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Deutschland, ein Sommermärchen

Nach S. Leine — von Frihchen.

IV.

In Sachsen kam ich gerade dazu,

Wie etliche Leuchelunken

Das Volk mit patriot'schem Gequak

And frommem Geseir' machten trunken.

Der sächsische Ministerpräsident,

Der das Kind beim Namen nannte,

Latte zu Heller Wut entflammt
So manche Zeitungstante.

Am schlimmsten steht's dort um die Religion:
Kein Mensch darf in Sachsen mehr beten —
And in der Schule, o Jammer und Schmach!
Darf man von Gott nicht mehr reden.

Der Thron ist gestürzt, und auch den Altar
Wird man zu stürzen noch wagen.

Dann fehlt nicht mehr viel und es gehet auch
Dem Geldsack an den Kragen.

Wer Thron, Altar und Geldsack stürzt.

Dem ist nichts auf Erden mehr heilig.

O Sachsenland, wer brav und fromm,
wendet den Rücken hier eilig.

And dich, Lerr Ministerpräsident —

Das hätte ich bald vergessen —

Wird nächstens das ganze Spießertum
Mit Laut und Laar auffressen.

Was du jüngst in deiner Rede gesagt,

Den deutschen Spießern viel Pein schafft.
Du bist der Popanz und Kinderschreck
Der Bürger-Arbeitsgemeinschaft.

Wer heut' ein rechter Demokrat,

Geht mit Lelfferich und Wulle
In allen Fragen durch dick und dünn.

Aus Furcht vor Stinnes Bannbulle.

Wenn ich zurück nach Walhalla komm'

And den Achtundvierz'gern erzähle.

Was ihre politischen Enkel tun.

Sie durchschneiden sich jammernd die Kehle.

And wenn aus dem sächsischen Parlament
Ich ihnen Bericht werde geben,

Sie nehmen sich zum andernmal
Ihr demokratisches Leben.

Sie werden erröten in wilder Scham,

Daß das ihre Kinder wären,

Die sich mit ihrem Namen geschmückt
And gar mit ihren Lorbeeren.

Drum fort aus Sachsen, nach Preußen hinein
Geht es mit Sturmeseile.

Ich will dort nach dem preußischen Aar
Verschießen meine Pfeile.

V.

Der preußische Adler dräut nicht mehr
Bon schwarz und weißen Pfosten,

And nicht an jeder Ecke steht
Mehr da ein preußischer Posten.

Den preußischen Zopf, das heil'ge Symbol,
Trägt man nur noch in Ministerien,

Wo die nachrevolutionäre Zeit
Gerade auf Sommerferien.

So leicht beschneiden den preußischen Zopf
Auch nicht Sozialdemokraten. swort

„Lie Zopf und Schwert!" bleibt das Losungs-
Wie im Vogtlande „Knödel mit Braten."

Der Lerrgott, dem der Spießer dient.

Ist in Preußen noch der Lerr Leutnant.
Man liebt einmal, das ist so bequem.

Was einem ins Auge streut Sand.

An preußischer Art, das ist gewiß.

Wird die Welt dereinst wieder genesen,
Wie das vorzeiten schon der Fall
Bei Auerstädt gewesen.

Ein echt-ostelbischer Krautbaron
Gilt mehr als Schiller und Goethe —

Schon daß man sie zu vergleichen wagt,

Ist republikanisch blöde.

Doch daß ein Minister Sozialdemokrat,

Das ist wohl nicht so ohne.

Am Ende ziert nächstens der Sowjetstern
Die preußische Adlerkrone!

Seitdem im Reichstag schwarz-rot-gold
Die Fahne weht, schmeckt Lerrn Mulle
And seilten Getreuen iin Reich
Kaum »och die Schinkenstulle.

VI.

Was ist soziale Gerechtigkeit?

Wenn nur der Reiche die Steuern
Nicht zahlen muß dem armen Mann
Kann man getrost einfeuern.

Wenn Schieber und Wuch'rer im Aeberfluß
Nur immer zu leben haben —

Den Armen kann man ganz getrost
In Eierkisten begraben!

Wenn Industrie und Landwirtschaft
Verdienen nach besten Valuten —

Die andern mögen nur entbehr'»

Oder blechen bis sie verbluten.

Dafür sorgt schon das Bürgertum —

Das sorgt auch für wahre Freiheit!
Politische Freiheit gilt ihm nichts.

Viel mehr ist ihm jene Dreiheit,

Die wie ein leuchtendes Gestirn
Sozusagen sein Limmelspol ist,

Am den sein Denken ewig kreist.

Wovon es nun so hohl ist:

Freie Wirtschaft, freie Spekulation
And für Antirepublikaner
Volle Freiheit zur Schändung der Republik
Schon für die Sekundaner.

Die adäquat'ste Regierungssorm
Für einen deutschen Spießer
Sei ewig doch die Monarchie
Der politischen Kannegießer.

Das deutsche Volk sei noch nicht reis.

Sich selber zu regieren;

Drum müsse eben ein großer Monarch
Wie Wilhelm II. es führen.

Der hätte schon vor Jahrzehnten gewußt,
Deutschlands Zukunft läg' auf dem Wasser—
Drum wurde mancher deutsche Fürst
Zum Memoirenverfasser!

And in den Memoiren steht,

Daß auch Wilhelm mit Wasser nur kochte,
Aus welcher Leitung er 's Wasser nahm.
Daß nie selbst aus dem Felsen er 's pochte

Wie Moses, der das dürstende Volk

Mit köstlichem Trünke stillte-

Der Wilhelm hatte das Militär,

Wenn dürstend das Volk einmal brüllte.

Doch das sagt nicht der Lerr Studienrat —
Das wär' Majestätsbeleidigung I
Man verschweigt devotest, was nicht gehört
Zu der Monarchie Verteidigung.

Das nennt man Freiheit der Wissenschaft,
Republikanische Bürgerkunde!

So zieht man das neue Geschlecht herauf
Zur Größe der kommenden Stunde,

Von der Lerr Studienrat gerne träumt:
Von der Republik Vernichtung
And von des deutschen Kaisertums
Schönerer Wiederaufrichtung.

And Kanzler der neuen Monarchie —
Davon war noch nicht die Rede —

Werden nach Anciennität
Alle teutschen Studienräte!

■k

Schöne Aussicht

„Ich glaube, bald wird es in Deutschland
nur zwei Lauptberufe geben."

„Wieso?"

„Nun, Die eine Lälfte der Menschen wird
Noten drucke» und die andere Lälfte sie in
Banken hin und her wälzen." Maro.

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