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Solide Ware

»Bißchen teuer ist da? Möbel ja. Aber dasiir ist
kein Pappsarg, sondern was vors ganze Leben!"

Bei der Wahrsagerin

Poincarö: „So, Sie wissen es ganz ge-
nau, an welcher Krankheit ich sterben werde?"

Wahrsagerin: „Gewiß, an der Ruhr."

Der Blitzableiter

„Alles Bös« hat auch seine gute Seite," er-
zählt Pantoffelheld Müller. „Seit der Ruhr-
besetzung schimpft meine Alte nicht mehr den
Lanzen Tag ausmich, sondern auf Po incarö!"

Linerfüllbar!

In dieser schlimmen Gegenwart ist es koppelt
beseligend, wenn man einen schönen Traum
hat. Er war zu schön, um wahr zu sein; denn
er führte mich nicht nur in die goldene Zeit
v»r 1914, sondern noch viel weiter in den
Märchenhimmel der Kinderzeit, wo einem »och
drei Wünsche gewährt wurden. Es war aller-
dings keine Fee, die erschien; die Welt ist
längst entgöttert, und die Engel fliehen unsere
Wege. Immerhin, eS erschien wenigstens der
alte PetruS, etwas gealtert, etwas verbum-
wett, doch immer noch einige Grade freund-
licher als die Gewaltherren der Erde.

„Drei Wünsche kann ich dir allerdings nicht
erfüllen," meinte er; „denn bei uns ist neuer-
dings auch alles rationiert, aber wünsche dir
nur was."

So etwas kommt heutzutage so überraschend,
daß man zunächst keine Worte findet. „Nun,
wie wär's mit einem Automobil?" sagte er.

„Nein, entschied ich kurz, ich habe immer
auf die Automobile geschimpft, wenigstens so-
lange ich nicht drin saß."

„Oder mit einer Reise in die Schweiz?"

„Warum nicht? Aber ich würde dort
keinen LandSmann treffen und mich lang-
weilen zwischen den Valutastarken, und
wie schwer würde auch die Rückkehr sein!
Petrus, ich will es rundheraus sagen:

Ich wünsche mir, daß die Bratwurst wie-
der 30 Pfennig kostet."

PetruS wurde bleich. „Alles, alles, und
Noch viel mehr, nur das nicht."

„Ist das vielleicht zuviel?"

„Nein, aber das steht nicht in meiner
Macht, da müssen Amerika, England und
Frankreich, da muß die ganze Wett dazu
helfen."

Da rasselte der Wecker, und Petrus
verschwand. So ist es nun, wenn man
zu bescheiden ist!

Kraftvolle Enkel!

Aon Alfred Venter

„Ja, Kinder, daS war damals ein aufregen-
der Tag," sagte der Großvater, als er sich von
seinem Hustenanfall erholt hatte.

„Wir saßen am Stammtisch und mit uns
ein Reisender, der mit dem Abendzug aus
Berlin gekommen war. Er hatte eine alarmie-
rende Nachricht mitgebracht, die auch uns alle
in Erregung versetzte. Dieser Mann hatte in
der Reichshauptstadt ein größeres Lokal be-
sucht, und dort statt der üblichen fünfzehn hatte
er a-ch—t—z—e—h—n Pfennige für ein GlaS
Bier bezahlen müssen! „Ein Ausnahmefall!"
erwiderte damals einer der Umsitzenden. „O
nein," entgegnete der Fremde, „es sind An-
zeichen vorhanden, daß die Preiserhöhung des
edlen Nasses eine allgemeine >vird." Die An-
sicht über diese Aussicht schlug ivie eine Bombe
ein — Furor Teutonicus!

Die Runde war ohnehin schon leicht erregt
gewesen. Man hatte sich noch nicht darüber
beruhigt, daß die Portiersfrau sich auf dem
Wochenmarkt eine Frühgurke gekauft hatte und
Frau Güterbodenmeister Schlichting eine Hut-
feder trug, die von Frau Gütervorsteher Trömel
auf mindestens neun Mark geschätzt worden
war. Die Hauptfrage aber war, ob sich die
Preiserhöhung auch auf das hiesige Bräu er-
strecken würde. Schon in den nächsten Tagen
brachten die Zeitungen, wenn auch nur als
verschämte Notiz, die kurze Mitteilung, daß
man mit einer unumgänglichen Erhöhung deS
Bierpreises von zwei bis drei Pfennigen rech-
nen müsse. Diese Tatsache wurde wiederum
einen Abend lang Gegenstand lebhaftester Er-
örterung. „Wohin soll das führen, sollen wir
vielleicht den Gastwirten die Sommerfrische
bezahlen?" wurde unwillig geäußert. Die ge-
samte, sonst so friedliebende Bürgerschaft war
erregt, namentlich die jung-akademischen Kreise,
die doch eigentlich nur aus des Vaters Tasche
lebten, wurden von einem Sturm der Ent-
rüstung erfaßt.

Allenthalben ballte man sich zusammen und
schwur, dem Wirte nur so lange die Treue zu
halten, als das Bier noch zu alten Preisen
verschenkt werde. Man hielt Versammlungen
ab wie zu den Wahlzeiten. Auch die breite
biertrinkende Masse verschrieb sich besondere
Redner, die gegen die Brauereigewaltigen kräf-
tig vom Leder zogen. „Eingesandts" erschienen
in den Zeitungen. In einem Nachbardorf zer-
schlug man dem Wirte gelegentlich der General-
versammlung des Vereins „Einigkeit" sogar
ein Faß. Ja, Kinder, wir haben auch unsere
Kämpfe gehabt." —

In diesem Augenblick, wo Großvaters Husten-
anfall wiederkam, kam auch — Klärchen mit
dem Handkorb herein und verkündete die frohe
Botschaft, daß die Butter wieder fünfhundert
Mark aufgeschlagen habe. Der sechzehnjährige

Irr Miesbach

„O mei! Der Hitler-Adolf, wenn er Präsident war,
tüt's dem Poinkarreh anders auf die Haxen treten!"

Erich, der während der Erinnerungsrede des
Großvaters still dagesessen hatte, sprang jetzt
mit einem Male auf und sagte: „Hörst du,
Großvater, fünfhundert Mark auf ein-
mal! Und ihr habt euch wegen eines lumpigen
Dreiers so aufgeregt. Da hast du's wiedermal,
wir sind ganz andere Kerle: was wir
da aushalten können, das hättet ihr
damals nicht fertig gebracht!"

Dorfrüblingötag

Um die Ecke streicht ein lauer hauch.

Über Nacht

Ist an einem dunklen Strauch
Grün ein ttnolpenheer erwacht.

Spatzen lärmen auf der Galle.

Meine Nachbarin, die bialle.

Öffnet lchon ihr feilster lacht.

In den Scheiben blitzt es warm und heil.
Grohpapa wagt zögernd lich vors Haus.
Null, der Nudel dehnt lein feil
wohlig in der Sonne aus.

In der Hecke zirpt die Meile,
flus dem kinstern Nester teile
Schlüpf! behende eine Mau».

weihe Wölkchen fegein froh und flink

Ourch des Himmels blaues Licht.

jeder Menlch und jedes Oing

Trägt ein lchöneres Geficht.

flufwärts fchwingt des Lebens Weste.

fingen lächeln in die Helle

voller 2uverlicht. ern« Pr«ia„«

Eine feine Erfindung

Bisher war es so: tvenn ein Schiff unter-
ging, nahm eS auch die Banknoten mit. Das
war ärgerlich. Menschen gibt eS genug, aber
Banknoten kriegt man nie gemtg. Darum
hat einer einen Geldschrank erfunden, der
schivimmen kann. Man stellt ihn o.ltfs
Deck, und sobald er nasse Füße kriegt,
löst er sich los und macht eine Wasser-
partie. Dabei steckt er eine Lampe an,
schießt Raketen ab und heult. Alles ganz
von selbst.

Eine famose Erfindung! Durchaus im
Interesse der Weltgerechtigkeit, die einen
Geldschrank im Wasser nicht schlechter
behandeln darf als zu Lande. Hier geht
bekanntlich mancher unter, aber ein Geld-
sack nie. Freudig werden wir lesen: „Bei
dem letzten großen Schiffsunglück ertranken
483 Personen, dagegen wurden sämtliche
Geldschränke gerettet."

„Je enger das Volk dm Leibriemen zieht, desto mehr gehen
wir in die Breite!"
 
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