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Lobelspäne
Teure Minka, ich muß scheiden:
Briefe kann ich nicht mehr schreiben,
Denn ich weiß nicht mehr das Porto,
Das erhöhte, aufzntreiben,
Weine nicht, geliebtes Mädchen,
Traue mündlich meinen Schwüren,
Doch nicht schriftlich: ungebührlich
Steigern sich die Postgebühren,
Auch mein Opfersinn hat Grenzen
Grenzen hat nun eben alles:
Wenn auch grenzenlos mein Lieben,
Ist auch grenzenlos mein Dalles,
*
Im besetzten Rhein- und Ruhrgebiet darf „Der wahre Jacob"
nicht verbreitet werden, weil er angeblich „die Würde der franzö-
sischen Armee beleidigt" habe. Da ergibt sich die Preisfrage: wie-
viel französische Offiziere und Soldaten müßten nicht nach der gleichen
Begründung dort ebenfalls verboten werden??
In Bayern ist ein Ding passiert:
Da hat ein Fuchs mit 'nein Lahn poussiert.
Verlegen kräht der gallische Lahn —
Das Füchslein wurde abgetan.
Das Füchslein war ein schlimmer Gauch;
Es mästete sich seinen Bauch.
Run räucherte man aus den Bau —. •
And manchen Füchsleins Mut wird flau.
In Bayern steht manch dunkler Wald,
Manch Fuchs hat da den Aufenthalt —
Grabt dem Gesindel nur das Grab
And zieht die dicken Felle abl
Mein Freund Ede fragte: „Warum weist die französische Regierung
so viel Deutsche aus?" Ick erklärte: „Weil sie nicht — weise ist!'
Dein getreuer Säge, Schreiner,
Widerlegung
„Die Philosophen behaupten, es gäbe in der Natur keinen leeren
Raum — sie sollten nur mal meine Börse und meinen Magen
ansehen!"
Die Truft^Spimie
Lautfos, du- merfft es faum.
Während du ßämmerft und feifft,
Ader ft und Koßfen gräßft,
Hoßefft und feimft,
Grüßefft und fetzft und drucfft,
Kfeider weßfi, Häufer ßauft
Und mit müdem Rücßen nacß Haufe fcßfeicßft.
Um deine Wafferfuppe zu föffefn —
Immer ift ße am Werfe.
Immer ift ße gefcßäfiig und fleißig.
Die gewaltige Spinne,
Ißr Netz zu weßen üßer dein Vaterfand.
Ußer Grüßen und Wafdungen,
Papier- und Eifeifaßrdten,
Ußercßemifcße Werfe undTefefunfenftationen,
Ußer Rittergüter und Brennereien,
Sdn'flswerfie und Erdölßrunnen
Wirfi ße ßeßarrficß die Täden und fnüpfi
ße fefter und fefter.
Sudend wandert der ftecßende Bfid umßer.
fafiende Tüßfer umfpannen die raudien-
den Effen,
Tfinfte Tüße üßerfißfeicßen das Haus —
Und was geftern no<£ frei in der Sonne fag.
Glitzert am Morgen im feinen Geweße
Der fautfos fcßaffenden Spinne.
Tag und Nacßt. Nacßt und Tag.
Du merfft es faum.
Daß die, Täden auch dicß ergreifen.
Hoßßwangige Männer umßüfteln dicß.
Bfeicße Trauen fcßauen angftvoff umßer.
Hungrige Kinder weinen um Brot.
Spürft du es ftecßend in deiner Bruft ?
Spinne ßat dicß getroffe.t.
Dürre Leicßname Sängen in ißrem Netz.
Spinne tranf ißnen das Leßen aus,
B faßteßcß und ivarf iveiter die gierigen Täden.
Voff, du arme, zappefnde Tliege I Pan.
*
Wissenswertes aus Amerika
Außer schönen Boxresultaten und vielen
Enttäuschungen kommen zuweilen auch inter-
essante Neuigkeiten aus dem Geburtsland«
des Dollars/ damit die Leser des Stoppacher
Tageblattes (gegr. 1886) hübsch munter
bleiben und das Staunen nicht verlernen.
So erheiterte jüngst eine amerikanische Zei-
tung die Welt mit einer Amsrage an ihre
Leser: Was dachten Sie am Konfirmations-
altar? Resultat: 13% an die Gratulations-
karten, 150 0 an ihre Patengeschenke, 7% an
den Mittagsbraten, 10 °/0 an allerhand
heilige Personen, 50% an ihr neues Kleid,
einer hatte eine Mücke am Kirchenfenster
beobachtet, einer dachte seltsamerweise an
Napoleon III. und die übrigen überhaupt an
nichts.
In New sZork hat sich vor kurzem ein
Klub gebildet, der selbst bei Leuten, die
amerikanische Verhältnisse gewöhnt sind,
einiges Erstaunen hervorgerufen hat. Er
nennt sich die „Liga der Verschnupften",
(Wäre übrigens auch was für uns.) Es
handelt sich aber, um von vornherein Irr-
tümern vorzubeugen, um Leute, die im wahr-
sten Sinne des Wortes den Schnupfen haben.
Da dieses Frühjahrs- und Lerbstleiden
vielfach mit einer Art Schwerhörigkeit ver-
bunden ist, werden von stimmgewaltigen
Sängern und Rednern Vorträge gehalten.
Die Betreffenden sind durch Gasmasken
gegen vagabundierende Schnupsenbazillen
geschützt. Der Klub wechselt natürlich ständig
seine Mitglieder, da dieselben naturgemäß
selten länger als 4 Wochen mit dem Aebel
behaftet zu sein Pflegen, Vorstandsmit-
glieder müssen übrigens statutengemäß mit
dem Stockschnupfen behaftet sein.
And noch etwas: Von einem merkwürdigen
medizinischen Falle berichtet ein amerikanischer
Arzt. Er hatte ein Mädchen in Behandlung,
das beständig 20° Blutwärme aufwies. Die
heißesten Getränke selbst konnten keine
Steigerung derselben Hervorrufen. Man
las ihr französische Schlachtenberichte vor,
Liebesgeschichten: sie konnte sich für nichts
erwärmen. Die gesamte medizinische Fakultät
steht vor einem Rätsel.
Anfrage eines unbefangenen Euro-
päers, nicht etwa des treuesten Lesers des
seit 1886 bestehenden Stoppacher Tageblattes,
sondern eines völlig Anparteiischen, der ein
paar Gummisohlen in besagtes Blatt ge-
wickelt bekam: Ich wette 1 Papiermark
gegen 1 Dollar, daß diese Dame früher
kalte Mamsell in einem New Yorker
Lokal gewesen ist, A. V.
*
Stinnes
Stinnes wurde gefragt, ob ihm seine Ver-
Haftung durch die Franzosen sehr unangenehm
gewesen wäre, „Furchtbar", klagte Stinnes,
„Bedenken Sie, stundenlang nichts auf
kaufen zu können!"
Lobelspäne
Teure Minka, ich muß scheiden:
Briefe kann ich nicht mehr schreiben,
Denn ich weiß nicht mehr das Porto,
Das erhöhte, aufzntreiben,
Weine nicht, geliebtes Mädchen,
Traue mündlich meinen Schwüren,
Doch nicht schriftlich: ungebührlich
Steigern sich die Postgebühren,
Auch mein Opfersinn hat Grenzen
Grenzen hat nun eben alles:
Wenn auch grenzenlos mein Lieben,
Ist auch grenzenlos mein Dalles,
*
Im besetzten Rhein- und Ruhrgebiet darf „Der wahre Jacob"
nicht verbreitet werden, weil er angeblich „die Würde der franzö-
sischen Armee beleidigt" habe. Da ergibt sich die Preisfrage: wie-
viel französische Offiziere und Soldaten müßten nicht nach der gleichen
Begründung dort ebenfalls verboten werden??
In Bayern ist ein Ding passiert:
Da hat ein Fuchs mit 'nein Lahn poussiert.
Verlegen kräht der gallische Lahn —
Das Füchslein wurde abgetan.
Das Füchslein war ein schlimmer Gauch;
Es mästete sich seinen Bauch.
Run räucherte man aus den Bau —. •
And manchen Füchsleins Mut wird flau.
In Bayern steht manch dunkler Wald,
Manch Fuchs hat da den Aufenthalt —
Grabt dem Gesindel nur das Grab
And zieht die dicken Felle abl
Mein Freund Ede fragte: „Warum weist die französische Regierung
so viel Deutsche aus?" Ick erklärte: „Weil sie nicht — weise ist!'
Dein getreuer Säge, Schreiner,
Widerlegung
„Die Philosophen behaupten, es gäbe in der Natur keinen leeren
Raum — sie sollten nur mal meine Börse und meinen Magen
ansehen!"
Die Truft^Spimie
Lautfos, du- merfft es faum.
Während du ßämmerft und feifft,
Ader ft und Koßfen gräßft,
Hoßefft und feimft,
Grüßefft und fetzft und drucfft,
Kfeider weßfi, Häufer ßauft
Und mit müdem Rücßen nacß Haufe fcßfeicßft.
Um deine Wafferfuppe zu föffefn —
Immer ift ße am Werfe.
Immer ift ße gefcßäfiig und fleißig.
Die gewaltige Spinne,
Ißr Netz zu weßen üßer dein Vaterfand.
Ußer Grüßen und Wafdungen,
Papier- und Eifeifaßrdten,
Ußercßemifcße Werfe undTefefunfenftationen,
Ußer Rittergüter und Brennereien,
Sdn'flswerfie und Erdölßrunnen
Wirfi ße ßeßarrficß die Täden und fnüpfi
ße fefter und fefter.
Sudend wandert der ftecßende Bfid umßer.
fafiende Tüßfer umfpannen die raudien-
den Effen,
Tfinfte Tüße üßerfißfeicßen das Haus —
Und was geftern no<£ frei in der Sonne fag.
Glitzert am Morgen im feinen Geweße
Der fautfos fcßaffenden Spinne.
Tag und Nacßt. Nacßt und Tag.
Du merfft es faum.
Daß die, Täden auch dicß ergreifen.
Hoßßwangige Männer umßüfteln dicß.
Bfeicße Trauen fcßauen angftvoff umßer.
Hungrige Kinder weinen um Brot.
Spürft du es ftecßend in deiner Bruft ?
Spinne ßat dicß getroffe.t.
Dürre Leicßname Sängen in ißrem Netz.
Spinne tranf ißnen das Leßen aus,
B faßteßcß und ivarf iveiter die gierigen Täden.
Voff, du arme, zappefnde Tliege I Pan.
*
Wissenswertes aus Amerika
Außer schönen Boxresultaten und vielen
Enttäuschungen kommen zuweilen auch inter-
essante Neuigkeiten aus dem Geburtsland«
des Dollars/ damit die Leser des Stoppacher
Tageblattes (gegr. 1886) hübsch munter
bleiben und das Staunen nicht verlernen.
So erheiterte jüngst eine amerikanische Zei-
tung die Welt mit einer Amsrage an ihre
Leser: Was dachten Sie am Konfirmations-
altar? Resultat: 13% an die Gratulations-
karten, 150 0 an ihre Patengeschenke, 7% an
den Mittagsbraten, 10 °/0 an allerhand
heilige Personen, 50% an ihr neues Kleid,
einer hatte eine Mücke am Kirchenfenster
beobachtet, einer dachte seltsamerweise an
Napoleon III. und die übrigen überhaupt an
nichts.
In New sZork hat sich vor kurzem ein
Klub gebildet, der selbst bei Leuten, die
amerikanische Verhältnisse gewöhnt sind,
einiges Erstaunen hervorgerufen hat. Er
nennt sich die „Liga der Verschnupften",
(Wäre übrigens auch was für uns.) Es
handelt sich aber, um von vornherein Irr-
tümern vorzubeugen, um Leute, die im wahr-
sten Sinne des Wortes den Schnupfen haben.
Da dieses Frühjahrs- und Lerbstleiden
vielfach mit einer Art Schwerhörigkeit ver-
bunden ist, werden von stimmgewaltigen
Sängern und Rednern Vorträge gehalten.
Die Betreffenden sind durch Gasmasken
gegen vagabundierende Schnupsenbazillen
geschützt. Der Klub wechselt natürlich ständig
seine Mitglieder, da dieselben naturgemäß
selten länger als 4 Wochen mit dem Aebel
behaftet zu sein Pflegen, Vorstandsmit-
glieder müssen übrigens statutengemäß mit
dem Stockschnupfen behaftet sein.
And noch etwas: Von einem merkwürdigen
medizinischen Falle berichtet ein amerikanischer
Arzt. Er hatte ein Mädchen in Behandlung,
das beständig 20° Blutwärme aufwies. Die
heißesten Getränke selbst konnten keine
Steigerung derselben Hervorrufen. Man
las ihr französische Schlachtenberichte vor,
Liebesgeschichten: sie konnte sich für nichts
erwärmen. Die gesamte medizinische Fakultät
steht vor einem Rätsel.
Anfrage eines unbefangenen Euro-
päers, nicht etwa des treuesten Lesers des
seit 1886 bestehenden Stoppacher Tageblattes,
sondern eines völlig Anparteiischen, der ein
paar Gummisohlen in besagtes Blatt ge-
wickelt bekam: Ich wette 1 Papiermark
gegen 1 Dollar, daß diese Dame früher
kalte Mamsell in einem New Yorker
Lokal gewesen ist, A. V.
*
Stinnes
Stinnes wurde gefragt, ob ihm seine Ver-
Haftung durch die Franzosen sehr unangenehm
gewesen wäre, „Furchtbar", klagte Stinnes,
„Bedenken Sie, stundenlang nichts auf
kaufen zu können!"