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„Liebe britische Sphinx, löse das Rätsel endlich: wann hilfst du Deutschland?"
„Wenn an seinem Glück mehr zu verdienen sein wird als an seiner Not!"

Einer, der lachen kann

„Noch eine andere Gabe besitzt der Kaiser, von der
die Welt nichts weiß, und zwar meine ich seinen un-
erschöpfliche» Lumor."

Silvester Viereck in der Kölnischen Zeitung.

Berichterstatter Schmalzbock (der sich sofort
in ein Flugzeug gesetzt und um ein Interview ge-
beten hat): „Ist es richtig, daß Eure Majestät
eine Gabe besitzen, von der die Welt nichts
weiß?"

Majestät: „Wieso nur eine? Ich besitze
viele Gabe», verehrter Herr Schmalzbock, über
die sich die Welt noch wundern wird."

Schmalzbock: „Zweifellos. Sie fällt aus
einem Erstaunen in das andere, Majestät.
Augenblicklich erregt besonderes Aufsehen Euer
Majestät unerschöpflicher Humor, der lachend
bcn Krieg und seine Folgen überwand."

Majestät: „Sprechen wir nicht vom Krieg
und schweigen wir über die Folgen. Man
muß vergessen können! Das ist das ganze
Kunststück, das mein Volk leider noch nicht
gelernt hat. Mein Zwerchfell dagegen be-
findet sich in bester Verfassung."

Schmalzbock: „Erstaunlich - nach den
furchtbaren Schicksalsschlägen, die gerade Euer
Majestät betroffen!"

Majestät: „Dor lach ick öwer, lieber
Schmalzbock. Mein Silbergeschirr kam heil
über die Grenze, das Hochzeitsdiadem auch,
und mein preußisches Finanzministerium tut
auch, was es kann, um mich bei guter Laune
zu erhalten."

Schmalzbock: „Es ist geradezu ein Ver-
hängnis für unser Vaterland, daß Euer Maje-
stät es in diesen dunklen Zeiten nicht mit
Ihrem sonnigen Humor erhellen können."

Majestät: „Warum rufen die Dummköpfe
mich nicht? übrigens: dunkle Zeiten, sagen
Sie. Warum dunkel? In Doorn sind Sie nur
nachts dunkel, hahaha. Hier haben Sie gleich
einen vorzüglichen Witz, einfach so aus dem
Handgelenk." “

Schmalzbock: „Hahaha!"

Majestät: „Hahaha! . . . Im Vertrauen,
lieber Schmalzbock: meinem Volke mangelt
nichts als der Humor. Pessimistisch, tragisch,
finster sieht es auf Krieg, Tod, Krüppel, Hunger,
Wucher, Ruhrbesetzung und dergleichen. War-
um? Weil ihm die lachende Philosophie fehlt.
Verkünden Sie meinem Volke: cs solle so ver-
gnügt wie sein Kaiser sein."

Schmalzbock: „Ich will es fett drucken
lassen. Und werde verlangen, daß Euer Maje-
stät weit die Grenzen geöffnet werden, damit
wir Sie als kaiserlichen Arzt der Volksseele
willkommen heißen dürfen."

Majestät: „Sehr schön gesagt. Notieren
Sie es sich."

Schmalzbock (tut es): „Und dann reden
Euer Majestät doch wieder öffentlich?"

Majestät: „Wiefrüher. Selbstverständlich."

Schmalzbock: „Dann ist Deutschland ge-
rettet! Heißen Dank, Majestät! Sobald Sie
nur de» Mund auftun, lacht das Volk auch
schon!"

Majestät: „Na also!" Pan

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Das seltene Bad

„Eigentümlich so ein Bad, der Körper wird ganz blaß
vor Scham und das Wasser wird sogar violett!"

Redensarten

Umsonst ist der Tod, aber dafür sind
seine Gehilfen um so teurer.

Man »rächt aus der Not eine Tugend,
doch mancher Tugend sieht man auch die
Not a».

Die Butter fällt einem nicht mehr
vom Prot, und wenn's passiert, dann ift's
Kuustbutter.

Wenn sich eine Frau vom Manne den Kopf
ivascheu läßt, dann kann sie heute viel Geld
ersparen.

Er ist auf Rosen gebettet.— ich möchte
mal die Gärtnerrechnung sehen!

Wer heute aus der Haut fahren will,
mag sich einmal erkundigen, was eine neue
Haut kostet.

Wer heute noch was auf die Goldwage
legen kann, ist zu beneide».

Auf dem Geldsack sitzen ist heute be-
quemer als früher, wo die Taler noch hart
waren.

Hat der Bauer Geld, hat's die ganze
Welt. Stimmt, aber der Bauer hat richtiges.

Renne nicht mit dem Kopf an die
Wand. Was meinst du, was heute eine Wand
zu reparieren kostet?

Die Möbeleinrichtung

Wenn man einen guten Freund trifft, den
man jahrelang nicht gesehen hat, da gehört
es sich, daß man fragt: Wie geht's? Krause
war anders. Er packte mich gleich am obersten
Nockknopf und jubelte von der Möbelein-
richtung, die er seiner Tochter gekauft hatte.
„Sehr preiswert," sagte er: „Zimmer, Küchen-
einrichtung, alles echt, 29 Tausend."

„Dollar?"

„Bist du toll? Meine Brieftasche ist nicht
gesünder als deine — Mark, Mark! Beinahe
hätte ich gesagt gute deutsche Reichsmark."

„Da gratuliere ich. Erstens zu dem Mut,
heute noch solchen Dingen nachzulaufen, und
zweitens zu dem Erfolg. Aber der Mann, der
solche Preise hat, muh komplett verrückt sein!"

„Im Gegenteil, er ist Stadtverordneter."

„Nun, wann heiratet denn die Glückliche?"

„Heiraten?! Seit wann gehören wir schon
zu Afrika, daß wir unsere Kinder mit 9 Jahren
verheiraten? Ich bin froh, daß sie eben den
Keuchhusten glücklich überstanden hat. Es scheint,
>vir mißverstehen uns gründlich: es handelt sich
um — eine Puppenstubeneinrichtung für
ihren Geburtstag."

Wir verabschiedeten uns. In lustigen Zeiten
hätten wir ans die Sache eins getrunken, st B.
 
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