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Brief aus der Sommerfrische.

Lieber Assosieh!

Ich habe mir an dießem pickfeinen Bade-
ort hier bißher gut eingclebt (natürlich auch
ebenso gut ausgelebt!) Die Pangsiohnspreiße
steigen zwar täglich, heute koste ich 5 Millionen
pro Tag. Die armen Kleinschieber kommen
nich mehr mit und reißen nacheinander ab,
es bleiben man bloß noch die schweren Ka-
lieber da. Mit Dewiesen habe ick mir jetzt
zur Genüge vollgehängt, ich habe ungezählte
englische Pfund auf der Ban? von England
zu liegen und kann von den Zinsen bequehm
in Deutschland leben. Fatal wäre blos,
wenn sie mal die Auslandsguthaben ran-
kriegten, das brauchte man unter Cuno nicht
zu befürchten.

Geschäftlich meine ich, sollste jetzt kein Mehl
mehr verkaufen, sondern du legst das Lager
voll und denn machst die Bude zu und hängst
ein Schild daran: Wegen Renovierung einige
Monate geschlossen! Idee, was? Verkoofen
tun wer erst wieder, wenn mit Goldwerten
bezahlt wird. Wir können gar nicht mehr
verdienen als wenn wir schließen und blos
man noch an der Börse arbeiten. Ich habe
meinen ganzen hiesigen Kuraufenthalt schon
dreimal herausspekuliert.

Doch genug vons Geschäft. Wahnsinniger
Betrieb hir, sage ich dir. Diese Weibsen!
Man kann sich kaum erwehren. Schade daß
meine Olle mir auf Schritt und Tritt nach-
steigt. Ich habe aber den Badearzt ge-
schmiert mit 5 Millionen, daß er ihr Luft-
veränderung verordnet, weil sie nerfös ist.
Er hat sie nach Neichenhall gesprochen, das
ist weit weg und der Name gefällt meiner
Frau so gut. Na, denn bin ick bald be-
trübter Strohwitwer. Ich will dir näm-
lich mitteilen, daß wir hier nächstens famosen
Fez veranstalten: Prämierung des schönsten
Damenknies I Vorsitzender der Preiskom-
mission bin icke! Leidenarbeit diese Vorbe-
sichtigungen .Junge! Junge! Davon

darf natürlich meine Olle nischt spanne»,
deshalb werde ick ihr nach Reichenhall ver-
laden.

Meine Entfettungskur hat noch nicht an-
geschlagen, der Artzt meint, ich müsse in der
Woche nnndestens drei Pfund abnehmen und
verordnet mir Fasttage bei Thee mit Butter-
brot. Brrrl Laste Worte? Ich kneife na-
türlich immer hintenrum aus in die Lokale
wo es Bayrisch und Eisbeine gibt. Der
gute Doktor wundert sich, daß ich egal
zu statt abnehme. Abends spielen wir Skat
bis um viere Morgens; ich habe schon drei
Millionen verloren. Die Gewinner zahlen
aber dafür den Seckt. Mensch, so wohl habe
ick mir noch nie gefühlt wie in dieser Zeit.
Es ist doch schön auf der Welt!

Mit treudeutschem Gruß und Landschlag
Dein August Neureich.

Naheliegender Irrtum.

Rudolf, der Schüler, rezitiert das bekannte
Ahlandsche Gedicht „des Sängers Fluch."
Sein jüngerer Bruder kommt gerade bei der
Stelle ins Zimmer, der den Charakter des
grausamen Königs schildert: „Und was er
sinnt ist Rache, und was er denkt ist Blut"

Da ruft das Brüderchen: „Gelt, Rudolf,
damit ist Ehrhardt gemeint."

Im organisierten Chaos.

„So, Sie waren neulich in den zerstörten
Gebieten?"

„Ja, an der Ruh r."

In der.Ordnungszelle

lasieren

„Jetzt regnet's bald wieder Meineid'"
„Wieso?"

„Ehrhardt läuft frei herum."

Satt' ich 'ne Tante ln Amerika!

Das Herz will nicht mehr mit deuLämmern
springen.

Mir will kein Lied, kein einz'ger Vers
gelingen.

Das Gold ist weg, der große Dalles da:
Hätt' ich 'ne Tante in Amerika!

Ich habe kein Talent znm Seifenschteber,
Wenn mans nicht hat, das lernt sich nie
mein Lieber,

Ich stehe in den letzten Hosen da —
Hätt' ich '»e Tante in Amerika!

Regierungsnoken sind genug gewechselt,
Mit Hochdruck werden sie gedrechselt.
Für eineDollarnote schrie ichmal: „Hurra,
Ich Hab' 'ne Tante in Amerika!"

Immer Protz.

„Lerr Schnappke, es sind Drillinge
angekommen."

Großschieber: „Gut, mögen die Leute
sehen, was unsereins sich in diesen teuren
Zeiten leisten kann."

Die Seligen

„Wohin, Lerr Müller?"

„Aus den Friedhof und dieToten beneiden!"

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Gegenbeweis.

Bei Schiebers kramt der Sprößling, Gym-
nasiast, seine neuesten, naturwissenschaftlichen
Kenntnisse aus: „Alles Leben stammt aus
dem Wasser, dem Meere." Da protestiert
der Papa; „Unsinn, wie würde der Mensch
denn da eine solche Abneigung gegen das
Baden haben?"

Der erste Gedanke.

„Welche Gedanken bewegten Sie, als Sie
im Gebirge das großartige Naturschauspiel
einer mit riesiger Schnelle wachsenden Lawine
sahen?"

„An unsere Neichsschulden mußte
ich denken." *

Eine Entfettungskur.
Freund: Aber du bist mager geworden!"
Iungvermählter: „Wunder, Flitter-
wochen bei 30° Nachttemperatur!" L. Maro.

Der Bösewicht

Lerr Abel trat in die Wohnung seines
Schwagers Schwerreich, der im Begriff stand,
sich ungewaschen, verschlafen und gelangweilt
am Frühstückstisch niederzulassen.

„Maxe", Hub er an, betreffs deines Sohnes
müßtest du mal andere Saiten aufspannen.
Der Itinge ist erst zwanzig Jahre alt uud
lebt wie ein alter, unsolider Junggeselle."

Schwerreich blickte kaum auf, griff gähnend
nach einem fetten Stück Schinken und lächelte
spöttisch. „Laß man den Jungen", sagte er
dann, er bringt das Geld seines Vaters unter
die Leute und denkt: lustig gelebt und selig
gestorben, das heißt dem Teufel die Rech-
nung verdorben."

Lerr Abel schaute verlegen vor sich hin.
„Ra", meinte er schließlich, „es wäre wohl
nicht gar so schlimm, wenn sich der Junge
nicht mit einer solchen Leidenschaft dem Spiel
hingeben würde!"

Schwerreich verzog keine Miene. „And
wenn schon", erwiderte er gelassen, „das ist
ein Sport der Zeit. Schiller hat doch auch
irgendwo einmal gesagt: Loher Sinn liegt
oft im kind'schen Spiel. .."

Abel sah, daß hier die Laster des Sohnes
nur Anerkennung fanden, und da es ihm fern
lag, den hoffnungsvollen Sprößling des
Schwagers nur anzuschwärzen, nahm er jetzt
Veranlassung, von einer guten Tat des-
selben zu berichten.

„Der Junge hat natürlich auch seine guten
Seiten", fuhr er daher fort. „Eine Kellne-
rin, die er von seiner Stammkneipe her
kennt, wurde neulich plötzlich schwer krank.
Kaum hatte er von dem Schicksal des armen
Mädchens gehört, veranlaßte er, daß ihr
allerhand Kräftigungsmittel übersandt wur-
den, und er half dann noch mit einer grö-
ßeren Geldsumme."

Äerrn Schwerreich blieb der letzte Bissen
im Munde stecken.

„Was?" schrie er und stierte den erschrocke-
nen Schwager an, „und das sagst du mir
erst jetzt? Der Junge ist reif fürs Irren-
haus. Der Bösewicht gibt einer Kellnerin...
na warte, ich werde ihm sogleich sein Taschen-
geld entziehen. Er soll sich jeden Pfennig
von mir fordern und Rechenschaft oblegen,
wofür es verwandt werden soll, damit er
nicht mein schönes Geld unnötig verplempert!"
And so geschah'S. Willy BUnger.
 
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