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10670

Mussolini und Aompanie

Mussolini und Genossen
Zogen aus gestohlnen Rossen
In die stolze Roma ein,

Schwarz das Hemd und schwarz die Seele,
Groff der Mund und seucht die Kehle.
Ein gepumpter Heil'genschern
Schwebt' um die Abruzzenköpfe
Dieser Tröpfe.

Mussolini und Genossen
wetterten wie Hagelschloffen
Aeber das verblüffte Land.

Alle Ordnung ging psräutti,
Sozialismus ist oaputti,

Alles ist aus Rand und Band.

Jetzt regiert nur noch der Sabel
And der Schnabel.

Mussolini hat Genossen
Auch bei uns. Viel Wunsche sprossen
Aach des Räuberhauptmanns putsch.
Ihre seiften Wangen glühen.

Ihren Weizen voller blühen
Sehn sie, wenn die Ruhe sutsch.
Jubelnd feiern die Kapxisten
Die Faszisten.

Mussolini und Genossen
Allzusehr ins Kraut schon schossen.
Denn das putfcheln ist beliebt.

Und die „nationalen" Geister
warten nur aus ihren Meister,

Der die Sache richtig schiebt.

Volk, paff aus! And sei ein Hüter
Deiner Güter!! Der wahre Jacob

Ein Blumenstrauß für Laus Doorn.

Hungernde Kinder in Deutschland weinten
Tränen.

„Das sind Freudentränen," sagte Wilhelm
und stülpte seiner Hermine das Millionen-
diadem auf.

■jlf

Polterabend.

„Ein Scherbenhaufen liegt vor unserer Tür,"
sagte Hermine, „so groß, wie ihn noch kein
Brautpaar gehabt hat!"

„Ach, laß doch die dumme Politik," sagte
Wilhelm zärtlich. ^

Der Hofprediger war um den Trautext ver-
legen. Abgelehnt wurde Sirach 25, 6: „Q wie
fein ist eS, wenn die grauen Häupter weise
und die Alten klug!" Sirach 51, 29: „Meinem
Herzen verlangte nach ihr, und ich kriegte einen
guten Schatz" gefiel zwar, aber dann wählte
man, sozusagen als zarte Aufforderung an den
Bund der Aufrechten, Rönier 14,16 Schaffet,
daß euer Schatz nicht verlästert werde!" W.

Das Faszistenhemd

Mussolini hat der Frau Jtalia das schwarze
Hemd der Faszisten angezogen — eine Farbe,
die sonst nur bei Leichenbegängnissen getragen
wird und nicht bei politischen Geburten.

Es handelt sich nun darum, ein internatio-
nales Hemd zu erfinden, das alle Nationa-
listen befriedigt, vor allem die Damen Hun-
garia, Bavaria, Borussia. Einigkeit besteht zu-
nächst nur über das Weiß, weil es die Farbe
der Unschuld ist. Selbst Frau Bavaria be-
teuert ihre absolute Unschuld bis zur letzten
Nebenniere.

Auf das Blau möchte sie nicht verzichten,
weil es symbolisch den wolkenlosen politischen
Orgeschhimmel andeutet, während Frau Hun-
garia die Situation der internationalen Faszi-
sten ebenfalls optimistisch, aber mit hoffnungs-
grünen Augen betrachtet.

Wir haben einen gewiegten Politiker um
seine Meinung gebeten. Der ist dafür, daß alle
Farben hineinkommen, „wie es sich für ein
Harlekinhemd gehört" — ein Vorschlag, der
nicht ernst zu nehmen ist, weil die Faszisten
bekanntlich keinen Spaß verstehen. 8cc.

Letzte Lilfe bei ünglücksfällen

Meinen Nachbar, einen Sonderling, traf ich,
ivie er an einem Skelett WiederbelebuugSver
suche vornahm.

„Ein aussichtsloses Beginnen, Herr Nach
bar," sagte ich.

Er: „Wieso? Ich mache dasselbe, ivaS die
Reparationskommission inBerlin gemacht hat!"

Leißt ihn nicht reden . ..

Sofort, nachdem Graf Lerchenfeld aus der
bayrischen Regierung ausgetreten war, besuchte
ich ihn. „Weshalb nun eigentlich", fragte ich
diskret, „sind Exzellenz gegangen?"

Der Graf säuberte seine Stiefel und sagte
kein Wort.

„Exzellenz — gegen meine Verschwiegenheit
ist das Grab ein Börsensaal," ermunterte ich.

Er schwieg fortgesetzt und betrachtete nur
seine Handschuhe, ob sie noch zu tragen seien.

„Nur ein Wort der Andeutung, Exzellenz,"
bat ich.

„Bester Herr," antwortete er endlich, „wozu?
Wenn ich jetzt was sage, kriegt der ,Wahre
Jacob' sofort die bayrische Regierung auf den
Hals!"

Liebesgeplänkel

Er: „O Hermine, ineine Unvergeßliche!"
Sie: „O Wilhelm, mein Vergeßlicher!"

Des Pudels Kern

„So, .Sie getrauen sich, jede Stunde das
Amt eines Eisenbahn- oder Postministers aus-
üben zu können?"

„Natürlich! Warum sollte gerade ich die Ei-
senbahntarife oder Portosätze nicht erhöhen
können?"

Der Unentwegte

Tschitscherin und Trotzki haben erklärt, daß
Lenin 1918 entschlossen war, den Krieg fort
zusetzen, und daß er ihn nur deshalb abbrach,
weil ihm die Entente die nötige Hilfe ver-
weigerte.

Man hat bezweifelt, ob diese Erklärung sich
mit der Wahrheit decke. Ob ivahr oder nicht
wahr — jedenfalls hielt sich der Militarist
Lenin am eigenen Lande schadlos.

Klagelieb der Mark

Rchott, achott, was ist nur mit mir Krmen;
ljat niemand denn mit mir Erbarmen?
war einst so rund und fest und glatt,

Und wenn ich sprach, klang's silbern schier;
Jetzt flüstert meine Stimme matt
Und raschelt, sagt man, wie Papier.

Hab' hundert Doktoren schon konsultiert.

Sch mußte schwitzen. Man hat mich massiert;
Man hat mich geröntget, man hat mich beklopft
Und behauptete dann, ich wäre verstopft.

5>n Rizinus haben sie nicht gespart.

Sie meinten, ich sei von zu harter Rrt
Und bedürfe einer energischen Rur.

Dabei dann verlor ich meine Figur.

Dann kämen wieder neue professer

Und sagten: Schröpfen! Schröpfen sei besser!

Die Blutegel wurden fett und rund,

Nur ich kam gänzlich auf den Hund.

werd' ich noch einmal überwintern?

Vas brauchte Metall und schweren Sold.

Der Wucher sitzt auf seinem Gold
Behäbig mit dem breiten Hintern.

Den sollten sie einmal massieren!

Dem streicht die Rippen und den Bauch!
wenn rechte Ürzte ihn Kurieren,

Gesunde ich am Ende auch.... Pm,
 
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