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Längst stiebt bei den Bajuvaren
Adolf Bitler jeden Crumpf:

Gr treibt Ost und (Best zu Paaren,
Zieht die Karre aus dem Sumpf.
Offeriert man drum zur Stunde
Bayerns goldne Krone ihm?
Ruprecht steht im Hintergründe,
fleh, und er ist — legitim.

Soll man nicht dem ßlutentfacber
Spenden Königshuldigung?

Doch schon droht der UJittelsbacher,
Und er bringt sie auf den Schwung.
Im Begeistrungs-Giertanze
Dreht der ganze Klüngel sich:

Adolf geht wohl mehr aufs Ganze,
Dur ist Ruprecht königlich.

fleh, wie soll der Zwiespalt enden?
flu dem CUanste schmilzt der Schmer.
Dünner kleckern schon die Spenden.
Selbst das Bofbräu schmeckt nicht mehr.
Und das Herz klopft an die Rippe:
jauchzt man ihm zu oder UM?
Adolf hat die grössre Lippe,

Doch ist Ruprecht legitim ...

Der Spießer

Partikularist Mumpel in Leipzig hat auch
schon gehört, daß die Franzosen ins Ruhr-
gebiet einmarschiert sind. Dabei bricht er in
den behaglichen Ruf aus: „Was geht denn
das uns au? Bis Leipzg warn se wohl »ich
gleich gommen, »ich, Emilie?"

Kriegsberichterstatter Schnarrholz
ist guter Säöffnung!

Mau spricht wieder davon. Wehe, daß man
davon sprechen muß. . . .

Denn sie sind da: mit Tanks, Maschinen-
gewehren und dem ganzen höllischen Apparat
moderner Menschenvernichtung. Die Zeitungen
bringen Zeichnungen vom. - Kriegsschauplatz.
Meldung über Meldung erschreckt das Land.
Kriegsberichterstatter a.D. Schnarrholz wittert
Morgenluft.

Ach, das waren andere Zeiten damals Anno
J914. Der Sprung vom quietschenden Redak-
tionssessel hinaus in die schöne wilde Welt,
von der man so oft geschrieben und berichtet
und noch nichts erlebt hatte, tat wohl. Aus-
gestattet mit dem unendlich billigen Schreib-
material und allen möglichen Reisebequemlich-
keiten, begleitet vckn den brausenden Hurra-
rufen der tausendköpfigen Menge, so ging's
hinaus. Wo's eine» Halt gab, gab's große
Stimmungen. Und dann die dicken schwarzen
Schinkenbröte in Westfalen! Verpflegung über-
all erste Form. Diese Fahrt im roten Polster,
diese Zuvorkommenheiten, diese Begrüßungen,
Vorstellungen und interessanten Bekanntschaf-
te»! Der Bleistift kam gar nicht zur Ruhe.

Und dann das herrliche Heer in der schönen,
in der neuen grauen Felduniform. Alles tadel-
los eingepuppt, die Offiziere würdig und ernst,
noch ohne Kriegsbemalung. Bei den erste»
Ruinen legte sich eine tiefe Falte übers Ge-
sicht, und dann, als die ersten Kanonendonner
hinter blutroten Horizonten kümmerten, da
ivard's Ihnen feierlich, Herr Schnarrholz. Sie
hatten keine Angst, es war ja alles so weit,
so weit.

Aber daun kam das große Ereignis. Au
einem milden, sturmfreien Nachmittag ging's
in den gutgesicherten Schützengraben. Das wor-

ein Gucken und Begutachten, und in die Heimat
flog ein gutstilisiertes Feuilleton; denn aus den
schwerfälligen Landser-Briefen wnr vorerstnicht
allzuviel zu entnehmen. Daß sich's in der Etappe
nicht leben ließe, hat noch niemand behauptet.
Auch Herr Schnnrrholz fand alles in bester
Ordnung.

An das und an noch vieles andere'mußte
heilte Herr Schnarrholz in Wehniut gedenken.
Halb prostend, halb protestierend gegen die
jammervolle. Gegenwart nahm er einen schwa-
chen Schluck seines Haustees.

' Ja, mein lieber Schnnrrholz, heute liegen
die Dinge anders. Wir könnten es schon noch
einmal aushalten; denn der garuisoudienst-
fähigste Mensch — wenn er ivill — kann mehr
vertragen als das felddienstfähigste Pferd, .aber-
das arme „Reich". Eigen Deutschen gut aus-
zurüsteu, kostet heute etliche Milliönchen, Brot-
und Zuckerkarte noch gar nicht mitgerechnet.
Die erste Verpflegstation würde eine dünne
Margariueschnitte bieten, ach, es ist ja gar
uicht auszudenkeu!

„Aber sie sind ja da, sie sind ja da!"
entgegnet Herr Schnarrholz; „mit ihren
Flammenwerfern und himmelblauen Rciier-

Herkules am Scheideweg

„Soll unser Korps nun Poincnrö aus Säbel for-
dern oder wegen Förderung des Nationalismus zum
Ehrenmitglied ernennen?"

molken haben sie uns überfallen!" Gewiß, doch
geben Sie wohl gern zu, daß Tanks, die nicht
in Tätigkeit treten, höchstens ein interessantes
Besichtigungsobjekt bedeuten und Flugzeuge,
die keiire Feuereier legen, nur mit hohein äst
thetischeu Genuß betrachtet werden. Sehen Sie
nicht in dem allem, so schwer es einem auch
aukömmen mag, die -verzweifelten Zuckungen
des Militarismus - tböütio lranpais?

Bitte, denken Sie einmal darüber nach, Herr
Schnarrholz, und schreiben Sie mir einen recht
freundlichen und vernünftigen Brief! A.B,

Lieber Jacob!

In einer süddeutschen Stadt erließ der Ober
bürgermeist-er die Bekanntmachung an die städ-
tischen Ämter, daß künftig wegen des hohen
Papierpreises keine Klosettpapierrölleu »lehr
allgeschafft werden dürfen; Eine Zeitung be-
liiäligelte dieseli Erlaß und sagte dem Ober-
bürgermeister, er solle doch mit seinen Spar-
maßnahmen nicht von hinten anfangen.

Ruhr-Merkwürdigkeit

„Eigentlich eine merkivürdige Sache, die mit
der Ruhr."

„Inwiefern?"

„Nun, indem ivir den Franzosen mit nicht-
gelieferten Kohlen einheizen."

Alkohol und Patriotismus

schon im Mauen Ureuz braust ein Frohlocken,
Balde liegt das neue veulfchlaud trocken,
weine gibt’s nicht mehr, Bier und Liköre,

Und das freut uns fehre!

Doch da regen allerorts behende
Sich die Brauerei- und lDirtsverbände:

„vag sie Ulis die Freiheit so beschneiden,
wollen wir nicht leiden!

Jedermann hat Fug und Recht zu kaufen
Mas er mag, und sich drin zu besaufen,

Und ersUwenn er ganz sich drin besoffen,

Steht die Tür ihm offen.

Nur in> Sprit vergessen wir die Sorgeu-
Und das blöde Mühen um das Morgen.

Sieh der Schieber nächtlich letzte Ziels!

Tafe, Bar und viele!

Bist dir dann im Schwung, mit jeder tfluote
wächst in dir der Drang zunr patriote,

Und dein Tiefstes will im ljnrraslngen
Uns zum Lichte dringen.

also können wir den Staat zu ehren,
wir zurzeit den Sprit noch nicht entbehren;

Tr erhebt uns auf die höchste Uinimung
Tiner lfurrastimmung!!"

Oa ich dies vernahm, Hab' ich sehr rasche
Ubbittc getan in Sack und 5lsche,

Trank drei Buddel Mein, las 5!rndi und Fichte
Und schrieb Uricgsgedichte, Kobes
 
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