Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Strandnotizcn

Seit drei Tagen weilt Frau
Regierungsrat Blei mit drei
beängstigend unverheirateten
Töchtern an der See.

„Übrigen- —", erklärte
August, der in alle möglichen
Sachen cingeweiht ist, aufge-
regt, „ übrigens haben alle drei
schon an einer SchönheitS-
konkurrenz teilgenommen".

Alt Publikum natürlich,
meinte er.

Gespräch auf der Terrasse.

„Die Tennisplätze sind in
einem grauenhaften Zustand",
erklärte Baron Kesselstein
wundervoll schneidig, „total
abgetreten! Die Badedirek-
tion sollte so'n paar Arbeits-
lose aus Berlin holen. Die
Kerls können schließlich was
tun für ihre Staatsrente."

„Aber natürlich!" stimmte
Dr.X. zu, „das ist nicht mehr
als recht und billig: was

Arbeitslose abgenützt haben, können auch Arbeitslose wiederherstellen".

Unangenehmer Kerl, der X.

Vorübungen

„Ja, um Gvtteswillen, was machen Sie denn da in der Karnickelkiste?"
„Was ich mache? Ich mache Vorübungen! Ich will mir nämlich ein
Siedlungshaus baue» lassen!"

meinem Mann zu hinter-
bringen, daß ich mit Max

Zeichnung von W i l l i C t « i n - r t auf Bornholm war."

(Eduard hat das dunkle
Gefühl, an nicht ganz geklärte
Verhältnisse gekommen zu
sein).

*

Was übrigens dir furcht-
baren Hilfeschreie, die nach-
mittags aus dem Familien-
badtönen,anbetrifft,so haben
sie für länger hier Weilende
schon an Schrecklichem etwas
«ingebüßt. Es ist das vvll-
rrblühte Fräulein Olga Ben-
sicke, die sich dort jeden Tag
vom Ertrinken retten läßt.
Uneingeweihte Neuankömm,
linge pflegen hinzustürzen und
sie herauszuziehen.

„Bis jetzt erfolglos...",
weint Olga abends.

Lin Maharadscha mit Ge-
folge ist als Badegast tinge-
troffen und im Kurhaus ab-
gestiegen. Der Strand bedeckt
sich zusehends mitfreiwilligen
Lieblingsfrauen. („So'n Kerl hat natürlich das meiste Glück", stöhnt
Arminius Pieper bewundernd.)

Eine Nachtszene

Zeichnung von Hans Landivehrmann

Lin Stück landeinwärts vom
Strand stinkt ein Tümpel. Drei
ehrenwerte Männer pflegen dort
zu angeln und so zu tun, als
ob sie nicht angelten. Sie
kommen früh morgens, sehen
sich giftig an und angeln. Wenn
sie aufhören zu angeln, sehen
sie sich wieder giftig an und
stellen regelmäßig gemeinsam
eine Stange auf, an der sie ein
Schild befestigen mit der Auf-
schrift: „Angeln verboten." —
„Man vermutet nämlich",
erklärte dazu August, der, wie
gesagt, in alles mögliche einge-
weiht ist, „man vermutet näm-

„Nun, schönes Kind, was würden
Sie wohltun, wcnnJhnen ein lieber
Herr so eine goldene Kette für
öooo Mk. schenken würde?"

„Ach Herr—ich würde nichtmehr
auf die Straße gehen!"

lich, daß irgendwann mal Leute Fische in
den Tümpel hineintragen werden."

Die Ehegatten stürzen allsonnabendlich
mit größter Eile in die Wcckendzüge und
zu ihren Frauen an die See.

Sie kommen trotzdem meistens zu spät. —
Z.B.entsäusrltfolgendeseinrm Strandkorb:

„Weißt du, Lieschen, laß' doch den Lmil
laufen!"

„Ich kann nicht, Eduard!"

„Inwiefern kannst du nicht? Ha, natürlich
kannst du! Wie gesagt, laß de» Emil laufen."

„Ich kann ... ich ... kann... nicht."
(Tränen)

„Ach, du arme, kleine Kreatur, oh, oh..!
(Tröstungen). Aber warum kannst du denn
den Lmil nicht laufen lassen?"

„Siehst du, Eduard, der Lmil ist doch der
einzige, der Fred davon abhalten kann.

Auf einer Reunion gelang es
Olga, den Maharadscha zu um-
zingeln.

„Rauben", flötete sie, „rauben
die braunen Söhne der Heimat
Euerer Königlichen Hoheit
auch heute noch die Frauen?"

„Nur, wenn ein anständiges
Lösegeld in Aussicht steht", ent-
gegnete derMaharadscha,nach-
dem er Olga milde betrachtet
hatte. Olga läßt sich jetzt wieder
vomTode desErtrinkens retten.

Der Maharadscha ist mit Ge-
folge soeben verhaftet worden.

Er hat leider keine Frauen
geraubt, sondern das Lösegeld
direkt und heißt Karl Schulze.
(„So'n Kerl hat natürlich das
meiste Glück von
allen", bewun-
derte Arminius
stöhnend.)

Der prosaische Vater

Zeichnung von H. Peter

„Vater, wolle» wir nicht einmal
etwas vierhändig spielen?"

„Jawoll, spielen wir Sechsund-
sechzig!"

Das Patentekel

Zeichnung von Karl H o I tz

„Kann ich Ihnen «ine Erfrischung besorgen, mein Fräulein?"

„Ach ja ... wenn Sie sich auf eine halbe Stunde entfernen würden ■

7
 
Annotationen