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Bei dem in Bückeburg, im Kasernenhof der Reichswehr unter Anwesenheit eines Fürsten veranstalteten Reit- und Fahrturnier wurden die spärlichen schwarz-
rotgoldenen Fahnen eingezogen mit der Begründung, daß vor Schwarz-rot-gold die Pferde scheu würden.

Lustige Zeitungsschau des
„Wahren Jacob"

Das „Hamb.Echo" berichtete am i«.Juli
1927 folgendes:

„Der Ausschuß zur Förderung der Leibes-
übungen im Deutschen Reichstag hielt am
8. Juli unter Dorsch des Abgeordneten
Schreck-Bielefeld seine letzte Sitzung ab."

Leibesübungen im Deutschen Reichstag
(der mit dem Deutschen Reich
nicht tu verwechseln ist) find:
Kniebeugen der Reichsminister
vor den Deutschnationalcn,

Langsamer Schritt in der
Sozialpolitik, Zurück marsch
marsch ins Mittelalter uftv.usw.

Was meckert man, wenn man das liest,
die Sache ist schon richtig!

Wenn’s auch die Republik vermiest,
der Einwand ist schon wichtig.

Es sdieu’n bei uns vor Schwarz-rot-gold
nicht nur allein die Pferde,
es scheut bei uns vor Schwarz-rot-gold
die ganze Hammelherde.

Josef Maria Frank.

Auch der Spießer hat ein Herz

Zeichnungen von KariHoltz

Oberlehrers Brautwerbung

„... Und dann, Geliebte, nehme ich an,
daß unsere Wochenendideale nicht mitein-
ander kollidieren: wir spielen nach wie vor
im Philologen-Verein am Sonnabend
unseren Skat!"

*

Au!

„Sehen Sie den Herrn dort drüben?
der hat sich in Amerika einen
Namen gemacht!"

„Womit?"

„Als er von Deutschland
durchbrannte, hieß er Meyer,
jetzt heißt er Smith!"

Der Prophet

„ES gibt kan Menschen af da
Welt, der wo no net im königlich
bayerischen HofbräuhauS war",
behauptet der Schwalmtoni.

„Unser Bier iS welbcrühmt",
brummt der Sepp. Stolz hebt er
den vollenKübel und taucht unter.

„Dom Bier allanig kimmt dös
net, aber dös iS die Würz vom
Bier, woaßt, z'Minka, da
gibtS es königlich bayerische Hosbräubier ... königlich-
bayerisch ... da liegtS drin..." belehrt der KarrenluiSl.

„So, und die Würz, die wvllens iatz wegmacha ...
des königlich soll wegkratzt und nimmer hingmalt warn",
gibt ein anderer kund.

„Himmisakerment... du spinnst... dummer Trist!"
kinigli und Hvsbräuhaus ... döS ghört do zamm, wia
der Hatschier zum Radi... hahaha... lacht der Har-
monikalenz boshaft.

Dieser Bosheit versetzt avcr der königlich bayerische
Republikaner und Obersekretariatsgehilfe Bonifazius
Himmelseher einen furchtbaren Hieb mit den Worten:
„Und i sag, balS döS maierSstätische Wort kiniglich furt-
kratzen, nachdem ist dös grad so, als wenn a Kumet
kimmt... es gibt a grausamS Unglück... dös
prophezei i... aba der Prophet gilt ja nix in
seinem Landl..."

„Drum tat i dir raten, geh halt in a anders
Landl ... druck di..." meint mit bierge-
sättigter Seelenruhe und recht gemürskamerad-

Die Ursache

„Sag' mal, woher kommt es,
daß sich jetzt nur so wenig Leute
etwa« kaufen können?"

„Weil die Preise so hoch sind."

„Und weshalb sind die Preise
so hoch?"

„Na. weil so wenige Leute
kaufen können."

Wir geben nicht«! Machen Sir, daß Sie rauskommen!"

lchaftlich der Harmonikalenz.

Die Uhr

Meier« haben Besuch. Obgleich
die Uhr bereitsMitternacht zeigt,
bcquemt man sich nicht zum
Abschied. Die Hausfrau, ganz
untröstlich, greift schließlich zu
einer List.

„Was ich sagen wollte, Frau
Lehmann, haben Sie eigentlich
schon unsere neue Standuhr ge-
sehen?"

„Ja — sie ist entzückend!"

„Wir nennen sie den Besuch."

„Wieso?"

„Wissen Sie, man kann
machen, wa« man will, sie geht
eben nicht."

*

p.

Zeitungsmeldung:

„Die Heimarbeiterin Anna Schulze, seit
Monaten arbeitslos, machte gestern einen
Selbstmordversuch mittels Gasvergiftung.
Die Schulze und ihr zwölfjähriger Sohn
wurden von Hausgenossen bewußtlos auf-
gefunden. Ein sofort herbeigeholter Arzt
nahm Wiederbelebungsversuche vor, die von
Erfolg gekrönt waren."

Unser Geschlecht

Wir schuften schwer um ein paar arme Groschen, —
der Chef im Auto steuert jung und schlank. — Er
trägt den Lackschuh, unsereins Galoschen, — er fährt
ins Seebad, wir sind alt und krank. — Hier wird
gehungert, da wird Skat gedroschen, — das Rechts-
bewußtsein ruht im Aktenschrank. — Die Frau
Geheimrat blitzt mit Ring und Broschen, — im
Keller gibt’s um ein Paar Strümpfe Zank. — Film-
luxusfraudien ziehen süße Goschen, — die Obdach-
losen schlafen auf der Rank. — Die Gottesfurcht
wird Kindern eingedroschen, — und wenn wir
streiken, zieht man wohl auch blank. —

Wenn ich mal sterbe, ist mein Stamm erloschen —
Na, Gott sei Dank! Karl Schnog.

*

Die langweilige Vorlesung

Professor: „Ich möchte doch darum bitten,
daß während meines Vorträge« nicht ge-
sprochen wird. Auch Ihnen gilt das, Herr
Kandidat Meier. Wiederholt beobachte ich
schon, daß Sie sich unterhalten/

Kandidat

„Na Gott sei Dank, die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg

gekrönt!"

>,Sie irren sich, Herr Professor,
ich fühle mich keiner Schuld be-
wußt. Es müßte denn sein, daß
ich im Schlaf gesprochen habe."

Die vornehmen Fliegen

Eine Firma erhielt von einem
Kunden folgenden Brief:

„Wir senden Ihnen die Flie-
genfänger wieder zurück, weil
sic hier unbrauchbar sind. Die
Fliegen gehen darauf spazieren,
bleiben aber nicht kleben. Unsere
Fliegen sind etwas Besseres ge-
wohnt."

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