144
iMMlch »v
gelflrbte
»ntitellen das IchSnste Antlitz.
Ubier Mundgeruch wirkt ab-
stoßend. Beide Übel werden
[ofort in oolllommen un-
schädlicher Weise beseitigt
durch die bewährte Zahnpaste Chlorodont. Ein Ver-
such lohnt! In allen Apotheken. Drogerien und Parfümerien.
Konferenzen
Als Eva mit der Schlange unter dem
sagenhaften Baume der Erkenntnis die be-
kanntlich so folgenschwere Zusammenkunft
hatte und zwecks weiterer Besprechung Adam
mit hinzugezogen ward, da war die erste
Konferenz auf der Erde. Seitdem haben die
Konferenzen nicht wieder aufgehört. Ich bin
der Überzeugung, daß in der Arche Noah,
einem geradezu idealen Versammlungsraum,
sicher mehrere stattgefunden haben zwecks Be-
schlußfassung über die Öffnung des oberen
Fensters, damit die Friedenstaube mit dem
Ölzweig hinausgelassen werden konnte. Das
Konferenzbedürfnis scheint tief im Menschen-
herzen zu schlummern. Bei den Juden er-
wachte es periodisch zum Osterfeste, allwo
man zusammenkam in der hochgebauten Stadt,
die Mohammedaner pilgerten regelmäßig
nach Mekka, die Christen hatten ihre Konzile.
Diese hatten als solche eine geschichtliche Be-
deutung, daß wir ihre Jahreszahlen sogar
in der Schule auswendig lernen mutzten, ehe
man uns die Fahrpläne erklärte.
Später verweltlichte das Konferenzeln
immer stärker. Jeder Berufsstand macht
heute einen Ort aus, wo man sich das nächste
Mal wieder „trifft". Das geht vom adven-
tistischen Predigerverein bis zum Deutschen
Dobermann-Pintscher-Verband.
Ernster liegen die Dinge, wenn die Ober-
herren der Völker zusammenkommen, um über
die Verteilung der Kriegsbeute zu konferieren
und dabei nach fünf Jahren noch zu keinem
Ende gelangen. Schlägt man des Morgens
das Zeitungsblatt auf, springen einem die
Konferenzen wie eine Lerde weißer Mäuse
an, und wenn einmal nichts davon drin steht,
dann wundert es einen noch mehr. Man
nimmt sie schließlich als etwas Tagtägliches
hin, wie Brotaufschläge, Schiebertum, Grippe,
Steuer und andere Schönheitsfehler dieser
Welt.
Und das ist vielleicht das Schlimmste an
der Sache; man stumpft ab wie bei den
immer eintöniger werdenden Leeresberichten
ab 1915. Man wird gleichgültig, man weiß
nicht einmal, ob schon eine sogenannte Iubi-
läums-Konferenz war, etwa die 59. oder 75.,
man gibt sich nicht einmal mehr Rechenschaft
darüber, was im tiefsten Grunde eine Kon-
ferenz ist. Es ist nicht etwa nur ein Zu-
sammenlaufen, wie aus der lateinischen
Grundbedeutung des Wortes hervorgeht,
sondern vor allem ein ewiges Kofferpacken
der Ärmsten, die daran beteiligt sind.
Sodann bedeutet Konferenz halten zunächst
einmal tüchtig frühstücken. Der politische Lin-
weisaufdieseTatsachefehlt bei keinemBericht.
Damit soll nicht gesagt sein, daß dies den
Löhepunkt bedeutet, Wenns auch zuweilen so
scheint; denn es folgen noch die „Einnahme
des Tees" und als hochdiplomatischer Aus-
klang der unvermeidliche Bierabend. Konfe-
renz heißt aber auch reden. Ohne Zweifel,
es wird viel geredet, und die Stenographen
wissen ein Liedchen davon zu schreiben, und
wir dürfens dann lesen.
Ob wir auch selbst einmal dabei sein dürfen?
Loffnung ist immerhiir vorhanden, zum min-
desten für die Konferenz, die den endgültigen
Untergang des Abendlandes feststellt. And
auch auf ihr wird Poincarö Vorsitzender
fein. —r.
Reiseandenken
„Lerr Müller, Sie tragen ja den Arm in
der Schlinge?"
„Folgen eines französischen Bajonettstiches,
Reiseandenken an meine Ruhrfahrt."
3 la Poincare
Sommerfrisch l er (vonWanzen gepeinigt):
„So, jetzt will ich aber zu Sanktionen und
Retorsionen schreiten!"
Natürlich
Monarchistensprößling: „Nicht wahr,
die angeklagte Prinzessin hat im Ehrhardt-
Prozeß natürlich auf einem Anklagethron
gesessen?"
Und wackelt Mauer auch und Turm
Und bläh’n sich auf die Sorgen, —
Die Jugend trotzt dem Zeitensturm:
Sie glaubt noch an das Morgen.
Rot flammt ihr heiliges Panier.
Und krächzen auch die Raben, —
Wer so die Jugend hat wie wir,
Wird auch die Zukunft haben H
Kunstreform
Paderewski, der bekannte Musiker und ehe-
malige Staatspräsident von Polen, hat in
Paris ein Konzert gegeben, dessen Ertrag
für die Entwicklung der französischen Gistgas-
industrie bestimmt war. Man muß diese Tat
begrüßen. Die Musik und überhaupt alle Kunst
war ja in der Tat bisher reichlich rückständig,
da sie einem erhöhten,freudigeren,harmonischen
Leben diente. Beethoven z. B. jauchzte in
der Neunten Sinfonie das „Seid umschlungen,
Millionen" begeistert in die Welt. Er war
allerdings nie Staatspräsident gewesen. Unter
dem stilreinen Protektorat von Poincarö
und Foch reformiert nun Paderewski den
pazifistischen Zimt und singt: „Seid Vergifter,
Millionen!" Auch die künstlerische Kultur
bewegt sich eben in aufsteigender Linie, p.
*
Der Philister
(Rach bekannter Melodie)
Stell auf den Kopf den deftigen Philister,
Die schönste lange Nase kannst ihm drehn —
Es wird ihm nie, daß du sein Überlister,
Ins Köpferl gehn — ins Köpferl gehn!
Lalt einen Spiegel riesengroßer Maße
Dem Spießer mit dem tollsten Lachen hin —
Es kommt ihm nie, daß e r das Bild zum
Je in den Sinn — je in den Sinn! fSpaße,
Er merkt es nicht, so scharf dein Lieb auch
Er lacht mit dir ob jeder Schalkeslist — fzuckte,
Und denkt dabei, daß das Fell, was so
Des Nachbars ist — des Nachbars ist! fjuckte,
Wie einst!
Beim Berliner Paketpostamt ist kürzlich
eine Verfügung ausgehängt worden, die den
Beamten das Grüßen der Vorgesetzten „wie
einst" unbedingt zur Pflicht macht. Die Vor-
gesetzten haben darauf zu achten, „daß wieder
Zucht und Ordnung unter die Beamten
kommt." Zucht ist: die linke Land an der
Losennaht. Ordnung: die rechte am Mützen-
schirm.
Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die
Unterbeamten vielfach beide Lände zum
Verladen der Pakete usw. gebrauchen. Das
ist unstatthaft. Mindestens eine Land hat
stets zum Gruß bereit zu sein. Die Post-
kasernenverwaltung hat mit Rücksicht auf die
Linkshänder davon abgesehen, diese Land
speziell zu bezeichnen, erwartet für die ge-
währte Freiheit aber, daß, wenn beide
Lände frei sind, die oben angegebene Ord-
nung — links Losennaht, rechts Mütze —
gleichzeitig prompt durchgesührt wird.
Lurrah!
Ein Pantoffelheld
Sie: „35 Grad sind heute im Schatten."
Er: „Nicht wahr, Malchen, da darf ich
schwitzen?"
Anerkennung
Kleinrentner Schulze bekommt von einem
Verwandten aus Ämerika einen Brief mit
einem Dollar darin. Begeistert ruft Schulze
aus: „Doch ein großer Mann gewesen, dieser
Kolumbus, weil er Amerika entdeckt hat!"
L. Maro
*
Moderner Beruf
„Was ist Kommunist Gröbler eigentlich
von Beruf?"
„Versa mmlungs spreng er."
iMMlch »v
gelflrbte
»ntitellen das IchSnste Antlitz.
Ubier Mundgeruch wirkt ab-
stoßend. Beide Übel werden
[ofort in oolllommen un-
schädlicher Weise beseitigt
durch die bewährte Zahnpaste Chlorodont. Ein Ver-
such lohnt! In allen Apotheken. Drogerien und Parfümerien.
Konferenzen
Als Eva mit der Schlange unter dem
sagenhaften Baume der Erkenntnis die be-
kanntlich so folgenschwere Zusammenkunft
hatte und zwecks weiterer Besprechung Adam
mit hinzugezogen ward, da war die erste
Konferenz auf der Erde. Seitdem haben die
Konferenzen nicht wieder aufgehört. Ich bin
der Überzeugung, daß in der Arche Noah,
einem geradezu idealen Versammlungsraum,
sicher mehrere stattgefunden haben zwecks Be-
schlußfassung über die Öffnung des oberen
Fensters, damit die Friedenstaube mit dem
Ölzweig hinausgelassen werden konnte. Das
Konferenzbedürfnis scheint tief im Menschen-
herzen zu schlummern. Bei den Juden er-
wachte es periodisch zum Osterfeste, allwo
man zusammenkam in der hochgebauten Stadt,
die Mohammedaner pilgerten regelmäßig
nach Mekka, die Christen hatten ihre Konzile.
Diese hatten als solche eine geschichtliche Be-
deutung, daß wir ihre Jahreszahlen sogar
in der Schule auswendig lernen mutzten, ehe
man uns die Fahrpläne erklärte.
Später verweltlichte das Konferenzeln
immer stärker. Jeder Berufsstand macht
heute einen Ort aus, wo man sich das nächste
Mal wieder „trifft". Das geht vom adven-
tistischen Predigerverein bis zum Deutschen
Dobermann-Pintscher-Verband.
Ernster liegen die Dinge, wenn die Ober-
herren der Völker zusammenkommen, um über
die Verteilung der Kriegsbeute zu konferieren
und dabei nach fünf Jahren noch zu keinem
Ende gelangen. Schlägt man des Morgens
das Zeitungsblatt auf, springen einem die
Konferenzen wie eine Lerde weißer Mäuse
an, und wenn einmal nichts davon drin steht,
dann wundert es einen noch mehr. Man
nimmt sie schließlich als etwas Tagtägliches
hin, wie Brotaufschläge, Schiebertum, Grippe,
Steuer und andere Schönheitsfehler dieser
Welt.
Und das ist vielleicht das Schlimmste an
der Sache; man stumpft ab wie bei den
immer eintöniger werdenden Leeresberichten
ab 1915. Man wird gleichgültig, man weiß
nicht einmal, ob schon eine sogenannte Iubi-
läums-Konferenz war, etwa die 59. oder 75.,
man gibt sich nicht einmal mehr Rechenschaft
darüber, was im tiefsten Grunde eine Kon-
ferenz ist. Es ist nicht etwa nur ein Zu-
sammenlaufen, wie aus der lateinischen
Grundbedeutung des Wortes hervorgeht,
sondern vor allem ein ewiges Kofferpacken
der Ärmsten, die daran beteiligt sind.
Sodann bedeutet Konferenz halten zunächst
einmal tüchtig frühstücken. Der politische Lin-
weisaufdieseTatsachefehlt bei keinemBericht.
Damit soll nicht gesagt sein, daß dies den
Löhepunkt bedeutet, Wenns auch zuweilen so
scheint; denn es folgen noch die „Einnahme
des Tees" und als hochdiplomatischer Aus-
klang der unvermeidliche Bierabend. Konfe-
renz heißt aber auch reden. Ohne Zweifel,
es wird viel geredet, und die Stenographen
wissen ein Liedchen davon zu schreiben, und
wir dürfens dann lesen.
Ob wir auch selbst einmal dabei sein dürfen?
Loffnung ist immerhiir vorhanden, zum min-
desten für die Konferenz, die den endgültigen
Untergang des Abendlandes feststellt. And
auch auf ihr wird Poincarö Vorsitzender
fein. —r.
Reiseandenken
„Lerr Müller, Sie tragen ja den Arm in
der Schlinge?"
„Folgen eines französischen Bajonettstiches,
Reiseandenken an meine Ruhrfahrt."
3 la Poincare
Sommerfrisch l er (vonWanzen gepeinigt):
„So, jetzt will ich aber zu Sanktionen und
Retorsionen schreiten!"
Natürlich
Monarchistensprößling: „Nicht wahr,
die angeklagte Prinzessin hat im Ehrhardt-
Prozeß natürlich auf einem Anklagethron
gesessen?"
Und wackelt Mauer auch und Turm
Und bläh’n sich auf die Sorgen, —
Die Jugend trotzt dem Zeitensturm:
Sie glaubt noch an das Morgen.
Rot flammt ihr heiliges Panier.
Und krächzen auch die Raben, —
Wer so die Jugend hat wie wir,
Wird auch die Zukunft haben H
Kunstreform
Paderewski, der bekannte Musiker und ehe-
malige Staatspräsident von Polen, hat in
Paris ein Konzert gegeben, dessen Ertrag
für die Entwicklung der französischen Gistgas-
industrie bestimmt war. Man muß diese Tat
begrüßen. Die Musik und überhaupt alle Kunst
war ja in der Tat bisher reichlich rückständig,
da sie einem erhöhten,freudigeren,harmonischen
Leben diente. Beethoven z. B. jauchzte in
der Neunten Sinfonie das „Seid umschlungen,
Millionen" begeistert in die Welt. Er war
allerdings nie Staatspräsident gewesen. Unter
dem stilreinen Protektorat von Poincarö
und Foch reformiert nun Paderewski den
pazifistischen Zimt und singt: „Seid Vergifter,
Millionen!" Auch die künstlerische Kultur
bewegt sich eben in aufsteigender Linie, p.
*
Der Philister
(Rach bekannter Melodie)
Stell auf den Kopf den deftigen Philister,
Die schönste lange Nase kannst ihm drehn —
Es wird ihm nie, daß du sein Überlister,
Ins Köpferl gehn — ins Köpferl gehn!
Lalt einen Spiegel riesengroßer Maße
Dem Spießer mit dem tollsten Lachen hin —
Es kommt ihm nie, daß e r das Bild zum
Je in den Sinn — je in den Sinn! fSpaße,
Er merkt es nicht, so scharf dein Lieb auch
Er lacht mit dir ob jeder Schalkeslist — fzuckte,
Und denkt dabei, daß das Fell, was so
Des Nachbars ist — des Nachbars ist! fjuckte,
Wie einst!
Beim Berliner Paketpostamt ist kürzlich
eine Verfügung ausgehängt worden, die den
Beamten das Grüßen der Vorgesetzten „wie
einst" unbedingt zur Pflicht macht. Die Vor-
gesetzten haben darauf zu achten, „daß wieder
Zucht und Ordnung unter die Beamten
kommt." Zucht ist: die linke Land an der
Losennaht. Ordnung: die rechte am Mützen-
schirm.
Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die
Unterbeamten vielfach beide Lände zum
Verladen der Pakete usw. gebrauchen. Das
ist unstatthaft. Mindestens eine Land hat
stets zum Gruß bereit zu sein. Die Post-
kasernenverwaltung hat mit Rücksicht auf die
Linkshänder davon abgesehen, diese Land
speziell zu bezeichnen, erwartet für die ge-
währte Freiheit aber, daß, wenn beide
Lände frei sind, die oben angegebene Ord-
nung — links Losennaht, rechts Mütze —
gleichzeitig prompt durchgesührt wird.
Lurrah!
Ein Pantoffelheld
Sie: „35 Grad sind heute im Schatten."
Er: „Nicht wahr, Malchen, da darf ich
schwitzen?"
Anerkennung
Kleinrentner Schulze bekommt von einem
Verwandten aus Ämerika einen Brief mit
einem Dollar darin. Begeistert ruft Schulze
aus: „Doch ein großer Mann gewesen, dieser
Kolumbus, weil er Amerika entdeckt hat!"
L. Maro
*
Moderner Beruf
„Was ist Kommunist Gröbler eigentlich
von Beruf?"
„Versa mmlungs spreng er."