende," entgegnete der
Teufel. „Willst du noch
irgendwo hin?"

„Ja. Bring mich zu un-
seren Tauchboothelden!"

Schnell ging der Flug da-
hin, bis das Rauschen von
Wellen das nahe Meer an-
zeigte. Dann setzte derTeufel
ihn vorsichtig auf einen ei-
sernen Boden hin, hob das
Dach des Tauchboots und
ließ ihn hineinblicken.

Drinnen standen die Ma-
trosen an den Maschinen,
an den Ausguck- und den
Lanzierrohren. Eine uner-
trägliche Luft, geschwängert
von Ausdünstungen, Ol-
und Fettgerüchen, quoll ihm
entgegen.

„Zwei Jahre fahre ich
nun in dem verwünschten
Eisenkasten," sagte einer.

„Und bis heute habe ich
noch kein Schiff gesehen.

Rur immer die schwarzen Wände, wo man
immer meint, man müsse ersticken."

Ein anderer sagte: „Ich habe paar Male
am Ausguck Handelsschiffe, von unseren Tor-
pedos getroffen, sinken sehen. Aber ich kann
dir sagen: ich habe säst weinen müssen, wenn
so ein schönes, flottes Schiff versank. Junge,
Junge, wenn du von der Wasserkante wärst,
würdest du mich begreifen. Ach, wie lange
wird das noch dauern, bis man wieder die
Planken von solchem hübschen Handelsschiff
unter den Beinen hat!"

Der Geheimrat winkte seinem Führer zu
und die Decke schloß sich wieder. „Bring mich
zur Heimat zurück!" befahl es tonlos.

Als sie sich über einer großen Stadl an der
Grenze befanden, bat er, ihn irgendwo hinein-
blicken zu lassen. Nur wenige, vereinzelte

Krieg und Frieden.

Es ist genug!

Lichter — und auch diese waren halb ver-
hüllt und verhängt — schimmerten durch die
Dunkelheit.

Der Geheimrat blickte in eine gemütlich möb
lierte Wohnung. Eine junge Frau saß da und
weinte in fassungslosem Schmerz. Nun fuhr sie
auf. Es hatte geklopft und ein Mann brachte
zwei schwarze Holzkästen herein.

„Hier sind die Kindersürge," sagte er.

„Was ist das?" stammelte darauf der Ge-
heimrat.

„Höre nur!"

Die Frau nahm die Decke über dem Bett
ab. Zwei Kinder lagen da, mit deutlichen
schweren Verletzungen. „Alle beide von der-
selben Fliegerbombe getroffen," sagte sie leise.
„O, dieser Krieg, dieser fürchterliche Krieg!"
Und schluchzend brach sie zusammen.

„Führe mich fort!" bat
der Geheimrat. Das Dach
senkte sich wieder und sie
flogen von dannen, nach
der Mitte des Reichs zu,
wo er wohnte.

„Kann ich nun gehen?"
sagte der Teufel. „Oder
willst du noch mehr sehen?"

„Nein, es war genug.
Es war mehr als genug.
Fliegst du jetzt zu den
Deinen zurück?"

„Ja, ich habe es eilig,
um noch zu der Trauer-
versammlung zurecht zu
kommen."

„Was für eine Trauerver-
sammlung? Worüber trau-
ert die Hölle denn?"

„Über den sterbenden
Krieg!" Der Teufel wischte
sich eine Träne aus dem
Auge. „Es war die Zeit, wo
alle bösen Lüste im Men-
schen losgelassen waren wie
ausgebrocheneKettenhunde.
Nun kommt der Friede, der
die bösen Hunde wieder ein-
sperrt. Sollten wir da nicht
trauern?" Und er flog auf
seinen schwarzen Fleder-
mausflügeln davon.

Gedankenvoll sah der Ge-
heimrat ihm nach. Er hat
ihn übrigens nie wieder be-
müht. Denn es ist doch
manchmal besser, die wahre
Meinung der Mitmenschen
nicht zu wissen. . . .

99

Die Konservativen.

(Es kamen die Konservativen stets - einen
p. Mag zu spät.- Sie lesen die Wegweiser nicht
am Pfad; —drum kommen sie stets in unserm
Staat - einen posttag zu spät.

Nus deutsch heißt eben „konservativ": — einen
posttag zu spät. — vrum ist umsonst ihr Regie-
rungs-Genie; - auch Preußens Wahlrecht brach-
ten sie - einen posttag zu spät.

Sie entdeckten ihre Liebe zum Volk - einen
posttag zu spät. - Sie kamen, in der Tasche
die Zaust; - sie kamen, als aller Sturm ver-
braust, - einen posttag zu spät.

(Es lacht das Volk: „was wollt ihr nun, -
einen posttag zu spät? - Gut gibt, wer schnell
gibt, ohn' Verdruß, - und nicht erst, wenn er
soll und muß — einen Posttag zu spät!" E.

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